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dert hatten) niederzumachen. Es war ein Kampf Mann gegen Mann; der in neuen Trupps herbeieilende Feind sezte das Aeußerste daran, uns wieder hinaus zu werfen, aber alle seine Anstrengungen waren umsonst, das Centrum des Malakoff wurde gewonnen und unsere Fahnen aufgepflanzt, um nicht wieder niedergerissen zu werden. Auch die Nachmittagsangriffe, die der Feind, von Sewastopol selbst aus, mit seinen tiefformirten Reservekolonnen unternahm, konnten an dem Resultat des Tages nichts ändern; Mac Mahon hielt den Malakoff fest. Die neben ihm in Aktion getretenen Divisionen hatten sich der anderen vorgeschobenen Werke bemächtigt.<<

So etwa Pélissier in seinem Bericht. Mac Mahon erhielt das Großkreuz, wurde interimistisch mit dem Commando des Reserve Corps betraut und bei seiner Rückkehr nach Frankreich zum Mitgliede des Senates ernannt. Die folgenden Jahre sahen ihn als Höchstkommandirenden in Algier, bis der Ausbruch des Krieges gegen Oesterreich ihn wieder nach Frankreich rief. Er erhielt den Befehl über das II. Corps der für Italien bestimmten Armee. Nachdem er bei Turbigo das linke Ufer des Ticino gewonnen und behauptet hatte, entschied er am 4. Juni die Schlacht bei Magenta, indem er sich auf eigene Verantwortung in die Flanke und auf die Communikationen des Feindes warf. Im offiziellen Berichte über diese Schlacht heißt es: »Be sonders der Kampf um Magenta selbst war außerordentlich blutig. Der Feind vertheidigte sich mit größter Hartnäckigkeit; Haus um Haus mußte gestürmt werden; man empfand hüben und drüben, daß Magenta der Schlüffel sei, daß an seinem Besize das Schicksal des Tages hing. Die Verluste der Desterreicher waren enorm; sie ließen 10,000 Todte und Verwundete auf dem Play; 5000 wurden zu Gefangenen gemacht. Auch unsere Verluste erwiesen sich als bedeutend; General d'Espinasse und sein Ordonnanzoffizier waren gefallen.« So der offizielle Bericht. Die großen beiderseitigen Ver luste dürfen nicht überraschen; die Brücke von Magenta war siebenmal gewonnen und verloren worden, bis sie schließlich in den Händen der Franzo. sen blieb. Erst am folgenden Tage übersahen diese die Vollständigkeit und die Bedeutung ihres Sieges. Die Oesterreicher räumten Mailand; Mac Mahon wurde (am 5. schon) zum Marschall und Duc de Magenta ernannt. In dieser prompten Anerkennung sprach sich am besten aus, wie sehr sich der Kaiser seinem nunmehrigen Marschall verpflichtet fühle; ohne das Er. scheinen Mac Mahons war nicht nur die Schlacht, sondern auch der Kaiser selbst verloren. Seine Bedrängniß hatte den höchsten Grad erreicht, als die Hülfe kam. Von diesem Tage an datirte der besondere Ruhm des Marschalls, ein Ruhm, der freilich von den Eingeweihten immer belächelt wurde. »Es sei ein ziemlich planloses Manöver gewesen,« so etwa hieß es, »das die Glücksgöttin die Laune gehabt habe, mit einem besonderen Erfolg zu krönen.«

Wir lassen dahingestellt sein, wie viel Nichtiges oder Falsches dieser Anschauung zu Grunde liegt. Auch an der Schlacht bei Solferino nahm Mac Mahon Theil. Er hatte das Centrum (Direktion auf Cavriana), während das Corps des Marschall Niel am rechten, das des Marschall Varaguay d'Hilliers am linken Flügel focht. General Auger, unter Mac Mahon kommandirend, griff durch seinen Angriff auf eine feindliche von Guidizzolo heranmarschirende Colonne nicht unwesentlich in den Gang des Gefechtes ein, während der Marschall selbst das 45. Linien-Regiment auf San Casiano, die algerischen Tirailleurs (die späteren »Turcos«) auf Cavriana warf. Sie nahmen diese Position etwa um dieselbe Zeit, wo die stürmenden GardeVoltigeurs die Höhe von Solferino erreichten. Die Schlacht war in diesem Moment gewonnen.

Mac Mahon, nach dem Frieden von Villafranca, erhielt zunächst den Oberbefehl über den zweiten Militair - Bezirk, Hauptquartier Lille, und kehrte erst 1864, nachdem er noch zuvor das Lager zu Châlons kommandirt hatte, nach Algerien zurück. Diesmal als Generalgouverneur.

