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die am meisten vorgeschobenen Divisionen unserer I. und II. Armee am Morgen des 6. August inne hatten. Die Truppentheile, die wir dabei namhaft machen werden, waren im Wesentlichen dieselben, die noch im Laufe des genannten Tages das Treffen bei Spicheren hatten, oder doch herbeieilten, um daran Theil zu nehmen.

Es war im Wesentlichen eine Aufstellung an der etwa drittehalb Meilen langen Bahnstrecke Saarbrücken - Neunkirchen. Alles rechts (westwärts) von der Bahn.

Am weitesten vorgeschoben stand die 5. Cavallerie - Division.

Dann folgte die Avantgarde der 5. Division und in etwa gleicher Höhe mit ihr die 16. Division.

Dahinter, in Neunkirchen selbst, das Gros der 5. Division.

Rechts daneben: die 15., die 14., die 13. Division.

Diesen unseren vorgeschobenen Divisionen stand zunächst, bei Saarbrücken selbst, das II. Corps, Frossard,°) und zwei Meilen weiter rückwärts das III. Corps, Bazaine, gegenüber. Wir schreiten nun zu einer Darstellung des Treffens bei Spicheren.

*) General Frossard, geboren 1807, besuchte von 1825 bis 1827 die polytechnische Schule, wurde Ingenieur Offizier, war 1849 Oberstlieutenant, betheiligte sich als solcher bei der Belagerung von Rom und erhielt bald darauf das zweite Commando an der polytech, nischen Schule. 1852 (damals in Oran) Oberst; 1855 Brigadegeneral und Mitglied des Festungscomités; 1858 Divisionsgeneral, in welcher Eigenschaft er an dem italienischen Feld. zuge des folgenden Jahres (1859) Theil nahm. Später Erzieher des kaiserlichen Prinzen. Die Zusammensegung seines Corps war die folgende:

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Dazu, als gesammte Artillerie, 72 Geschüße und 18 Mitrailleusen.

Das Treffen bei Spicheren.

Aehnlich wie bei Wörth, so lag auch bei Spicheren ein ernster Zusammenstoß, wenigstens für den 6., außer dem Bereich des diesseitig Gewollten. Unsere III. Armee (am linken Flügel) gedachte am 7. zu schlagen, unsere 1. und II. Armee (am rechten) noch später. Aus bloßen Scharmügeln, oder aber aus Rencontres, die als Arrièregarden - Gefechte eingeleitet wurden, entwickelten sich blutige Schlachten.

Unsere Aufstellung am 6. früh haben wir gegeben. Die Ordres für diesen Tag, soweit die I. Armee, General v. Steinmeß, in Betracht kommt, gingen dahin, daß das VII. Corps bebufs Vormarsches an die Saar mit der Tête bis Guichenbach zu gehen und von dort Avantgarden auf Völklingen und Saarbrücken vorzuschieben habe.

In Ausführung dieses Befehles langte die Tête der 14. Division, Generallieutenant v. Kameke, um 94 Uhr in Guichenbach an und empfing Meldungen, daß das Corps Frossard, dessen Divisionen die Höhen südlich Saarbrücken bis dahin besezt gehalten hatten, im Abrücken begriffen sei.

General v. Kameke ließ diese Meldung an den Commandirenden des VII. Corps, General v. Zastrow, gelangen und bat um Befehle. Die Antwort lautete, daß er selbstständig nach eigenem Ermessen verfahren möge. Darauf hin sette General v. Kameke mit der ganzen 14. Division den Marsch auf Saarbrücken fort. Es mußte ihm wünschenswerth sein, sich im Besitze der für das Debouchiren über die Saar wichtigen Höhen des Exercirplates« zu sehen, bevor der Gegner diese aufgegebene Position etwa wieder einnehmen mochte. Das Verhalten des Feindes befremdete um so mehr, als er scheinbar ohne Grund eine rückgängige Bewegung angetreten, dabei aber sämmtliche Saarübergänge unzerstört gelassen hatte.

