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den Theilnehmern unvergeßlich bleiben. Unteroffiziere und Mannschaften bekamen seitens der Stadt Geldgeschenke; kurz der Empfang war der denkbar herzlichste.

Tags darauf wurde die Demobilmachung begonnen, und am 30. September bildete der Fest- und Dankgottesdienst in der alten Schloßkirche den würdigen Abschluß der Ereig nisse dieses Feldzuges.

5. Batterie.

Auch die zweite Fuß-Abtheilung trat am 1. August den Rückmarsch an und bezog die 4. und am 13. d. M. Quartier in Humpolet, woselbst sie bis zum Ende d. M. liegen blieb, freundlich verpflegt von den Einwohnern. Am 30. wurde der Rückmarsch fortgesetzt, am 4. September Prag erreicht und ebenfalls die Artillerie-Kaserne bezogen.

Leider forderte die Cholera auch von dieser Batterie mehrere Opfer, doch ging der Marsch im Uebrigen ohne Unfall von Statten, bis am 21. September die Garnison Torgau erreicht wurde. Außerordentlich herzlich war hier der Empfang. Schon am frühen Morgen war eine freudig erregte Menge mit Kränzen beladen aus dem Königsthor den heimkehrenden Truppen entgegengeeilt. Magistrat und Stadtverordnete empfingen unter einer großen Ehrenpforte die 2 unter Glockengeläut einrückenden Batterien der Abtheilung. Die feierliche Ansprache des Bürgermeisters Horn schloß mit einem Hoch auf Seine Majestät und wurde durch Major Held erwidert, welcher den Dank für den festlichen Empfang mit einem Hoch auf die liebe alte Garnison beschloß. Troß des schlechten Wetters illuminirten die meisten Häuser; für eine Festlichkeit der Unteroffiziere und Mannschaften war seitens der Stadt eine größere Summe ausgesetzt worden, das OffizierKorps wurde am 14. October zu festlichem Mahle im Rathhaussaal eingeladen. Die verschiedenen Ansprachen bezeugten auch hier das herzliche Einvernehmen, welches zwischen Garnison und Bürgerschaft herrschte; ein Vers eines für diesen Tag gedichteten Liedes sei hier angeführt:

Da kommt unser Major Held

Auch mit den Geschüßen,

Fegt mit Kugeln rings das Feld,
Furchtbar war das Bligen!
Benedeck in wilder Flucht

Noch die letzte Rettung sucht.
Mit dem Rest des Heeres.

Gleiche Erlebnisse hatte die zweite 6 pfündige Batterie, auch sie brach am 1. August in nordwestlicher Richtung auf; auch sie beklagte Verluste, durch die Cholera herbeigeführt, und hatte, nachdem am 15. August Unterstadt erreicht war, hier eine 14tägige Ruhe, welche zur Ausbildung der jungen Fahrer im Reiten benutzt wurde; auch wurden die Offiziere mehrfach zum Krokiren des okkupirten Landabschnittes befohlen.

Am 30. August, dem Tage des Prager Friedens, begann dann die Fortsetzung des Rückmarsches, und am 4. September bezog auch die zweite 6pfündige Batterie Quartiere in Prag, wo sie die Allerhöchste Kabinets-Ordre vom 27. August, betreffend die Demobilmachung der Armee, erhielt.

Am 21. September wurde Belgern an der Elbe erreicht, welches der Batterie als vorläufige Garnison überwiesen worden war. Bei der Ankunft in der festlich dekorirten Stadt ward die Batterie durch den Magistrat und die Geistlichkeit unter Bethei= ligung der gesammten Bürgerschaft feierlich empfangen und durch eine Anrede begrüßt, welche der Batterie-Chef durch ein Hoch auf Seine Majestät den König erwiderte.

Die

Die 1. und
S. Batterie.

Offiziere waren Seitens der Stadt zu einem Mahle im Rathhause, die Mannschaften zu einer Festlichkeit im Schüßenhause eingeladen, in welch' letterem ein großer Ball den Tag beschloß. Dann begann auch hier die Demobilmachung, und am 3. Oktober hatte die Batterie wieder die normale Friedensformation angenommen.

Nicht so schnell sollte die III. Fuß-Abtheilung in die Heimath zurückkehren.

Auch die dritte 12pfündige Batterie trat nach der Parade auf dem Marchfelde den Rückmarsch an, war aber den in Sachsen verbleibenden Okkupationstruppen zugetheilt und fand daher nach vorübergehendem Quartier in einigen Dörfern der Umgegend Dresdens am 1. Oktober in der Residenz selbst Unterkunft für den Winter.