In dieser Eigenschaft, vicekönigartig, war er bis zum Ausbruch des Krieges verblieben. Er galt (neben Bazaine) als bester General der franzöfischen Armee, war der Stolz des Landes, der Abgott des Soldaten. Nicht mit Unrecht. Alles Kleine und Gemeine lag ihm fern; eine noble Natur, uneigennützig, ohne Neid und ohne Intrigue, von wüstem Ehrgeiz nicht ver. zehrt. Etwas »Galantuomo«; aber dafür war er Marschall und Franzos. Er machte es mit. Seine Stellung zur Armee war ähnlich derjenigen, die Benedeck 1866 einnahm. Auch darin zeigte sich die Aehnlichkeit, daß seine Niederlagen ihm nicht viel von seinem Ruhm und nichts von seiner Popu larität nahmen. Er blieb ein Liebling.

Aber das Alles gehört einer späteren Epoche an. Zunächst erwartete Frankreich Großthaten, Wunder von ihm, -von ihm und seinen »Afri kanern«.

Die Schlacht bei Wörth.

Nicht am 6. gedachte die III. Armee bei Wörth zu schlagen, sondern erst

am 7. Wir hoben dies schon Eingangs hervor. So entsprach denn das Abbrechen des Vorpostengefechts (f. S. 161), das lediglich in der Voraus. sehung der Feind ziehe ab« eingeleitet worden war, nicht nur der momentanen, diesen Aufbruch erheischenden Situation, sondern stellte auch wieder den Einklang mit den am 5. ausgegebenen Dispositionen des Obercommando's her. Dies war gut und in sich wünschenswerth; nichtsdestoweniger hatte das anderthalb Stunden lang geführte Gefecht bereits seine Wirkung, namentlich nach der Seite unseres rechten Flügels hin geäußert und wurde deshalb, wie schon hier hervorgehoben werden mag, die unverschuldete Ursach°) jener Unsicherheiten und Widersprüche, die bis 11 Uhr andauerten. Gleich das folgende wird dies des Weiteren darthun.

Das Gefecht der Division Bothmer am rechten Flügel.
8 bis 10 Uhr.

Die schriftliche Weisung, die das II. baierische Corps, General v. Hartmann, am 5. August 5 Uhr Abends erhalten hatte, lautete dahin: sobald man in Lembach Kanonendonner von Wörth her vernehmen werde, solle mit einer Division in der Richtung von Langenfulzbach marschirt und

*) Die unverschuldete Ursach deshalb, weil jeder Commandeur über den ausgegebenen Befehl hinaus wissen muß, was er in neu sich darbietenden Verhältnissen (hier also der vermuthete Abzug des Feindes) zu thun oder zu lassen hat. In dieser Selbstständigkeit des Denkens und Handelns liegt die Bedeutung unsrer Armee. Acht Tage später (am 14.) handelte General v. d. Golz in derselben Weise, hing sich, ohne directe Befehle abzuwarten, an den abziehenden Feind und schuf dadurch die Situation, deren leztes, wenn auch zunächst noch weit ausstehendes Resultat, die Capitulation von Meg war.

der Feind in seiner linken Flanke angegriffen werden. Hinzugefügt war: »Diese Bewegung könne vielleicht eine entscheidende werden.«<

Bald nach 8 Uhr scholl von Wörth her der Kanonendonner herüber, der das Zeichen geben sollte. Die 4. Infanterie - Division erhielt nunmehr Befehl, der vorstehenden Ordre gemäß, über Langensulzbach hinaus vorzurücken. Die Avantgarde dieser Division bestand aus dem 6. Jäger-Bataillon, den drei Bataillonen des 9. Regiments und der 4pfündigen Batterie Kirchhofer: Langensulzbach wurde besezt; die Batterie Kirchhofer begann, von den östlich des Dorfes gelegenen Höhen aus, Fröschweiler mit Granaten zu bewerfen; das 6. Jäger-Bataillon ging in derselben Richtung (gegen Fröschweiler) vor. Kaum aber hatte dieses Bataillon Langensulzbach verlassen und die angrenzende Höhe zu ersteigen begonnen, als es schon auf den Gegner traf. Beiderseits entspann sich ein lebhaftes Plänklerfeuer. Die Jäger wurden alsbald durch das 1. Bataillon vom 9. Regiment verstärkt, welches sich auf der westlich von Langensulzbach gelegenen, dichtbewaldeten und nur schwer passirbaren Höhe in die Feuerlinie einschob. Als die Plänklerlinie an einen unbewaldeten Abschnitt gelangte, empfing sie lebhaftes Geschüß- und Mitrailleusen-Feuer von Fröschweiler her. Nun wurde auch das 3. Bataillon 9. Regiments in die Feuerlinie vorgenommen; einige Offensivstöße des Gegners scheiterten. Allmälig rückten beinah sämmtliche Bataillone der 7. und 8. Brigade in die Front, während alle Batterieen der 4. Division, links und rechts der Batterie Kirchhofer, auffuhren und das Vorterrain mit Granaten bewarfen. Eine dieser Batterieen versuchte sogar, eine Höhe bei Fröschweiler selbst zu gewinnen, mußte aber umkehren, da noch keine Infanterie zur Stelle war, um sie zu decken.

