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heißen Gebete des ganzen Landes vergeblich zu heben bemüht waren. Die Armee, das ganze Volk werden nie das Gute vergessen, welches der weise Herrscher in seiner fast 21 jährigen Regierung überall in so reichem Maße gespendet hat.

Noch an demselben Tage legte die Armee Seiner Majestät dem Könige Wilhelm I. den Eid der Treue ab; das 1. und Füsilier-Bataillon des Regiments versammelten sich zu diesem Zwecke auf ihrem Alarmplate hierselbst und wurden nach einer bezüglichen Ansprache durch den Regiments-Kommandeur Oberst v. Kirchbach vereidigt.

Beim 1. Bataillon geschah dieser Akt in ähnlicher Weise in Burg durch den Bataillons - Kommandeur Major v. Henning auf Schönhoff; die jedesmalige Eidesleistung endete mit einem Hoch auf Seine Majestät den König.

Gleichzeitig mit dem Befehle der Eidesleistung verkündete Seine Majestät der König durch folgende Kabinets - Ordre, die den versammelten Truppen vorgelesen wurde, der Armee seinen RegierungsAntritt:

„Nach Gottes unerforschlichem Rathschlusse ist Mein innigftgeliebter Herr Bruder, des Königs Friedrich Wilhelm IV. Majestät, Seiner Krankheit erlegen und heute aus dieser Zeitlichkeit abberufen worden.

Sie und alle Ihren Befehlen untergebenen Generale, Offiziere, Soldaten und Beamte werden Meinen tiefen und gerechten Schmerz über diesen Verlust mit mir empfinden. Indem ich den angeerbten Thron meiner Väter besteige, und die Regierung über die Mir von Gott anvertrauten Länder als König antrete, befehle Ich, daß diese Meine Thronbesteigung sämmtlichen Truppen der Linie und Landwehr, inkl. Jäger, Artillerie, Pioniere und den Militairbeamten des Ihnen anvertrauten Armee-Korps, sowie allen im Korps-Bezirke nicht zum 4. Armee-Korps gehörigen Truppentheilen der Garde und Linie bekannt gemacht wird und daß Mir dieselben sofort den Eid der Treue leisten.

Ich sehe Die nicht

So viel es angeht, geschieht dies regimenterweise. Ihrem Berichte über die erfolgte Eidesleistung entgegen. bei den Fahnen anwesenden beurlaubten Offiziere und Leute, sowie die Reserven und Landwehr-Mannschaften haben ihren Eid bei Rückfehr vom Urlaub, resp. bei ihrem nächsten Eintreffen bei den Fahnen abzuleisten.

Zugleich spreche Ich noch gern die Zuversicht aus, daß Sie, sämmtliche Generale, Offiziere und Mannschaften, sowie die Militairbeamten Mir mit derselben Treue und Gewissenhaftigkeit dienen werden, durch die Sie sich das Wohlwollen und die Zufriedenheit Meines nun in Gott ruhenden Herrn Bruders Majestät erworben haben.

In diesem Vertrauen versichere ich Sie und das gesammte vierte Armee-Korps meiner Königlichen Gnade.

Sanssouci, den 2. Januar 1861.

(gez.) Wilhelm.

An den General der Infanterie v. Schack."

Die Armee legte auf sechs Wochen für Seine Majestät den dahingeschiedenen König die Trauer an.

Die Fahnenweihe.

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Am 16. Januar sollten sich die Deputationen der Regimenter in der Hauptstadt versammeln. Zu dem Ende fuhr am 15. Januar der Oberst v. Kirchbach mit den ältesten der Chargen, dem Hauptmann v. Schmeling, Premier Lieutenant v. Altrock, SekondeLieutenant Bonsac und vom 1. Bataillon dem Feldwebel Geb hardt, 2., und dem Gefreiten Schulz, 3. Kompagnie, vom 2. Bataillon dem Sergeant Güssow, 5., und dem Gefreiten Flockenhaus, 7. Kompagnie, vom Füsilier-Bataillon dem Feldwebel Wunderling, 10., und dem Gefreiten Reinhardt, 11. Kompagnie, nach Berlin, wo am 17. die feierliche Annagelung sämmtlicher Fahnen im Königlichen Schlosse und am 18. die Weihe derselben vor dem Denkmal Friedrich des Großen stattfinden sollte, nachdem das Ablegen der Trauer an diesen beiden Tagen befohlen war. Das Ceremoniell bei der Feierlichkeit war durch Kabinets - Ordre bereits im Monat Dezember in allen Punkten geregelt und der Armee bekannt gemacht worden. Im Sinne dieser Ordre fand nun dieser großartige militairische Akt in folgender Weise statt:

