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von starken feindlichen Infanterie- Abtheilungen und Mitrailleusen - Batterieen mit Feuer überschüttet wurde. Um 5% Uhr hatte sich das Infanterie - Regiment Nr. 26 nahezu verschossen und wurde, soweit es sich sammeln ließ, (nur 8 Compagnieen; die vier andern waren, in Gemeinschaft mit der Centrums - Colonne, weiter vorgedrungen) aus dem Walde zurückgezogen. An seine Stelle rückte das sächsische Regiment Nr. 101 in den Wald ein, ebenso das 66. Regiment, *) das bis dahin, wie es scheint, in einer ReserveStellung am Südrande des Waldes zurückbehalten worden war. Den vereinten Anstrengungen der beiden legtgenannten Regimenter, wie des sächsischen Schüßen-Regiments Nr. 108, gelang es nach schweren Kämpfen, den Feind aus dem Walde gänzlich zu verdrängen und die nördliche Spize desselben zu besehen. Ein tiefer, vor dem linken Flügel gelegener Thalgrund, welchen der Feind noch mit Tirailleurs und Mitrailleusen festhielt, sowie die Undurchdringlichkeit des dicht bestandenen Gehölzes hinderten längere Zeit das Hervorbrechen aus dem Walde auf die bis Mouzon sich ausdehnende freie Ebene.

Die Abtheilungen, denen dies später gelang, waren die im Waldgefechte abgekommenen, bereits erwähnten Theile des 26. Regiments, vier Compagnieen unter Major Fritsch. Wir begegnen ihnen später bei den Kämpfen der 14. Brigade im Centrum.

Die 14. Brigade am Mont de Brune.

Der Feind, als er sich am Bois de Givodeau sehte, hatte, wie es scheint, in einer Doppellinie an eben diesem Gehölze Stellung genommen. Die südlichere Linie reichte von Yoncq bis La Sartelle, die nördlichere von Fonderie de Grefil bis Villemontry. Bei dem Gefechte, das die 13. Brigade am rechten Flügel im Walde führte, markirten sich diese beiden Linien sehr wenig, bei dem Gefecht im Centrum traten sie hervor.

*) Das 66. Regiment hatte Befehl erhalten, in der Richtung der Chaussee Beaumont Mouzon zu marschiren. Das Füsilier Vataillon mußte den rechten Flügel an die Maas lehnen und verlor in Folge davon in dem waldigen und überaus bergigen Terrain die Füh lung mit den andern Bataillonen der Brigade; es drang indessen bis an die Nordlisière des Waldes von Givodeau vor, woselbst, neben mehreren anderen Verwundungen, auch noch der Führer, Major v. Thompson, eine Blessur erhielt. Die beiden Musketier - Vataillone, welche erst auf der Chaussee vorgegangen, dann von derselben rechts abgebogen waren, konnten keinen Durchgang durch den engbestandenen Wald finden, und das 1. Bataillon zog sich wieder an die Chaussee heran. Bei dieser Gelegenheit passirte das Bataillon, bei dem sich der RegimentsCommandeur Oberst - Lieutenant Graf Find von Findenstein aufhielt, die Feuerlinie einer mit einzelnen Theilen unsrer 10. Compagnie im Gefecht befindlichen feindlichen Abtheilung, und hier war es, wo dieser tapfere Offizier, der schon beim Ueberfall des Lagers erheblich verwundet worden war, durch eine feindliche Kugel tödtlich in den Kopf getroffen wurde.

Hier avancirte die 14. Brigade. Die Tête hatte das 93. (Anhaltinische) Regiment; in brillantem Angriff durchbrach es die erste feindliche Position hart links neben der Chaussee und nahm mehrere Batterieen und Mitrailleusen im Sturm. In Ausbeutung dieses Erfolges schoben sich das 2. und Füsilier-Bataillon genannten Regiments nach links hinüber, geriethen in das Actions-Terrain unserer 16. Brigade zu beiden Seiten des VoncqBaches und betheiligten sich noch in später Stunde an dem Abendkampfe der lehtgenannten Brigade.

