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und es den braven brandenburgischen und westfälischen Kameraden gleich zu thun verständen. Das ahnten wir freilich damals nicht, daß schon das zweite Jahr darauf diesen Wünschen ernste Erfüllung bringen sollte.

Auch das 2. Bataillon des Regiments fah Se. Majestät am 19. Nachmittags in Burg. Der Bataillons - Kommandeur, Major Reinhardt, erhielt hierbei den Rothen Adler-Orden IV. Klasse.

Am 20. April wurden sodann zwar 200 Mann Reserven entlassen, dafür jedoch 200 Rekruten per Bataillon wieder eingestellt. Wegen Ueberfüllung der Garnison Magdeburg marschirten, da das Füsilier-Bataillon seit dem 19. wieder dort eingerückt war, die Refruten des 1. und Füsilier-Bataillons, die, wie auch die des 2. mit dem nöthigen Ausbildungs- Personal versehen, zu besonderen Kompagnien unter Führung der Premier - Lieutenants v. Sobbe und Gaertner formirt waren, zu ihrer Ausbildung nach Burg ab. Hier wurden diese Kompagnien dem 2. Bataillon attachirt und anfangs beide in der Stadt selbst einquartiert, später am 15. Mai jedoch wurde die Füsilier - Kompagnie nach dem Dorfe Schartau, die des 2. Bataillons unter Premier- Lieutenant Bonsac nach Niegripp dislozirt.

Nachdem am 29. und 30. Juni die Besichtigung dieser Refruten - Kompagnien in Burg stattgefunden, rückten die beiden kombinirten Kompagnien des 1. und Füsilier-Bataillons wieder in ihre Garnison Magdeburg ein und traten die Mannschaften zu ihren Kompagnien. Hier begann nun eine um so emfigere Thätigkeit, als Allerhöchsten Orts bestimmt worden war, daß die 7. Division an den Manövern des Garde-Korps bei Brandenburg Theil nehmen sollte.

Nachdem vom 23. August ab das Regiments-Exerziren bei Magdeburg und vom 1. September ab Uebungen im Brigade-Verbande bei NeuHaldensleben stattgefunden, wurde die Division gegen Mitte September bei Möckern konzentrirt und nahm unter ihrem Kommandeur, dem GeneralLieutenant v. Voigts - Rheß an den Uebungen des Garde - Korps vom 19. bis inkl. 22. September Theil, wobei die Truppen unter den Augen Seiner Majestät des Königs und denen Seines hohen Gastes, des Kaisers von Rußland Majestät, manövrirten und im Armee-KorpsVerbande exerzirten. Unter der zahlreichen glänzenden Suite Ihrer Majestäten befand sich auch der zeitige kommandirende österreichische General in Holstein, General - Feldmarschall - Lieutenant Freiherr v. Gablenz, dem wohl damals der Gedanke nicht gekommen sein

mag, daß noch vor Ablauf zweier Jahre dieselben Truppen als Feinde im Angesichte des stolzen Stephansdomes an der Donau ihre Bivouaks aufschlagen würden. —

Die Division hatte bei diesen Uebungen das hohe Glück, von ihrem Allerhöchsten Kriegsherrn besonders gelobt zu werden, und wurden zum Beweise dieser Allerhöchsten Zufriedenheit und Huld mehrfache Dekorationen verliehen: vom Regiment erhielt der Kommandeur Oberst v. Blankensee den russischen Annen-Orden 2. Klasse und durch Allerhöchste Kabinets-Ordre vom 24. September wurde dem OberstLieutenant v. Henning auf Schönhoff der Rothe Adler-Orden 3. Klasse mit Schwertern am Ringe (die 4. Klasse dieses Ordens mit Schwertern hatte dieser Offizier bereits im Baden'schen Feldzuge 1849 erworben) und dem ältesten Hauptmann Liebeskind (10. Kompagnie) der Rothe Adler-Orden 4. Klasse verliehen.

Das Regiment erreichte seine Garnisonen Burg und Magdeburg am 24. resp. 25. September wieder und fand demnächst am 26. die Entlassung der Reserven statt, wogegen am 15. November wieder neue Rekruten eingestellt wurden. Für das bisher in Halle ge= standene Magdeburgische Füsilier-Regiment Nr. 36, das nach dem mit Dänemark geschlossenen Wiener Frieden zur Besaßung nach SchleswigHolstein abgerückt war, wurde unser 2. Bataillon durch Allerhöchste Kabinets-Ordre vom 12. November 1864 nach Halle in Garnison verlegt und führte diesen Garnisonwechsel am 4. Dezember per Bahn aus.

