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wie sie seinen ältesten Sohn Conrad dazu verleitet hatten; und es gelang ihnen auch bey dem zweyten Sohn nur zu gut, sobald, sie dem ehrgeizigen Prinzen vorstellten, daß er bey fernerer Treue gegen den Vater in Gefahr sey, die Hoffnung zur Thronfolge z4, verlieren. Der unglückliche Vater ward dußerst betrübt über die Untreue und den Abfall seines Sohns, der ihm bey seiner Krd, nung aufs heiligste Treue und. Gehorsam geschworen hatte. Er schob nun den Zug nach Sachsen auf, und suchte zu Anfäng des Jahrs 1105 vergebens durch die Erzbischöfe von Trier und Coin, und Herzog Friedrich von Schwaben, den ausgearteten: Sohn in Güte wieder zu seiner Pflicht zurück zu bringen. Dies ser ging vielmehr mit dem påbstlichen Legaten, Bischof Gebhard von Coftnik, auf Ostern d. J. nach Sachsen, um dort die alten - mächtigen Feinde seines Vaters auf seine Seite zu bringen, wels ches ihm auch auf einer Zusammenkunft in Goslar und aufeiner Kirchenversammlung in Nordhausen vollkommen gelang. Der Erzbischof Ruthard von Mainz, ein erbitterter Gegner seines * Vaters, leistete ihm dazu kräftigen Beysand. - Nun verjagte Eer in Sachsen alle Bischöfe und Geistliche von seines Vaters

Parthey, die schon in der Kirchenversammlung zu Nordhausen abgesetzt waren, und seßte überall rechtgläubige, d. i. påbstlich #gesinnte, Bischöfe an ihre Stelle.

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Zu diesen gehörte auch Erzbischof Heinrich von Magdes burg. Der junge König berief ihn auf Pfingsten zu sich nach Goslar, und bestätigte seine Wahl. Der påbstliche Legat wets hete ihn, da er bisher aus Bescheidenheit mit dem Grade eines Subdiacons zufrieden gewesen war, in Pfingsten zum Dias con, und am folgenden Sonntag Trinitatis zum Pricfter. Hers nach begleitete er ihn nach Magdeburg, um ihn da feierlich eins zuführen. Sie wurden mit unglaublichem Jubel und Frolocken als vom Himmel gesandt, in Magdeburg empfangen. Nuri

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ward Heinrich am 'sten Sun. d. 3. 1105 von dem påbstlicher Legaten, und seinen untergeordneten Bischdsen, feierlich zum Erzbischof geweihet, und empfing dann auch vom Pabst Paschal das Pallium.

Unterbeß warb die Parthey des jungen Königs Heinrich immer mächtiger, und der alte Kaiser sahe sich nach und nach fast ganz verlassen. Der Sohn nahm durch List endlich den Bater gefangen, und nöthigte ihn, dem Reiche zu entsagen, und die Reichsinsignièn auszuliefern, Zu Anfang des Jahrs 1106 aber entkam der Vater aus der Gefangenschaft, und fan) an dem Herzog Heinrich vor Lothringen, an dem Bischof vo Lüttich und an den Bürgern zu Cöin noch eifrige. Anhänger un) Bertheidiger. Der Sohn bor vergebens alles auf, um die sich tapfer vertheidigende Stadt Cöln zu erobern, und den Vater aus Lüttich zu vertreiben. Allein am yten Aug, 1106 starb der Bater unvermuthet zu Lüttich, nach einer 50 jährigen höchst uns ruhigen Regierung im 56sten Jahre seines Alters, Er schickte Roch vor seinem Ende dem Sohn seinen Ring und sein Schwerdt, bat für seine Anhänger um Berzeihung, und wünschte bey seis Den Vorfahren in der Domkirche zu Speyer begraben zu wer den. Allein auch diese seine letzten Bitten blieben unerfült Seine Anhänger wurden verfolgt und bestraft; auch die Stadt Edin mußte 6000 Mark Silbers Strafe geben. Er ward als ein Verbannter zu Lüttich wieder ausgegraben, und dann 5 Jah re lang in einer Kapelle neben der von ihm selbst erbauten Doms kirche zu Speyer unbegraben hingesetzt, und erst nach der Loss sprechung vom Banne im J. 1111 sehr prächtig begraben. Er besaß Hey manchen Fehlern ungemein viel Tapferkeit, Muth und Stand, haftigkeit, hatte einen durchdringenden Verkand, besaß ein sehr menschenfreundliches wohlthätiges Herz, und verzeih seinen Fein Den leicht und von ganzem Herzen, sobald sie ihr Unrecht ers

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fatinten. Er hatte ein tiefes Gefühl der Ehre, und konnte den Gedanken nicht erträgen, die Krone seiner Båter zu verlieren. Darum wagte er auch alles, und ließ sich soviel gefallen, um es dahin ́nicht kommen zu lassen, wohin es 'doch, endlich sein eigs ner Sohn brachte. Selbst seine Feinde können es nicht ganz leugnen, daß Niemand zu seiner Zeit so sehr als er, sowohl seis ner Geistesvorzüge, als seines äußern Ansehens wegen, des Kaiserthums würdig gewesen sey.

Noch vor dem Tode des Kaisers, im J. 1106 ward Erzbischof Heinrich von Magdeburg mit andern vornehmen deutschen Fürsten von dem jungen Könige und der Reichsversammlung zu Mainz als Gesandter an den Pabst Paschalis geschickt, um demselben. die Abdankung des Kaisers, und was sonst mit ihm vorgefallen sey, zu melden, und ihn nach Deutschland einzuladen. Der Erzbischof ward aber mit den mehresten seiner Begleiter zu Trient von einem Anhänger des Kaisers gefangen genommen, und Hers zog Welph von Bayern mußte sie erst mit bewaffneter Hand bes freyen.

