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Die Beendigung der Freiheitskämpfe brachte der Artillerie keine Ruhe.

Die

Organisation

Brigade.

Unermüdlich hatte der fürstliche Chef unserer Waffe während der Kriegsjahre an der 3. Artillerieder Vermehrung derselben gearbeitet: im Anfange des Jahres 1813 war der Etat auf 21 Batterien berechnet gewesen, schon im August war diese Zahl auf 45 erhöht, anfangs 1814 waren 55 Batterien vorhanden und im Feldzuge von 1815 sollten 72 auftreten, von denen allerdings bei der Kürze des Krieges nur 39 den Kriegsschauplatz erreichten, jezt galt es, das bisher Geschaffene durch eine endgültige Gestaltung lebensfähig zu erhalten und neue Fortschritte anzubahnen.

1816.

Geschehen ist dies durch die Reorganisation der Artillerie vom Jahre 1816, dessen Der 29. Februar 29. Februar als der Geburtstag unserer heutigen Waffe bezeichnet werden kann. An diesem Tage ward in Berlin die Allerhöchste Kabinets-Ordre unterzeichnet, in der es heißt:

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Da gegenwärtig die Artillerie eine mit den übrigen Verhälnissen der Armee übereinstimmende Formation bedarf, so bestimme Jch in dieser Hinsicht nunmehr Folgendes:

Die Artillerie soll künftig aus 9 Brigaden bestehen, eine jede Brigade aus 15 Kompagnien, nämlich 12 Fuß- und 3 reitende Kompagnien.

Die 15 Kompagnien, die eine Brigade bilden, werden in drei Abtheilungen formirt, deren eine jede aus 4 Fuß- und 1 reitenden Kompagnie besteht und von einem Stabsoffizier befehligt wird. Von den 4 Fuß-Kompagnien einer jeden. Abtheilung wird eine, also die 1., 2. und 3. Kompagnie einer jeden Brigade zur Bedienung der 12 pfündigen Batterien bestimmt und auch in Hinsicht der Auswahl der Leute dazu formirt, wobei es sich indeß von selbst versteht, daß bei den Friedensübungen alle Kompagnien ohne Rücksicht auf ihre künftige Bestimmung in der Bedienung der verschiedenen Arten der Geschüße geübt werden müssen.“ Ferner normirt die Kabinets-Ordre die Stärke der Kompagnien auf 90 Köpfe, ausschließlich der Offiziere; die Offizierkorps der Abtheilungen sollten aus 23 Mitgliedern

zusammengesetzt werden, außerdem erhielt jede Brigade einen Kommandeur oder Brigadier mit 2 Adjutanten, so daß jede Brigade eine Sollstärke von 72 Offizieren und 1350 Unteroffizieren und Mannschaften hatte.

Es heißt dann ferner:

„Um der Artillerie auch im Frieden die nöthigen Mittel zu einer fortgesetzten Uebung mit bespanntem Geschütz zu geben, so sollen bei jeder reitenden Kompagnie 4 Geschütze bespannt bleiben, wozu inklusive der Reit- und Vorrathspferde 80 Pferde pro Kompagnie bestimmt sind.

Bei einer jeden Fuß-Artillerie-Kompagnie einer Abtheilung, ohne Unterschied, ob sie zur Bedienung der Zwölfpfünder oder Sechspfünder oder Haubigen bestimmt ist, bleiben 2 Geschüße (Sechspfünder) für alle 4 Kompagnien mit 68 Pferden bespannt, so daß die Pferdezahl einer jeden Artillerie: Abtheilung aus 148 Pferden besteht."

Ferner werden in der genannten Ordre die Brigaden auf die einzelnen Provinzen und Landestheile vertheilt und wird bestimmt, daß sie die nöthigen Besatzungen für die in ihrem Bereich liegenden Festungen zu geben haben. Dann heißt es weiter:

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Damit bei der gegenwärtigen Erweiterung des Staates der Dienst in den entlegenen Provinzen mit der gehörigen Aufmerksamkeit betrieben werde, so sollen folgende Brigadechefs der Artillerie unter den Befehlen des Chefs der gesammten Artillerie angestellt werden, nämlich:

ein Brigadechef am Rhein für die 3 Brigaden am Rhein und Westphalen, ein Brigadechef für die in den Marken und Sachsen dislocirten Brigaden,

ein Brigadechef für die Artillerie in Schlesien und Posen.

