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Die Friedensjahre 1867, 1868, 1869.

1867. Mit dem Winter 1866/67 begann für das Regiment von Neuem die ruhig stetige Friedensarbeit, wie sie zu Anfang geschildert worden. Sie wurde in den nächsten Jahren mit Unverdrossenheit und altem Fleiße um so eifriger weiter geführt, als unserm Vaterlande durch die gehabten Erfolge im Auslande eine Menge Neider entstanden waren und vor Allem der alte Erbfeind jenseit des Rheines, der sich schon bei den Friedensverhandlungen vergeblich um einen Antheil der Beute beworben, bei jeder Gelegenheit mit neuen Ansprüchen hervortrat.

Durch Allerhöchste Kabinets-Ordre vom 10. November wurde der früher Herzoglich nassauische Hauptmann Freiherr v. Normann dem Regiment aggregirt, der Sekonde-Lieutenant Windt als Sekonde-Lieutenant in dasselbe versetzt, und durch Allerhöchfte KabinetsOrdre vom 19. März 1867 die ehemals Königlich Hannöverschen Offiziere, Oberst - Lieutenant Knipping dem Regiment aggregirt, Premier- Lieutenant v. Graba und Sekonde-Lieutenant Koester einrangirt.

Durch Allerhöchste Kabinets-Ordre vom 14. November 1866 war ferner Hauptmann v. Westernhagen II. auf sein Gesuch als Major mit Pension verabschiedet und für ihn am 13. Dezember Premier-Lieutenant v. Dossow zum Hauptmann und Kompagnie - Chef, Sefonde - Lieutenant v. Hanstein zum Premier -Lieutenant und der Unteroffizier v. Glisczinski zum Portepeefähnrich befördert worden. Unterm 15. November war sodann der Hauptmann Mischke unter Beförderung zum Major in den Generalstab der 30. Division versett und statt seiner der Hauptmann v. Normann in das Regiment und endlich unterm 12. Februar der Premier Lieutenant Witte in das Kadettenkorps einrangirt, sowie durch kriegsministerielle

Verfügung vom 15. Januar der Stabsarzt Dr. Sandmann zum 27. und für ihn der Stabsarzt Dr. Voigtel in unser Regiment versetzt worden.

Am 3. März fand in der hiesigen Domkirche die feierliche Einweihung der durch Allerhöchste Kabinets - Ordre vom 12. Dezember 1866 den Fahnen der Truppen verliehenen Fahnenbänder durch den Konsistorialrath und Garnison - Oberprediger Dr. Diedrich im Beisein sämmtlicher Offizierkorps und Truppen-Deputationen der Garnison statt.

Bereits im Juli d. I. fanden größere Feld- und VorpostenDienstübungen unmittelbar bei unserer Garnison Magdeburg statt, worauf Ende des Monats die Reserven entlassen wurden.

Im Frühjahr hatte unser Regiment 25 Rekruten älterer Jahrgänge aus Holstein zur Ausbildung überwiesen erhalten, es waren dies meist sehr gutwillige und wenn auch etwas phlegmatischer, als unsere Sachsen, so doch ganz gelehrige Leute, deren Ausbildung verhältnißmäßig wenig Schwierigkeiten machte und die sich in Folge ihrer Ruhe meist als gute Schüßen hervorthaten.

Die im Offizierkorps in diesem Jahre stattfindenden Veränderungen sollten noch immer ihr Ende nicht erreicht haben. So wurde unterm 11. April Major v. Reppert zur Disposition gestellt und für ihn Hauptmann v. Unruhe vom 64. Regiment unter Beförderung zum Major in das unsrige versezt, endlich der Kadett Freiherr v. Steinaeder dem Regiment als charakterisirter Portepeefähnrich überwiesen. Unterm 14. Juni wurde Major v. Wiedner mit `Pension und der Regiments - Uniform und Hauptmann v. Westernhagen I. als Major mit der Uniform des 3. Jäger-Bataillons, beide auf ihren Wunsch verabschiedet, für den Major v. Wiedner wurde Major Christoffel vom 12. Infanterie-Regiment hierher versett, ferner der aggregirte Oberst - Lieutenant Knipping zum Obersten befördert und endlich unterm 21. September Major Schwager unter Ernennung zum Bezirks-Kommandeur des Landwehr-Bataillons Gotha zur Disposition gestellt, der Hauptmann v. Normann zum Major und der Premier-Lieutenant Gaertner zum Hauptmann und Kompagnie-Chef der 12. Kompagnie befördert. In die älteste Premier- Lieutenantsstelle wurde der Premier - Lieutenant à la suite des 21. Infanterie-Regiments und Adjutant der 11. Division v. Schweinichen unter Belassung in diesem Verhältniß einrangirt. Gleichzeitig wurde Hauptmann v. Thompson vom Sachsen

