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Baiern.

In Baiern ward unter dem Ministerium Monts gelas die Statistik oft auf eine wahrhaft lächerliche Weise ausgedehnt, und Dinge in ihren Bereich gezogen, deren Kenntniß nicht den mindesten Werth haben konnte. Jegt ist diese Übertriebenheit, welche dem Staate nur unnöthiges Geld kostete, wieder in das rechte Gleichgewicht zurückgekehrt, und das unter der Leitung des verdienstvollen Ministerialrathes und Professors von Herrmann in München bestehende statistische Bureau verdient alle Anerkennung. Sehr viele statistische Angaben, welche namentlich für das größere Publikum Interesse haben können, werden der Öffentlichkeit übergeben. Lobend kann man es in dies ser Hinsicht auch nur erwähnen, daß der »Polizeianzeiger« in München in bestimmten Terminen genaue Tabellen über sehr viele statistische Verhältnisse der Stadt, z. B. die Konsumzion aller Lebensmittel, so wie diese zu ermitteln ist, über die Durchschnittspreise derselben, über Abund Zunahme der Bevölkerung, über die von der Polizei vorgenommenen Arretirungen nebst Ursachen derselben und noch über mehrere ähnliche Dinge, enthält. Würde dies von ähnlichen Blättern in anderen Städten mehr wie jest nachgeahmt, so würde ein reiches Material zu einer umfassenden derartigen Statistik der größeren Städte in Deutschland gewonnen.

Würtemberg.

Im Königreiche Würtemberg ward 1820 ein eigenes statistisches Bureau unter dem Finanzministerium errichtet, welches 1840 eine völlige Reorganisazion erhielt. Sämmtliche Behörden und Beamte des Königreiches sind

durch eine eigene Ordre angewiesen, diesem statistisch-topo= graphischen Bureau ihre Unterstügung nicht zu versagen. Sowohl von dem Vorstande desselben, als auch vom Bureau selbst sind mehrere derartige Werke herausgege= ben. (Beschreibung von Würtemberg, von Memminger,« Würtembergische Jahrbücher für Statistik, Geschichte, u. s. w.« Würtembergisches Hof- und Staat-handbuch»). Den in Würtemberg außerdem noch bestehenden statistischen Privatverein wollen wir später noch erwähnen.

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IV.

Der Weberfall bei Villeneuve am 28. Dezember 1813.

(Eingesendet.)

Die Avantgarde der Brigade Scheither unter Befehl Major De Vaulr hielt seit 25. Dezember Pontalier beseßt, hievon stand Lieutenant Haußer von Vincent Chev. Leg. R. Nr. 4 mit seinem Zuge, 16 Pferde, zu Chapelle la Reine auf Piket, die Straße nach Salins bewachend.

Den 28. Dezember Morgens 3 Uhr erhielt dieser Offizier nachstehenden Brigadebefehl, dd. Pontarlier den 27. Dezember, 12 Uhr Nachts.

»Lieutenant Haußer wird hiemit befehligt, mit seinem »Zuge unverzüglich gegen Salins aufzubrechen, um über »die Stellung und Stärke des daselbst stehenden Feindes »verläßliche Nachrichten einzuziehen; laut den von hiesigen >> Einwohnern erhaltenen Nachrichten, soll zwar das Fort »Salins dermalen besegt, aber sich im unhaltbaren Zustande »befinden, daher der Feind auch bereits die Salinen - Kas»sen, die Gendarmen, u. s. w. entfernt haben soll. Jedoch »ist die Quelle dieser Angaben keineswegs verläßlich, und »da über diesen Punkt ganz sichere Nachrichten benöthigt »werden, so wird dem Lieutenant Haußer ganz besonders »anempfohlen, hierüber Zuverlässiges zu erforschen. Vor

»theilhaft würde es seyn, einige Gefangene zu erhalten. Morgen Früh den 28. Dezember rückt die Avantgarde nach »Ornans, die Brigade nach Moutiers, nach diesen leg»teren Ort kömmt der Bericht bis 3 Uhr Nachmittags ein»zusenden. Nach vollzogener Rekognoszirung ist der Rück»weg über Nans nach Chantrans zu nehmen, an legterem »Orte hat Lieutenant Haußer die Vorposten zu beziehen, um Moutiers gegen Salins zu sichern.«

So weit der Brigadebefehl, wozu Major De Vaulx eigenhändig Folgendes beifügte.

