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Die Dispositionen für den 6. August.

Der 6. August sollte für die gesammte III. Armee ein Ruhetag sein, für die in Front stehenden Corps total, für die mehr zurückstehenden Corps beinah. Es handelte sich auch für diese letteren nur um kurze Märsche von etwa 1 Meile. Die Dispositionen waren im Wesentlichen die folgenden:

1. Das II. baierische und V. preußische Armee Corps verbleiben in ihren bereits am 5. eingenommenen Stellungen bei Lembach und Preuschdorf. 2. Das im Rücken des II. baierischen Corps stehende I. baierische Corps (v. d. Tann) geht bis in die Gegend von Lobsan und Lampertsloch vor und schiebt seine Vorposten durch den »Hochwald« bis gegen die Sauer. 3. Das XI. Armee Corps rückt von Sulz in südwestlicher Richtung bis Holschloch und schiebt seine Vorposten bis an die Sauer.

4. Das Corps Werder (Badener und Würtemberger) rückt von Aschbach bis Reimersweiler vor.

5. Das Hauptquartier und die 4. Cavallerie Division bleiben in Sulz. So die Dispositionen. Zufällige Vorgänge in der Front, die den auf den 7. festgeseßten Angriff um einen Tag beschleunigten, modificirten alsbald die gegebenen Befehle. Doch vollzogen alle noch nicht in Front stehenden Truppentheile, also das I. baierische, das XI. und das Werdersche Corps, ihren Vormarsch in der ihnen angewiesenen Richtung, nur mit dem Unterschied, daß, wohin, der Disposition nach, die Vorposten sollten, nunmehr die Corps selber rückten.

Der 6. früh. Das Terrain. Die französische Aufstellung.

Am 6. August, bei Tagesanbruch), begannen bei den Vorposten kleine Scharmüßel. Der Commandeur der Vorposten des V. Corps (Generalmajor Walther v. Montbary) glaubte aus den Bewegungen des Feindes schließten zu müssen, daß derselbe abziehe. Ein Bataillon des Füsilier-Regiments Nr. 37 erhielt deshalb den Befehl zu einer Recognoscirung vorzugehn und sollte dabei durch das Feuer der Vorposten - Batterieen unterstützt werden. Da es sich indessen zeigte, daß der Feind die jenseitige Berg-Linie mit allen Waffen stark besetzt und seine Artillerie in Position gebracht hatte, so befahl Generallieutenant v. Kirchbach (und zwar um so mehr, als für diesen Tag, wie wir wissen, kein Angriff beabsichtigt war) den Kampf einzustellen. Dies war um 8 Uhr.

Es regnete (erst im Laufe des Tages klärte das Wetter sich auf), aber die Wolken hingen doch nicht so dicht über Thal und Hügel, daß sie einen

Das Terrain, auf dem, gegen
Schlacht geschlagen werden sollte,

Ueberblick unmöglich gemacht hätten. Erwarten, einige Stunden später die war klar erkennbar. In der Mitte zwischen hüben und drüben floß der Sauerbach, namentlich an seinem jenseitigen Ufer von einem breiten Wiesenstreifen eingefaßt. Hinter diesem Wiesenstreifen hob sich das Terrain und bildete eine von der Natur gebaute, zum Theil mit Wald bestandene Erdfestung, die nach rechts hin (von diesseits aus ge. rechnet) in einem hohen Bastion endigte. Auf diesem hohen, scharfkantig vorspringenden Bastion war der Kirchthurm von Fröschweiler troß Nebel und Regen deutlich zu erkennen. Nach links hin fiel das Terrain in leisen Wellen ab, ohne dadurch völlig den Erdfestungs. Charakter zu verlieren, und endigte nach dieser Seite zu mit dem Dorfe Morsbronn. Die ganze Front dreiviertel Meile lang. In zwei Einsattlungen wurde man zwischen den genannten Flügelpunkten (Fröschweiler und Morsbronn) der Dächer von Elsaßhausen und Albrechtshäuserhof ansichtig. In der Tiefe: Wörth vom Sauerbach durchströmt, als vorgeschobenes Centrum.

