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sich alsogleich auf die Mairie verfügen, um dem Maire in seinen Geschäften behilflich zu seyn. Hierzu ward noch ein Generalsquartier, Mittagsessen für das Offizierkorps, u. dgl. m. angeordnet.

In Folge dieser Anordnungen wurde der Maire und seine Umgebung eben so kriechend, als sie vorher frech ge= wesen. Der Maire bat gleich um Beihilfe der nachbarlichen Dorfschaften, da die aufgelegte Requisizion dem Markte unerschwinglich bleibe, indem dieser für die Proviantirung Salins schon über seine Kräfte in Anspruch genommen wurde. Da dies vom Lieutenant Haußer in Zweifel gezogen, betheuerte der Maire, erst gestern den Rest seiner Kontribuzion in 14 Rindern und 800 Porzionen Furrage in die Festung abgeführt zu haben.

Hierdurch erfuhr nach und nach Lieutenant Haußer, wie sich das Fort Salins im vortrefflichsten Zustande mit Geschütz, Munizion und einem Vorrath von Lebensmitteln auf 6 Monate reichlich versehen befindet, die Garnison dieses Forts zwischen 6 und 700 Mann Infanterie und Artillerie stark, in der Stadt selbst aber an 300 Pferde vom 23. Dragoner-Regimente einquartiert standen, das Ganze vom General Lambert befehligt werde.

Weiter hatte man erkundigt, daß diese Kavallerie mehrere Außenposten aufgestellt habe, und Patrullen in allen Richtungen entsende, von welchen täglich Morgens, Mittags und Abends auch welche von dem Villeneuver-Posten hierher kämen, und dies heute wahrscheinlich unterblieben, weil der Offizier mit einem Theile des Postens erst kürzlich hier durchpassirt sey. Die Stärke dieses Postens wurde auf einige 40 Pferde angegeben.

Lieutenant Haußer begehrte diejenigen Bürger zu sprechen, so die erwähnte Kontribuzion nach Salins gebracht;

die Aussage dieser Leute fand man mit der obigen übereinstimmend. Dieser Offizier zeichnete sich die Namen dieser Bürger in seine Brieftasche, und befahl dem Maire, gleich beim Eintreffen des Avantgarde - Kommandanten sie ihm vorzustellen.

Schlüßlich wurde der Maire ermahnt, genau zu thun, wie ihm befohlen, damit der Markt eine gütige Behandlung erwarten könne. Lieutenant Haußer übergab dem Maire zwei Zeilen für den Avantgarde - Kommandanten, — kurz, wendete Alles an, um diesen feindlich gesinnten und im Rücken liegenden Ort für einige Stunden zu beschäftigen und in Respekt zu halten, worauf er um 348 Uhr seinen Marsch gegen Villeneuve fortsette.

Durch die erhaltenen Nachrichten konnte Lieutenant Haußer sein ferneres Benehmen regeln; er beschloß somit, alsogleich gegen Villeneuve zu rücken, den Feind zu refognosziren, wenn möglich einer seiner Patrullen habhaft zu werden, kurz, Alles zu versuchen, um einen ganz zuverlässigen Rapport erstatten zu können; hierauf nach Levier zurückzukehren, um von hier über Nans, oder les Granges des Muilles, Chantrans zu erreichen.

Das Dorf Villeneuve liegt von Levier eine kleine Stunde entfernt. Die Chaussee, die von hier dahin führt, zieht erstlich durch offenes Terrän, tritt aber nach einer Viertelstunde in einen großen Tannenwald. Diesen durchschneidet sie in der Breite anfänglich durch mehrere Biegungen, von der Mitte des Waldes aber zieht sie in gerader und westlicher Richtung bis zu einer steilen Höhe, die sie mittelst mehreren Windungen übersteigt, dann aus dem Forste tretend, senkt sie sich im geraden Zuge gegen jene Häuser, welche von dem abseits der Chaussee liegenden Dorfe Villeneuve, zu beiden Seiten sich an dieser befinden, und

ungefähr 7 bis 800 Schritte vom Kamm dieser Höhe entfernt sind. Hinter dem legten dieser Häuser solle sich der feindliche Posten zur Hälfte im Freien, die andere in Stallungen und Schupfen dieses Hauses befinden. So viel hatte man zu Levier erfahren.

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Im Walde angelangt, machte Lieutenant Haußer seiner Mannschaft bekannt, daß man sich in Feindes Nähe befinde, gebot Stille und Aufmerksamkeit, da man trachten müsse, sich einer feindlichen Patrulle zu bemächtigen. Geschähe daher von der Vorhut ein Zeichen mit hochgehob.nem Säbel, so habe man sich augenblicklich zu verbergen, u. s. w. Der Zug wurde der Obhut des tapferen und klugen Korporals Quinier anvertraut, mit der Weisung, immer gegen 300 Schritte vom lezten Mann der Vorhut abzubleiben; Lettere führte der Offizier, er selbst der Vorderste.

