Neugriechische Volkslieder, Bände 1-2

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Wilhelm Müller
L. Voss, 1825
 

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Beliebte Passagen

Seite 33 - Johannis Kirche: Da hat mit vielem Weihrauch mich der Priester eingeräuchert. Thu auf, o Mutter, thu mir auf: da bring' ich deine Tochter." „Bist du ein guter Geist, so geh, o guter Geist, vorüber! Mein armes Kind Aret' ist fort nach fernen fremden Landen." „Thu auf, o Mutter, thu mir auf: ich bin dein Constantinos, Er welcher Gott zum Bürgen rief, die Heiligen zu Zeugen, Ob Freud', ob Leid sie träfe dort, er wollte sie dir bringen.
Seite 30 - Trost sie hab' auf meiner langen Reise." ,,Du bist verständig, Constantin; doch jetzo sprichst du thöricht: Ob Freud', ob Leid sie träfe dort, wer sollte sie mir bringen?" Kr aber ruft zum Bürgen Gott, die Heiligen zu Zeugen, Ob Freud', ob Leid sie träfe dort, er wollte sie ihr bringen. Da kam das Unglücksjahr heran, und die neun Söhne starben. Und auf der Leiche Constantins zerrauft ihr Haar die Mutter: ..Steh auf, steh auf, mein Constantin! ich will Areten haben. Du riefest Gott zum Bürgen...
Seite xxxviii - ... merkwürdiger, als es mit einer noch heute in Griechenland kursierenden Vorstellung zusammentrifft. Nach dieser besteht die Pest aus drei Frauen, die gemeinsam durch die Städte rennen, diese zu veröden. Die eine trägt eine Rolle, die andere führt eine Schere, die dritte aber einen Besen, wie Dions Erinys. So treten sie in die Häuser ein, aus denen sie ihre Opfer holen wollen, die erste schreibt den Namen des Verfallenen in die Rolle ein, die zweite schneidet ihm mit der Schere eine Haarlocke...
Seite 15 - Die Mutter liest den ihrigen, und meine Schwester weinet, Die Schwester liest den ihrigen, und meine Liebste weinet, Die Liebste liest den ihrigen , und alle "VYelt muss weinen. XXI. KB. OSENO Bovfaovpai fiia, iini'/.iiiriiui 8vo, ßovliovpai rpt's xert nt'vrt. Bovltovpat v...
Seite 30 - Freud' in unserm Hause giebt, will ich in Gold mich kleiden, Mein Bruder, und wenn Leid es giebt, so komm' ich wie ich stehe." „'s giebt weder Freude weder Leid: so komm denn wie du stehest." Und auf dem Wege den sie ziehn, und auf dem ganzen Wege, Da hören sie die Vögelein wohl singen und wohl sagen: „Seht seht das schöne Mädchen da, das einen Todten führet!
Seite 1 - ... streiten. Da wendet sich der Olympos zum Kissavos und sagt ihm: „Wettstreit nicht, Kissavos, mit mir, von Türken du betret'ner. Ich bin der alte Olympos, der durch die Welt berühmte, Hab' zweiundvierzig Spitzen ja und zweiundfünfzig Quellen. An jeder Spitz' ist ein Panier, an jeder Quell' ein Klephte, Und auf dem höchsten Gipfel mein, da ist ein Aar gesessen Und hält in seinen Klau'n das Haupt von einem tapfern Krieger. O Haupt, was hast verbrochen du, zu dulden solche Strafe? — Friss,...
Seite 15 - Feuster sitzeu sie und schauen nach dem Ufer, Wie's Rebhuhn hängen sie den Kopf, entfiedert, wie die Ente, Und tragen Kleider , die sind schwarz , wie eines Raben Flügel. Sie sehn , wie Barken segeln aus, sie sehn , wie Schiffe kommen : Ihr Schiffe, ihr Schaluppen ihr, und ihr, ihr kleinen Barken, Habt ihr den Jauues nicht gesehu, nicht meinen Sohn, den Jauues? — Und sah' ich ihn und traf ich ihn, woran sollt1 ich ihn kennen?
Seite iv - Volkslieder sind Stimmen der Völker. Und so möge auch die kraftvolle, aus tiefster Brust empor klingende Stimme des griechischen Volkes in die Ohren derer tönen, die Ohren haben zu hören. W^er aber seine Sinne durch türkisches Opium umriebelt und erschlafft hat, der schone seines Trommelfelles.
Seite 73 - IYJV ddhuiuv i^i' uyänrjf. dh 0 Schreiber du, o Schreiber du, o Schreiber du und Sänger! Du nimmst den Himmel zum Papier, das Meer zu deiner Tinte. So oft du schreibst und wieder schreibst an deine arme Liebe. (Müller U, 109). Von den Griechen wenden wir uns zu den ihnen benachbarten Serben.
Seite xlii - Säuger dieser Klasse sind zugleich Dichter und Musiker. Wer ein Lied dichtet, der setzt auch gleich die Weise dazu. Verse machen scheint nur die abgebrochene Hälfte der poetischen Kunst , und ohne eine zu den Versen passende Weise sind diese nicht zu benutzen. Zwar geschieht es zuweilen, dass •man einen neuen Text zu einer alten beliebten Weise setzt; indessen muss diese Art der Komposition als eine Ausnahme von der Regel betrachtet werden.

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