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Weimar'schen Kontingent dem Regiment aggregirt. An Stelle des

Premier Lieutenants Gaertner wurde der

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Unterm

Premier - Lieutenant v. Bodenhausen zum Regiments - Adjutanten ernannt. 16. November wurde der Premier Lieutenant v. Schweinichen zum überzähligen Hauptmann und Portepeefähnrich v. Glisczinski zum Sekonde - Lieutenant befördert, unterm 10. Dezember endlich wurde dem Hauptmann v. Sallwürk, der in Folge seiner Verwundung Invalide geworden, der Abschied mit Pension und der Regiments - Uniform bewilligt und für ihn Hauptmann v. Schweinichen als Kompagnie-Chef in das Regiment einrangirt, der SekondeLieutenant Steinbart zum Premier-Lieutenant und die Unteroffiziere v. Wulffcrona und Duncker zu Portepeefähnrichs befördert. Am 22. März 1868 wurde der aggregirte Hauptmann v. Thompson zum Major befördert.

1868. Im Frühjahre des Jahres 1868 wurden nachstehende Königlich fächsische Stabsoffiziere auf 8 Wochen zur Dienstleistung zum Regiment kommandirt: Oberst v. Elterlein, Oberst-Lieutenant v. Seidlig, Major v. Haussen. Dieselben wohnten den Kompagnie-Besichtigungen bei, und exerzirten Bataillone für sich und im Regiments-Verbande. In dieser Zeit war es dem Offizierkorps durch Vermittelung des Kaiserlich Königlichen Bezirks-Arztes Dr. Levitt in Horiz, dem hiermit nochmals unser Dank ausgesprochen sei, gelungen, in den Besitz der Grabstätten der Lieutenants v. Winzingerode, Brehmann und Barbènes zu gelangen. Um sie und die übrigen Todten des Regiments zu ehren, wurden die Gräber mit einem eisernen Gitter umschlossen und über dem Grabe des Sefonde Lieutenants v. Winzingerode ein Gedenkstein errichtet. Auf 4 Fuß hohem Sandsteinsockel ruht ein eben so hohes geschmackvoll gearbeitetes Grabkreuz; auf der Vorderseite des ersteren ist folgende Inschrift angebracht: „Hier kämpften und starben den Heldentod am 3. Juli 1866; vom Königlich Preußischen 3. Magdeburgischen Infanterie - Regiment Nr. 66 3 Offiziere, 5 Unteroffiziere, 87 Gemeine"; die linke und rechte Seite des Sockels sind mit Lorbeerkränzen geziert und auf der Rückseite steht die Widmung: „Gewidmet von ihren dankbaren Kameraden." Dauernder als dieser Stein bleibt das Andenken dieser Tapfern im Herzen des Regiments gewahrt!

Major v. Unruhe übernahm im Juli 1868 auf einer Urlaubs- • reise dieses Denkmal von den Verfertigern und empfahl es der

Sorgfalt der Ortsvorstände von Benátek und Maslowed, auch brachte er von jedem der drei Offizier-Gräber einen Zweig mit, von welchem in dem um diese Zeit gestifteten Regiments - Album einige Blätter aufbewahrt werden.

Die Uebungen des Jahres 1868 fanden in den Herbstmanövern der Division bei Stendal und Umgegend ihren Abschluß, wo die althergebrachte Gastfreundschaft der Bevölkerung sich auch diesmal wieder bewährte; die Entlassung der Reserven fand am 12. September statt.

