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Silberberg.

durch, wo seine vier 6-Pfünder aufgestellt waren, und brachte von hier dem Feind bedeutende Verluste bei.

Allmählich nahm dieser jedoch fämmtliche Schanzen und mit ihnen die Geschüße. Bei einem späteren Ausfall wurden noch eine 7pfündige Haubige, eine 6pfündige und eine 3pfündige Kanone gerettet. Da die Stadt durch den Verlust des Lagers nicht mehr zu halten war, schloß der Graf Gößen am 24. zu Hassiß einen Vertrag mit dem Feind, nach welchem die Festung nach einem dreißigtägigen Waffenstillstande übergeben werden sollte, wenn Entsat bis dahin nicht eingetroffen sei. Der inzwischen abgeschlossene Friede hinderte die Uebergabe. Am 2. Juni betrug die Artillerie der Besatzung:

1 Offizier, 86 Mann des alten 2. Regiments; im Ganzen 10 Offiziere, 977 Artillerie, dabei 830 Artilleriegehülfen.

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Die Stadt Silberberg liegt 41⁄2 Meilen südlich Schweidniß, 7 Meilen nordwestlich Neiße, 21⁄2 Meilen nördlich Glatz in einer Thalschlucht des Eulengebirges. Die etwa 700 m lange und nur aus einer Häuserreihe bestehende Stadt beginnt fast an dem hier sehr steilen Oftabhang des Gebirges. Nach Westen verbindet sie eine Straße mit den abgesondert auf einer Höhe etwa 500 m entfernt liegenden Festungswerken, welche bei einiger Aufmerksamkeit der Besagung kaum zu nehmen sind. Von hier führen mehrere Straßen durch das Gebirge, theils in die Grafschaft Glat, theils an die böhmische Grenze. Die Stadt und die Festungswerke liegen somit an einem größeren Ausgang mehrerer Engpässe und haben bei Vertheidigung derselben schon im Siebenjährigen Kriege eine bedeutende Rolle gespielt. Auch 1806/7 diente die Festung mit als Stüßpunkt der Unternehmung im freien Feld gegen Schweidniß und Breslau.

Als am 22. Oktober 1806 der Befehl kam, die Festung zur Vertheidigung vorzubereiten, zog man die Stadt nicht mit in die Vertheidigungslinie hinein, sondern schüßte sie nur gegen die Ebene durch schwache Pallisadirungen, während auf dem nördlichen und füdlichen Abhange des Thales je eine nach Osten zeigende Batterie angelegt wurde. Die Festungswerke waren dagegen sämmtlich zur Vertheidigung eingerichtet, die Artilleriebestände, nach einem im Kriegsministerium vorhandenen Schreiben, von Glaß aus bedeutend vermehrt.

Im Juni 1807 war die Besaßung stark:

Kommandant: der sehr alte, verdienstvolle Oberst

v. Schwerin.

Infanterie: III. Bataillon v. Alvensleben,*)
National-Bataillon v. Glan,

zwei Kompagnien leichter Infanterie,

ein Jäger-Kommando.

Kavallerie: eine Schwadron, verstärkt durch Aushebung vom Lande.

Artillerie: eine Kompagnie Garnisonartillerie, und zwar Nr. 12, deren Etat etwa 130 Mann betrug, während sie nach Höpfner schon im Dezember 1806 nur 80 Mann stark war; es ist also anzunehmen, daß die übrigen bereits den herrschenden Krankheiten erlegen waren; ein Kommando vom 2. Regiment, über dessen Stärke Näheres nicht bekannt ist.

Der Feind versuchte nach Abschluß des Vertrages zu Hassiß, durch welchen seine Truppen vor Glaß verfügbar geworden, am 26. Juni eine Verennung der Stadt, dieser Angriff wurde jedoch ebenso wie ein am Tage darauf von Schönwalde aus unternommener, durch das sehr energische Feuer der schnell alarmirten Batterien zurückgewiesen. Ein gleiches Schicksal traf eine im Gebirge von Norden vordringende feindliche Kolonne. Bei einem abermaligen Sturm am 28. Juni gelang es dem Feind gegen Abend, durch die Pallisadirungen einzudringen und in der Nacht die ganze Stadt in Brand zu stecken. Die Garnison zog sich in die Festungswerke zurück.

Am 30. Juni begann die förmliche Belagerung von Norden her gegen die hier vorgeschobenen Werke. Der Feind wurde beim Bau der Belagerungs-Batterien so stark von der Vertheidigungsartillerie belästigt, daß er sein Feuer eröffnete, bevor seine Batterie fertiggestellt war. Er erlitt nicht unbedeutende Verluste. Am 30. Juni abends 11 Uhr traf die Nachricht vom abgeschlossenen Waffenstillstand ein, dem später der Friede folgte.

Bei einer Fortseßung des Krieges wäre durch die Lage im Gebirge eine vollständige Einschließung und damit verbundenes

*) Dieses III. Bataillon war eine Art von Erfah-Bataillon.

Aushungern der Festung unmöglich gewesen, ohne dies hätte aber die muthige und so gut geleitete Besaßung wohl kaum kapitulirt. Die Artillerie verdient ganz besonderes Lob. Stets auf ihrem Posten, sogar zur Zeit, als der Feind eine verabredete Waffenruhe zu einem Ueberfall benußt, hat sie durch ihr gutes Feuer denselben überall zurückgewiesen. Nach einer Tagesliste vom 22. Juli 1809 betrug in diesen Tagen die Besaßung 1433 Mann, davon von der Artillerie:

Feldartillerie: 3 Offiziere, 4 Unteroffiziere, 7 Bombardiere, 22 Gemeine des Kommandos vom 2. Regiment.

