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ganz abzusterben. Jedenfalls dürfte ihr Protoplast stark benachteiligt und die Leistungsfähigkeit der ganzen Zelle als Schutzorgan herabgesetzt werden. Die Stelle eines Schalenpunktes dürfte unter diesem Umstande auf die angrenzenden, lebenden Zellen des Fruchtfleisches fast wie eine direkte Verwundung der Epidermis wirken, und der Rostpunkt wäre in physiologischer Hinsicht als eine Art Wundkork anzusehen.

In den weiteren Untersuchungen über diesen Gegenstand wird auch auf die Möglichkeit anderer Entstehungsarten der Rostflecken geachtet werden. Es ist sehr wahrscheinlich, daß die Korkbildung auch durch direkte Zerreißung der tangential gedehnten Epidermis vielleicht an Stellen von besonderem morphologischem Baue veranlaßt wird.

B. Sonstige Tätigkeit der pflanzenphysiologischen Versuchsstation. 1. Kurse in der Versuchsstation.

Um Personen, welche bereits mit der nötigen Vorbildung versehen sind, Gelegenheit zu geben, sich über in das Gebiet des Wein-, Obst- und Gartenbaues einschlagende wissenschaftliche Fragen zu informieren, bezw. weiter auszubilden, oder aber selbständige wissenschaftliche Untersuchungen auszuführen, sind in der Versuchsstation sogenannte Laborantenkurse eingerichtet. Im Laufe des verflossenen Etatsjahres arbeiteten als Laboranten die Herren: R. H. Hengstenberg aus Eßlingen a. Neckar, K. Protzen aus Wusterhausen a. d. Dosse, J. Rader aus Hönningen a. d. Ahr, W. Pechstein aus Hannover.

2. Vorträge.

Der Berichterstatter hielt folgenden Vortrag:

„Das Wurzelleben der Rebe." Auf dem 21. deutschen Weinbaukongreß in Mainz. August 1903.

3. Neuanschaffungen.

Von wertvolleren Neuanschaffungen sind zu nennen: 1 großes Arbeitsmikroskop von Seibert-Wetzlar, Stativ 4 mit homog. Immersion 1/12; 1 homog. Immersion, Fluoritsystem, 1,8 mm von WinkelGöttingen; 1 homog. Immersion 1,9 mm von Winkel-Göttingen; 3 Kompensations - Okulare; 1 Zeichenapparat neuer Konstruktion. nach Abbe von Seibert - Wetzlar; 1 Wärmtisch nach Arthur Meyer.

mehrt:

Die Handbibliothek wurde durch nachstehende Werke ver

Detmer, Pflanzenphysiologisches Praktikum.
Möbius, Botanisch-mikroskopisches Praktikum.
Schmeil, Lehrbuch der Botanik.

Hueppe, Methoden der Bakterienforschung.
Strasburger, Botanisches Praktikum IV. Aufl.
Nietzki, Chemie der organischen Farbstoffe.

Jörgensen, Die Mikroorganismen der Gärungsindustrie.
Freidenfeldt, Studien über die Wurzeln krautiger Pflanzen.
Arthur Meyer, Bakteriologisches Praktikum.

Fischer, Vorlesungen über Bakterien II. Aufl.

Kirchner, Loew, Schröter, Lebensgeschichte der Blütenpflanzen Mitteleuropas.

Wissenschaftliche Jahrbücher für Botanik.

Flora.

Adolf Meyer, Lehrbuch der Agrikulturchemie V. Aufl.
L. Jost, Vorlesungen über Pflanzenphysiologie.

4. Wissenschaftliche Publikationen.

Der Berichterstatter veröffentlichte im Laufe des Etatsjahres: K. Kroemer, Wurzelhaut, Hypodermis und Endodermis der Angiospermenwurzel. Bibliotheca botanica. Stuttgart, Nägele, 1903. Heft 59.

K. Kroemer, Das Wurzelleben der Rebe. Weinbau und Weinhandel 1904, No. 9.

K. Kroemer, Blüte und Frucht der Rebe. Mitteilungen über Weinbau und Kellerwirtschaft 1904, No. 2.

Der Assistent der Station veröffentlichte:

R. Schulz, Monographie der Gattung Phyteuma. Geisenheim a. Rh. 1904.

5. Personalveränderungen.

Nach Ernennung des früheren Dirigenten, des Herrn Professors Dr. J. Wortmann, zum Direktor der Anstalt, wurde die Leitung der Station am 1. April dem Berichterstatter übertragen. Am 1. Juni trat Dr. R. Schulz, bisher Assistent am chemisch-pharmaz. Institut Breslau, als Assistent in die Station ein.

Bericht

über die Tätigkeit der Hefereinzuchtstation.
Erstattet von Dr. R. Schander, Assistent der Station.