Das 1. Bataillon (Dessau) 93. Regiments hatte mittlerweile die grade Straße inne gehalten und sah sich, nachdem es etwa 800 Schritt weiter nördlich einen schmalen Ausläufer des Bois Givodeau passirt hatte, einer zweiten feindlichen Linie, der Linie Gresil- Villemontry gegenüber, die, das vorgelegene Terrain beherrschend, der Vertheidigung große Vortheile bot. Der Hauptstüßpunkt dieser Linie war der Mont de Brune. Ein brillanter Angriff indeß, an dem Alles Theil nahm, was von der 14. Brigade noch zur Stelle war,) vertrieb den Feind auch aus dieser vorzüglich gewählten Position und nahm abermals Batterieen im Feuer. Das 1. Bataillon 93er hatte bei diesem Angriff auf den Mont de Brune den rechten, das Füsilier - Bataillon 27er den linken Flügel gehabt; im Centrum griff das 2. Bataillon leztgenannten Regiments mit ein. Es war eine glänzende, mit besonderer Bravour durchgeführte Action«, so heißt es in den zahlreichen Briefen Derer, die von den benachbarten Höhenpositionen aus, diesem Angriff wie einem kriegerischen Schauspiele beiwohnten. Besonders wird der aus der linken Flanke her unternommene, die Richtung der alten Römerstraße innehaltende Vorstoß des Füsilier-Bataillons 27er als »mit besonderem Elan ausgeführt« hervorgehoben. Ueber das Vorgehen des 1. Bataillons 93er (Bataillon Dessau) liegt uns ein ziemlich eingehender Bericht vor.

»>Um 5 Uhr trat eine Pause ein; wir Schüßen lagen an einem Graben vor einer steilen vom Feinde beseßten Höhe, konnten aber nicht vorrücken, weil unsere eigene Artillerie über unsere Köpfe hinweg dieselbe mit Bomben, Granaten und Shrapnels hageldicht bewarf. Wir benußten die Pause, um uns mit Brod aus den Tornistern der gefallenen Franzosen zu versorgen und unsere Feldflaschen in einem Graben zu füllen. Dann sammelte der Lieutenant v. Madai die Schützen des 1. Bataillons und stürmte mit Hurrah die gedachte Anhöhe (Mont de Brune). Unser Brigade-General

*) Es war nur der halbe Bestand derselben: das 2. und Füsilier Bataillon vom 27. und das 1. Bataillon vom 93. Regiment. Das 2. und Füsilier-Bataillon leßtgenannten Regiments waren, wie im Text hervorgehoben, nach links hin abgezogen, das 1 Bataillon 27er war in Beaumont zurückgeblieben.

v. Zychlinski ritt sammt seinen Adjutanten immer vor unserer Front. Wir kämpften mit vollständigem. Marschgepäck, vergaßen aber in der Aufregung des Kampfes unsere Todesmattigkeit. Das Feuer, dem wir hier ausgesezt waren, war ein höllisches; Granaten plaßten haufenweise um uns herum, die Mitrailleusen hagelten, die Chassepots schlugen von allen Seiten ein. Jezt noch einmal 10 Minuten lang glatt auf den Boden geworfen, verschnauft, ein wirksames Schnellfeuer abgegeben, und zum leßten Male 600 Schritte mit Hurrah! vorwärts. Madai und Bussche Lohe wiederum vor uns. Der Sturm gelingt, die französische Schüßenlinie macht Kehrt und geht über die Chaussee bis rechts von dem Städtchen Mouzon zurück. «

Der Mont de Brune war nun unser. Da dieser Berg indeß die dominirende Position des gesammten Terrains bildete, so war man franzöfischerseits nicht gewillt uns denselben ohne Weiteres zu lassen, um so weniger, als man in dem nahe gelegenen Mouzon und zwar diesseits und jenseits der Maas über ganz frische Truppen: das XII. Corps Lebrun, gebot. Eine Cavallerie- und Infanterie - Brigade dieses Corps erhielt Befehl, die eben verloren gegangene Position wieder zu nehmen. Die Infanterie-Brigade von der Marine Division Vassoignes setzte sich gegen unsern rechten Flügel, die Cavallerie - Brigade Beville gegen unsern linken Flügel in Bewegung.

