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2. Bez. 1870. Bazoches les Gallerandes.

die Umrisse der Häuser zu erkennen. So nahe an dasselbe heranzugehen, erschien nicht rathsam, weshalb 900 Schritt davon abgeprogt und, da von hier aus kein Haus zu sehen, die Richtung nach einigen auf das Dorf zeigenden Ackerfurchen genommen wurde. Nachdem der Batteriechef zur Beobachtung dicht an das Dorf herangeritten, begann das Feuer. Schon der erste Schuß traf in die Häuser, welche bald an verschiedenen Orten brannten.

Nachdem die feindliche Infanterie das Dorf geräumt, wurde der Marsch nach Guillonville fortgesezt und hier bis zum Abend gewartet. Nunmehr erhielt die Batterie den Befehl, mit einem Zug Kürassiere in ihr Quartier zurückzukehren.

Am 30. wurde die Batterie nach Boissay (bei Toury) verlegt. Während am 2. Dezember die Armee-Abtheilung des Großzherzogs von Mecklenburg-Schwerin bei Loigny und Poupry (west= lich Artenay) dem Angriff des Feindes Stand hielten und es so verhinderten, daß dieser auf dem rechten Flügel der diesseitigen Armee gegen Paris vordrang, kam es östlich der Straße ParisArtenay vor der Front der Zweiten Armee zu kleineren Gefechten. Hier standen die 6. Husaren mit der 1. reitenden Batterie 2. Regiments nahe der Straße nach Artenay, die 4. Husaren mit der 3. reitenden Batterie weiter östlich bei Tressonville.

Das letztere Detachement mußte vor bedeutender Ueberlegenheit zunächst auf Bazoches les Gallerandes und dann in der Richtung auf Toury zurückgehen, wobei die Batterie drei Stellungen, die lezte bei Chaussy (südöstlich Toury), nahm und mit ihrem heftigen Feuer den feindlichen Infanterieangriff abwies. Die Division sagt hierüber in ihrem Bericht:

„Ein aus sehr günstiger Stellung auf Spuy gerichtetes heftiges Feuer der 3. reitenden Batterie veranlaßte den Feind, diesen Ort gegen 2 Uhr nachmittags zu räumen. Die Husaren folgten mit der Batterie dieser Bewegung des Feindes. Die Batterie nöthigte durch ihr vorzüglich treffendes Feuer bald darauf den Feind, Arnoy und gegen 4 Uhr auch Oison zu verlassen. Als um diese Zeit von Izy her die Teten der 6. Kavallerie-Division in der rechten Flanke des Feindes erschienen, beschleunigte dieser augenblicklich seinen Rückzug."

Spät abends bezog die Batterie für die Nacht Alarmquartiere in Dison, wohin sie auch die bei Toury gelassenen Wagenstaffeln theilweise heranzog.

Im Allgemeinen sagt die 2. Kavallerie-Division noch über dies Gefecht:

„An diesem Tage hatte der Feind den großen für ihn offen stehenden Raum von Santilly bis Pithiviers mit einer Stärke von zwei Divisionen angegriffen, während ihm gegenüber den ganzen Tag nur zwei Husaren-Regimenter und zwei reitende Batterien Stand hielten. Daß der Feind den ihm hier gebotenen 3. u. 4. Dcz. Vortheil nicht ausnüßte, dürfte das Verdienst der Husaren-Regimenter und des unerschrockenen Vorgehens auf nahe Distanzen, iowie des vorzüglich treffenden Feuers der beiden reitenden Batterien sein."

Am 3. sollte der Erfolg vom 2. ausgebeutet und hierzu Orléans angegriffen werden. Die 2. Kavallerie Division sammelte sich früh nördlich Poupry. Aus einer Stellung füdöstlich des Ortes eröffnete die Batterie mit noch sechs anderen ihr Feuer gegen eine westlich Artenay aufgestellte Geschüßlinie. Ungefähr um 1 Uhr zog sich die feindliche Artillerie nach Süden bis nördlich La Croix Briquet zurück. Ihr folgten die Batterien in eine Stellung südlich Autroches und später in eine solche bei Auvilliers. Nachdem auch von hier aus das feindliche Feuer zum Schweigen gebracht, ging die Batterie auf Chevilly vor und beschoß diesen Ort, bei der schon herrschenden Dunkelheit und der großen Entfernung jedoch ohne bedeutenden Erfolg.