Garnisonartillerie einschl. Kommandirte von der Infanterie: 4 Offiziere, 7 Unteroffiziere, 9 Bombardiere, 1 Chirurg und 84 Gemeine.

Diese Leute wurden später in die schlesische Brigade eingestellt.

Bis hierher haben wir die Auflösung des größten Theils der Armee sowie des alten 2. Regiments verfolgt. Mit den wenigen in die neuformirte schlesische Brigade übertretenden Mannschaften übernahm die lettere von der alten Artillerie als besten Bestandtheil den guten Geist, die ungeschwächte treue Liebe zu König und Vaterland und die gute Mannszucht.

Mögen diese Tugenden, durch die sich unsere Artillerie stets auszeichnete, auch in Zukunft reichlich in ihr blühen und gedeihen.

II. Theil.

Geschichte des Regiments von dessen Formation bis zur
Gegenwart.

1807-1813.

Die erste für die Artillerie wichtige Allerhöchste Kabinets-Ordre Organisation. nach dem Tilsiter Frieden war diejenige vom S. August 1808, durch welche Se. Majestät der König Seiner Königlichen Hoheit dem Prinzen August, Sohn des Prinzen Ferdinand, den Befehl über die Artillerie in dem Verhältniß als Brigadegeneral übertrug. Diese Allerhöchste Kabinets-Ordre beginnt mit den Worten:

„Die Artillerie hat sich in dem letzten Krieg sowohl im freien Feld, als in Festungen durch ihr gutes Verhalten Meine Achtung in dem Maße erworben, daß Ich zu dem Wunsche bestimmt worden bin, derselben einen ausgezeichneten Beweis Meiner Huld und Gnade zu geben.“

Man sieht, wie sehr Se. Majestät der König die Leistung seiner Artillerie während des unglücklichen Feldzugs 1806/7 erkannte, so daß er dieselbe für vollständig gerechtfertigt" erklärt, „und werth seiner ferneren Huld und Gnade". An der Spite dieses ehrwürdigen Korps", wie es Se. Majestät der König selber nennt, vollbrachte Se. Königliche Hoheit Prinz August, selbst ein Vorbild von Muth, Treue, Tapferkeit und Ausdauer, in wenigen Jahren das Riesenwerk, aus den Trümmern der alten eine neue Artillerie zu schaffen, die wohl werth war, der ersteren an die Seite gestellt zu werden. Und wahrlich, es waren nur Trümmer, sowohl in personeller als auch in materieller Hinsicht.

In Schlesien waren die Truppen in Glay, Cofel und Silberberg bestehen geblieben; diesbezügliche nähere Angaben aus den Jahren 1807 und 1808 fehlen zwar fast gänzlich, doch ist aus Tageslisten über die Artillerie in Glaz nachzuweisen, daß die Garnisonartillerie-Kompagnie (3. reitende Batterie) nach geschlossenem Frieden dort verblieb, während die Batterie Roczinski (3. Batterie)

auf die Dörfer ins Quartier kam. Kapitän v. Hahn übernahm das Kommando über beide Formationen.

Im Frühjahr 1808 verkaufte die Batterie Roczinski ihre Pferde, im Sommer kam dieselbe nach Glag, wo die Leute mit Arbeitsdienst beschäftigt wurden.

Ist so das Bestehen der Glazer Artillerie mit Sicherheit nachzuweisen, so läßt sich dies für Cosel und Silberberg mit ziem licher Bestimmtheit daraus schließen, daß den Besaßungen aller drei Festungen das ihnen sonst zustehende Geld als Entschädigung für ihre Anstrengungen und zugleich als Belohnung für braves Verhalten im legten Feldzug weiter bewilligt wird, während die anderen Truppen gleiche Gebührnisse erst von einem viel späteren Zeitpunkt an erhielten.

Im Frühjahr 1808 schreibt der Oberst v. Puttkamer als „Kommandeur der Artillerie in Cofel“, der Kapitän v. H a hn als „Chef der Artillerie-Kompagnie in Glaz“ über sonst gleichgültige Dinge an die Regierung in Breslau. Aehnliches findet sich von dem Artillerie-Stamm in Silberberg".

Diese Truppen wurden zur Bildung für die in Schlesien neu aufzustellende Brigade benut.

Außerdem kam die geschlossen aus dem Feldzug 1806/7_hervorgegangene reitende Batterie Nr. 10 Decker, später Studnit (2. reitende Batterie), in der Stärke von 7 Offizieren, 91 Mann, 159 Pferden als „provisorische reitende Artillerie-Kompagnie" zur schlesischen Brigade. Diese Batterie stand bei Abschluß des Friedens 1807 hinter der Memel. Sie war nach einer Tagesliste vom 20. Juni 1807 stark: 2 Offiziere, 7 Unteroffiziere, 11 Bombardiere, 1 Chirurg, 1 Trompeter, 83 Kanoniere, 1 Trainbedienter, 4 Handwerker, 47 Knechte, 194 Pferde, also 3 Kanoniere, 1 Knecht 14 Pferde weniger als der Etat. Am 4. August 1807 marschirte die Batterie aus ihrem bisherigen Standquartier Warskillen ab und traf am 12. August in der Gegend von Königsberg ein, wo sie, vorläufig noch auf Kriegsstärke, von Neuem Quartier bezog. Hier übernahm Kapitän v. Studniß, welcher bisher die reitende Batterie Nr. 14 geführt hatte, diese Batterie. Ende Oktober 1807, zu welcher Zeit bei allen Truppen der Feldetat aufhörte, wurde auch diese reitende Batterie demobil gemacht, bei welcher Gelegenheit die noch dienstpflichtigen Unteroffiziere und Leute fremder Batterien in ihre alten Garnisonen abgegeben, die Kanoniere und

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