Der Brigadier der in Preußen befindlichen Brigade kann dort zugleich die Dienste eines Brigadechefs versehen.“

Von den weiteren Bestimmungen der Allerhöchsten Kabinets: Ordre sind für unsere Regimentsgeschichte nur von Interesse, daß für einen Kriegsfall jede Brigade 12 Batterien formiren sollte, 3 12pfündige, 1 Haubitz Batterie, 5 6pfündige Fuß- und 3 6pfündige reitende Batterien.

Mit Ausnahme der Garde, welche die bisherige Uniform beibehielt, bekam die gesammte Artillerie rothe Achselklappen mit der Brigadenummer, nach welcher fortan die Brigaden benannt werden sollten.

Dies einige Hauptfestsetzungen der Ordre vom 29. Februar, derzufolge unsere heutige 3. Feld-Artillerie-Brigade gebildet wurde. Dieselbe erhielt als Brigadechef den General von Holzendorff mit dem Stabsquartier Berlin; gleichzeitig waren diesem noch die Garde und 2. Brigade unterstellt.

Brigadier wurde Oberst Monhaupt mit dem Stabsquartier Merseburg.

Die Brigade war der Provinz Sachsen zugewiesen worden und unterstand auch dem Generalkommando dieser Provinz; so bürgerte sich schnell der Name „Sächsische Brigade" ein; aber schon am 20. April d. J. erhielt der Brigadier vom Brigadechef einen Befehl, betreffend die Dislocation der Artillerie, woraus Dieselben zugleich ersehen wollen, daß die unter Befehl stehende Brigade jetzt die Brandenburgische genannt wird und die Nummer 3 erhalten hat; nach den Nummern werden künftig die Brigaden stets, die Garde-Brigade ausgenommen, genannt .

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Für die drei Abtheilungen wurden die Garnisonen Erfurt, Torgau und Magdeburg überwiesen, Kommandeure wurden Hauptmann Burggaller, Major Ludwig und Major Bychelberg.

Unsere beiden Batterien waren am 9. bezw. 17. Mai in und bei Torgau eingetroffen und begannen sofort ihre Demobilmachung. Eine große und wohl etwas empfindliche Abgabe wurde hier von ihnen verlangt, indem jede zur Formirung der 3. reitenden Kompagnie 8 Kanoniere und 2 vollständig bespannte 6pfündige Kanonen mit allem Zubehör stellen mußte.

Dazu kamen die zahlreichen Entlassungen und Beurlaubungen, aber durch anderweitige Ergänzung wurde die etatsmäßige Kopfzahl erreicht und so die 5. und 8. FußKompagnie, beide zur II. Abtheilung1) gehörend, gebildet.

Der Tag ihres Zusammentritts läßt sich nicht genau feststellen, aber das Tagebuch der 8. Kompagnie giebt einige Anhaltspunkte: die Demobilmachung derselben war am 31. Mai beendet; am 3. Juni wird die Kompagnie zum ersten Mal mit ihrem neuen Namen genannt und am 4. d. Mts. rückte sie aus ihren Kantonnements in Torgau ein, wo sie in der Schulzengasse, Spital- und Kuhgaffe, Stümper- und Breitegaffe in 27 Quartieren untergebracht wurde.

Die 5. Kompagnie erhielt zum Chef den Hauptmann Michaelis und als Offiziere den Premierlieutenant Toussaint und die Second lieutenants Ziegner und von Hartig. Die 8. Kompagnie hatte als Offizier zunächst nur den Lieutenant Krüger.

Bevor wir jedoch in der Geschichte beider Batterien fortfahren, haben wir unsere Aufmerksamkeit noch auf die Entstehung einer dritten Batterie unseres Regiments zu richten, der heutigen ersten, welche als

die 3. Fuß-Kompagnie der 3. Artillerie-Brigade

im Mai 1816 gebildet wurde.

(heutige 1. Batterie)

Zusammengesetzt wurde sie, abgerechnet einige Mannschaftsabgaben verschiedener anderer Kompagnien, aus den demobil gemachten Parkkolonnen Nr. 18 und 20 und der Laboratorien-Kolonne Nr. 2.

Diese drei Kolonnen waren im Mai 1815 in Magdeburg mobil gemacht worden mit der Bestimmung, zum II. Armeekorps zu stoßen.

Zum Kommandeur der Kolonne 18 war Premierlieutenant Brunk bestimmt, jedoch blieb derselbe bei der Armee kommandirt und für ihn erhielt Lieutenant Teubert den Auftrag, die Mobilmachung der Kolonne zu leiten; zugetheilt war ferner noch Lieutenant Cramer, jedoch traf derselbe nie bei der Kolonne ein.