Die Batterie kam erst bei vollständiger Dunkelheit mit der 2. Kavallerie-Division zur Ruhe. Da in den Weinbergen außerhalb der Wege Plaß nicht vorhanden, auch das Aufschlagen eines Biwaks in der Dunkelheit unmöglich war, blieben Leute und Pferde bei den Fahrzeugen; Holz, Stroh oder Verpflegung waren gar nicht, Wasser nur spärlich vorhanden. Mit den von Pulverschleim geschwärzten Händen und Gesichtern standen die Leute am anderen Morgen wieder bei den Geschüßen. Die Batterie. marschirte am 4. früh 11 Uhr mit der Division ab, erreichte um 12 Uhr Gidy und trabte, in möglichst starkem Tempo, über Bois Girard auf die Chaussee Orléans-Châteaudun zu. Das HusarenRegiment Nr. 4 war hierbei in der Avantgarde, die 3. und 4. Brigade im Gros zwischen beiden Brigaden die reitenden Batterien zum Gefecht entwickelt. Der Marsch ging querfeldein auf gefrorenem Boden, das Gehöft Montaigu blieb östlich. Dicht nordöstlich der Chaussee ging die Batterie in Stellung und beschoß eine feindliche, westlich Ormes stehende Batterie. Diese hielt dem dies

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1870.

Orléans.

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seitigen Granatfeuer — auch die andere reitende Batterie der 2. Kavallerie-Division war hier eingetroffen — nicht lange Stand, mußte vielmehr bald, mit Zurücklossung eines Munitionswagens, auf Orléans abziehen. Darauf beschossen beide Batterien feindliche Infanteriekclonnen mit so gutem Erfolge, daß dieselben in vollster Auflösung dem Bois de Buch zuflohen. Da nun vom Feind nichts mehr zu sehen, wurde eine kleine Pause gemacht. Um 3 Uhr brach die Kavallerie-Division wieder ouf und ging zur Aufklärung der rechten Flanke in südlicher Richtung vor. Das Husaren-Regiment Nr. 4 marschirte vorn, dalauf folgten die beiden reitenden Batterien. Da die Weinberge keine andere Formation gestatteten, ging die Division auf der Straße in der Marschkolonne über Champgelin und Ingré bis La Chapelle. Von hier aus bemerkte sie in der Nähe von Orléans, westlich der Vorstadt Madeleine, eine Schiffbrücke, welche französische Truppenfahrzeuge benußten, um außerhalb Orléans das linke Loire-Ufer zu erreichen. Die Batterien protten nach der rechten Flanke ab und beschossen die Brücke, welche eben von Wagen überschritten werden sollte. Die feindlichen Trainsoldaten schnitten die Stränge der Pferde ab und flohen unter Zurücklassung der Wogen. Nachdem der Stoß der Brücke am jenseitigen Ufer schon mit einigen Schüssen, die augenscheinlich vorzüglich getroffen hatten, zerschossen, schwenkte die Brücke in ihrer ganzen Länge von diesem ab und trieb auf das diesseitige zu. Dieser Erfolg verwandelte beim Feinde Alles in wilde Flucht, die noch durch einige den auf Tours abziehenden KoIonnen nachgesandte Granaten erheblich gesteigert wurde. Als die Batterie zum weiteren Vorgehen auf Orléans aufgeprogt hatte, erhielt sie die Benachrichtigung, daß ein Eisenbahnzug von Orléans auf Beaugency abgelassen sei und den Befehl, diesen Zug zu beschießen. Unter Benutzung eines kleinen freien Plazes nördlich der . Straße proste die Batterie in größter Eile nach Norden ab und eröffnete das Feuer gegen den schon heranfahrenden Zug auf 700 bis 400 Schritt. Troßdem mehrere Granaten trafen, gelang es nicht, die Fahrt desselben zu unterbrechen. Erst nachdem er das Feuer der Batterie durchlaufen, fuhr er langsamer und hielt einen Augenblick. In der Annahme, daß der Zug mit Infanterie besett sei, welche aussteigen und die Kavallerie-Division angreifen wolle, ließ der Batteriechef mit Kartätschen laden, kam jedoch nicht zum Schuß, da der Zug nach kurzem Aufenthalt weiter fuhr. Ein von Tours sich nähernder Zug, in welchem sich der Minister G a m

betta befand, gab infolge dieses Beschießens die Weiterfahrt nach Orléans auf. Die Batterie trat nunmehr den Rückmarsch über La Chapelle auf Ingré an und bezog in lezterem spät abends Quartier. Hier traf auch die Bagage der Batterie - die Vorrathswagen Nr. 2 und 3 hatten ihrer schlechten Beschaffenheit wegen dieser zugetheilt werden müssen wieder ein. Die Bagage hatte weder am 2. noch am 3. folgen können. In diesen drei Tagen hatte die Batterie fast ihre gesammte Munition verschossen.

Der Erfolg der Schlacht bei Orléans ist bekannt. Das französische Heer, aus allen Stellungen vertrieben und in zwei Hälften zersprengt, hatte Orléans wieder räumen müssen.