Am linken Flügel standen lediglich die Füsiliere vom 27. Regiment unter Oberstlieutenant Hildebrand, zunächst auf keine andere Unterstüßung angewiesen als die, die ihm unsere zwischen Grefil und Bois Givodeau aufgefahrene Artillerie gewährte. Mit unerschütterlicher Nuhe empfing das Bataillon die heranstürmende Brigade und nahm sie unter ein vernichtendes Fener. Und siehe da, dasselbe furchtbare Schicksal, das die Cürassier-Brigade Michel auf dem Terrain zwischen Fröschweiler und Elsaßzhausen am 6. August betroffen hatte, es ereilte hier die Brigade Beville: 5. und 6. CürassierRegiment. Das 6. Cürassier - Regiment hatte die Tète, das 5. folgte. Unter dem soutenirenden Feuer einer Mitrailleusen - Batterie griff das Têten - Regiment an. Umsonst. Die Batterie wurde demontirt, das Regiment wich. Die nachfolgenden 5. Cürassiere rückten in die vorderste Linie ein und hielten. unter starken Verlusten aus, um den Rückzug der weit über Wald und Feld hin zerstreuten Abtheilungen des V. Corps zu decken. Das leztgenannte Regiment verlor seinen Obersten, Colonel Contenson, und 9 Offiziere. Sechs andere hatten ihre Pferde verloren. 11 Unteroffiziere und 90 Mann waren außer Gefecht gesetzt.

Nicht glücklicher für den Feind verlief der Angriff der MarineBrigade am diesseitigen rechten Flügel. Einen Augenblick unsererseits erschüt tert, da wir dem Andringen von mindestens drei bis vier frischen Bataillonen nur das 1. Bataillon 93er und das 2. Bataillon 27er entgegenseßen konnten,

änderte sich doch die Situation zu unsern Gunsten, als im allerbedrohtesten Moment die mehrerwähnten vier Compagnieen 26er unter Major Fritsch°) aus der Nordspite des Bois Givodeau hervortraten und, die bedrohte Lage unserer zwei Bataillone erkennend, rasch in das rechte Flügel - Gefecht am Mont de Brune eingriffen.

Diese rechtzeitige Unterstüßung entschied; was uns auch jezt noch an numerischer Ueberlegenheit fehlen mochte, das wurde durch die Ueberlegenheit unserer Position mehr als ausgeglichen. Die Marine-Brigade ging auf Mouzon zurück. Ihre Verwendung war ein Fehler, weil eine halbe Maßregel. Sollte hier etwas geschehen, sollte der Mont de Brune uns wieder genommen und seitens des Feindes als eine Art Außenfort seiner Stellung an der Maas behauptet werden, so, mußte das bereitstehende XII. Corps, Lebrun, seine ganze Kraft in die Waage werfen. Wir wären dann zu schwach, zu müde und zu zersplittert gewesen, um ihm, an diesem Tage noch, diese immerhin wichtige Position zu entreißen. Wichtig deshalb, weil Alles, was uns von den Maas - Uebergängen fernhielt, mehr oder weniger dahin wirkte, der Mac Mahonschen Armee immer noch eine gewisse Freiheit der Bewegung, und innerhalb dieser auch den Marsch auf Metz offen zu lassen. Von dem Augenblick an wo wir den Mont de Brune hatten, hatten wir, mit großer Wahrscheinlichkeit, auch die Maas zwischen Mouzon und Rouffy, wenigstens das diesseitige Ufer.

In der That wurden beide Positionen, Mouzon und Rouffy, noch am selben Abend genommen. Ehe wir zur Schilderung der begleitenden Ereignisse übergehen, folgen wir zuvor noch der 16. Brigade auf ihrem Vormarsch am linken Flügel.

Die 16. Brigade am Yoncq-Bache.

(Von La Harnoterie bis zur Mühle nördlich Pourron.)