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Mit Erscheinen der Tête der Avantgarde der 14. Infanterie Division, Brigade François, auf dem » Exercirplage « um 111⁄2 Uhr eröffnete der Feind von der uns gegenübergelegenen, nördlich Spicheren vorspringenden

Bergnase aus sein Geschüßfeuer. Die vorspringende Bergnase selbst (siehe die Karte) führt den Namen: der rothe Berg.

Die Lage der Höhen hart an den Defileen der Saar ließ es dem General v. Kameke um so nothwendiger erscheinen, zur besseren Sicherung wie Behauptung dieser Uebergänge vorwärts Terrain zu gewinnen und die anscheinend schwächeren Kräfte des Feindes°) zurückzudrücken, als dieser aus nahegelegener, dominirender Stellung die diesseitige einsah und vollständig beherrschte.

Zur Vertreibung der das ganze Vorterrain unter Feuer haltenden feindlichen Batterieen auf dem »rothen Berge beschloß General v. Kameke um 12 Uhr durch die Brigade François einen umfassenden Angriff gegen die Höhe und zog auch die Brigade v. Woyna über die Eisenbahnbrücke heran.

Um den Gang der Schlacht zu verstehen, wie er nun folgte, ist es zuvor unerläßlich, einen Blick auf das Terrain zu werfen.

Die Höhe von Spicheren.

Einen vorzüglichen Ueberblick gewinnt man, sowie man, die große Straße nach Forbach einschlagend, die Saarbrückener Vorstadt, bergan

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*) Allerdings nur anscheinend«. Die Meldungen, die zwischen 9 und 10 Uhr eingingen und vom Abzuge des Feindes sprachen, waren zu jener Stunde des Tages sehr wahrscheinlich richtig gewesen. Zwischen 12 und 1 Uhr aber wie General Frossard es übrigens selber ausspricht hatte derselbe seine drei Divisionen auf den südlich von Saarbrücken gelegenen Höhen wieder in der Hand.

steigend, passirt hat und von der schließlich gewonnenen Höhe aus Umschau hält.

Man befindet sich auf einem im Wesentlichen kahlen Plateau, das in seiner Mitte von einer Chaussee, der schon genannten Forbacher Straße, durchschnitten wird. Was links von dieser Straße liegt, heißt der Reppertsberg (weiter vor der Winterberg), was rechts liegt, wie eine große Tenne, ist der » Exercirplaß«. Hier zu beiden Seiten der Chaussee stand gegen Mittag die 14. Division.

Dieser Bergzug unmittelbar südlich von Saarbrücken ist nur der erste; andere folgen in gleicher Richtung und Ausdehnung. Der nächste : die Höhe von Spicheren«. Diese ist durch eine breite Thalsenkung von der diesseitigen Höhe getrennt, durch eine Thalsenkung, in welche die Forbacher Chaussee nach rechts hin niedersteigt, um dann in ihr bis Forbach hin zu verbleiben. Die Eisenbahn läuft unmittelbar rechts daneben; an ihr liegt Stiring.

Der Spicherer Höhenzug selbst, wie er da vor uns sich ausdehnt, ist rechts und links mit dichten Waldmassen besezt, ziemlich genau in seiner Mitte aber zeigt er kahle Abhänge, in die nur hier und dort schmale Acker. streifen oder einzelne Baumpartieen eingesprenkelt sind. Einer dieser kahlen Abhänge, zugleich ein Vorsprung, ist der »rothe Berg«.

Dies ist so ziemlich Alles, was man von der diesseitigen Höhe, insonderheit vom »Exercirplaße« aus, sieht. Dorf Spicheren verbirgt sich in einer flachen. Mulde, hinter der dann die Spicherer Höhe zum zweiten Male ansteigt und abermals ein an verschiedenen Stellen gelichtetes Waldplateau bildet.

Der Feind hatte das bis hierher geschilderte Gessammt - Terrain mit

drei Divisionen vom Corps Frossard besezt:

Die Division Laveaucoupet, mit der Brigade Micheler in Front, stand auf der Vorderhöhe von Spicheren, theils auf dem kahlen Abhang desselben, theils in den Waldpartieen rechts und links.

