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bei welchem das Rohr durch einen von hinten hinein geschobenen Verschlußkolben, welcher seinerseits durch einen Quercylinder seitlich gehalten wird, verschlossen ist. Die Scent. Kanone wird durch 2 seitlich hineingeschobene und sich dann gegen einander spannende Keile verschlossen (der sogenannte Kreinersche Keilverschluß). Das 9cent. Geschütz hat 18 Parallelzüge, das Scent. Geschüß, zweckmäßiger, 12 nach vorn sich verengende Keilzüge. Der hintere, zur Aufnahme von Geschoß und Ladung dienende Raum der Seele, der Ladungsraum, ist nicht gezogen, sondern glatt, sein Durchmesser ist der der Züge des gezogenen Raumes.

Das eigentliche Geschoß des gezogenen Geschützes ist die Granate (2), doch ist dasselbe außerdem noch zur direkten Vertheidigung mit einigen Kartätschen ausgerüstet.

Die Granate der 8cent. Kanone wiegt ca. 82, der 9cent. Kanone 13% Pfund. Sie ist bei beiden Geschützen von gleicher Konstruktion, von cylindro ogivaler (spitzbegenförmiger) Form, und besteht aus einem Eisenkern mit Bleimantel, Zündvorrichtung und Sprengladung. Der Bleimantel, eine Umhüllung des Geschosses mit dünner Bleidecke, hat den Zweck, dem Geschoß durch Einpressen in die Züge die Führung, die Drehung um die Längenachse, zu geben. Der Zünder der Granate ist der Perkussionszünder (3), welcher beim Aufschlagen des Geschosses auf den Erdboden, oder beim Durchschlagen eines Widerstandes, etwa eines menschlichen Körpers, sich entzündet und so das Geschoß explodirt.

Die Kartätsche (4), eine Blechbüchse mit Füllung von kleinen Zinklugeln, beim Scent. Geschütz 48, beim 9 cent. Geschütz 81 Stück, wiegen 71, resp. 10, Pfund. Natürlich sind für dies Geschoß, welches schon im Rohr beim Abfeuern zertrümmert wird, die Züge von gar keiner Bedeutung.

Die Einführung des Shrapnels (5) war bei Beginn des Krieges für die Feldartillerie bereits befohlen, da jedoch nicht die genügenden Quantitäten dieses komplicirten Geschosses angefertigt waren, auch die Truppe noch nicht genügend mit demselben ausgebildet war, so wurde der Befehl wieder zurückgezogen. Der Shrapnel, bei Festungsund Belagerungs- Artillerie allgemein gebräuchlich, ist gewissermaßen eine Granate mit Füllung von Bleikugeln und sehr schwacher Sprengladung. Er hat einen zum Krepiren in der Luft bestimmten Zeitzünder (6), welcher vor dem Laden auf die verschiedenen Schußweiten eingestellt tempirt (7) wird. Nach der Explosion fliegen die Sprengstücke und der Inhalt in einer Garbe nach vorwärts.

Die früher bei Feld- und Festungs- Artillerie gebräuchlichen Brandgranaten (8) wurden bei ersterer kurz vor dem Kriege ganz abgeschafft, sind auch von letzterer fast gar nicht verschossen worden.

Die Pulverladung, in Kartuschbeuteln von Etamin, beträgt beim 9cent. Geschütz 11⁄2 Pfund, beim Scent. Geschütz relativ mehr, 1 Pfund. (Die nun ebenfalls auf Keilverschluß eingerichteten 9cent. Geschütze sollen 1,4 Pfund Ladung erhalten.) An dem Boden der Kartusche befindet sich ein tellerartiger Pappboden, dessen Ränder sich bei Entzündung der Ladung gegen die Fugen zwischen Rohr und Verschluß drängen und so diese luftdicht verschließen.

Laffete (9) ist der Name des zweirädrigen Schießgerüstes der Kanone; der zum Transport desselben sowie zum Mitführen der ersten Munition bestimmte Vorderwagen heißt Proße (10). Beide Geschütze sind mit je 6 Pferden bespannt.