Bald wurde auch hier die Demobilmachung ausgesprochen, die III. Fuß-Abtheilung blieb aber bis zum 20. Mai 1867 in Dresden, trat dann den Rückmarsch an und erreichte nach einigen Tagen ihre Garnison Jüterbog.

Ganz die gleichen Schicksale theilte die vierte 4pfündige Batterie.

Höher schlugen wohl die Herzen der Brandenburger, als dann am 22. September Prinz Friedrich Carl aus Berlin den Korps-Befehl erlassen konnte, welcher beginnt wie folgt:

Ihr Brandenburger!

Ich freue mich, Euch mitzutheilen, daß der König mir mein altes Korps wieder verliehen hat, das ich in zwei Feldzügen zum Siege führte.

Möge mein sieggewohntes Korps auch ferner in meiner Hand das rüstige Werkzeug bleiben, was es bis dahin war. Dazu werdet Ihr Alle mir in gewohnter Freudigkeit helfen!

Endlich erließ Seine Majestät am 12. September 1866 folgenden Befehl, welcher auch unserer Fahne eine neue Dekoration verlieh:

Ich will zur bleibenden Erinnerung an den diesjährigen ruhmvollen Feldzug den Truppentheilen, welche an demselben Theil genommen und ein Gefecht mitgemacht, oder vor dem 2. August d. J. die Grenze eines der mit Preußen im Kriege gewesenen Länder überschritten haben, eine Auszeichnung an ihren Fahnen und Standarten gewähren.

Zu diesem Zwecke verleihe Jch denselben das Band für Kombattanten des für diesen Feldzug gestifteten Erinnerungskreuzes mit den vorschriftsmäßigen Quasten in Silber und Schwarz und, sofern sie an Gefechten Theil genommen haben, mit zwei aufrecht übereinander stehenden Schwertern von Metall oberhalb der beiden Quasten.

Die Truppentheile, welche an ihrer Fahne oder Standarte bereits das Band der Kriegsdenkmünze für 1813-15 oder eins der Bänder für die Feldzüge 1848 1849 und 1864 führen und nunmehr das Band für 1866 erhalten, führen letzteres dergestalt, daß dasselbe unter den früher erworbenen Bändern angebracht ist. Die Truppentheile, welche an ihrer Fahne oder Standarte nur das gewöhnliche Fahnenund Standarten-Band tragen und jetzt das Band für den Feldzug 1866 erhalten, legen ersteres ab und führen nur das Leztere 2c.

Wilhelm.

In feierlichem Gottesdienste wurden demnächst die neuen Dekorationen geweiht.

Die Zeit von 1867 bis 1870.

Die erste, an die Artillerie herantretende Aufgabe nach vollständiger Wiederherstellung des Friedensverhältnisses war, die vor dem Kriege begonnene Entfernung der glatten Geschütze zu Ende zu führen. Gerade zwei unserer heutigen Batterien hatten noch mit den 12-Pfündern ins Feld rücken müssen, und auch die anderen Batterien erfuhren durch die den Gesammtabschluß der Reorganisation begleitenden Maßnahmen mancherlei Aenderungen. Eine Allerhöchste Kabinets: Ordre vom 28. Februar 1867 bestimmte für die FußBatterien nach Maßgabe der fortschreitenden Bewaffnung mit gezogenen Geschüßen eine neue Bezeichnung, Dislocirung und Vertheilung auf die Abtheilungen.

Eine Namensänderung erfuhren hierbei unsere beiden 12pfündigen Batterien, indem die heutige erste Batterie fünfte 6pfündige, die heutige zweite Batterie sechste 6pfündige Batterie wurde.

Gleichzeitig wechselten auch die Abtheilungs-Nummern und erhielt die bisherige I. Fuß-Abtheilung die Bezeichnung III. Abtheilung mit der Garnison Wittenberg; die bisherige II. Abtheilung wurde in Torgau I. Abtheilung, und endlich die bisherige III. Abtheilung II. mit der Garnison Jüterbog.

Als Termin für die Ausführung dieser Bestimmungen war für den Fall einer inzwischen eintretenden Mobilmachung die Beendigung dieser letteren, andernfalls die Beendigung der für dieses Jahr in Aussicht genommenen Schießübung festgesetzt. Schon im April d. J. wurde es aber für nöthig erachtet, ohne Festhaltung bestimmter Termine mit der Umformung wenigstens sämmtlicher glatter Fuß-Batterien in 6-Pfünder schleunigst vorzugehen, nur bei den Okkupations-Truppen sollte mit der Umformung bis zur Rückkehr derselben gewartet werden.