Was die Avancements - Verhältnisse während des lezten Jahres betrifft, so hatten sich diese in Folge einer Allerhöchst ergangenen Ordre, welche das bisher in der Brigade stattgefundene Avancement aufhob, für uns nicht sonderlich günstig gestaltet, da das diesseitige Regiment gerade zur Zeit die drei ältesten Hauptleute in der Brigade aufzuweisen hatte. An Veränderungen, die im Laufe des Jahres vorkamen, ist zu erwähnen, die Ernennung des bisherigen Kommandeurs des diesseitigen 1. Bataillons Oberst - Lieutenant v. Kamecke zum Oberst und Kommandeur des 5. Westfälischen Infanterie - Regiments Nr. 53, in Folge dessen Major v. Schmeling das 1. Bataillon erhielt, der Hauptmann v. Reppert zum Major befördert, der Hauptmann v. Wiedner vom 2. Schlesischen Grenadier-Regiment Nr. 11 hinter Hauptmann Liebeskind in das Regiment versetzt wurde. Durch Allerhöchste Kabinets Ordre vom 26. April 1864 wurde der Sefonde - Lieutenant Eige à la suite gestellt und zum Herzoglich-Sachsen-Koburg-Gothaischen Kontingent kommandirt.

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Durch Allerhöchste Kabinets - Ordre vom 12. Dezember 1864 wurde der Hauptmann v. Herwarth als Adjutant zum Stabe des Oberkommandos der in den Elbherzogthümern stehenden Truppen kommandirt, und der Hauptmann v. Diest vom Westfälischen JägerBataillon Nr. 7 in das Regiment versett, er übernahm als Chef die 8. Kompagnie. Ebenso wurde durch Ordre vom 11. Oktober 1865 der Portepee-Fähnrich v. Klizing als Sekonde- Lieutenant in das Rheinische Dragoner - Regiment Nr. 5 versett. Ferner durch Allerhöchste Ordre vom 26. Januar 1865 der Sefonde-Lieutenant v. Bodenhausen vom 4. Rheinischen Infanterie-Regiment Nr. 30 in die vierte offene Sekonde - Lieutenants - Stelle des Regiments verseßt und der aus Gesundheitsrücksichten erbetene Abschied des Sekonde - Lieute nants v. Alemann bewilligt, sowie unter dem 4. Februar der Unteroffizier Lademann vom Brandenburgischen Pionier - Bataillon Nr. 3 als Sekonde-Lieutenant in das Regiment versett.

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Unter dem 11. April wurde der Sefonde Lieutenant Freise à la suite des Regiments gestellt und ihm ein einjähriger Ürlaub nach Nizza und Kairo bewilligt; endlich durch Allerhöchste KabinetsOrdre vom 18. April Hauptmann Liebeskind unter Beförderung zum Major in das Magdeburgische Füsilier - Regiment Nr. 36 versett, Premier Lieutenant Loesener zum Hauptmann und Kompagniechef (10. Kompagnie), Sekonde- Lieutenant v. Ponikau zum Premier - Lieutenant (Kabinets - Ordre vom 9. Mai 1865) befördert.

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1865. Für den Herbst dieses Jahres stand dem Armee-Korps die große Revue vor Seiner Majestät dem Könige in Aussicht, in Folge dessen wurde diesmal eine womöglich noch größere Peinlichkeit und Sorgfalt auf die Ausbildung der einzelnen Mannschaften sowohl, als der ganzen Truppenkörper verwendet. An Stelle des zum Gouverneur von Frankfurt a. M. ernannten General-Lieutenants v. VoigtsRhet hatte der General-Lieutenant v. Fransecky, bisher Kommandeur des Oldenburgischen Kontingents, die 7. Division und der General-Major Groß, genannt v. Schwarzhoff, die 13. Brigade für den um seinen Abschied eingekommenen General-Major Erich erhalten.

Nachdem vom 16. bis 29. August die Regiments- und BrigadeExerzitien bei Magdeburg stattgefunden, trat das Regiment am 31. August den Marsch zu den größeren Truppenübungen bei Halle und Merseburg an, vom 4. bis 12. September fanden größere Detachements-Uebungen in der Gegend von Schochwitz statt, diesen folgten

Gaertner, Geschichte des 66. Inf.-Regts.

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Exerzitien und Manövrirübungen im ganzen Armee - Korps unter Leitung Seiner Excellenz des kommandirenden Generals v. Schack.

