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gestellt. Zwei Versuchsbäume, welche in Figur 10 mit ihren Wurzeln bildlich, nach Photographie gezeichnet, wiedergegeben sind, waren besonders interessant und verdienen wohl einer kleinen Betrachtung.

Beide Bäume standen mit ihrem Wurzelhalse 40 cm zu tief in dem Erdreiche. Betrachten wir uns die Ausbildung der Wurzeln genauer, so finden wir, daß an den untersten Teilen junge Wurzeln fast gar nicht gebildet wurden. Die mehr oben befindlichen Wurzeln zeigen mehr oder weniger das Bestreben, nach der Erdoberfläche zu zu wachsen; ein Beweis, daß sie in den unteren Erdschichten nicht die für ihre Entwicklung nötigen Bedingungen, Nahrung und vor allem genügend Zutritt von Luft vorfanden.

Diese Beobachtung wurde nicht allein bei diesen beiden Bäumen gemacht, sondern bei fast sämtlichen zu tief gepflanzten

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Exemplaren. Die Abbildung spricht deutlich dafür, daß eine gute Durchlüftung des Bodens von äußerst günstigem Einflusse auf das Wurzelwachstum ist und umgekehrt.

Auffällig ist bei den Bäumen noch weiter die vollkommen einseitige Ausbildung des Wurzelwerkes. Diese Erscheinung ist darauf zurückzuführen, daß ein Teil der Versuchsbäume in der Baumschule dicht auf die Grenze eines Hochstammquartieres gepflanzt war. Da die Wurzeln der jungen Hochstämme das Übergewicht hatten, sahen sich die Versuchsbäume genötigt, ihre Wurzeln nach der entgegengesetzten Richtung zu senden, woselbst ihnen das Erdreich ungehindert zur Verfügung stand. Auch diese Erscheinung trat bei den meisten Bäumen, welche dem Hochstammquartiere entlang gepflanzt waren, deutlich zu Tage und sie lehrt, daß bei diesem Kampfe ums Dasein der Schwächere dem Stärkeren und unter besseren Verhältnissen sich entwickelnden weichen mußte.

Gelegenheit zur Anstellung ähnlicher Beobachtungen bietet sich des öfteren in der Praxis: sie sollte nur mehr wahrgenommen werden, denn sie liefern uns interessante Aufschlüsse über das Wurzelleben und geben dem Obstzüchter wertvolle Winke für die sachgemäße Pflanzung und Pflege der Bäume.

Prüfung neuer Geräte.

Der Anstalt wurden im Berichtsjahre eine Anzahl Geräte zur Begutachtung übermittelt, die auch auf ihre Brauchbarkeit hin geprüft wurden. Das Resultat ist folgendes.

Baumsäge Iduna. Dieselbe kann als ein recht brauchbares Instrument bezeichnet werden. Die Säge zeichnet sich im Vergleich zu anderen Systemen besonders durch einen recht glatten Schnitt aus, welcher durch die abwechselnde Stellung der Zähne hervorgerufen wird.

Dittmarsche Säge mit leicht verstellbarem Blatt. Auf den ersten Blick scheint die Säge etwas Gutes und Neues zu sein, denn das Verstellen des Sägeblattes geht schnell von statten. Wir glauben jedoch, daß die Konstruktion öftere Reparaturen erfordert.

Ein endgültiges Urteil können wir über beide Sägen noch nicht fällen, da dieses erst nach mehrjährigem Gebrauch derselben möglich ist. Vorläufig geben wir noch der seit einer Reihe von Jahren an der Anstalt eingeführten Säge den Vorzug, die sich vor allem durch größte Dauerhaftigkeit auszeichnet und bei weicher trotz ständigem Gebrauches Reparaturen sozusagen ausgeschlossen sind. Das Blatt. läßt sich auch sehr leicht und schnell verstellen.

Ein neues Geißfußmesser. Schon seit langer Zeit bemühen sich einzelne Fachleute ein Instrument zu erfinden, welches eine leichte Ausführung der Geißfußveredelung ermöglichen soll. Die bisherig aufgetauchten Instrumente entsprechen den Anforderungen jedoch nicht, weshalb im praktischen Betriebe, zumal in den Baumschulen, fast ausschließlich die Veredelung mit dem einfachen Messer ausgeführt wird. Es dürfte überhaupt schwer halten, ein Instrument zu erfinden, welches die geschickte Handarbeit dauernd ersetzt.

