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Die durch Allerhöchste Kabinets-Ordre vom 19. Mai 1859 angeordnete anderweite Eintheilung der Artillerie-Regimenter (drei Feld- und eine reitende Abtheilung) für das mobile Verhältniß trat laut Verfügung der Königlichen General-Inspektion beim 6. Regiment mit dem 15. Juli in Kraft. Der Stab der neu aufzustellenden III. Abtheilung wurde am gedachten Tage dadurch gebildet, daß der in Neiße stehende Stab der Kolonnen-Abtheilung zur III. Abtheilung übertrat. Ersterer sollte später in Breslau neu aufgestellt werden.

Die Zeit der Mobilmachung wurde eifrigst benutt, Leute und Pferde sowohl im Einzeldienst als auch in der mobilen Batterie auszubilden. In den Monaten Juni und Juli wurde eine kurze, meist nur viertägige Schießübung bei Breslau abgehalten.

Obgleich die Friedensunterhandlungen zu Villafranca am 11. Juli dem Kriege ein schnelles Ende und den schon angeordneten Aufmarsch eines Theiles der Armee am Rhein unnöthig machten, so dauerte es doch noch geraume Zeit, bevor mit der Demobil. machung der Batterien begonnen werden konnte. Zunächst traf am 31. Juli der Befehl ein, daß die Kolonnen und die Ersatzabtheilung aufzulösen seien, und daß bei den Batterien möglichst zahlreiche Beurlaubungen stattzufinden hätten. Erst laut Allerhöchster Kabinets-Ordre vom 14. November 1859 sollten die Batterien vom 24. November an auf eine Stärke von sechs bespannten Geschüßen und einigen bespannten Wagen zurückgeführt werden. Die Batterien gaben das überschießende Material ab, entließen einen Theil der Leute und verkauften eine entsprechende Zahl von Pferden, was in der Zeit vom 2. bis 12. Dezember ausgeführt wurde. Erst im Mai 1860 erhielten die Batterien wieder ihre vollständige Friedensstärke.

In die nun folgende Zeit fällt eine kühne That des Kanoniers Richter der 1. gezogenen (1.) Batterie. Am 8. Juni 1862 nach seiner Heimath Königswalde bei Grottkau beurlaubt, sah er daselbst zwei Knaben von 13 und 11 Jahren in einem tiefen, zur Schaf= schwemme bestimmten Graben. Ohne selbst schwimmen zu können, sprang er den Knaben nach und rettete sie beide mit eigener Lebensgefahr, obgleich der jüngere sich in seiner Todesangst so fest an ihn flammerte, daß ihm fast der Athem verging. Richter erhielt hierfür die Rettungsmedaille am Vande.*)

*) Aus dem Soldatenfreund von 1863.

1862.

1863.

Als die bedeutenden Unruhen der Jahre 1861 und 1862 in Warschau und anderen größeren Städten von Russisch-Polen sich 1863 noch erheblich steigerten und die Zusammenrottungen stärkerer Trupps an der österreichisch-preußischen Grenze größere Ausdehnungen annahmen, schien es geboten, diese Grenze durch ein Kommando zu sichern, denn sowohl die Versuche der Führer als auch der Uebertritt Aufständischer auf preußisches Gebiet ließen keinen Zweifel an der Möglichkeit zu, daß die Unruhen in die eigenen Provinzen verpflanzt werden könnten. Theile des I., II., V. und VI. Korps wurden deshalb an die Grenze entsendet. Sämmtliche Kommandos, in Haupt- und Unterabschnitte eingetheilt, standen unter einem Oberkommando.

Zu der bei Gleiwiß sich sammelnden zusammengeseßten 11. Division sollte nach Verfügung des Generalkommandos VI. Armeeforps vom 6. Februar 1863 eine Artillerie-Abtheilung unter Oberstlieutenant Woi de treten; für letteren wurde ein besonderer Stab aufgestellt. Diese Abtheilung bestand aus:

der 1. reitenden Batterie, 2. gezogenen (2.) Batterie, 1. 12pfündigen (8.) Batterie, 2. und 3. 12pfündigen Batterie.

Durch Kommandirte aus der Abtheilung erhielten diese Batterien eine Stärke von je:

3 Offizieren, 16 Unteroffizieren, 2 Trompetern, 120 (reitende 85) Mann, 50 (reitende 90) Pferden, 4 Geschüßen und 1 oder 3 Munitionswagen.