Die 16. Brigade, die wir (S. 435) nach dem glücklich durchgeführten Ueberfall des Südlagers verlassen hatten, hatte etwas später auch noch das

*) Major Fritsch führte ursprünglich das 1. Bataillon, hatte aber, nachdem Oberst v. Schmeling für den verwundeten Brigade Commandeur (v. Borries) eingetreten war, den Befehl über das Regiment übernommen. In dem sich entspinnenden Waldgefechte wurden Ueberblick und Gesammtführung sofort zur Unmöglichkeit; die Compagnieen operirten selbstständig und die Züge und Halbzüge, die, aus der Nordlisière des Bois de Givodeau hervortretend, durch Major Fritsch gesammelt und behufs Unterstüßung der drei im Text ge nannten Vataillone der 14. Brigade gegen den Mont de Brune geführt wurden, gehörten allen drei Bataillonen an. Im Wesentlichen waren es die 1. und 5. Compagnie (Halb- Bataillon Graser) und die 2. und 10. (Halb - Bataillon Kollas). Aber auch Trupps von anderen Compagnieen waren eingesprengt. Auch au der Erstürmung von Faubourg Mouzon nahm später dieses combinirte Bataillon hervorragenden Antheil. (Vgl. S. 455.)

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im Westen von Beaumont gelegene Gehöft »La Harnoterie« genommen und glaubte seine Tagesarbeit gethan zu haben. Aber mit Nichten. Noch Vieles verblieb für den Nachmittag und Abend, wenn auch im Ganzen immer wieder hervorgehoben werden muß, daß, von etwa 4 Uhr an, die Hauptaction von der 8. Division auf die 7. überging.

»Wir hatten,« so fährt unser gern citirter Berichterstatter von der 16. Brigade fort, »nach Wegnahme von La Harnoterie) die berechtigte Empfindung, daß es nun des »grausamen Spieles « genug gewesen sei. Nachmittag war's und genossen hatten wir noch nichts. Aber es sollte anders kommen. Wir erhielten den Befehl, hinter der Ferme eine Achtel- Schwenkung rechts zu machen und in nördlicher Richtung vorzugehen, »wir würden gleich auf frische französische Truppen stoßen«. Und so war es denn auch!

Wir waren nur noch drei Bataillone: zwei von den 96ern im ersten, eins vom 86. im zweiten Treffen. Die andern beiden Bataillone dieses Regiments waren zur Beseßung des Lagers zurückgelassen; eines (das 1.) hatte zudem die Hälfte seines Bestandes verloren und formirte nur noch zwei Compagnieen. Unsere Artillerie war fort, sie feuerte in der Richtung auf Yonca, wo die Franzosen sich zeigten. Die 12. Husaren waren mit den Dragonern der 7. Division in eine Brigade vereinigt und hielten gerade vor uns, in Front einer hohen Bergkante, auf welcher Artillerie und Mitrailleusen zu sehen. waren. Gegen diese ging es jetzt vorwärts. Wir hatten auf den rechten feindlichen Flügel zu drücken und drangen unaufhaltsam längs des Yoncq, Baches vor, wo wir, bei Anbruch der Nacht, mit der Tête an der Stelle ankamen, wo sich dieser Vach in die Maas ergießt. Von drüben her schossen die Franzosen ungefährdet in uns hinein; auf der zweiten Hälfte des Weges standen uns vorzugsweise Marine Truppen gegenüber.

Dieser vielstündige Marsch, nach den Anstrengungen des Mittagskampfes, war überaus beschwerlich; aber an einzelnen Stellen bot er Bilder, die mit diesen Anstrengungen versöhnen konnten. So war beispielsweise der Anblick, den wir von der Höhe in Nähe von Fonderie de Gresil hatten, unbeschreiblich! Die ganze Ebene, nach Mouzon zu, bedeckt mit Truppen; keine Colonnen mehr, sondern Alles in die Breite und Länge gegangen.

*) An dieser Wegnahme von La Harnoterie betheiligten sich auch Abtheilungen von der 2. baierischen Division Generalmajor Schumacher†) und zwar zwei Batterieen und das 7. JägerBataillon. Diese Truppe wurde später, bei dem Vorgehen am Honcq- Bache hin, durch drei weitere Bataillone (zwei davon vom 12. Regiment) aus dem Gros der Division Schumacher verstärkt, so daß im Ganzen vier baierische Bataillone und zwei Batterieen in unmittelbarer Gemein schaft mit unserm IV. Corps wirkten. Ihre Action fällt mit der der 16. Brigade zusammen. Ste bivouakirten auch gemeinschaftlich mit dieser.

†) Graf Vappenheim, der (S. S. 137 die Ordre de Bataille der III. Armee) das Commando der 2. baierischen Division gehabt batte, erkrankte gleich zu Beginn des Krieges; statt seiner übernahm Generalmajor Schumacher die Führung der Division,

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