»Nicht Mangel an Vertrauen sey es, wenn er Lieu»tenant Haußer aufmerksam mache, daß diese Rekognoszi»rung äußerst viel Vorsicht erfordere, sie gehöre zu den »Schwierigsten, weil man selbe in Feindes Lande, kupir»ten Terrän, ohne aller Unterstügung und in Feindes Nähe »vollziehen müsse, Ursache genug um sehr behutsam vorzu»gehen. Was übrigens Gefangene zu erhalten betrifft, so »seh dies nur dahin verstanden, wenn sich hierzu günstige »Gelegenheit ergeben sollte, keineswegs aber etwa sich des»halb bloßzustellen.« So viel von Major De Vaulx.

Kurz bevor, als Korporal Quinier diesen Befehl überbrachte, hatten 30 Dragoner versucht, das Piket zu überraschen; des Feindes Annäherung wurde aber früh genug entdeckt, um sich vorzubereiten, daß derselbe in das Dorf gelockt, hier von allen Seiten angefallen, mit Verlust von 2 Todten und 1 Pferde zurückgeworfen wurde.

Sowohl dieses Gefecht, mit seinen Vor- und NachAnstalten, als ein 40stündiger angestrengter Piket - Dienst bei außerordenlicher Kälte und hohem Schnee, hatte Mann und Pferd zu sehr ermüdet, als daß man gleich zum Voll

zug der Rekognoszirung schreiten konnte. Lieutenant Haußer beschloß daher, vorher seine Truppe hierzu gehörig zu erkräftigen, und brach erst gegen 5 Uhr Morgens nach Levier auf.

Der Marsch dahin wurde so beschleunigt, daß man sich um 1,7 Uhr schon in der Nähe dieses Ortes verdeckt aufgestellt befand. Lieutenant Haußer vermuthete hier den Feind zu treffen, welcher des Nachts ihn angegriffen hatte, der jedoch schon vor mehr als einer Stunde von hier abgezogen war.

Durch die nach diesen Ort entsendete Schleichpatrulle wurde man daselbst unsere Anwesenheit gewahr; wie nun Lieutenant Haußer durch Levier zog, um jenseits sich aufzustellen, fand er diesen Ort in größter Gährung. Nach wiederholter Aufforderung erschien der Maire in Begleitung eines tobenden, mit Jagdgewehren, Sensen, Heugabeln, u. s. w. bewaffneten Volkshaufens. Jener Offizier ritt diesen mehrere Schritte unbegleitet entgegen, gebot augenblickliche Stille, und dem Maire hervorzutreten. Befahl diesem 4500 Razionen Brod, Fleisch, Wein und dann 870 Razionen Hafer und Heu für die gegen 11 Uhr Vormittags eintreffende Kolonne herbei zu stellen. Für die in wenig Stunden anlangende Avantgarde aber müsse unverweilt Holz, Stroh, Brod, Käse und Wein, dann einige Säcke Hafer vorbereitet werden. Man habe ferners Befehl, dem Markte zu bedeuten, daß bei Todesstrafe von nun an kein Einwohner aus demselben sich entfernen dürfe, weiter: daß bis zur Ankunft der Avantgarde sämmtliche Waffen des Ortes auf der Mairie niedergelegt seyn müssen. Für den Befolg des hier Kundgegebenen haftet der ganze Markt mit Hab und Gut; insbesondere aber bürge hierfür der Maire, Pfarrer und 6 der wohlhabendsten Bürger. Leztere werden

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