Dies bestätigt auch wieder einmal das neue Instrument von Wolf in Solingen, welches sich von den bisherigen nur dadurch unterscheidet, daß es derart kompliziert zusammengesetzt ist, so daß es überhaupt schwer fällt, sich zunächst das richtige Bild von der Handhabung desselben zu verschaffen.

Mit Hilfe dieses Geißfußmessers ist man in der Lage, an der Unterlage Schnitte von verschiedener Tiefe anzubringen; das Edelreis muß nachträglich mit dem gewöhnlichen Messer zugeschnitten werden. Nach mehrmaligem Gebrauche des Instrumentes war der Schnitt jedoch nicht mehr glatt, sondern faserig, was sehr zu Ungunsten desselben spricht. Da mit dem Messer auch ein schwerfälliges Hantieren ist, so wird sich dasselbe auch nicht in der Praxis einbürgern.

Eisenstäbe mit einfacher Befestigung im Boden. Schlossermeister Pott aus Niederlahnstein sandte der Anstalt zur Begutachtung eine neue Art von Eisenstäben ein, die für Spaliere, Zäune usw. Verwendung finden sollen. Das Feststellen dieser Stäbe geschieht durch eine bewegliche breite Eisenplatte, welche nach dem Eintreiben der Stäbe selbst in den Boden geschlagen wird.

Wir haben Stäbe für Kordons und Himbeeren zur Probe aufgestellt und sind mit dem Resultat zufrieden. Das Aufstellen geht sehr schnell von statten, die Stäbe bieten genügend Halt und lassen sich auch schnell wieder aus dem Boden herausnehmen. In sehr leichtem und aufgeweichtem Boden läßt der nötige Halt jedoch etwas nach, auch dürfte für höhere Spaliergestelle diese Art der Befestigung nicht mehr ausreichen.

Aluminium-Etiketten. Von verschiedenen Seiten wurden dieselben der Anstalt zur Begutachtung eingesandt. Bei denselben werden die Namen der Sorten von der Fabrik nach Angabe eingeschlagen, so daß dieselben ohne Zweifel dauernd zu erkennen sein werden. Doch geben wir den an der Anstalt seit Jahren eingeführten Etiketten, von Kißling-Vegesack bezogen, den Vorzug, denn diese entsprechen weit eher allen Anforderungen, welche an ein gutes Etikett gestellt werden. Von einem solchen verlangt man: gefälliges und sauberes Äußere, eine von größerer Entfernung her gut sichtbare, scharfe Schrift, die von möglichst langer Haltbarkeit ist, dazu ein mäßiger Preis.

Der Preis der Porzellan- Etiketten beträgt 10 Pf. das Stück, derjenige der Aluminium-Etiketten 712-9 Pf., so daß bei den ersteren die geringen Mehrkosten durch die bedeutenden Vorzüge wieder ausgeglichen werden.

Bericht der Obstverwertungsstation.

Erstattet von Obergärtner F. Junge.

Im Berichtsjahre erfolgte der Umbau und die hiermit verbundene Vergrößerung der Obstverwertungsstation, über welche im nachfolgenden eingehender berichtet werden soll.

Die Veranlassung zu dem Umbau gab die bisherige innere Einrichtung der Station, welche sich im Laufe der Jahre in verschiedener Hinsicht als verbesserungsbedürftig erwiesen hatte. Um ein möglichst klares Bild geben zu können, sei zunächst die bisherige Einrichtung kurz geschildert.

Die Station wies 4 besondere Räume auf: A. Den eigentlichen Arbeitsraum, B. den Aufbewahrungsraum, C. die Garderobe und D. die Aborte. Die Mitte des großen Arbeitsraumes nahm ein großer Schornstein ein, um welchen gruppiert waren: der Dampfkessel, der Kochherd, die 2 Geisenheimer Dörren, sowie ein Obsteinkochkessel. An der Ostseite standen folgende Apparate, welche

vom Kessel aus mit Dampfleitung versehen waren: ein Dämpfkasten, ein Geleekessel, drei Marmeladenkessel und ein großes Wasserbad zum Kochen von Konserven. Auf der Südseite war dem Dampfkessel noch ein Destilierapparat angeschlossen und ein Ryderscher Dörrapparat hatte ebendaselbst Aufstellung gefunden. Auf der Westund Nordseite fanden sich die Keltern, Passirmaschinen und sonstigen Hilfsgeräte vor, während der freigebliebene Raum für die Aufstellung der Arbeitstische diente.