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Die diesseitige Erdfestung bot im Wesentlichen denselben Charakter: ein gegen die Sauer hin abfallendes Plateau, hier und dort bewaldet, mit Görsdorf am rechten und Gunstett am linken Flügel. In der Mitte, etwas zurückgelegen, Preuschdorf. Wie drüben Elsaßhausen und Albrechts. häuserhof so schoben sich hier Dieffenbach und Spachbach ein. In Front

von Preuschdorf stand unser V. Corps, das – da zunächst noch keine anderen Truppen heran waren — nach beiden Flügeln hin detachirt und Görsdorf und Gunstett mit einigen Bataillonen besezt hatte. Gunstett war das Bastion der diesseitigen, wie Fröschweiler der jenseitigen Erdfeftung; doch stand jenes (Gunstett) hinter diesem zurück:

So das Terrain. Der Hauptpunkt der feindlichen Stellung war ihr linker Flügel: Fröschweiler. An diesem hing, von dem Augenblick an, wo der Kampf ein ernster geworden war, der Ausgang der Schlacht. Alle unsere Anstrengungen gingen dahin, uns dieses Punktes zu bemäch tigen. Lange und vielfach scheiterten unsere Versuche. Erst als es uns gelang, diese formidable Position von allen Seiten her zu umfassen und dadurch die Widerstandskraft des Feindes zu zersplittern, glückte der Sturm.

So klar die feindliche Stellung am Morgen des 6. vor uns lag, so unklar waren wir über die Kräfte, mit denen er jene Stellung besetzt hielt. Auch noch nach der Schlacht walteten darüber erhebliche. Irrthümer ob, Irrthümer, die in die ersten offiziellen Relationen mit übergegangen sind. Erst Mac Mahons Bericht an den Kaiser stellte fest, mit welchen Truppen und in welchen Positionen er die Schlacht angenommen und geschlagen hatte. Er schlug die Schlacht mit den vier Divisionen ®) seines eignen (I.) Armee - Corps, der 1. Division (Conseil - Dumesnil) des VII. Corps und der Reserve - CavallerieDivision Bonnemain. Was er außerdem an Cavallerie hatte, gehörte seinem Armee - Corps zu. Truppen des V. Corps, de Failly, auf die er bestimmt gerechnet hatte, kamen, wie schon Seite 159 hervorgehoben, nicht zur Verwendung.

Mac Mahon verfügte also über fünf Infanterie - Divisionen, die in folgender Weise Aufstellung gefunden hatten:

Die 1. Division (Ducrot), den linken Flügel bildend, bestand aus den Brigaden Wolff und Postis du Houlbec; jene (Wolff) aus den LinienRegimentern 18 und 96 und dem 13. Jäger-Bataillon, diese (du Houlbec)

*) Das I. französische Corps bestand aus vier Divisionen. Die Zusammensehung der 2., Abel Douah, haben wir S. 144 gegeben. Die 3. und 4. bestanden aus folgenden Brigaden resp. Regimentern:

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aus dem 1. Zuaven- und 45. Linien-Regiment zusammengeseßt. Diese 1. Division, Ducrot, stand zwischen Fröschweiler und Langenfulzbach ®); die 3. Division (Raoult) zwischen Fröschweiler und Elsaßhausen; die 4. Division (Lartigue) rechts von der Division Raoult, dem Dorfe Gunstett gegenüber.

Diese drei Divisionen bildeten die erste Linie. Dahinter, in zweiter Linie, standen die 2. Division (früher Douay, jezt Pellé) und die Division Conseil - Dumesnil vom VII. Corps. Die 2. Division bildete die Reserve des linken, die Division Conseil Dumesnil die Reserve des rechten Flügels. Hinter diesen zwei Infanterie- Reserve Divisionen befanden sich zwei CavallerieDivisionen, die Division Bonnemain und die Division Duhesme. Diese lettere bestand aus der leichten Brigade Septeuil und der schweren Brigade Michel: 8. und 9. Cürassier-Regiment. Diese beiden Regimenter kamen später vorzugsweise zur Aktion.

Die Division Conseil - Dumesnil bestand aus dem 3., 21., 47. und 99. Infanterie-Regiment und dem 17. Jäger-Bataillon. Zunächst nur noch ein Wort über den Commandirenden der Elsaß-Armee, über Marschall Mac Mahon selbst.

Marie Edme Patrice Maurice Graf von Mac Mahon, Herzog v. Magenta, Marschall von Frankreich, aus einer irischen Familie stammend, die nach dem Sturze der Stuarts nach Frankreich geflohen, wurde 13. Juni 1808 auf dem Familiengute Sully bei Autun geboren. Anfangs zum geist lichen Stande bestimmt, trat er jedoch bald in die militairische Vorbereitungsschule von St. Cyr und aus dieser als Unterlieutenant in die Generalstabsschule, welche er 1830 verließ. Er zeichnete sich bei der Expedition nach Algier aus, wohnte als Adjutant des Generals Achard 1832 der Belagerung von Antwerpen bei und war dann meist Adjutant, so 1837 beim General Damremont in Algerien, wo er beim Sturm von Konstantine verwundet wurde, 1840 bei Changarnier. Zur Belohnung seiner Tapferkeit stieg er zum Escadronchef (Stabsoffizier) auf, und im October 1840 erhielt er das Commando über das 10. Bataillon der neuerrichteten Chasseurs d'Orléans,

