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Hartmuth von Kronberg.

Eine Charakterstudie aus der Reformationszeit

von

Wilhelm Bogler.

Mit Bildnis.

Halle 1897.

Verein für Reformationsgeschichte.

Einleitung.

„Den ersten, im Sinne einer späteren Zeit frommen, vollkommen überzeugten Lutheraner", so charakterisiert Ranke den ritterlichen Reformator Hartmuth von Kronberg. Dieser eifervolle Bekenner und Verfechter der lutherischen Reformation, der gesippte Helfer und treue Freund Franz von Sickingens, ist keine weltgeschichtliche Erscheinung wie dieser; aber auch er hat in seinem Kreise und nach seiner Kraft mitgearbeitet an dem großen Werke, das aus der gährenden Zeit der Kirchentrennung hervorgegangen. Darum gebührt auch Hartmuth von Kronberg ein Platz im Kreise der Männer, welche die Geschichte der Reformation als Bahnbrecher und Pfadfinder für den „neuen Glauben" verzeichnet; und gerade in unserer Zeit, in welcher die römische Kirche zur Rückgewinnung ihrer weltumspannenden Macht ihre Streitkräfte so eifrig und rücksichtslos mobil macht in dieser Zeit mag die Erinnerung an die Männer doppelt am Playe sein, welche unter den schwierigsten Verhältnissen zuerst den Kampf gegen die geistige und weltliche Uebermacht des Papsttums aufgenommen und siegreich durchgeführt haben. Unter ihnen darf aber auch Hartmuth von Kronberg nicht fehlen, der seine beste Kraft in den Dienst der lutherischen Sache einer Reformation der Kirche an Haupt und Gliedern gestellt hat mit schwärmerischer Begeisterung und kühnem, opferfreudigem Wagemut. „Seine eifervolle Ueberzeugungstreue hat fast etwas Puritanisches an sich“, sagt Ulmann. „Mit einer Rücksichtslosigkeit, wie sie nur der übt, der von der Wahrheit seiner Sache aufs Tiefste durchdrungen ist, trat er überall für Luther in die Schranken. Der Wahrheit und dem Wort Gottes Ehre und Plaß zu geben, war der stets sich wiederholende Endreim seiner Auseinandersetzungen. Es war ihm heiliger Ernst. Einen gläubigeren Vertreter des der Reformation zu Grunde liegenden Prinzips, des Zurückgehens auf die Bibel, hat es nicht gegeben. Eine interessante Persönlichkeit von unerschütterlicher charaktervoller Einseitigkeit." Und Steig

charakterisiert Hartmuths Schriften dahin: „Sie atmen sämtlich den frischen, ursprünglichen, durch theologische Streitigkeiten noch nicht verbitterten Geist der ersten Reformation, die kindlich reine Freude an dem aus trüben Nebeln siegend emporgestiegenen Licht des lauteren, einfältigen Gotteswortes." Nebe schließt seine biographischen Mitteilungen über Hartmuth, die er an die Spitze seiner Geschichte der evangelischen Kirche in Nassau stellt, mit folgenden Worten: „Hartmuth war nach dem Zeugnis seiner Zeitgenossen, mit welchem sein schriftstellerisches Wirken wie sein Handeln und Leiden auf das Schönste übereinstimmt, eine offene, ehrliche, lautere Natur; Verstellung war ihm durchaus fremd, ein Zurückhalten, ein Verläugnen seiner Ueberzeugung ganz unmöglich. Er war leicht erregbar und entzündlich, rasch im Entschluß, rührig in der Ausführung, feurig in der Hoffnung. Was er einmal ergriff, ergriff er mit ganzer Seele; die Begeisterung ließ ihn nicht Rücksichten nehmen, Berechnungen anstellen; sie riß ihn fort zu kühnen Erwartungen; er konnte in der Glut der Begeisterung wohl bisweilen selbst schwärmen. Mit dieser Empfänglichkeit vereinte er aber eine höchst seltene Beharrlichkeit und Standhaftigkeit; er konnte in seinen Hoffnungen betrogen werden, aber das konnte ihn nicht verzagt machen; er hielt fest, wenn auch Alles auf dem Spiele stand, und war bereit, Gut und Blut für seinen Herrn und Heiland zu opfern. Sein Glaube war auf das Wort der heiligen Schrift gegründet, er hatte aus diesem Born wirklich das Wasser des Lebens getrunken und die Güter der zukünftigen Welt geschmeckt. Diesen Glauben mußte er mit den eindringlichsten, feurigsten Worten predigen, den Hohen und Niederen, zur Zeit und zur Unzeit. Er liebte seine Mitmenschen als seine Brüder, hing mit der innigsten Liebe an seinem deutschen Vaterlande und sah das Heil seines Volkes nur in der Annahme des Evangeliums. Daher war er alle Zeit fertig, nach Kräften mit männlichem, wahrhaft ritterlichem Mute als Schirmherr und Verteidiger der evangelischen Kirche, vor Kaiser und Reich, vor Papst und Orden, vor Rittern und Bürgern aufzutreten. Hartmuth von Kronberg ist einer der edelsten Ritter; er ist, wenn nicht die Blüte, so doch eine von den schönsten Blüten des evangelischen Adels deutscher Nation im Zeitalter der Reformation."

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