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Kampfesmuth noch dadurch gehoben, daß General v. Fransecki persönlich an die einzelnen Bataillone heransprengte und ihnen das glückliche Gefecht der 8. Division gegen die seit 1864 berühmte eiserne Brigade (Regimenter Martini und König von Preußen, sowie das 18. Jäger-Bataillon) mittheilte.

Man muß den Siegesjubel einer Truppe über den ersten glücklichen Erfolg mit erlebt haben, um sich vorzustellen, wie sehr er die freudige Zuversicht der Mannschaft steigert.

In den nicht enden wollenden Hurrahs, mit denen unsere Leute Sr. Excellenz die freundliche Mittheilung lohnten, lag schon die eigene Ueberzeugung: „Führe uns nur an den Feind und wir werden Dir zeigen, daß die 7. Division nicht hinter der 8. zurücksteht."

Auf höheren Befehl durften wir jedoch an diesem Tage nicht weiter vorrücken, sondern mußten, nachdem bei dem obengenannten Dorfe Preper abgekocht worden war, wieder auf unsere letzten Bivouaksplätze zurückkehren. Vor dem Abkochen wurden noch kleine Requisitions - Kommandos in die nächsten Ortschaften entsandt, wobei den Mannschaften des Regiments in Stwerin die erste Beute, be= stehend in einem stehengebliebenen österreichischen Artilleriepferde, in die Hände fiel. Mit Bewilligung der Division verblieb dieses als zweites Chargenpferd dem Premier Lieutenant v. Sallwürk, von dessen Leuten es erbeutet worden war. Das 1. Bataillon bezog demnächst die Vorposten in der rechten Flanke des Bivouaks, und zwar wurde die 1. Kompagnie, Hauptmann v. Rauchhaupt, nach einem Punkte zwischen der Chaussee nach Podol und dem Dorfe Nadwojowitz, die 3. Kompagnie, Hauptmann v. Hering, als Unterstüßung nördlich des Dorfes aufgestellt.

Die erste Feuertaufe bei Münchengräß.

28. Juni. Am 28. Juni Morgens 6 Uhr bricht das Regiment aus dem Bivouak auf, passirt die Isarbrücke bei Turnau und rückt durch diesen Ort zum Brigade-Rendezvous am südlichen Ausgange des Orts; nur unser 1. Bataillon erhält nach Einziehung der Vorposten den Befehl, in Turnau als Besaßung zurückzubleiben, um diesen Punkt unter allen Umständen festzuhalten.

Die Division sollte den Feind vom Musky-Berge vertreiben, um hierdurch der 8. Division das Defilee von Podol zu öffnen; der Befehl hierzu lautete:

„Die 7. Division steht am 28. früh 71⁄2 Uhr zwischen Mokry und Wschen, der Befehl zum weiteren Vorrücken ist abzuwarten. Die Division wird benachrichtigt, daß Wschen heute noch vom Feinde besetzt ist, dieser also morgen früh zuvörderst daraus zu vertreiben sein würde. Ein Bataillon hält Turnau besetzt."

Während das 1. und Füsilier-Bataillon 26. Regiments an der Isar entlang als rechtes Seitendetachement über Mokry auf Zdiar vorrücken, treten unser 2. und Füsilier-Bataillon, sowie das 2. Bataillon 26 den Vormarsch auf der Hauptstraße über Wschen und Zdiar auf den Musky-Berg an. Während das Gros noch auf der Straße rastet, wird vorne die Avantgarde mit erhebenden Worten vom Divisions-Geistlichen zum Gefecht eingesegnet; nachdem derselbe auch unsere Herzen an den Herrn der Heerschaaren erinnert, geht es rüftig vorwärts.

Nachdem Kanonendonner von jenseits den Angriff der Elb-Armee auf Münchengrät verkündet, erhält die Division den Befehl, von Wschen aus ihrerseits gegen den Musky-Berg vorzugehen.

Der Musty-Berg ist ein steil ansteigender Sandsteinfelsen, auf dessen Plateau die österreichischen Geschütze in den von der Natur gebildeten Felsriffen so aufgestellt waren, daß nur der vor ihren Mündungen aufsteigende Dampf ihren Standort kenntlich machte, die unteren Abfälle des Berges sind mit Wald bestanden. — Ebenso hatten auch die den Berg besetzt haltenden österreichischen Tirailleurs in den Schluchten und Rissen so vortreffliche Deckung gefunden, daß sie den Unseren beim Gefecht fast unsichtbar blieben.