Nachdem die Division am 5. in den Quartieren verblieben, trat sie am 6. den Marsch auf Beaugency an, fand jedoch Meung vom Feinde besezt und biwakirte, da die Weinberge ein Abbiegen nicht gestatteten, auf der Straße Orléans-Blois bei Faurneaur.

Am 7. früh rückte die 2. Kavallerie-Division über Saint Ay wieder vor. Da jedoch die Uebergänge über die Mauve bei Les Montes und Le Bardon stark beseßt waren, ging die Division, nördlich ausbiegend, über Les Fontaines. Aus einer Stellung südlich hiervon vertrieb die Batterie feindliche Infanterie und aus einer anderen, noch mehr südlich gelegenen, beschoß sie feindliche Artillerie bei Le Bardon.

Nach halbstündigem Feuer ging die feindliche Batterie, bei der eine Probe in die Luft gegangen zu sein schien, zurück. Das Gefecht mußte der eintretenden Dunkelheit wegen abgebrochen werden, die Batterie ging hinter die Mauve zurück, wo sie in La Chaillerie Quartiere bezog.

7. Dez. 1870.

Meung.

Cravant.

Am 8. verblieb die Batterie mit der 2. Kavallerie-Division 1. Dez. 1870. zunächst in Reserve zur besonderen Verfügung des Großherzogs. BeaugencySpäter wurde sie auf den linken Flügel der bayerischen Artillerielinie vorgezogen, wo sie östlich Beaumont mitten in Weinbergen Stellung nahm. Von hier richtete sie ihr Feuer gegen feindliche Artillerie östlich Villorceau sowie mehrfach gegen vordringende Infanterie. Das Generalstabswerk sagt hierüber:

,,Dem wuchtigen Vorstoß der Infanterie sowie dem lebhaften Feuer der Batterien hielten die andringenden Massen des Gegners nicht stand u. s. w.“

und später über einen erneuten Vorstoß französischerseits:

„Die stark gelichteten Reihen der eines großen Theiles ihrer Offiziere beraubten bayerischen Infanterie vermochten dem An

15. Dez. 1870. Bendôme.

prall nicht zu widerstehen und wichen nach Beaumont zurück; an der dort standhaft aushaltenden Artillerie fand der nachstoßende Feind jedoch ein unüberwindliches Hinderniß, infolgedessen er mit einbrechender Dunkelheit Villechaumont den Bayern ohne Kampf überließ.“

In diesen beiden Tagen hatte die Batterie ihre Munition wieder fast vollständig verschossen, der Ersaß erfolgte ohne Schwierigkeit aus Kolonnen anderer Korps.

Am 9. und 10. stand die Batterie gefechtsbereit bei Rilly, ohne jedoch zur Thätigkeit zu kommen.

In den viertägigen Gefechten vom 7. bis 10. hatte der Großherzog den lebhaften Angriffen des Gegners energisch Stand gehalten, während es in den nächsten Tagen gelang, den Feind nach Westen zurückzudrängen; hierbei erreichte die 2. Kavallerie-Division am 12. Mer und wandte sich dann gegen Vendôme.

Am 15. traf die an das X. Korps abgegebene und von diesem der bis La Chapelle Vendomoise vorgeschobenen Avantgarde zugetheilte Batterie früh 9 Uhr bei legtgenanntem Ort ein und trat von hier aus um 10 Uhr mit der Avantgarde den Vormarsch auf Vendôme an. Aus Villeromain wurden feindliche Trupps, aus der Ferme la Roche abgesessene Kavallerie und aus Crucheray abgesessene Chasseurs à cheval, welche die Husaren-Brigade aufhielten, mit je einigen Granaten vertrieben. Vor dem Walde bei Bois la Barbe sollte die Batterie abprozen. Da der Ausgang desselben jedoch im heftigen feindlichen Feuer lag, bog die Batterie, um ihre Stellung zu erreichen, noch im Walde von der Straße ab und erfletterte nach Austritt aus diesem eine steile Höhe. Die Munitionswagen hatten auf diese nicht folgen können. Troßdem eröffnete die Batterie schnell ihr Feuer, mußte jedoch, nachdem die Progmunition verschossen, hinter dem Abhange die Munition ersezen. Die Geschüße gingen darauf wieder in Stellung, brachten das Feuer einer bei La Chappe stehenden feindlichen Batterie zum Schweigen und beschossen dann bis zur Dunkelheit ein westlich der Straße gelegenes, mit Infanterie besettes Gehöft. Die Verluste der 3. reitenden Batterie waren durch Granatfeuer hervorgerufen, das Mitrailleusenfeuer, dem die Batterie längere Zeit ausgesett, hatte keinen Schaden verursacht.

Die Division sagt in ihrem Bericht:

„Die diesseitige (Avantgarden-) Batterie brachte sämmt

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