Die preußische Belagerungs- Artillerie führte an gezogenen Geschützen 9 cent., 12 cent. und turze und lange 15 cent. Kanonen (6-Pfünder, 12-Pfünder, kurze und lange 24-Pfünder), außerdem noch 21 cent. und 27 cent. Mörser.

Diese Geschütze haben sämmtlich den Keilverschluß; das kurze 15 cent. und das 12cent. Geschütz sind von Bronze, die übrigen von Gußstahl.

Die gezogenen Mörser (11) (eigentlich richtiger kurze Kanonen zu nennen), sowie die kurze 15cent. Kanone feuern Langgranaten (12), d. h. Granaten von größerer Länge und dadurch, bei relativ gleichem Gewicht des Geschosses, erzielter dreifacher Sprengladung.

Das 9cent, 12 cent. und das lange 15 cent. Geschütz führten gewöhnlich Granaten und Shrapnels.

Die Wurfweite der gezogenen Kanonen übersteigt nur wenig die Entfernung von 6000 Schritten. Man würde viel weiter feuern können, wenn sich Laffeten von genügender Haltbarkeit, um den Rückstoß auszuhalten, gebrauchen ließen. Der gezogene Mörser wirft auf 3000 Schritte.

Von glatten preußischen Geschützen kamen nur Mörser (13), 15 cent., 21 cent. und 27 cent. (früher nach dem Gewicht einer idealen Steinfugel 25-Pfünder und 50-Pfünder genannt) zur Verwendung. Der Mörser wirft Bomben (14), d. h. sphäroïdische Hohlgeschosse mit Zeitzünder, in hohem Bogen, mit schwacher Ladung. Die Trefffähigkeit ist also gering, das Geschoß wird nur gegen Ziele von großer Ausdehnung angewandt.

Durch theilweise Füllung mit geschmolzenem Zeuge (Mischung aus Salpeter, Schwefel und Mehlpulver) wird die gewöhnliche Bombe in die, im leßten Kriege häufig angewendete, Brandbombe (15) verwandelt.

Die größte Wurfweite des 15 cent. Mörsers ist ca. 800 Schritte, des 21 cent. und des 27 cent. Mörsers 2500 Schritte.

Glatte 21 cent. Bombenkanonen (16), welche vor den Mörsern den Vorzug größerer Schußweite haben, waren zum Bombardement von Paris mit herangezogen, ohne jedoch zur Aktion zu kommen.

Die Belagerungslaffete (17) der Kanone ist der Feld= laffete ähnlich, nur vermöge eines auf die Laffetenwände aufgefügten eisernen Bodes von bedeuteud größerer Feuerhöhe. Die Mörser haben eine niedrige Laffete ohne Räder.

Uebersichts- Tabelle der preußischen BelagerungsGeschütze.

12- Bfünder (12 cent.) wiegt 1734 Pfund, hat 18 Züge, Granate 29 Pfund, Shrapnel 31,8 Pfund, Granate hat 1 Pfund Sprengladung, Shrapne I 2 Loth Sprengladung und schießt 242 Kugeln.

24-Pfünder, langer (15 cent.), wiegt 4996 Pfund, hat 24 Züge, Granate 54,3 Pfund, Shrapnel 62,3 Pfund, Granate hat 1 Pfund 25 Loth Sprengladung, Shrapnel 3 Loth Sprengladung und schießt 465 Kugeln. 6- Pfünder (9 cent.) wiegt 850 Pfund, hat 16 Züge, Granate 13,8 Pfund, Shrapnel 13,8 Pfund, Granate hat 15 Loth Sprengladung, Shrapnel 1 Loth Sprengladung und schießt 170 Kugeln.

7 pfünd. Mörser (15 cent.) wiegt 150 Pfd., Bombe wiegt 9 Pfd.

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(21 cent.)
(27 cent.)

=

868

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Bombentanone (21 cent.) wiegt 6128 Vfund.

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4,5 Pfund.