Die Batterien verließen am 15. Februar 1863 ihre Garnisonen, fuhren mit der Bahn bis in die Nähe von Gleiwit und bezogen hier in einem Umkreise von ungefähr zwei Meilen Ortschaftslager. Im März wurden die Batterien nach Beuthen, im April die reitende nach Pitschen, die gezogene nach Kreuzburg verlegt.

Außerdem stand die 3. reitende Batterie in fast gleicher Stärke vom 19. Februar bis 4. April, ohne einer bestimmten Abtheilung zugetheilt zu sein, mit dem Infanterie-Regiment Nr. 63 an der Grenze bei Guttentag und später bei Kreuzburg. Sie ging in ihre Garnison zurück, als durch Verfügung des Generalkommandos vom 26. März die Ablösung dieses Kommandos durch ein anderes befohlen wurde.

Ihr folgten im Mai die 1. reitende und die 2. gezogene (2.) Batterie. Nachdem die Allerhöchste Kabinets-Ordre vom 17. Juni

1863 die Ablösung der 11. Division durch die 12. genehmigt, befahl das Generalkommando unterm 23. Juni das Gleiche für die drei 12pfündigen Batterien durch die drei Haubiß-Batterien. Legtere hielten vom 18. bis 29. Juli ihre Schießübung bei Breslau ab und gingen dann in ungefähr derselben Stärke wie die 12pfündigen Batterien (statt der Munitionswagen führten sie Granatwagen) am 31. Juli mit der Bahn an die Grenze. Die ihnen an der vorgeschriebenen Zahl fehlenden Leute und Pferde erhielten sie durch) Abgaben der anderen Batterien ihrer Abtheilungen. Die 1. Haubig(3.) Batterie kam nach Gleiwiß, später Beuthen, die 2. Haubiß(6.) Batterie nach Kreuzburg O. S., beide lösten die 1. (8.) und 2. 12pfündige Batterie ab. Diese trafen am 2. August bei Breslau zur Abhaltung der Schießübung ein und gingen dann in ihre Garnisonen zurück. Keine der Batterien ist zur Thätigkeit gekommen, da die nach einem unglücklichen Gefecht übertretenden Haufen der Aufständischen entweder keine Waffen mehr führten oder dieselben nach ergangener Aufforderung sofort niederlegten.

Trozdem waren die an jede einzelne Batterie gestellten Anforderungen bedeutend. Der Dienst im Lager, die größeren Märsche mit andern Waffen längs der Grenze, theils zur Sicherung derselben, theils zur Nebung der Truppe, die häufigen Alarmirungen, meist hervorgerufen durch die Nachricht vom Herannahen des Feindes, und die Weiterbildung der Leute beschäftigten die Batterien vollständig.

Bei der ärmlichen Bevölkerung waren Leute und Pferde höchst mangelhaft untergebracht. Mit Freuden wurde deshalb der Befehl zur Heimkehr begrüßt, welcher am 16. Dezember vom Oberkommando für die Haubiß-Batterien erlassen wurde. Anfang Januar erreichten dieselben ihre Garnison mit Fußmarsch. Nunmehr wurden die Batterien auf Friedensfuß zurückgeführt, die Reserven entlassen u. s. w.

An dem Feldzug von 1864 theilzunehmen, ist den jest im Regiment stehenden Batterien nicht vergönnt gewesen.

1864.

Zur Aufstellung von Munitions-Kolonnen gaben dieselben im

1866.

Ganzen 4 Unteroffiziere und 17 Mann ab.

Waren auch die Batterien in den leßten 20 Jahren wiederholt marschbereit oder mobil, so bot ihnen doch nach 50 Jahren der Feldzug von 1866 zum ersten Mal wieder in größerem Maßstabe Gelegenheit, neue Waffenehren zu sammeln.

Von Anfang an herrschte, wie in der ganzen Armee so auch in den Batterien des Regiments das regste Ehrgefühl, dieser Haupthebel der guten Zucht. Ein Jeder war entschlossen, seinem Regiment Ehre zu machen und zu zeigen, daß der aus den Tagen des Großen Friedrich herüberklingende Name „Preuße“ nicht vergessen sei. Dazu kam bei den Schlesiern das Verlangen, die geliebte Heimath vor den feindlichen Einfällen zu schüßen.

