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Das XI. Corps und die 19. Brigade

nehmen die Linie Floing- Jlly.

Wie die Garden von rechts her in das Bois de la Garenne eingedrungen waren, so das XI. Corps und die 19. Brigade von links. Diesem die lezte Entscheidung gebenden Eindringen in den Wald waren aber am linken Flügel, also auf der Linie Floing- Jlly, ernsthaftere Kämpfe vorausgegangen als am rechten (Givonne Jlly).

Diesen ernsthafteren Kämpfen, wie sie namentlich zwischen 12 und 2 das XI. Corps und die 19. Brigade führten, wenden wir uns jezt zu.

Wir verließen unsren linken Flügel um 12 oder 124, unmittelbar nach Wegnahme Floings einerseits durch 83er, andererseits durch die beiden Musketier-Bataillone Gallwig und Maliczewski vom 46. Regiment. Das Dorf, so etwa schlossen wir, wurde genommen und behauptet. Die Kirchhofsposition, gegen die sich vorzugsweise die Wiedereroberungsversuche des Feindes richteten, hielt Premierlieutenant Kruskra mit der 8. Compagnie vom 46. Regiment, der sich Züge und Halbzüge vom 5. und 11. JägerBataillon, wie vom Regiment Nr. 83 angeschlossen hatten.

Floing also war unser, aber weder genügte diese Position, noch vermochten wir uns auf die Dauer in ihr zu halten, wenn es uns nicht glückte, die unmittelbar hinter Floing aufsteigende, bis Jlly sich hinziehende und an namentlich einer Stelle bastionsartig vorspringende Höhenlinie zu nehmen. Diese Höhenlinie entsprach einer natürlichen Festung, baute sich in uns unsere Güte schlecht belohnt werden. Im Weitergehen gelangten wir auf einen freien Plaz im Walde, von wo uns ein ganzes Regiment Franzosen mit furchtbarem Schnellfeuer begrüßte. Der Angriff war unerwartet und deshalb um so vernichtender. Die Gefangenen, deren ein jeder von uns an 40-50 mit sich führte, rafften die am Boden liegenden Waffen auf, um sie mit dem Rufe: »Husse, vive la France, vive l'Empereur« an uns zu probiren. Ich sah nur noch ein Paar der Unsrigen sich gegen einen zahllosen Feind wehren. Unser Hauptmann kam auf den Play gesprengt, um schon im nächsten Augenblick schwer verwundet vom Pferde zu sinken. Ich schlug beinahe ohne Besinnung wie ein Rasender mit meinem Gewehr um mich, schon mit dem zweiten, denn das erste war bereits zertrümmert. Unteroffizier Alder von meiner Kompagnie kam mir zu Hülfe, wir wollten uns zu unserm verwundeten Hauptmann durchschlagen; die Kugeln zischten zu Dußenden um unsere Köpfe. Ich blieb unversehrt, Alder aber fiel schon beim zweiten Schritt vorwärts. Ich wollte nun diesen ins Gebüsch ziehen, da kam ein Schuft von Turcos, zog dem Unglücklichen das Seitengewehr aus der Scheide und stieß es ihm bis ans Heft in den Leib. Ich mußte mich nach der anderen Seite hin verthei. digen; nur mit der größten Anstrengung gelang es mir, alle nach mir gezielten Kolbenschläge zu pariren. Jener Turcos zückte auch nach mir den Säbel; eine Kugel durch den Kopf streckte denselben nieder, ehe er den Stoß führen konnte. Ich wurde jezt ins Gebüsch gedrängt, wo ich, vielleicht zu meinem Glücke, stürzte und in demselben Augenblick einen heftigen Kolbenschlag auf meinen Fuß fühlte. Ich empfand noch, daß einige Körper mich im Fallen bedeckten. Kräftige deutsche Hurrahs weckten mich wenige Minuten später; ich wurde von meiner unfreiwilligen Bürde befreit und sah, daß der Feind umgangen, und wir gerettet waren.«

Etagen auf und war vom Feinde, unter geschickter Ausnußung des Terrains, mjt dichten Truppenmassen besetzt. Hier standen noch die besten Regimenter des VII. Corps (andere hatten sich schon flüchtig nach Sedan hineingezogen ), ferner die Brigade Saurin vom V. Corps und die zur Unterstüßung dieses Flügels eben eintreffenden Brigaden) vom I. Corps. Immerhin noch eine imposante Macht muthmaßlich 15 bis 20,000 Mann – und nur partiell in ihrem Gefüge erschüttert.

Diese mit so erheblichen Kräften vertheidigte Linie Floing Jlly war noch seitens unseres XI. und V. Corps zu nehmen. Der Angriff geschah in drei Colonnen, die am rechten und linken Flügel dieser Position, wie auch im Centrum, gleichzeitig oder doch fast gleichzeitig zum Sturme schritten. Wir betrachten zunächst die Zusammensetzung jeder einzelnen Colonne.

