A.G. Meissners sämmtliche werke ...: bd. Fabeln

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In commission bey A. Doll, 1813
 

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Häufige Begriffe und Wortgruppen

Beliebte Passagen

Seite 165 - Zeus schien willig und sprach zu dem Schafe: Ich sehe wohl, mein frommes Geschöpf, ich habe dich allzu wehrlos erschaffen. Nun wähle, wie ich diesem Fehler am besten abhelfen soll. Soll ich deinen Mund mit schrecklichen Zähnen und deine Füße mit Krallen rüsten? O nein, sagte das Schaf; ich will nichts mit den reißenden Tieren gemein haben. Oder, fuhr Zeus fort, soll ich Gift in deinen Speichel legen?
Seite 200 - man will, ich sei eines der schönsten Geschöpfe, womit du die Welt gezieret, und meine Eigenliebe heißt mich es glauben. Aber sollte gleichwohl nicht noch verschiedenes an mir zu bessern sein?
Seite 201 - Hier sind höhere und schmächtigere Beine, sprach Zeus ; hier ist ein langer Schwanenhals; hier ist eine breitere Brust; hier ist der anerschaffene Sattel! Willst du, Pferd, daß ich dich so umbilden soll?
Seite 166 - Müßt ich das! seufzte das Schaf. O so laß mich, gütiger Vater, wie ich bin. Denn das Vermögen, schaden zu können, erweckt, fürchte ich, die Lust, schaden zu wollen; und es ist besser Unrecht leiden als Unrecht tun. Zeus segnete das fromme Schaf, und es vergaß von Stund an zu klagen.
Seite 180 - Einst stritten sich die Sonne und der Wind, wer von ihnen beiden der Stärkere sei, und man ward einig, derjenige solle dafür gelten, der einen Wanderer, den sie eben vor sich sahen, am ersten nötigen würde, seinen Mantel abzulegen. Sogleich begann der Wind zu stürmen; Regen und Hagelschauer unterstützten ihn. Der arme Wanderer jammerte und zagte; aber immer fester wickelte er sich in seinen Mantel ein und setzte seinen Weg fort, so gut er konnte.
Seite 180 - Glut ließ sie ihre Strahlen herabfallen. Himmel und Erde wurden heiter; die Lüfte erwärmten sich. Der Wanderer vermochte den Mantel nicht länger auf seinen Schultern zu erdulden. Er warf ihn ab und erquickte sich im Schatten eines Baumes, während die Sonne sich ihres Sieges erfreute. Derlgel LAURENZ KIESGEN Im Unterholz am Waldrande war es schon dunkel, aber nun begann dort das Leben. „Uff!
Seite 201 - ... versetzte Zevs; gedulde dich einen Augenblick! Zevs, mit ernstem Gesichte, sprach das Wort der Schöpfung. Da quoll Leben in den Staub, da verband sich organisirter Stoff; und plötzlich stand vor dem Throne — das häßliche Ramecl.
Seite 349 - Er wäre vielleicht ein besserer teutscher Schriftsteller geworden, hätt er nie die Welschen und die Spanier gelesen ; denn eben der falsche Geschmack, der seit den Marino bei diesen beiden in der Literatur verschwisterten Völkern zu herrschen anfing, riß auch ihn dahin.
Seite 243 - Neben ihm sass sein Bär und wehrte die Fliegen ab, die scharenweise den Greis umschwärmten. Vorzüglich quälte ihn eine ; wohl zehnmal hatte der Bär sie fortgejagt, und immer kam sie wieder. Jetzt, als sie abermals auf die Wange des Schlafenden sich setzte, rief der Bär unwillig aus : „Warte, warte, ich...
Seite 200 - Lehre an," erwiderte der gute Gott und lächelte. „Vielleicht," sprach das Pferd weiter, „würde ich flüchtiger...

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