Die Hefereinzuchtstation war seit dem Jahre 1896 mit der pflanzenphysiologischen Station vereinigt. Die Übernahme des Direktorates der Lehranstalt durch den bisherigen Dirigenten beider Stationen machte es notwendig, diese voneinander zu trennen und die Hefe

reinzuchtstation selbständig zu stellen. Sie wurde in den Räumen des 1. Stockwerkes der pflanzenphysiologischen Station, welche von dem Eingange zum Hörsaal aus zugänglich sind, untergebracht.

Gleichzeitig fand ein Wechsel des Personals statt. Die Leitung der Station blieb dieselbe. An Stelle des am 1. April 1903 ausgeschiedenen Assistenten Freiherrn v. Ritter, versah der jetzige Dirigent der pflanzenphysiologischen Station Dr. Kroemer bis zum 1. August den Dienst eines solchen. Am 1. August trat der Berichterstatter als Assistent in die Station ein. Der bisherige Korrespondent trat in den Dienst der pflanzenphysiologischen Station über. Seit dem 1. August ist Fräulein Padberg als Korrespondentin angestellt.

A. Tätigkeit der Station im Verkehr mit der Praxis.

1. Geschäftsverkehr.

Die Zahl der eingegangenen und erledigten brieflichen Anfragen betrug im verflossenen Etatsjahre 2012 gegenüber 1919 im Vorjahre. Hiervon hatten Bezug auf Umgärung fehlerhafter Weine 604, Vergärung von Traubenmosten 528, von Obst und Beerenmosten 542, auf Herstellung von Schaumweinen 106, während der Rest verschiedene nicht gärungsphysiologische Dinge betraf.

Die Zahl der Ausgänge betrug 2523 gegenüber 2327 im Vorjahre.

2. Vergärung von Obst- und Traubenmosten.

Die Zahl derjenigen, welche schon die Vergärung des Mostes durch Reinhefe bewirken, wird von Jahr zu Jahr eine größere. Die Vorteile dieses Verfahrens, welche in einer glatten Durchgärung, schnellerem Fertigwerden des Weines und in der Erzielung eines reintönigen Produktes bestehen, sind eben so auffallende, daß jeder Winzer, welcher einmal versuchsweise Reinhefe in der richtigen Weise verwendete, es jedes Jahr wieder tut. Dabei ist das von der Station empfohlene Verfahren weder mit größeren Ausgaben noch vermehrter Arbeit verbunden. Ein Fläschchen Reinhefe zum Preise von 5 M. genügt, wenn dieselbe in der vorgeschriebenen Weise weitergezüchtet wird, um die größte Crescenz zur Vergärung zu bringen. Die Abgabe von Reinhefe zum Zwecke der Mostvergärung war deshalb auch im vergangenen Herbste eine bedeutend größere wie im Vorjahre.

Auch zur Vergärung von Beerenmosten war die Nachfrage nach Reinhefe eine große. Da die Beerenweine vielfach in Gegenden hergestellt werden, welche weitab vom eigentlichen Weingebiet liegen, und in denen die echte Weinhefe infolgedessen in geringerer Menge vorkommt, sind bei ihnen die Erfolge, welche man bei Anwendung der Reinhefe erzielt, besonders auffallende. Gern wird sie zur Herstellung von Heidel- und Preißelbeerwein verwendet (Schweden

und Norwegen), da sie hier besonders durch Beschleunigung der Gärung die Möglichkeit einer Erkrankung sehr verringert.

Zur Herstellung von Apfel- und Birnenweinen wurden im vergangenen Jahre verhältnismäßig wenig Hefen abgegeben, was offenbar in der geringen Ernte dieser Früchte begründet lag.

3. Umgärung von Weinen, Schaumweinbereitung und Durchgärung von Weinen mittels Reinhefe.

Die Verwendung von Reinhefe zum Zwecke der Umgärung war im vergangenen Sommer eine verhältnismäßig geringe. Dies hatte wohl seinen Grund darin, daß die 1902 er Weine gut und schnell vergoren hatten, sich als Jungweine schnell klärten und gut ausbauten. Die Beschaffenheit der Trauben im Herbst 1903 ließ aber schon vermuten, daß sich die 1903 er Weine anders verhalten würden. Diese zeigten denn auch teilweise eine verzögerte langsame Gör und hatten sich bis zum 1. Abstich wenig entwickelt. Die Folge davon war, daß die Nachfrage nach Umgärungshefen in den Monaten Januar, Februar eine recht bedeutende wurde. Nach unseren Erfahrungen wird aber von dieser sehr bewährten Methode. von der Praxis noch viel zu wenig Gebrauch gemacht. Wenn Weine, welche eine verzögerte Durchgärung zeigen oder beim 1. Abstich in ihrer Entwicklung noch sehr zurück sind, sofort einer Umgärung unterzogen bezw. mit Reinhefe versetzt würden, so würden derartige Weine nicht nur viel schneller fertig werden, sondern auch gesünder bleiben und weniger leicht zu Krankheiten neigen als diejenigen, bei welchen durch die jetzt üblichen Kellermethoden. versucht wird, diesen bei der Gärung sich zeigenden Fehler mit Gewalt zu beseitigen.