[Die rechte Flügel-Colonne] bestand, nachdem noch die rückständigen, auf dem Marsch verzögerten Regimenter eingetroffen waren, aus der 43. Brigade, Regimenter 32 und 95,

der 44. Brigade, Regimenter 83 und 94,

und den beiden Musketier-Bataillonen 46. Regiments, den bereits, bei der Wegnahme von Floing, mehrgenannten Bataillonen Gallwig und Maliczewski.

[Die Centrums Colonne] war die schwächste und musterte nur die nach Abzweigung der beiden Musketier-Bataillone 46. Regiments übrig gebliebenen vier Bataillone der 19. Brigade: das Grenadier - Regiment Nr. 6 (drei Bataillone) und das Füsilier-Bataillon 46. Regiments unter Major Campe. Diese Centrums - Colonne hatte den schwersten Stand.

[Die linke Flügel-Colonne] bestand, alles in allem gerechnet, aus der gesammten 21. Division, die in und um Fleigneur ihre Stellung genommen hatte; doch scheint es, daß zum Angriff gegen die hier vor, gelegene Höhe von Jlly « nur wenige Bataillone zur Verwendung kamen,

*) Es waren dies die Brigaden Gandil und Lefebvre, jene von der Division Pellé, diese von der Division L'Heriller des I. Corps. Die Brigade Lefebvre, was gleich hier bemerkt werden mag, kam zu keiner eigentlichen Action, sondern wurde, noch eh sie aufmarschiren fonnte, durch flüchtige französische Cavallerie-Regimenter (vgl. S. 537 u. 538) niedergeritten und zerstreut. Desto energischer scheint der Widerstand der Brigade Gandil: 1. Turco, und 78. Linien - Regiment, gewesen zu sein. In die Flucht der Cavallerie nicht mit hineingerissen, hielten diese beiden Regimenter, die schon bei Weißenburg den Hauptkampf bestanden und sehr gelitten hatten, aus bis zum letzten Moment, und das innerhalb des Bois de la Garenne gegen unsre Garde-Füsliere geführte, erbitterte Waldgefecht — siehe die Anmerkung auf S. 533 u. 534 — ist sehr wahrscheinlich eben dieser Brigade (Gandil) zuzuschreiben. Wenn noch andre Truppentheile mit eingriffen, so können es nur Regimenter der Division Wolff und der Brigade Montmarie, beide vom I. Corps, gewesen sein, die, wie die Brigade Gandil am West- Rande des Bois de la Garenne, so ihrerseits am Ost-Rande des Wäldchens bis zuleht aushielten und endlich ihren Rückzug autretend, auf diesem Rückzuge vielleicht an dem Waldgefechte theilnahmen.

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wahrscheinlich vom 87. Regiment. Die Vorgänge an dieser Stelle des Schlachtfeldes sind bis zur Stunde die am wenigsten aufgeklärten. Wir schreiten nun zu den Einzelnheiten.

Die rechte Flügel-Colonne (bei Floing).

Die rechte Flügel- Colonne theilte sich ihrerseits abermals in drei kleinere Colonnen, dadurch in sich selbst wieder zwei Flügel und ein

Centrum herstellend. Am rechten Flügel von Floing, erst südlich dann östlich sich haltend, avancirte die 43., im Centrum, aus dem Dorfe des bouchirend, die 44. Brigade, am linken Flügel gingen die Bataillone Gallwig und Maliczewski, sammt dem 5. Jäger-Bataillon gegen die Höhe vor.

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Die erste Terrasse wurde genommen; als die drei Colonnen sich aber anschickten, die Höhe weiter zu ersteigen, erfolgten jene berühmt gewordenen Cavallerie-Angriffe, die mit der Niederlage der Reserve-Cavallerie - Divisionen Margueritte und Vonnemain, so wie der Cavallerie - Division Salignac- Fenelon (vom XII. Corps) endigten. Ducrot der auf diesem Theil des Schlachtfeldes das Commando führte — hatte diese Angriffe angeordnet, theils um seine in eben diesem Augenblicke hartbedrängten, unmittelbar nördlich von Floing (auf Jlly zu) stehenden Vataillone direkt zu souteniren, theils um zur Heranziehung frischer Brigaden Zeit zu gewinnen. Es gebührt ihm für diesen Versuch, so vollkommen er auch scheiterte, nicht der geringste Vorwurf. Wir thaten bei Vionville dasselbe. Es waren vier Angriffe, die unternommen wurden. Sie folgten in Pausen von einer Viertelstunde bis 20 Minuten.

[Erster Cavallerie-Angriff. Lancier-Attake gegen anderthalb Bataillone 46er und zwei Jäger - Compagnicen.]