Die Division Vergé war mit der Division Laveaucoup et alignirt, hielt aber mehr die Tiefe besezt und lehnte sich mit ihrem linken Flügel an Stiring, Brigade Jovilet in Front.

Die Division Bataille stand hinter beiden und bildete die zweite Linie auf jenem hinter der Spicherer Mulde gelegenen Plateau.

Von 12 bis 3 Uhr.

General v. François, nachdem ihm der Befehl zur Wegnahme der jenseitigen Höhenpositionen, insonderheit des » rothen Berges « zugegangen war, disponirte dahin, daß vier Bataillone seiner Brigade (Regimenter 39

und 74) zum Angriff vorgehen, die verbleibenden zwei Bataillone aber in Reserve zurückgehalten werden sollten.

Im Einklange mit dieser Anordnung gingen bald nach 12 Uhr

das 1. und 2. Bataillon Füsilier - Regiments Nr. 39 vom Winterberge aus gegen die zur linken Seite des » rothen Berges « gelegenen Waldabhänge,

das 3. Bataillon 39er und das 2. Bataillon 74er aber, rechts daneben, gegen die zwischen Chaussee und Eisenbahn gelegene Stiringer Waldparcelle vor.")

Das Vorgehen dieser vier Bataillone zu beiden Seiten der Chaussee war namentlich am linken Flügel, wo die 39er einen der niedrigeren Waldabhänge erkletterten, von einigem Erfolg begleitet und General v. François, der inzwischen auch unsere vier Batterieen vom Reppertsberg auf den Galgenberg avanciren sah, glaubte jezt den Augenblick gekommen, um unter Vorziehung der beiden zurückgehaltenen Bataillone vom 74. Regiment das anscheinend günstig stehende Gefecht glücklich zu Ende zu führen. Das 1. Bataillon 74er zur Unterstüßung unseres rechten Flügels in den Stiringer Wald dirigirend, führte er persönlich das Füsilier-Bataillon selbigen Regiments gegen den rothen Berg«. Aber ohne den erwarteten Erfolg. Schon im Avanciren über das freie, wellenförmige Terrain von starken Verlusten betroffen, wurde das Bataillon am Abhang des Berges von einem so verheerenden Feuer des oben eingegrabenen Feindes (10. Chasseur - Bataillon der Brigade Doëns; bereits in die Front gezogen) empfangen, daß der Sturm aufgegeben und am Fuß der Höhe eine leidlichen Schuß gewährende Position eingenommen werden mußte. 2 Uhr.**)

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*) Noch weiter rechts avancirte etwas später die ganze, nach Abcommandirung eines Bataillons 53er übrigens nur aus fünf Bataillonen bestehende Brigade Woyna. Sie richtete sich gegen Stiring und verfolgte von Anfang an den Zweck, die linke Flanke des Feindes zu fassen oder zu umgehen.

**) Etwas später, kurz vor 3 Uhr, als die ersten diesseitigen Verstärkungen zwar noch nicht eingriffen, aber doch auf dem Winterberge bereits sichtbar wurden, brach das Füsilier - Bataillon 74 aus seinen Deckung gebenden Positionen wieder vor und begann die steilen Wände mühsam zu erklimmen. Der überraschte Feind wich nach kurzem Gefecht aus seinen oben angelegten Schüßengräben zurück. Um weiter vorzudringen, sammelte sich das Füsilier - Bataillon auf dem gewonnenen Rande und wies einen Vorstoß, den der Feind aus seiner Reservestellung unternahm, glücklich zurück. Vei Abwehr dieses Angriffs wirkte eine durch General v. François hierher dirigirte Compagnie 39. Regiments (die 9.) in hervor ragender Weise mit. General v. François stellte sich selbst an die Spiße dieser Compagnie (der 9.) und fiel in dem mörderischen Feuer, das der Feind eröffnete, von fünf Kugeln durchbohrt. Die gewonnene Position selbst wurde von den Unsern, Füslier- Bataillon 74 und 9. Com pagnie 39er behauptet..

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