Das geringe, teilweise sehr faulige Traubenmaterial, welches der letzte Herbst lieferte, veranlaßte viele Weingutsbesitzer, das von der Station empfohlene Verfahren, die Moste, welche einer Verbesserung bedürfen, zunächst ohne jeden Zusatz mit Reinhefe vergären zu lassen, nach beendeter Gärung abzustechen, auf Gehalt an Alkohol und Säure zu untersuchen, dementsprechend zu verbessern und nun nochmals, wiederum mit Reinhefe, zur Vergärung zu bringen, anzuwenden. Wo diese Methode in der richtigen Weise durchgeführt wurde, war sie von recht gutem Erfolge begleitet. Die Weine zeigten sich im März weiter entwickelt und probten sich reintöniger als diejenigen, welche gleich gezuckert und ohne Reinhefe vergoren waren. Einige Mißerfolge, welche dieses Verfahren vielleicht in Mißkredit bringen. könnten, veranlassen uns, auf einige Fehler hinzuweisen, die bei der Umgärung solcher Weine selbst in größeren Kellereien gemacht wurden.

Geringere Weine, welche ohne jeden Zusatz vergoren werden, besitzen natürlich einen oft sehr geringen Gehalt an Alkohol. Sie sind also Infektionskrankheiten, wie Kahmigwerden und Essigstich leicht ausgesetzt. Noch mehr wird dies der Fall sein, wenn, wie es vorgekommen ist, solche Moste mit Wasser versetzt werden, da da

durch nicht nur der Alkoholgehalt noch mehr verringert, sondern auch der Gehalt an Säure herabgesetzt wird. Deshalb darf ein Zusatz von Wasser erst dann erfolgen, wenn die Weine gezuckert und mit Reinhefe versetzt werden. Bis dahin bedürfen derartige Weine überhaupt der größten Sorgfalt. Sie müssen nach dem ersten Abstich, wie es eigentlich selbstverständlich ist, gut spundvoll gehalten werden und dürfen nicht zu warm stehen. Der Raum, in welchem sie gehalten werden, soll höchstens 10-12° C. zeigen. Ein Einschwefeln ist natürlich zu vermeiden, da dadurch die Umgärung behindert oder gar unmöglich gemacht wird. Die Zuckerung hat möglichst sofort nach dem Abstich, aber auch erst dann zu erfolgen, wenn die nötige Menge Reinhefe herangezüchtet worden ist. Da dies bei größeren Quantitäten umzugärenden Weines 8-14 Tage erfordert, muß das Ansetzen der Reinhefe rechtzeitig, wenn notwendig, vor dem Abstich erfolgen.

Bei der Herstellung des Hefeansatzes wurden von der Praxis auch im vergangenem Jahre zwei schon in früheren Jahresberichten genannte Fehler gemacht. Entweder war der Ansatzwein beim Zusetzen der Hefe nicht genügend abgekühlt oder zu wenig gekocht. Im ersteren Falle wurde die Reinhefe abgetötet, der Ansatz kam überhaupt nicht zur Gärung und wurde nach längerem Stehen im warmen Raume krank. Wird der Wein aber nicht genügend gekocht, er soll 20-30 Minuten stark wallen, damit der Alkohol möglichst vertrieben wird, so ist der Gehalt an letzterem ein so großer, daß es der Reinhefe nicht möglich ist, sich genügend zu entwickeln.

Öfter wurde auch Reinhefe zum Auffrischen alt und matt gewordener Weine verwendet. So weit uns bekannt ist, war ein solches Verfahren stets von den besten Erfolgen begleitet.

Zur Schaumweinbereitung wurden die Heferassen Steinberg 1892 und Champagne (Ay) viel verlangt, auch die Verwendung von Reinhefe zum Durchgären von stecken gebliebenen Weinen kam vielfach mit gutem Erfolge zur Anwendung.

4. Untersuchung und Behandlung kranker Weine.

Da sich die Station vornehmlich mit den Krankheiten des Weines beschäftigt, welche sich auf physiologische Ursachen zurückführen lassen, waren es meistens durch Kahm, Essig oder Bakterien im Geschmack geschädigte oder trüb gewordene Weine, welche zur Untersuchung kamen.

Von den Erkrankungen durch Bakterien fielen diejenigen auf, bei denen die Weine nicht blank werden wollten und dabei recht grobe Geschmacksfehler, vom geringen Hefegeschmack bis zu einem direkt fauligen den Wein vollkommen ungenießbar machenden Geruch und Geschmack, im Gefolge hatten. Als Ursache stellte sich meist heraus, daß diese Weine zu stark gezuckert und dann bei zu hohen Temperaturen der Vergärung ausgesetzt worden waren. Bei derartigen Weinen muß der Gärverlauf besonders sorgfältig beob

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