Pulverladung verschieden,

Pulverladung der Kartuschen: 4 Bfünder = 1 Pfund, 6-Pfünder = 1,2 Pfund, 12 Pfünder 2,1 Pfund, 24 - Pfünder

=

Die französische Feld - Artillerie führte außer der Mitrailleuse den bronzenen 4-Psünder und 12-Pfünder, letztern zu ersterm im Verhältniß von 1:3. Die französischen Geschützrohre haben sämmtlich die gleiche Konstruktion, System La Hitte; sie werden von vorn geladen und sind bis auf den Boden mit der bei allen Kalibern gleichen Zahl von 12 Zügen versehen. Sie schießen 1) Granaten (obus) von 8,1 und 23 Pfund Gewicht, 2) Shrapnels (obus à balles) von 9 und 231⁄2 Pfund Gewicht, 3) Kartätschen (boîte à mitraille) von 9,5 und 22,5 Pfund Gewicht. Granaten und Shrapnels sind von cylindro - ogivaler Form. Die Führung in den Zügen wird durch 12 in den Eisenkern des Geschoffes verzapfte Zinkwarzen (ailettes) erreicht.

Die Shrapnels haben Zeitzünder mit nur 4 Brennzeiten (sie tempiren von 500-1200, resp. 1400 Metern), die Granaten haben Zeitzünder und Perkussionszünder. Letzterer erfordert indessen, im Gegensatz zu dem preußischen, den Anprall an einen verhältnißmäßig harten Gegenstand, um zu explodiren. So kam es, daß im Sommer und Herbst 1870 die Granaten in großer Zahl blind gingen, d. h. nicht krepirten, während sie bei Frostwetter auf dem harten Erdboden explodirten.

In den spätern Zeiten des Krieges führten die Franzosen auch Hinterlader, englischer und amerikanischer Konstruktion.

Die französische Festungs- Artillerie hatte an gezogenen Geschützen 12-Psünder (von stärkerer Konstruktion und daher größerer Pulverladung als der Feld - 12 - Pfünder), 24- Pfünder und 30- Pfünder, sämmtlich_Vorderlader von gleicher Konstruktion.

Der kurze französische Belagerungs-24-Pfünder (1868 eingeführt) hat eine Laffete von eigenthümlicher Konstruktion (das Rohr ist ohne Hintergewicht und hintern Stützpunkt in den Schildzapfen balancirend) und übertrifft alle preußischen Geschütze an Schußweite.

An glatten Geschützen, Kanonen, Haubißen und Mörsern, zeigten die französischen Festungen große Mannichfaltigkeit der Kaliber, 6-Pfünder, 8-Pfünder, 12-Pfünder, 16-Pfünder Kanonen; 15 cent., 16 cent. und 22 cent. Haubitzen; 15cent., 22 cent., 27 cent. und 30 cent. Mörser.

Attake, Angriff der Kavallerie (s. Choc).

Aufklären, Aufklärung, durch vorgeschickte Abtheilungen sich Kenntniß des vorliegenden Terrains und des Verhaltens des Feindes verschaffen.

Aufmarsch, Entwickelung einer Abtheilung, eines Corps oder Heeres in der Front- oder Schlachtlinie (taktischer A. und' strate= gischer A. vergl. Taktik und Strategie).

Ausheben der Laufgräben, s. Befestigungen 37.
Außenforts, s. Befestigungen 2.

Avanciren, Bewegung der Truppen in der Richtung auf den Feind. Avantgarde, derjenige Theil eines Corps, welcher sich auf dem Marsche in gewisser Entfernung vor der Hauptmasse befindet, um die Terrainhindernisse aus dem Wege zu räumen, Brücken zu schlagen, den Feind zu werfen, falls er den Vormarsch hemmt, endlich die Schlacht einzuleiten und durchzuführen, bis das Gros sich entwickelt hat. 4 13 des Ganzen.

Bastionen (4), Bastionäres Tracé (3), Bastionsspite (7), s. Befestigungen.

Batterie, s. Befestigungen 45.