Das Regiment rückte im Brigade-Verbande gegen 8 Uhr über Wschen bis Zdiar vor, und zwar unser 2. und Füsilier-Bataillon mit dem 2. Bataillon 26 im ersten, die beiden andern Bataillone 26 im zweiten Treffen; auf die alsbald eingehende Meldung hin, daß der Musky-Berg und die vorliegenden Höhen vom Feinde besett seien, erhielten die Bataillone den Befehl, das Gepäck abzulegen, um demnächst zum Angriff vorzugehen. Während dieses Ablegens bemerkten die feindlichen Batterien auf den Höhen unsere Truppen und begannen ein ziemlich heftiges Granatfeuer; die Bataillone begrüßten diese ersten feindlichen Geschosse mit lautem Hurrah, während der Musikmeister Schulz das Preußenlied anstimmen ließ (worauf er später noch so stolz, daß er einmal ganz außer sich darüber war, als er hörte, ein anderer Truppentheil habe sich diese Art der ersten Begrüßung feindlicher Geschosse angemaßt). Da die feindliche Artillerie

sich kleine weiße Markirpfählchen auf der Wiese gemacht hatte, so waren ihre Granaten gut gezielt und Schuß auf Schuß schlugen einige Dreißig vor und neben den Bataillonen ein, glücklicherweise jedoch, da der Einschlagswinkel ein sehr steiler und der feuchte Wiesenboden das Sprengen verhinderte, ohne Schaden zu thun.

Mit nochmaligem lauten Hurrah gehen beide Bataillone zum Angriff gegen die Höhen vor und beginnen, das Füsilier-Bataillon auf dem rechten Flügel, das 2. Bataillon links daneben, nachdem die Flügel-Kompagnien in's erste Treffen genommen, den Abhang des Berges hinaufzufteigen. Das Füsilier-Bataillon war zwar alsbald in den todten Winkel der Geschütze gelangt, bekam aber sofort von dem unsichtbaren Gegner ein heftiges Gewehrfeuer, doch schoß der Feind meist zu hoch. Die Schützenzüge der 9. und 12. Kompagnie vorauf, ging es unaufhaltsam vorwärts, obgleich das Erklettern des äußerst steilen Felsens die höchste Kraftanstrengung erforderte. Als die vordersten Leute des ersten Schützenzuges hinter einem großen Felsblocke hervor von besonders heftigem Feuer empfangen wurden, sprang der Unteroffizier Aschmann, ein guter Schüße, mehrfach vor, tödtete und verwundete zwei Oesterreicher vom Regiment Sigismund, bei einem dritten Versuche traf ihn leider eine feindliche Kugel mitten durch's Herz. Auch wurde der Lientenant v. Hanstein, Führer des 4. Schützenzuges durch eine Gewehrkugel in den Fuß und der für ihn als Zugführer eintretende Vice Feldwebel Glaube durch einen Schuß durch die rechte Hand verwundet.

Nachdem einige Oesterreicher von dem Felsen herunter geschossen worden waren, wurde ihr Feuer wieder unsicherer, während unsrerseits im Verein mit der auf dem linken Flügel des Bataillons vorgehenden 12. Kompagnie 67. Regiments die Höhe stetig erklommen wurde; wir werden gleich sehen, wie lettere, statt unsers 2. Bataillons, neben das Füsilier-Bataillon gerathen.

Die äußerst steil werdenden Felswände waren nur mit großer Anstrengung zu erklimmen, es war daher sehr günstig, daß gerade hier der Widerstand des Gegners fast aufgehört hatte. Besonders für die bis dahin beritten gewesenen Offiziere war das stundenlange Klimmen anstrengend. Einen hübschen Zug für das Verhältniß der Soldaten zu ihren Führern lieferten die Füsiliere Müller und Schmidt III. der 11. Kompagnie. Bemerkend, daß der abgestiegene Regiments-Kommandeur, Oberst v. Blankensee, sich nur mit äußerster Anstrengung die Felsen emporarbeitet, um an der Tete seines Regiments

zu bleiben, tragen sie ihn mit den Worten: „Herr Oberst, unsere Beine find jünger", den Rest der Felshöhe hinauf.