Der Etat der Parkkolonnen war damals auf 154 Mannschaften, 31 Fahrzeuge und 193 Pferde festgesetzt; derselbe wurde in Wirklichkeit nicht erreicht, aber immerhin kam die Kolonne bald auf 146 Mannschaften, 27 Fahrzeuge und 171 Pferde und war Ende August marschbereit. Schon im Juni war sie durch den Prinzen August bei seiner Durch

1) 1816 bestand die I. Abtheilung aus der 1., 4., 7., 10. Kompagnie, die II. aus der 2., 5., 8., 11.-u. s. w. Geschichte des Feld-Art.-Regts. General-Feldzeugmeister (18).

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Die heutige 1. Batterie. 1816.

reise durch Magdeburg zur Armee inspicirt worden; die Marschbereitschaft verzögerte sich, weil die Pferde meist aus Preußen vom Lande gestellt und erst durch die zugehörigen Trainsoldaten nach Magdeburg transportirt wurden.

Die Fahrzeuge waren meist erbeutete französische mit Holzachsen; durch die vorhergegangenen Feldzüge waren sie vielfach beschädigt und wegen Mangels an Zeit und Arbeitskräften nur dürftig reparirt. Die Mannschaften wurden aus den verschiedensten provisorischen und Stamm-Kompagnien abgegeben; ihre Bekleidung und Ausrüstung war erklärlicherweise fast noch bunter und noch mehr zusammengewürfelt als die der fechtenden Truppe.

Am 31. August trat die Kolonne ihren Marsch zur Armee über Halberstadt und Hildesheim an, erhielt jedoch hinter lezterer Stadt den Befehl, vorläufig zu halten, wurde bald darauf zurückdirigirt, bezog in Groß-Ottersleben bei Magdeburg Kantonnements und begann im Januar des folgenden Jahres ihre Demobilmachung. Weiter läßt sich über die Kolonne nichts berichten; General von Strotha bezeichnet als besonders beschwerlich einen Marsch im Vorharz, auf welchem viele Materialbrüche vorkamen; im uebrigen verlor die Kolonne während ihres Bestehens nur 4 Pferde. Nach erfolgter Demobilmachung wurde der Rest der Mannschaft unter Premierlieutenant Teubert nach Magdeburg verlegt und blieb hier bis zur Bildung der 3. Fuß-Kompagnie.

Zu derselben Zeit und unter ganz ähnlichen Verhältnissen, wie oben geschildert wurde auch die Kolonne 20 in Magdeburg mobil. Für den zum Kommandeur bestimmten Lieutenant Redlich leitete Lieutenant Mann, dem noch der Portepeefähnrich Aumüller beigegeben war, die Mobilmachung. Aus Strotha's Angaben entnehmen wir zur Charakteristik der zusammengewürfelten Mannschaften, daß zum Beispiel ein Perrückenmacher, der nie zu Pferde gesessen, als Stangenreiter fungirte, und daß überhaupt die Trainsoldaten meist schwächlich und ohne jede Pferdekenntniß waren. —

Einen Tag nach dem Abrücken der Nolonne 18 folgte die Kolonne 20 dieser auf derselben Etappenstraße, ebenfalls für das II. Armeekorps bestimmt, erhielt zwischen Hildesheim und Hameln Befehl zum Halten und bezog Anfangs Oktober in Neuhaldensleben und umliegenden Dörfern Kantonnements. Bei dieser Kolonne wird mehr über die Unbequemlichkeiten und Mühseligkeiten geklagt, welche durch das schadhafte, nur flüchtig ausgebesserte Material auf den vielfach schlechten Wegen verursacht wurden, doch überwanden der Eifer und gute Wille der Mannschaften alle Widerwärtigkeiten. Nachdem im Anfang des Dezember Premierlieutenant Campe die Kolonne übernommen hatte, wurde dieselbe am Ende des Monats in und um Hohendodeleben einquartirt und begann hier am 1. Januar die Demobilmachung, genau wie Kolonne 18 verfahrend.

Nochmals dieselben Verhältnisse finden wir endlich bei der Laboratorien-Kolonne 2, welche ebenfalls auf ihrem Marsche nach Frankreich bei Hameln angehalten wurde, nach mehrfachem Quartierwechsel Anfang Dezember in Ebendorf bei Magdeburg einrückte und dort am 2. Januar 1816 die Domobilmachung begann und durchführte.