Befestigungen.

Befestigungen können passagère (1), d. h. vorübergehende, für eine gewisse Zeit bestimmte, oder permanente, d. H. bleibende, sein, Festungen. Außenforts (2) sind Befestigungswerke, welche außerhalb der Hauptfestung so angelegt sind, daß sie selbständig vertheidigt werden können. Sie sollen eigentlich die Festung vor dem Artilleriefeuer sichern, erfüllten daher bei Paris ihren Zweck nicht.

Bastionäres Tracé (3) (1. Fig. 1) ist die seit Albrecht Dürer bis zum ersten Viertel dieses Jahrhunderts fast allgemein gebräuch

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liche, in den verschiedensten Manieren variirte Befestigungsart, an welcher unter Andern die Franzosen noch jetzt festhalten, während Deutsche, Desterreicher und Belgier das zuerst von dem französischen Kavallerieoffizier Montalembert angegebene polygonale Tracé adoptirt haben.

Das bastionäre Tracé besteht aus einer Anzahl von hinten offenen Werken, Bastionen (4) (deutsch Bollwerk), welche durch

einen Wall in gerader Linie, Kurtine (5), verbunden sind. Die Spitze des Bastions, wo die beiden Facen (6) zusammenstoßen, heißt Bastionsspite oder Saillant (7). Facen sind die zur Wirkung nach außen bestimmten vorderen Linien des Bastions, während die zur Bestreichung, Flankirung, des Nebenbastions bestimmten kürzeren, rückwärtigen Linien Flanken (8) heißen.

Das Profil (9) (der Querschnitt) der Festungsumwallung, Enceinte (10) (f. Fig. 2), besteht aus einem Erdwall mit vorliegendem Graben. Die Grabenböschungen sind bei trockenen Gräben

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Fig. 2. Profil einer Festungsumwallung.

kla bm Hauptwall. -na bm Brustwehr. a b Wallkrone. cd Glacis. e Gedeckter Weg. f Contreescarpe, gemauert. g Escarpe, gemauert. A Unter wall oder Fausse - braye. n h Banket für Infanterie. ii Wallgang, mit Auffahrtsrampe und Geschützstand.

fast stets, bei nassen (mit Wasser gefüllten) Gräben häufig mit Mauerwerk bekleidet (revêtirt (11). Revêtements sind Mauerbekleidungen.

Escarpe (12) ist die innere, Contre escarpe (13) die äußere Grabenböschung. Der gedeckte Weg (14) dem Graben entlang laufend und gedeckt vom Glacis (15), der sanftabfallenden und von der Wallkrone bestrichenen Erdanschüttung.

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Sind die Bastionen hinter den Escarpemauern mit unterirdischen Hohlbauten Kasematten (16)- versehen, so heißen sie kasemattirte Bastionen; man legt die Kasematten namentlich auf den Flanken an.

Ravelin (17) oder Demi-Lüne (s. Fig. 1) ist ein allgemein gebräuchliches Werf, welches vor der Kurtine zum Schuß derselben angelegt wird. Es sind zwei unter einem Winkel zusammenstoßende Linien, Facen. Selten sind an die Jacen rückwärts noch zwei Flanken angesetzt; ist dies der Fall, so erhält das Ravelin die Form und häufig auch den Namen der Lünette (18). Liegt das Ravelin vor dem Bastion, so heißt es Contregarde (19), ist es nur zur Infanterievertheidigung eingerichtet, so heißt es Couvreface (20).

Redoute (21) ist, im Gegensatz zu der hinten (in der Kehle 22) offenen Lünette, ein ringsum geschlossenes Werk in Form eines ein fachen Polygons, sehr häufig eines Quadrats; sie wird, ebenso wie die Lünette, als Feldwerk und Festungswerk angewendet.

Enveloppe (23) ist ein zusammenhängendes, aus ein- und ausspringenden Winkeln bestehendes Werk, welches das Hauptwerk zum Schutz umgibt.

Grabenscheere (24) ist ein Außenwerk, welches eine rasante

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