Um 10% hatte die vorderste Feuerlinie den Abfall der Höhe nahezu erreicht, auf welcher Fröschweiler gelegen ist. Der Feind war bis dahin nur Schritt vor Schritt gewichen; jezt, unter unmittelbarer Anlehnung an seine Reserven, faßte er aufs Neue festen Fuß und suchte unser Vordringen zu hindern. Darüber entspann sich der hartnäckigste Kampf,) der die meisten. Opfer kostete: Major v. Schlichtegroll vom 1. Regiment wurde getödtet, Major Leë vom 9. Regiment verwundet. Die Höhe zu stürmen, dazu reichten.

*) Nach französischem Zeugniß (Histoire de l'armée de Châlons) war der Stoß, den die 4. baierische Division auf die Division Ducrot führte, wenn dieser Stoß auch schließlich nichts Entscheidendes bewirkte, so heftig gewesen, daß Ducrot gleich anfänglich Verstärkungen fordern mußte. Es ward ihm auch das 78. Regiment der Division Pellé in der bei läufigen Stärke von 2000 Mann zugeschickt. Nur der Energie des Generals Ducrot und dem zähen Widerstande des 78. Linien- und 1. Zuaven Regiments haben es die Franzosen zu dan ken, daß ihr linker Flügel nicht vollständig umklammert wurde. (Später wohl erst kurz vor der Entscheidung mußte General Pellé die ganze in Reserve stehende 2. Division nach den bedrohten Punkien schicken, »pour soutenir la gauche debordée«.)

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weder die numerischen noch die physischen Kräfte aus; das Kanonenfeuer bei Wörth war verstummt; nichts anderes war möglich, als sich an dieser mit vielen Opfern errungenen Stelle, unter willfähriger Darbringung neuer, zu halten. Da traf gegen 10 Uhr der Befehl ein: »das II. baierische Corps habe das Gefecht abzubrechen, da der Zweck desselben: Recognoscirung des Feindes, erreicht sei.«

Das Gefecht der Brigade Walther von Montbary (V. Corps) im Centrum.

Von 10 bis 1 Uhr.

Das II. baierische Corps erhielt den Befehl »abzubrechen« genau in demselben Augenblick, wo das Gefecht im Centrum und am linken Flügel sich zu beleben begann, also zu einem Zeitpunkt, wo nicht nur die einfache Fort sehung ihres Angriffs, sondern sogar eine energische Steigerung desselben höchst erwünscht gewesen wäre. Die Bayern trifft dafür kein Vorwurf. Sie gehorchten einem Befehl. Es scheint, daß man im Hauptquartier auch zu dieser Stunde des Tages noch entschlossen war, den 7. als Schlachttag festzuhalten.*) Noch drei Corps waren im Rückstand, oder doch nicht völlig zur Stelle. Man hatte guten Grund, das Eintreffen dieser behufs einer großen Umstellungs-Schlacht, abwarten zu wollen. Der Feind sollte nicht geschlagen, er sollte schon hier zu einer großen Capitulation, wie sie dann noch dreimal folgte (Sedan, Meß, Paris) gezwungen werden. Mac Mahon's Vertrauen in die Uneinnehmbarkeit der von ihm gewählten Position war nur partiell gerechtfertigt; einem Angriff in der Front war er gewachsen; Umgehungsmärsche aber mußten wahrscheinlich dahin führen, daß er schon vor der Schlacht geschlagen war.

So der Plan. Aber ein gewisses Durcheinander der Ereignisse, ein Hin und Her auf dem Aktionsfelde selbst, trat von Anfang au in Widerspruch zu diesem Plan und stieß ihn um. Gerade um 10 Uhr standen die Dinge so, daß das V. Corps eine moralische Verpflichtung empfinden mochte, zur Unterstützung unserer beiden Flügel (die Situation am linken. werde ich weiterhin zu schildern haben) einen energischen Vorstoß zu

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*) Oberstlieutenant Heilmann, in seinem Werke: »Antheil des II. baierischen ArmeeCorps an dem Feldzuge 1870 bis 71«, schreibt: »Um 101⁄2 Uhr traf der Befehl ein, das II. baierische Corps habe das Gefecht abzubrechen.« Nach Einigen heißt es freilich, dieser Befehl sei vom V. preußischen Corps ausgegangen; dies ist aber aus äußeren und inneren Gründen unmöglich. Ein Corps Commando konnte dem andern keine Befehle zugehen lassen, außerdem aber mußte das eben jest wieder den Kampf aufnehmende V. Corps am besten wis sen, daß es des Beistandes einer neben ihm fechtenden Truppe sehr bald benöthigt sein würde.

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