Unter heftigem Feuergefecht hatten die 5. und 7. Compagnie kaum die Mitte des Abhanges und die Compagnieen des 1. Bataillons eben den Fuß desselben erreicht, als plötzlich feindliche Cavallerie hervorbrach. waren zwei Escadrons Lanciers, von denen sich die eine gegen die 5. und 7. Compagnie, die andere gegen das 1. Bataillon wandte. Die Attake brandete gegen die heftig feuernde Schüßenlinie, in der sich auch Tirailleure des XI. Corps befanden, bog aus, jagte die Schüßenlinie entlang und stürzte theilweise den Steilabhang hinunter, theilweise durch das Dorf Floing. *) Hier waren eben die 2. und 3. Compagnie vom 5. Jäger-Bataillon in der Nähe der Kirche angekommen; beide Compagnicen warfen sich sofort in die Gehöfte und Nebenstraßen und beschossen die vorbeirasende Cavallerie auf das

*) Ein anderer Bericht, von einem Offizier des 2. Vataillons (v. Maliczewski) herrührend, schildert diese Lancier - Attake wie folgt. »Da auf einmal erbebte der Voden unter den Hufen der heranbrausenden feindlichen Cavallerie, und wie meist bei jungen Truppen, prägte der erste Schrecken durch den Ruf: Cavallerie, Cavallerie! sich aus. »Ja, ja (rief Major v. Maliczewski), laßt sie nur kommen, uns werden sie nichts thun«; — und in der That, kaum waren diese Worte gesprochen, so raste die wilde Jagd der Lanciers an uns vorüber, während wir selbst, die kühnen Reiter ruhig aufs Korn nehmend, sie großen Theils durch) unsere Kugeln, kleineren Theils durch die Ungangbarkeit des Terrains stürzen saben. Nur wenige vermochten sich nach Floing hinein zu retten, wo sie jedoch von unseren in der Dorfstraße kämpfenden Kameraden empfangen wurden. Unser Regiments Commandeur, Oberst v. Eber, hardt, hieb in persönlicher Gegenwehr zwei Reiter vom Pferde. «

vernichtendste. Ein Theil der flüchtigen Lanciers mußte noch durch das Feuer der Vertheidiger des Kirchhofes (8. Compagnie vom Regiment 46) hindurch. Unsere Compagnieen seßten nach diesem ersten Zwischenfall ihr Vordringen gegen die Höhe fort.

[Zweiter Cavallerie-Angriff. Cürassier-Attake gegen drei Compagnieen 46er.] Als unsere Infanterie auf nahezu allen Punkten die Höhe erklommen hatte und im Begriff stand, den lehten feindlichen Schüßengraben zu besehen, galoppirten französische Cürassier - Schwadronen heran. Sie waren auf Schimmelhengsten beritten und attakirten mit Entschlossenheit die 2., 3. und 5. Compagnie 46. Regiments. Leßtere (die 5.), schon geschlossen, empfing sie mit runden Salven, die beiden andern, noch theilweise aufgelöst, mit Schnellfeuer auf kurze Distance. Vor diesem vernichtenden Feuer sank das vordere Glied der Cürassiere in sich zusammen; die übrigen jagten, furchtbar gelichtet, zurück; einige Reiter stürzten durch die Infanterielinie hindurch.

[Dritter Cavallerie-Angriff. Chasseurs à cheval-Attake gegen drei Jäger-Compagnieen.]

Die 1., 2. und 3. Compagnie vom 5. (Görlizer) Jäger-Bataillon waren mittlerweile über die Infanterie- Compagnicen hinaus avancirt, wobei sich die 3. Jäger-Compagnie zwischen dem 1. und 2. Vataillon 46 er durchgezogen hatte. Diese Jäger- Compagnie wurde auch sogleich das Objekt einer Attake zweier Escadrons Chasseurs à cheval. Beide Escadrons überritten die vorgeschobene Schüßenlinie, prallten gegen die Soutiens an (vor deren Feuer sie ausbogen) und stießen von rechts rückwärts auf die 2. Jäger Compagnie, die aber Carrée formirt hatte und sie mit einem wohlgezielten Schnellfeuer abwies. Die 3. Jäger-Compagnie hatte gleich darauf Gelegenheit, ein Halbbataillon des 32. Regiments (am rechten Flügel, wo die 43. Brigade avancirte) bei dem Abschlagen einer Cavallerie - Attake zu unterstützen. Die Jäger Compagnie gab ihr Feuer auf 500 Schritte ab.

[Vierter Cavallerie-Angriff. Husaren und Chasseurs à cheval gegen zwei Compagnieen 46er und drei Jäger-Compagnieen.]

Die Jäger - Compagnieen formirten sich wieder, nachdem die Chasseurs à cheval abgeschlagen waren, und wollten eben das Avanciren fortsehen, als mehrere Escadrons Husaren gegen die 1. und 5. Compagnie vom 46. und gegen die 3. Jäger- Compagnie ausprengten. Ihre Attake war aber schon im Anrücken etwas lahm. Die Compagnieen ließen sie nahe herankommen. und gaben ihre Salven ab, wobei die Husaren theilweise Kehrt machten, theils nach rechts hin ausbogen. Bei diesem Rechts-ausbiegen kamen sie in den Rücken der 1. und 2. Jäger-Compagnie, die nun ihre Front verändern

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