Nachdem Seine Majestät sodann am 17. in Merseburg eingetroffen und ihm zu Ehren, sowie zur 50 jährigen Feier der Vereinigung der ehemals Königlich Sächsischen Landestheile mit der Provinz am 17. Abends ein großes Ständefest im Königlichen Schloffe daselbst stattgefunden hatte, hielt Seine Majestät am 18. eine große Parade über die Truppen des Korps, sowie die mitanwesenden Großherzoglich Sächsischen, Herzoglich Sachsen-Koburg-Gothaischen und Fürstlich Reußischen Kontingente ab. Der Parade folgten in den nächsten Tagen Feldmanövers, in welchen die Truppen Gelegenheit hatten, zu zeigen, wie tüchtig sie durch ihre Kommandeure ausgebildet und diese, wie sie ihre Truppen den jedesmaligen Gefechtszwecken und dem Terrain entsprechend zu führen verständen. In Folge dessen wurde dem Armee Korps reicher Lohn für die Thätigkeit der vergangenen Monate zu Theil, denn in den gnädigsten Worten sprach Seine Majestät dem General v. Schack seine Anerkennung über den trefflichen Zustand des 4. Armee-Korps aus, auch für unser Regiment fehlte es an Beweisen Königlicher Huld nicht, denn es wurden für den als Invalide verabschiedeten Major Reinhardt der Hauptmann v. Wiedner zum Major, der Premier-Lieutenant v. Hering zum Hauptmann, der Sefonde - Lieutenant v. Bodenhausen zum Premier - Lieutenant be= fördert, sowie dem Hauptmann Schwager der Rothe Adler-Orden 4. Klasse verliehen, nachdem schon vorher durch Allerhöchste KabinetsOrdre vom 9. September für den verabschiedeten Premier-Lieutenant v. Münchhausen der Sekonde-Lieutenant v. Siegroth zum Premier Lieutenant befördert worden war.

Nach beendeten Uebungen kehrte unser 2. Bataillon nicht wieder nach seiner Garnison Halle zurück, sondern rückte für die statt seiner nach Halle verlegten zwei Bataillone des 27. Regiments nach Magdeburg in Garnison. Der Hauptmann Mischke, der erst vor Kurzem von seinem Kommando zum Lehr-Bataillon zurückgekehrt war, wurde zum militairischen Begleiter des Fürsten v. Wied ernannt und erhielt vorläufig einen einjährigen Urlaub nach Rom und dem Orient. Nachdem das Regiment am 28. September diesmal vollzählig in seine Garnison Magdeburg eingerückt war, wurden demnächst die Reserven entlassen, sowie am 15. November die neuen Rekruten eingestellt. Wie bisher ein ganz besonders reges Treiben in der Garnison Magdeburg geherrscht, so wurde auch dieses Winterhalbjahr nicht

nur der systematischen Ausbildung des jungen Ersaßes, sondern auch ganz besonders der geistigen Regsamkeit und Thätigkeit gewidmet.

Diese Bestrebungen fanden ihren Mittelpunkt in dem neuen Divisions-Kommandeur, General-Lieutenant v. Fransecky, der sie sowohl durch Bildung einer militairischen Gesellschaft, sowie Wiederbelebung eines früher bereits eifrigst betriebenen Kriegsspiels besonders förderte. Durch diese monatlich mehrmaligen zunächst wissenschaftlichen Zusammenkünfte, denen dann aber stets ein kameradschaftliches Beisammensein der Offiziere folgte, erzeugte und kräftigte sich ein Gefühl der Zusammengehörigkeit, das in der treuen Waffenbrüderschaft der verschiedenen Regimenter unserer Division in den heißen Stunden des 3. Juli 1866 seine Früchte tragen sollte.

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1866. Während es so im Winter von 1865 zu 1866 in gewohnter Thätigkeit auf Exerzirpläßen und Kasernenstuben stetig vorwärts ging, sollte diesmal von unserm jungen Ersaße eine ganz besonders ernste Probe bestanden werden.

Bereits die ersten Anfänge des neuen Jahres führten einige leichte Wolken, die ersten Vorboten des sich bildenden, Sturmwindes, am politischen Horizonte herauf. Schon lange Zeit war das Verhältniß von Preußen zu Desterreich ein gespanntes. Es war dies die nothwendige Folge der historischen Entwickelung des jugendlich kräftig emporstrebenden preußischen Staates, der sich in seinem Wachsthum überall von dem Antagonismus des alten, seiner stolzen Vergangenheit nicht vergessenden Oesterreich gehemmt und gehindert sah.

Deutschland bedurfte dem Auslande gegenüber einer kräftigeren Konsolidirung unter einer Führung, als sie der lockere Zusammenhalt der schwerfälligen Bundes - Maschinerie gewährte, um seiner Größe entsprechend, in dem europäischen Staaten-Konzerte mitreden zu dürfen. Es drängte daher Alles auf die Entscheidung, wem von den beiden deutschen Großmächten die Hegemonie gebühre.

In diesem schon alten Ringen um die Führerschaft war der Streit um die durch den Wiener Frieden 1864 gemeinsam erworbenen Elbherzogthümer nur die äußere Veranlassung zum wirklichen Ausbruch des Kampfes. Die, durch den für das deutsche Nationalbewußtsein wichtigen Krieg von 1864 erworbenen Elbherzogthümer mußten ihrer Lage nach Preußen zufallen, Oesterreich wollte sie nicht ohne eine anderweitige Landabtretung überlassen.

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