Die in diesem Jahre stattgefundenen Veränderungen im OffizierKorps sind folgende:

Am 8. Februar wurde dem schon seit längerer Zeit eines Brustleidens halber auf Reisen befindlichen und à la suite des Regiments gestellten Premier - Lieutenant Freise als Hauptmann mit der Armee-Uniform, am 7. März dem gleichfalls leidenden PremierLieutenant v. Siegroth und Schlawikau mit Pension und der Armee-Uniform der Abschied bewilligt. Dafür wird unterm 7. April der Sefonde-Lieutenant Lambrecht zum Premier - Lieutenant befördert, ferner wird durch Allerhöchste Kabinets - Ordre vom 7. Juli der Oberst-Lieutenant v. Schmeling zum Kommandeur des Schlesischen Füsilier-Regiments Nr. 38 ernannt und der aggregirte Major v. Thompson in das Regiment einrangirt. In Folge dieser Veränderungen erhält Major v. Unruhe das Füsilier-Bataillon, Major v. Normann das 2. Bataillon. Am 29. September d. I. verliert das Regiment leider durch den Tod einen hoffnungsvollen OffizierAspiranten, in dem an Unterleibsentzündung gestorbenen Portepeefähnrich Krug; unter dem 10. November wird der Portepeefähnrich v. Wulfferona zum Sekonde-Lieutenant befördert.

1869. Diesmal wurden die Rekruten erst im Januar 1869 eingestellt, wodurch deren Ausbildung in den ersten Monaten desto eifriger gefördert werden mußte, sie wurde aber durch außergewöhnlich gutes Wetter sehr begünstigt. Von den Ende April stattfindenden Kompagnie - Besichtigungen an, werden wiederum Königlich sächfische Stabsoffiziere zur Dienstleistung beim Regiment kommandirt, es sind dies: Oberst v. Abendroth, Major v. Schimpf und Major Allmer.

Im Laufe des Jahres 1869 hatte das Regiment das hohe Glück, während der Brigade-Exerzitien am 24. August von Seiner Majestät dem Könige auf dem Ererzirplate hier in Magdeburg in

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spizirt zu werden. Derselbe hatte unsere Division seit 1866 bei Wien nicht gesehen. Die Freude Aller war daher groß, den geliebten Kriegsherrn jest drei Jahre später ebenso rüstig begrüßen zu dürfen, als er uns damals zugerufen: Auf Wiedersehen im Vaterlande." Die Brigade ererzirte unter General v. Schwarzhoff zur vollsten Zufriedenheit Sr. Majestät, und während der hohe Herr die Gnade hatte, dies in huldvollsten Worten anzuerkennen, wurde unserm Regiment die spezielle Auszeichnung zu Theil, Se. Excellenz, den kommandirenden General des 4. Armee - Korps, General-Lieutenant Gustav v. Alvensleben I. zum Chef zu erhalten.*) Se. Majestät sprach sodann zu den vor die Front gerufenen Offizieren in gnädigen Worten, des Feldzuges von 1866 gedenkend, mit Thränen in den Augen etwa folgende Worte: "Ihre beiden Regimenter haben sich in schweren Stunden bewährt und ich weiß, daß ich auch jetzt wieder auf sie zählen kann, wenn das Vaterland in Gefahr kommen sollte; der größte Theil von Ihnen gehört ja zu den Mitkämpfern des Tages von Königgräß, seien Sie versichert, daß ich Ihnen die glorreichen Thaten und die großen Opfer, die Sie haben bringen müssen, nie vergessen werde!"

Demnächst ließ Allerhöchst Derselbe auch die dekorirten Unteroffiziere und Mannschaften vortreten**) und beglückte jeden derselben mit einigen leutseligen Worten.

Nach Beendigung der Manöver, die in diesem Jahre bei Möckern und Zerbst stattfanden, wurden am 12. September die ausgebildeten Mannschaften der Heimath wiedergegeben. An Veränderungen sind in diesem Jahre zu verzeichnen:

Durch Allerhöchste Kabinets-Ordre vom 17. Januar wird dem Obersten v. Bismarck der rothe Adler-Orden III. Klasse mit der Schleife verliehen; am 26. Januar der Premier - Lieutenant Lademann zur Dienstleistung beim großen Generalstabe bis zum 1. April 1870 kommandirt; unterm 9. Februar wird der Portepeefähnrich Duncker zum Sekonde - Lieutenant, der Unteroffizier Altmann zum Portepeefähnrich befördert und am 12. April der Portepee-Unteroffizier v. Hake vom Kadettenkorps als Sekonde-Lieutenant, Kadett Barth als charakterisirter Portepeefähnrich dem Regiment überwiesen.

*) General v. Alvensleben, im Herrnhause zu Eichenbarleben geboren, begrüßte demnächst in den Mannschaften des Regiments seine engeren Landsleute. **) Es waren in diesem Jahre zu den Herbstübungen 300 Reserven eingezogen.

Gaertner, Geschichte des 66. Inf. Regts.

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