Im Laufe der letzten Jahre hatte sich herausgestellt, daß durch den in der Mitte befindlichen Schornstein sowie die um denselben aufgestellten Apparate die Übersicht über den ganzen Betrieb erschwert wurde. Auch fehlte die Möglichkeit, die vorhandenen Hilfsgeräte zweckentsprechend aufzustellen und neue zu beschaffen,

an Platz mangelte. Bei den Arbeiten machte sich der Dampfkessel dadurch unangenehm bemerkbar, daß sich die Hitze in dem Raume fast zu einer unerträglichen steigerte. Daß das Vorhandensein des Dampfkessels im Arbeitsraume selbst, welcher bis auf 5 Atm. Druck geprüft war, der Anstalt schließlich eine große Verantwortung auferlegte, liegt sehr nahe.

Doch auch der Aufbewahrungsraum entsprach nicht den Anforderungen. Da derselbe nach der Südseite zu lag, war die Temperatur im Sommer eine zu hohe. Im Winter kühlte sich der Raum zu stark ab und das Heizen machte Schwierigkeiten, da der Raum nach dem darüber befindlichen Speicher zu nicht gut abgeschlossen werden konnte. Die Temperaturverhältnisse waren somit in dem Raume dauernd recht ungünstige.

Daß der Eingang zu den Aborten von dem Arbeitsraume aus zu erfolgen hatte, ergab sich auch als unpassend.

Aus diesen Gründen erschien ein Umbau der Station dringend nötig, um den geschilderten Übelständen abzuhelfen.

Die einem hohen Ministerium für Landwirtschaft unterbreiteten Pläne und Vorschläge betr. Umbau der Station wurden genehmigt und die für denselben erforderlichen Mittel bewilligt. In dankenswerter Weise erklärte sich gleichzeitig der Verein der Deutschen Zuckerindustriellen, dessen Sitz in Berlin ist, bereit, für die Komplettierung der inneren Einrichtung sowie den weiteren Ausbau der Station eine einmalige Unterstützung zu gewähren. Diese ansehnliche Beihilfe ermöglichte es, die Station noch bedeutend zu vergrößern, und auch die maschinelle Einrichtung derart zu treffen, daß ein Vorbild im kleinen für den gewerbsmäßigen Betrieb geschaffen werden konnte. Dem Verein der Zuckerindustriellen sei auch an dieser Stelle der Dank der Anstalt für ihre Unterstützung ausgesprochen.

Mit dem Umbau wurde gleich nach Beendigung der Kurse im Herbste 1903 begonnen und derselbe wurde einschließlich der inneren Einrichtung im Frühjahre 1904 fertig gestellt. Der Plan in Figur 11 gibt den Grundriß der Station in ihrer jetzigen Gestalt wieder. Zur näheren Erläuterung des Planes mögen folgende Angaben dienen.

Geisenheimer Bericht 1903.

5

Die Obstverwertungsstation setzt sich aus folgenden Räumen

zusammen:

A. Der große Arbeitsraum mit den Dampfkochapparaten,
B. die Dörrabteilung,

C. das Bureau des Leiters der Station,

D. Treppenhaus für den Keller und den Speicher,
E. Sammlungsraum,

F. Garderobe,

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Sämtliche Räume sind mit elektrischem Licht versehen, auch wurde ein Elektromotor aufgestellt, der zum Inbetriebsetzen einiger Maschinen und Hilfsgeräe dient.

Der große Arbeitsraum hat durch die Entfernung des Schornsteines und der um denselben angeordneten Apparaten ganz bedeutend an Übersicht und Platz gewonnen. Die DampfkochApparate auf der Ostseite sind in der bisherigen Weise belassen und an die Stelle des Destillierapparates, welcher in einem Raume des Kellereibetriebes untergebracht ist, trat ein Vakuumapparat. Der Elektromotor hat Aufstellung oberhalb des Dämpfkastens gefunden. Die Transmissionsanlage befindet sich über den Dampfkochkesseln und wurden derselben zunächst der Vakuumapparat, die Dosenverschlußmaschine sowie zwei Passirmaschinen angeschlossen, welche in einer Reihe, 21/2 m von den Dampfkochapparaten entfernt aufgestellt sind. Um einem Unglück möglichst vorzubeugen und unberufene Personen von diesen Apparaten während des Betriebes fernzuhalten, soll dieser Teil des Arbeitsraumes durch eine Schutz

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