Weitere Zusatzverfügungen bestimmten die Artillerie-Depots, aus welchen das neue Material empfangen werden sollte u. dergl. m., und um das Ganze noch mehr zu beschleunigen, verfügte eine Allerhöchste Kabinets: Ordre vom 20. April 1867, daß die noch in Sachsen stehenden Truppen statt an dem vorher bestimmten Termin des 1. Juli bereits in der zweiten Hälfte des Mai nach und nach zurückgezogen werden sollten.

Ueber die Okkupationszeit entnehmen wir noch einem Privatbricfe, daß die Truppen daselbst sehr angenehme dienstliche und gesellschaftliche Verhältnisse hatten; Konzerte, Theater und der Verkehr in den vielen guten Restaurations-Lokalen boten mancherlei Abwechselung. „Auch das Verhältniß zur Bürgerschaft war ein angenehmes und wir Preußen wandten dem Konditor Torniamenti auf der Brühlschen Terrasse, welcher sonst während der Wintermonate schloß, unsere ganze Freundschaft, und was ihm vielleicht noch lieber, Kundschaft zu, weil er uns zu Liebe auch während des Winters Kaffee und Dominosteine zur Verfügung stellte. Bei „Ancot“ wurde das Vertrauen der würdigen, von altersher dort verkehrenden Tafelrunde sofort gewonnen, nachdem „Anna“ verrathen hatte, daß die alten

Herren etwas eifersüchtig auf die Besetzung ihrer durch langjährige Gewohnheit geheiligten Stammpläge seien, welche ihnen natürlich sofort strengstens reservirt wurden. Das Offizier= korps wurde auch bei Hofe vorgestellt und von den Königlichen Herrschaften empfangen. Anfangs April rückten dann sächsische Truppen ein und übernahmen nach und nach wieder die Wachen. Aus Unteroffizieren derselben wurde ein Lehrbataillon formirt, aus welchem die Instruktoren das preußische Reglement in das sächsische Armee-Korps übertragen sollten; dieses Bataillon ließ sich König Wilhelm bei seiner Anwesenheit in Dresden vorstellen, nachdem auch das preußische Offizierkorps empfangen worden war. Mitte Mai wurde Dresden von preußischen Truppen geräumt, wir (der Abtheilungskommandeur und die vier Hauptleute) meldeten uns bei dem Kronprinzen ab, den wir außerordentlich orientirt über die Artillerie fanden, wurden noch von den sächsischen Kameraden zu einem glänzenden Abschiedsfest im Café Bellevue auf der Terrasse eingeladen, welchem auch der Kronprinz beiwohnte und traten anderen Tags den Rückmarsch nach Jüterbog an.")

Fortschritte in der Entwickelung unserer Waffe brachte der arbeitsreiche Sommer 1867 noch in mancherlei Beziehung, jedoch können dieselben, als nicht in den Rahmen der Regiments-Geschichte gehörend, hier nur kurz angedeutet werden, so die Reorganisation des Feuerwerks-Personals, die Aufhebung der Inspektion der technischen Institute, vor Allem aber die Errichtung der Schießschule durch Allerhöchste Kabinets-Ordre vom 4 Juli 1867. Am 5. Juni wurde die dritte 12pfündige Batterie aufgelöst und als fünfte 6pfündige neu formirt, kurz darauf konnte dann der Antrag des Regiments genehmigt werden, die endgültige neue Eintheilung der Fuß-Batterien in Abtheilungen mit dem 3. Juli des Jahres ins Leben treten zu lassen.

Eine große Freude und ehrende Auszeichnung wurde in dieser Zeit dem Regiment zu Theil, indem Seine Königliche Hoheit der General-Feldzeugmeister demselben sein Bild schenkte. Noch heute hängt dasselbe als werthvollster Schmuck im Offizier-Kasino zu Brandenburg a. H.

Schließlich ist noch die Allerhöchste Kabinets-Ordre vom 23. December 1867 von Wichtigkeit. Dieselbe nahm unser früheres Festungs-Regiment, mit welchem das FeldRegiment bei dem steten Personalwechsel innerhalb des Offizierkorps in engster Verbindung stand, aus dem Brigadeverbande und versette es in die 11. Artillerie-Brigade. Unsere Brigade erhielt hierfür die bisherige III. Abtheilung des Magdeburgischen FestungsArtillerie-Regiments Nr. 4 unter der Benennung Hessische Festungs- Artillerie - Abtheilung Nr. 11."

Eine kriegsministerielle Verfügung vom 29. Februar 1868 verfügte dann im Interesse der örtlichen Vereinigung jener Abtheilung mit Truppentheilen des Brandenburgischen Feld-Artillerie-Regiments, daß Torgau und Wittenberg von den dort stehenden Garde-Festungs-Artillerie-Kompagnien geräumt und durch die hessische Abtheilung besett

werden sollte.