Nach seiner Rückkehr aus Italien widmete der Erzbischof seine noch übrige kurze Lebenszeit der Regierung und dem Wohl seines Landes, und besliß sich, seiner erhabenen Würde durch einen frommen gesetzten Lebenswandel, und durch wahre Got. tesfurcht Ehre zu machen. Mit dem Vorzug einer hohen Ges burt verband er auch vorzügliche Kenntnisse und Einsichten in den Wissenschaften. Er war schön gebildet, hatte viel Verstand, ein herrliches Gedächtniß, vorzügliche Beredsamkeit, und viele andere ausgezeichnete Vorzüge. Gegen Geistliche und Arme

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*) Annalista Saxo. p. 602 - 617. Chren. Magd ap. Meib, P. 323. Chronogr. Saxo, p. 80. 281. Chron. Uriperg P. 264.

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bewies er zwar viele Herablassung, aber er vergab sich und seiner hohen Würde nichts gegen weltliche Fürsten, Reiche und seines Gleichen. In der kurzen Zeit seiner Regierung zeigte er seinen Unterthanen genugsam durch Worte und Thaten, wie viel er für sein Erzstift gethan haben würde, wenn er långer gelebt hätte. Als er im J. 1107 in den. Fasten die gewöhnliche Sys node zu Halle gehalten hatte, und auf der Rückreise am Palm, sonntage bis Nienburg gekommen var, und daselbst zur Ader geiaen hatte; so fing er da schon au krank zu werden. Er ritt aber doch noch am Mittwoch darauf nach Magdeburg, wusch am grünen Donnerstage einigen Armen vor seinem Bette nach Gewohnheit die Füße, theilte ihnen reichliche Almosen aus, stand dann auf, strengte sich über Vermegen an, verrichtete die Weis hung des heil. Dels zur letzten Delung, und versahe noch den ganzen Gottesdienst, aber zum lehten Male. Gleich nachht wurden seine Schmerzen größer, und er konnte sich nun nicht mehr außer dem Bette halten. Am ersten Ostertage kam die gesammte Geistlichkeit in sein Zimmer, um ihn wie gewöhnlich mit Gesang und in feierlicher Procession in die Kirche zu begleis ten, aber sie kehrte traurig ohne ihr Oberhaupt zurück, nachs dem man ihm die lehte Delung gegeben hatte. Er lebte noch diesen Tag und die folgende Nacht. Am zweyten Ostertage aber und zwar am 1sten April 1107 starb er unvermuthet schon bey Tagesanbruch zu jedermans Betrübniß. Anstatt ihn nun lebend

an diesem Tage nach Gewohnheit in feierlicher Procession mit Jubel und Frohloden nach Kloster Bergen zu begleiten, brachte man ihn mit Trauren und Wehklagen todt dahin zur Ausstels lung. Er warð am folgenden Freitage im Kloster U. L. Frauen zu Magdeburg begraben, und Bischof Reinhard von Halbers stadt hielt ihm nebst andern Bischöfen und Aebten die Exequien *). VI Se Chron. Magd, ap Meib. p. 323. Magd. Schöppens Chronit. p. 159. Annalista Saxo, p. 610.

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VI. Geschichte Magdeburgs unter dem eilften Erzbischof
Adelgottus vom J. 1187: 1119.

Dieser Erzbischof, auch Adalgor und Adalgoz genannt, war vorher Domprobst zú Halberstadt. Den Bischofsstab empfing er vom deutschen Könige Heinrich dem fünften, das Pallium vom Pabst Paschal dem zweyten, und der Bischöf Hezoló von Havelberg weihete ihn zum Erzbisch of. Er war ein geborner Graf von Veltheim. Sein Vater war Werner von Veltheim, Graf zu Osterburg und Altenhausen. Seine Mutter war eine Schwester des Marggrafen Wiprecht des åltern von Groitsch, der in der Folge Stadtpråfect oder Burggraf zu Magdeburg ward *)%

Adelgot soll mit seinen Suffragan, Bischöfen, und andern Fürsten in Ostsachsen, im J. 1110 einen merkwürdigen Brief an den Bischof von Halberstadt und an andere Bischöfe und Fürsten in Sachsen, Franken, Lothringen und Flandern ges schrieben haben, worin er sie zu einem Kreuzzuge gegen die heid nischen Wendèn auffordert, ihnën deren håufige Einfälle in Sachsen, deren unmënschliche Grausamkeiten und Mordthateri gegen die Christen aufs kråftigste vorstellt, und ihr Mitleidèn rege zu machen sucht. Er bemüht sich, theils durch eine Menge sonderbar angebrachter Stellen der Bibel, theils durch die Vors stellung, daß diese argén Heiden ein reiches und fruchtbares Land besaßen, welches sie für sich erobern und dabey auch zugleich ihrer Seelen Heil befördern könnten, sie zu diesem Kreuzzuge ju bês wegen, verspricht auch die Hülfe des Königs von Danemark, verschiedener benachbarter Fürsten, und des deutschen Königs" Heinrichs selbst dazu; und schmeichelt sich mit der Höffnung, daß Dies

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*) Chron. Magd. ap. Meib. p. 323. 324. Lib. de fundat. Bigaug. ap. Mader. p. 242. Albini Geneal, cotit. Leishic. ap. Menken Tom. III. p. 859:

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