Nachdem endlich gegen 11 Uhr der Kamm des Berges erstiegen war und das Bataillon eine Viertelstunde sich erholt hatte, ging es in der früheren Formation, die 9. und 12. Kompagnie vorgezogen, den jenseitigen Abhang nach Zasadka herab, von hier wurden die gegenüberstehenden feindlichen Abtheilungen des Regiments Sigismund und des 29. Jäger-Bataillons verdrängt, wobei die 12. Kompagnie unter Premier-Lieutenant v. Meding lebhafteren Widerstand fand, jedoch die feindlichen Schüßen fortwährend zurückdrängend, einen großen Theil derselben gegen die von Dneboch gleichfalls vorrückenden Bataillone des 27. Regiments warf, denen die Gegner sich zum größten Theil ergaben. Demnächst schloß sich das Bataillon den nunmehr gegen Bossin vorgehenden Bataillonen des 27. Regiments als rechtes Flügel-Echelon an. Der Angriff auf das Dorf wurde durch die erste 4pfündige Batterie, Hauptmann v. Raussendorf, sehr glücklich eingeleitet, indem dasselbe nach wenigen Schüssen in Brand gerieth. Die feindliche Dorfbesatzung zog, noch ehe das erste Treffen zum entscheidenden Angriffe antrat, ab, und mochte es 1 Uhr sein, als die Schüßen des Füsilier-Bataillons gleichzeitig mit den 27ern in Bossin eindrangen. Hier blieb das Bataillon stehen und vereinigte sich später mit den hier eintreffenden Bataillonen des 26. Regiments.

Die erste Feuerprobe bei Münchengräß war glücklich und siegreich, mit nur geringen Verlusten erkauft, überstanden. Die Verluste betrugen 1 Unteroffizier todt, 2 Offiziere (v. Hanstein und Glaube) und 5 Füsiliere verwundet, dagegen hatte das Bataillon 2 Offiziere und 180 Mann Gefangene gemacht, die größtentheils den Regimentern Ramming, Sigismund, sowie dem 29. und 32. Jäger-Bataillon angehörten.

Weniger glücklich war an diesem Tage unser 2. Bataillon gewesen. Dasselbe erstieg gleichfalls mit lautem Hurrah, seinen Kommandeur, Major v. Wiedner an der Spite, eine überaus steile und felsige Schlucht inmitten der Bergmasse, erhielt hier, besonders anfangs, lebhaftes Granat- und Gewehrfeuer, ohne jedoch Verluste zu erleiden. Auf der höchsten Kuppe der erstiegenen Höhe endlich angekommen, die Major v. Wiedener für das Plateau des ganzen Berges gehalten, sieht das Bataillon sich plöglich durch eine tief

eingeschnittene Felsspalte sowohl vom Feinde, als auch von den übrigen diesseitigen Truppen getrennt..

Nachdem das erschöpfte und athemlose Bataillon sich einigermaßen erholt, versucht dasselbe die andern Truppen wieder zu erreichen, was ihm jedoch erst Abends 6 Uhr in dem Bivouak bei Bossin gelingt. Auf dem Wege dahin las es auf den Felsbergen wenigstens noch einige 80 Gefangene auf.

Beide Bataillone bezogen an diesem Tage das Bivouak im Brigade-Verbande nördlich des Dorfes Bossin.

Der Erfolg des glücklichen Gefechts bei Münchengrät für unsere 1. Armee war die völlige Besißnahme der Isar-Uebergänge, sowie die auch taktisch vollzogene Vereinigung mit der Elb-Armee.

Die Truppen hatten an diesem Tage trotz des Ersteigens der felsigen Höhen, das in Gemeinschaft mit der drückenden Schwüle außerordentliche Anstrengungen erforderte, viel Ausdauer bewährt, waren dem ersten feindlichen Feuer unverzagt und mit großer Bravour entgegengegangen, so daß am Abend in den Bivouaks trot kärglicher Verpflegung und eines herunterströmenden Gewitterregens dennoch durchweg eine gehobene fröhliche Stimmung herrschte.

Besonders hatte sich der Füsilier Eckstein der 12. Kompagnie durch Ruhe und Kaltblütigkeit, sowie als vortrefflicher Schüße hervorgethan, wodurch er speziell die Aufmerksamkeit des Lieutenants v. Lavière vom 67. Regiment erregte, der ihn nach beendetem Gefecht dem Kompagnie - Führer, Premier Lieutenant v. Meding empfahl.

Recht unangenehm vermißten beide Bataillone während der Nacht das vor Beginn des Gefechts abgelegte Gepäck, welches erst nach vielen Mühseligkeiten durch abgesandte Offiziere gegen Morgen der Truppe wieder zugeführt wurde, wonach es noch lange dauerte, bis jeder Mann das Seinige herausgefunden; ein Beweis, daß es bedenklich ist, das Gepäck vor einem Gefecht abzulegen.

Von Münchengrät bis Königgräk.

29. Juni. Bis Mittag 12 Uhr blieb die Brigade ruhig in ihrem Bivouak bei Bossin und benutzte den Vormittag, um das Gepäck nach Möglichkeit wieder zu entwirren; um Mittag wurde der Vormarsch bei großer Hiße über Fürstenbruck und Ober-Baußen auf Sobotka fortgesetzt.

Der spezielle Tagesbefehl für unsere Division lautete:

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