Den bedeutenden Truppenansammlungen in Böhmen und Mähren sowie den Rüstungen Oesterreichs gegenüber ordneten die Allerhöchsten Kabinets-Ordres vom 29. und 31. März 1866 an, daß mehrere Artillerie-Regimenter, darunter auch das 6., vollständig mobil zu machen, und daß die Infanterie-Bataillone mehrerer Armeekorps auf die Stärke der Garde zu bringen seien. Die Leute sollten baldigst eingezogen, die Pferde freihändig angekauft werden. Behufs Ausführung ihrer Mobilmachung marschirten die Batterien des Regiments in der Zeit vom 2. bis 5. April in Ortschaftslager, empfingen hier vom 2. bis 12. Leute und Pferde und erstatteten schon Mitte April die Meldung, daß der Uebergang zur Kriegsformation beendet sei.*)

Gemäß Allerhöchster Kabinets-Ordre vom 29. März, nach welcher fortan die reitende Abtheilung nicht mehr zu 6 Batterien zu 4, sondern zu 4 Batterien zu 6 Geschüßen aufzustellen sei, wurde in diesen Tagen auch die 4. reitende Batterie neu gebildet. Sie erhielt von den drei andern Batterien im Ganzen 12 Unteroffiziere, 4 Obergefreite, 2 Trompeter, 29 Gemeine, 36 Pferde, sowie das bei diesen überzählig werdende Material (jede reitende Batterie hatte bisher das Material von zwei mobilen Batterien zu vier Geschüßen verwaltet) und stellte im Uebrigen Reservisten und Mobilmachungspferde ein.

Die 1. 12pfündige (8.) Batterie erhielt fast nur Schimmel zugetheilt, sie bespannte drei Geschüße mit Braunen, drei Geschüße mit Dunkelschimmeln, die übrigen Fahrzeuge mit Schimmeln. Ihre Mobilmachung wurde dadurch erheblich verlangsamt, daß sie in der Zeit vom 12. bis 19. April das gezogene Material empfing und dafür das 12pfündige abgab. Sie führte von nun an die Bezeichnung 5. 4pfündige Batterie.

Aus ihren Formationsorten gingen in der Zeit vom 17. bis 20. April die 4. 6pfündige (4.) Batterie nach Schweidnitz, die

*) Mobilmachungsorte siehe Anlage X.

2., 3. und 4. (1.) reitende Batterie nach Grottkau und Umgegend, während die übrigen Batterien vorläufig in den Ortschaften, in welchen sie mobil gemacht worden, verblieben.

Sämmtliche Batterien benußten die Zeit eifrigst zu Uebungen an dem ihnen überwiesenen Geschüß, welches die Leute theilweise noch nicht kannten, zum Alarmiren und zur Ausbildung im Felddienst, sowie zu denjenigen Uebungen, welche unmittelbar für den Krieg vorbereiten.

Nachdem die langen diplomatischen Verhandlungen zu einem Ergebniß nicht geführt hatten, wurde in der Zeit vom 3. bis 12. Mai allmählich die Mobilmachung für die ganze Armee und damit auch für die noch neu aufzustellenden Theile des Regiments befohlen. Am 13. traf beim Regiment die am 3. Mai ausgegebene Ordre de bataille für die einzelnen Armeekorps ein, nach welcher die Batterien des VI. Korps wie folgt vertheilt waren:

11. Infanterie-Division, Genérallieutenant v. Zastrow: II. Abtheilung: 2. 6pfündige (2.), 2. 4pfündige (6.) und 6. 4pfündige Batterie, außerdem seit 12. Juni 4. 6pfündige (4.) Batterie.

12. Infanterie-Division: I. Abtheilung: 1. 4pfündige (3.) und 5. 4pfündige (8.) Batterie.

Reserve-Artillerie: 4. 6pfündige (4.), diese nur bis 12. Juni, 4. 12pfündige und 1., 3., 4. (1.) reitende Batterie. Munitionskolonnen 4 bis 9.

Kavallerie-Division der II. Armee: 2. reitende Batterie. Detachement des Generalmajors v. Knobelsdorff: 1. 6pfündige (1.) Batterie.

Die Eintheilung wurde im Laufe des Feldzugs nur unwesentlich geändert.

Die Zweite Armee, bestehend aus dem I., V. und VI. Armeekorps, sammelte sich in Schlesien, das VI. Armeekorps in der Nähe von Neiße, und zwar:

die 11. Division bei Frankenstein,

[blocks in formation]

Reserve-Kavallerie und Rejerve-Artillerie bei Münsterberg.

Die Batterien verließen hierzu in der Zeit vom 14. bis 19, Mai ihre Ortschaftslager und bezogen solche in der Nähe der Truppen,

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