Wie nun Lieutenant Haußer sich der lezten Chausseebiegung nahte, entdeckte er die oberwähnte Höhe. Nach der Länge des Marsches konnte Villeneuve nicht mehr weit ents fernt seyn, ließ daher absigen, Pferde gurten, u. s. w.; er selbst aber verfügte sich zur Spige der Krümmung, um das weitere Terrän zu besichtigen. Während diesem erschien auf der Höhe erstens Einer, gleich darauf noch vier feindliche Reiter, sie hielten mehrere Minuten still, die Gegend beobachtend; endlich zogen hiervon 3, später die 2 anderen (von diesen war Einer abgesessen) in der Richtung, woher sie gekommen, ohne das mindeste Zeichen einer besonderen Aufmerksamkeit oder Unruhe zu äußern.

Hierauf wurde der Zug schnell herbeigezogen, diesem die gemachte Entdeckung mit der Absicht mitgetheilt, diesen feindlichen Posten anzugreifen. In kurzen Worten machte Lieutenant Haußer seiner Mannschaft die Vortheile der Überraschung ersichtlich ; zwar sey dies bei hellem Tage

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schwerer, allein Verwirrung erzeuge jeder überfall zur jeßigen Stunde, und nach dem Einrücken dieser Patrulle vielleicht mehr, als bei Nacht. Der Feind mehr als doppelt stark, aber daß die Zahl es nicht ausmache, habe man ja schon in vielen Gelegenheiten, und erst noch diese Nacht hinlänglich bewiesen, er rechne daher auf ihren Muth und Ergebenheit; könne er dies nicht, so müsse man den Angriff aufgeben und umkehren, denn zu säumen wäre nicht. Rasch flogen die Säbel hervor: »Nur zu, Herr Lieutenant, verlassen Sie sich auf uns!« riefen einstimmig diese Braven, jeder würdig, einzeln genannt zu werden.

In Trab wurde nun bis unter die Höhe gerückt, und dem Korporal Quinier befohlen, daselbst sich verdeckt aufzustellen. Während dessen ritt Lieutenant Haußer, von einem Chevauleger gefolgt, die Höhe hinan, saß vor der Spige ab, und schlich an dieselbe. Hier entdeckte er auf halber Distanz beiläufig, zwischen ihm und dem Dorfe eine doppelte Vedette, vor dem Eingange desselben aber einen Fußposten stehen; sonst war Alles rings herum in höchster Ruhe. Am Kirchthurm zu Villeneuve schlug es eben ⁄, 9 Uhr.

Nun wurde der Zug herauf gerufen, zu Vieren ges ordnet, mit dem strengsten Befehl, nicht eher an's Beutemachen zu denken, bis nicht der Feind gänzlich geworfen; die Beute aber als Gemeingut des Zugs erklärt.

Der Angriff konnte Anfangs ob des Glatteises, welches an der Höhe sich befand, nur im Trab geschehen, wie aber die Vedetten feuerten, wurde in Galopp übergangen. Die Entfernung nach dem Dorfe war zu groß, um nicht zu erwarten, daß ein Theil des Postens Widerstand zu leisten versuchen dürfte, daher die Pferde bei Athem erhalten werden mußten. Am Eingange des Dorfes kam auch schon eine Abtheilung von mehr als 20 Pferden, den Offizier an der

Spize, im scharfen Galopp entgegen. Diese wurde im Kariere angegriffen und augenblicklich geworfen.

Der feindliche Offizier eilte zu seiner am jenseitigen Ende des Dorfes sich sammeinden Reserve, um solche zum neuen Angriff vorzuführen. Diese Formirung aber geschah unbegreiflicher Weise mitten auf der Chaussee, und wurde durch die Verwirrung und Lärmen der Fliehenden verzögert. Lieutenant Haußer benüßte augenblicklich diesen Fehler, rief seinen Leuten zu, beisammen zu bleiben, da ein frischer Feind vorrücke. Auf diesen Zuruf stürzte sich der ganze Zug in vollem Kariere auf den in schwankender Verfassung vorrückenden Feind, welcher beinahe ohne Widerstand über den Haufen geworfen, und in größter Unordnung die Flucht ergriff. Hiermit war nun der ganze Posten besiegt und gewissermaßen vernichtet.

Die Verfolgung konnte nur kurz geschehen, da die Pferde erschöpft und die Mannschaft in Unordnung gekommen. Der Feind verlor hierbei 7 Todte und 4 schwer Verwundete; 1 Wachtmeister und 18 Dragoner als Gefangene, nebst 28 Pferden, welche sämmtlich abgeliefert wurden. — Wir hatten 1 Todten und einige leichte Verwundungen.

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Lieutenant Haußer eilte, wieder abzuziehen, da man durch die Gefangenen erfahren, daß gegen 10 Uhr die feindliche Ablösung von Salins kommend, und 40 Pferde stark hier einzutreffen habe. Er nahm seinen Weg über Nans nach Chantrans, und traf daselbst 1 Uhr Nachmittags ein.

Jeder Mann des Zuges erhielt als Beutegeld für die abgelieferten Pferde 40 Franks, die Unteroffiziere 60.

Mittelst Brigadebefehl dd. Quingey, wurde Lieutenant Haußer und sein braver Zug öffentlich belobt.

Dieser Überfall steht in der Regimentsgeschichte aufge= zeichnet.

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