*) Nach_Mac Mahons Bericht, ebenso nach der Darstellung im Spectateur militaire (La guerre de 1870) stand Ducrets Division nicht zwischen Fröschweiler und Langenfulzbach, Front gegen Osten, sondern zwischen Fröschweiler und Reichshofen, Front gegen Norden. Dies wird vor Beginn des Gefechtes richtig gewesen sein; Mac Mahon erwartete den Angriff der Baiern von Norden her. Als dieser Angriff indeß von Osten, höchstens von Nordosten her erfolgte, ließ Mac Mahon sehr wahrscheinlich eine partielle Rechtsschwenkung der 1. Division ausführen, so daß nunmehr die Front dieser Division (oder doch des größeren Theils derselben) wie die aller andern, gegen Osten hin gerichtet war. Fröschweiler wurde dadurch mehr oder weniger zum Centrum der französischen Position und der linke Flügel wurde hinausverlegt, erst bis dicht an Langensulzbach, dann später, als dieser Ort von den Baiern besetzt worden war, nach Neuweiler, auf französischen Karten Neufwiller.

seit welcher Zeit er die afrikanische Armee bis 1855 nicht mehr verließ. 1842 wurde er Oberstlieutenant des 2. Regiments der Fremdenlegion, 1845 Oberst eines Linienregiments und im Juni 1848, unter der Republik, Brigadegeneral zur Verfügung des Generalgouverneurs von Algerien. In dieser Stellung erwarb sich Mac Mahon vielfach Ruhm und wurde bei einer siegreichen Expedition als Commandant der Division von Konstantine 1852 zum Divisionsgeneral und dann zum Generalinspektor der Infanterie ernannt. 1855 erhielt er den Befehl über die 1. Infanterie - Division im I. Corps der Nordarmee und bald darauf im II. Corps (Bosquet) der orientalischen Armee an Canroberts Stelle. Er traf im Lager von Sewastopol gerade zur rechten Zeit ein, um an der Spize seiner Division in erster Reihe an den entscheidenden Momenten Theil zu nehmen, die sich nunmehr vorbereiteten. Der Sturm war beschlossen; Mac Mahon erhielt Befehl, den Malakoff zu nehmen, der als Schlüssel der feindlichen Stellung galt. Am 8. September Mittags, nachdem bis dahin eine heftige Kanonade geführt worden war, schwieg das Feuer und Mac Mahon richtete eine An sprache an die Sturmkolonnen. »Soldaten der 1. Division und Zuaven der Garde, der Moment ist nun da, wo ihr aus den Parallelen hervorbrechen und dem Feinde im Kampfe Mann gegen Mann begegnen sollt. Der kommandirende General (Pélissier), hat euch an diesem entscheidenden Tage die wichtigste Aufgabe zugewiesen: ihr sollt den Malakoff stürmen, den Schlüssel von Sewastopol. Soldaten, die Augen der ganzen Armee sind auf euch gerichtet und eure auf den Wällen der Citadelle aufgepflanzte Fahne soll die Antwort sein, die ihr dem Signal zum Sturme gebt. Euer Muth giebt mir die Gewißheit des Sieges, der die Namen und Nummern eurer Regimenter in unserer Geschichte verewigen wird, Innerhalb weniger Stunden wird Frankreich durch den Kaiser erfahren, welcher Thaten die Soldaten von der Alma und Inkerman fähig waren. Mit »Vive l'empereur« werde ich das Zeichen geben; unser Sammelruf laute: »honneur et patrie«.

So die Ansprache Mac Mahons. Gleichzeitig mit seiner Division brachen die Divisionen Dulae und de la Motte-Rouge aus den Trancheen vor und unter dem Schlagen aller Trommeln und dem Blasen aller Hörner stürzten sie sich auf den Feind. »Die erste Brigade der Division Mac Mahon (so heißt es in Marschall Pélissiers Bericht), mit den Zuaven an der Spike, gefolgt vom 7. Linien-Regiment und die 4. Jäger zur Linken, warf sich mit Ungestüm gegen das vorspringende Werk des Malakoff. Die Breite und Tiefe des Grabens, die Höhe und Steilheit der Wände machten das Ersteigen außerordentlich schwer, bis es endlich nichtsdestoweniger den Unseren gelang, das Parapet zu gewinnen und die hier aufgestellten Russen (die bis dahin Steine und anderes, was ihnen zur Hand war, auf uns herabgeschlen

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