Am 6. Mai 1816 mit der Formirung beginnend, erreichte die 3. Fußz-Kompagnie bald ihren Etat: 1 Kapitän (Teubert) 1 Premierlieutenant (Campe), 2 Secondlieutenants (Mann und Schulz II.), 1 Oberfeuerwerker, 1 Feldwebel, 1 Portepeefähnrich, 1 Kapitän d'armes, 6 Unteroffiziere, 16 Bombardiere, 10 Gefreite, 50 Kanoniere, 2 Tambours, 1 Chirurg.

Noch während der Durchführung der Reorganisation hatte sich die Artillerie eines neuen Beweises der Königlichen Anerkennung und Gnade zu erfreuen.

Am 26. Mai unterzeichnete des Königs Majestät folgende Ordre:

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Die Artillerie hat sich in den beiden letzten Feldzügen sehr brav und gut benommen und Ich lasse ihr alle Gerechtigkeit deshalb widerfahren. Judem Jch es mit Vergnügen anerkenne, welchen Antheil Euer Hoheit an dem guten Zustande dieser Waffengattung haben, bin Ich gern bereit, ihr einen öffentlichen Beweis Meiner Zufriedenheit dadurch zu geben, daß Ich ihr nach Euer Hoheit Wünschen Fahnen verleihe. Es soll daher eine jede der 9 ArtillerieBrigaden eine Fahne von der gewöhnlichen Art, wie die Infanterie, erhalten und zwar die Garde-Brigade eine sogenannte Leibfahne mit weißem Grunde, die übrigen Brigaden Fahnen mit schwarzem Grunde. Das Kriegsministerium ist von Mir angewiesen worden, sie anfertigen zu lassen und Euer Hoheit zu übergeben, und ich mache Ihnen solches auf Ihr gefälliges Schreiben vom 19. d. hierdurch bekannt.

Berlin, den 26. Mai 1816.

(gez.) Friedrich Wilhelm." Der Prinz übermittelte diese Ordre am 29. Mai an die Brigadechefs, in dem Anschreiben u. A. hinzufügend:

„Ich zweifle nicht, daß dies (der Beweis Königlicher Gnade) allgemein anerkannt und ein Sporn für jeden Einzelnen sein werde, durch einen fortgesetzten Eifer im Dienst und anhaltendes Bestreben sich diese gnädigen Gesinnungen Sr. Majestät des Königs zu erhalten und sich derselben immer werth zu machen, und ist es mir sehr angenehm, hierdurch die Verdienste des Korps, welches ich zu kommandiren die Ehre habe, öffentlich anerkannt zu sehen und durch diesen Antrag bei Sr. Majestät dem Könige selbst eine Gelegenheit gefunden zu haben, demselben einen Beweis Meiner Achtung und besonderen Zufriedenheit zu geben. (gez.) August."

In welcher Weise sich der Prinz für seine Waffe verwandte, dafür zeugen nachstehende Säge aus seinem, am 19. Mai Sr. Majestät vorgelegten Berichte:

Ich darf mir mit der Ueberzeugung schmeicheln, daß auch die Artillerie das Glück gehabt hat, sich in diesen Kriegen sowohl E. K. M. Beifall, als den aller Kommandirenden Generale zu erwerben, und haben Allerhöchst Dieselben viele einzelne Beweise davon zu geben geruht. Es ist mir auch kein Beispiel bekannt, wo die Artillerie nicht in hohem Grade ihre Pflicht erfüllt hätte, oder zu früh der Gefahr gewichen wäre. So sehr ich und jeder meiner Untergebenen von den gnädigen Gesinnungen E. K. M. überzeugt sind, so kann ich doch den Wunsch nicht unterdrücken, E. K. M. möchten die hohe Gnade haben, der Artillerie auch einen ähnlichen öffentlichen Beweis Allerhöchstdero Zufriedenheit zu ertheilen“ u. s. w.

Eine weitere Ordre vom 29. Mai 1816 bestimmt dann, daß die Fahnen von der Artillerie nicht mitgenommen werden, wenn sie ihre Geschütze bei sich hat, „auch nur in dem Fall die Fahnen gebraucht werden sollen, wenn vier Kompagnien und darüber den Paraden beiwohnen."

Die Fahne, deren genauere Beschreibung und Abbildung sich in dem vom Königlichen Kriegsministerium herausgegebenen Fahnenwerk befindet, wurde am 9. Dezember zu Erfurt

Fahnenverleihung.

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