Zum Abschluß einer einigermaßen vollständigen Uebersicht über die Formations und Dislokations-Aenderungen jener Zeit sei gleich hier angeführt, daß eine Allerhöchste Kabinets-Ordre vom 25. März 1869 eine neue Unterstellung der Brigaden unter die Inspektionen verfügte und der II. Artillerie-Inspektion zu Berlin die Garde-, 2. und 3. Artillerie-Brigade überwies.

1) Aufzeichnungen des Hauptmanns a. D. Fromme.

Endlich wurde schon in den Jahren 1869 und 1870 Frankfurt a. D. als eine der Garnisonen der Brigade in Aussicht genommen. Der Magistrat dieser Stadt erklärte sich zur Herstellung der nothwendigen Baulichkeiten bereit und die zahlreichen Verhandlungen und Erwägungen fanden ihren Abschluß in folgender Allerhöchster Kabinets-Ordre, welche als unser Regiment ganz besonders betreffend hier wiedergegeben sein möge:

Auf den Mir gehaltenen Vortrag bestimme Jch, daß die I. Fuß-Abtheilung des Brandenburgischen Feld-Artillerie-Regiments Nr. 3 (G.-F.-Z.) von Torgau nach Frankfurt a. D. in Garnison zu verlegen ist, sobald die zur Unterbringung derselben im letzteren Orte zu treffenden baulichen Einrichtungen beendet sind. Das Kriegsministerium hat hiernach das Weitere zu veranlassen.

Berlin, den 5. Mai 1870.

Wilhelm.

Der demnächst ausbrechende Krieg mit Frankreich sollte die Ausführung dieser Bestimmung bis auf Weiteres verschieben.

Im Uebrigen ist aus dieser Periode nicht viel besonderes zu berichten, die Akten weisen eigentlich nur eine Fülle von Personal-Veränderungen des Offizierkorps auf; über den ganz besonders häufigen Wechsel der Batteriechefs giebt Anlage V die näheren Angaben. Mit vieler Freude erinnern sich wohl die älteren Herren, welche in den letzten sechsziger Jahren der Brigade angehörten, an diese Zeit, aber es ist schwer, ihre so interessanten Erzählungen aus derselben wiederzugeben. Wäre A. v. Winterfeld Artillerist gewesen, so hätte er vielleicht in Jüterbog ähnliche Anregung zu frischen Soldatengeschichten gefunden, wie in Basewalk.

Unvergessen sind den älteren Herren jener Tage die frischen, wirklich überraschenden Alarmirungen durch Prinz Friedrich Carl. In 30-40 Minuten war der Schießplay von Jüterbog aus erreicht, ein Angriff der gleichfalls alarmirten Treuenbrigener Füsiliere wurde angenommen und eine Bowle im „Tausendthalerhaus" beschloß den festlichen Tag. Auch die Besichtigungen mit der stereotypen Bedeutung der Goldlack-Guirlande und Intonation des im tiefen Keller" sind wohl von den Betheiligten unvergessen.

In humorvoller Erinnerung ist auch das Passiren des Cirkus Renz durch Jüterbog im Frühjahr 1870. Zur Belebung des Interesses der Fahrer wurde es für wünschenswerth gehalten, daß dieselben bisweilen den Cirkus besuchten, und Renz hatte bezüglichen Anträgen um ermäßigte Preise oder Freibillets stets bereitwillig Folge gegeben. „Eines Tages ritt die Offizier-Reitabtheilung des schönen Wetters wegen im Freien; wir passirten hierbei die Bahn, fanden die Barriere geschlossen und erfuhren, daß sogleich ein Extrazug mit dem Renz'schen Cirkus zur Leipziger Ostermesse durchpassiren würde, und daß unsere Musik sich auf dem Perron eingefunden habe, um auf diese Weise Renz den Dank des Regiments abzustatten.

,,Wir stiegen von den Pferden und begrüßten die unterdessen eingefahrenen Celebritäten. Die Musik spielte heitere Cirkusweisen, und wir waren lustig und guter Dinge. Am anderen Tage las man in verschiedenen Zeitungen von dem großartigen Empfange des Cirkus in Jüterbog durch das gesammte Offizierkorps u. s. w. - die Sache wurde gründlichst zu Reklamezwecken ausgebeutet. Der Regimentskommandeur war natürlich hierüber nicht sehr erfreut und dies um so weniger, als er bei einer sofortigen Fahrt nach Berlin lediglich heiteren Gesichtern begegnete."

Geschichte des Feld-Art.-Regts. General-Feldzeugmeister (18).

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