Am 16. Januar Abends waren die neuen Fahnen und Standarten bereits vom Kriegsministerium in das Königliche Schloß gebracht und daselbst in der ganzen Reihe von Gemächern, welche am Schweizersaale beginnen, die ganze Front des zweiten Stockwerks entlang gehen und im weißen Saale endigen, niedergelegt worden.

Die Fahnen unseres Regiments lagen im weißen Saale und zwar gerade der Thür gegenüber, welche nach dem Königin - Zimmer

führt. Seine Majestät der König begann den Akt der Annagelung gegen 1/21 Uhr vom Rittersaale aus, er trug große Generals-Uniform. Gegen 2 Uhr trat Seine Majestät in den weißen Saal und sprach, indem er sich an den Säulen gegenüber der Treppenwand postirt, mit lauter und fester Stimme:

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Ich habe im Namen Seiner Majestät des verstorbenen Königs meines Herrn Bruders, den neuformirten Truppentheilen Fahnen verliehen; Ich werde deshalb auch in seinem Namen den ersten Nagel einschlagen; Ich erwarte von einem Jedem, daß er diese Fahnen vertheidigt mit seinem Blut und Leben."

Hierauf trat Seine Majestät an die Tische der Reihe nach heran, empfing vom betreffenden Regiments-Kommandeur den Hammer und schlug die beiden ersten vorgesteckten Nägel fest, Seiner Majestät folgten Ihre Majestät die Königin Augusta, dann Ihre Königliche Hoheit die Kronprinzessin, die Großherzogin von Baden, die Prinzessin Carl, die Landgräfin von Hessen-Philippsthal-Barchfeld, geborene Prinzeß von Preußen, die Prinzessin Friedrich Carl, Prinzeß Alexandrine, der Kronprinz nach der Königin, Prinz Friedrich Wilhelm Victor nach der Kronprinzeß, Prinz Carl nach der Prinzeß Alexandrine, dann Prinz Friedrich Carl, Prinz Albrecht und Prinz Albrecht Sohn, Prinz Adalbert, Fürst von Hohenzollern-Sigmaringen, Feldmarschall v. Wrangel, General der Infanterie v. Schack, der Kriegsminister v. Roon, General-Major v. Glisczynsky, hierauf der Oberst v. Kirchbach, Hauptmann v. Schmeling, Premier-Lieutenant v. Altrock, Se= konde-Lieutenant Bonsac, die Feldwebel Wunderling und Gebhardt, Sergeant Güssow, die Gefreiten Schulz, Flockenhaus und Reinhardt.

Hierauf begann die Vorstellung der Deputationen vom Regiment Nr. 72 an durch die Regiments - Kommandeure, an jeden Offizier und Soldaten richtete Seine Majestät einige Worte.

Die Fahnen blieben nach beendetem Akt auf den Tischen liegen und waren zu ihrer Sicherheit vor jeder Thür Doppelposten aufgestellt.

Am Freitag, den 18. Januar fand die feierliche Einsegnung der neuen Fahnen nach den gegebenen Vorschriften in folgender Weise statt: Gegen 1/212 nahmen die Truppen ihre Stellungen auf dem Plaze vom Monument Friedrich des Großen bis zur Schloßapotheke ein; das 3. Bataillon des Garde - Füsilier - Regiments stand vor

der Akademie und dem halben Universitäts-Gebäude, die drei Bataillone des 4. Garde - Regiments zu Fuß bis zur Hälfte der Königswache, das Garde-Pionier-Bataillon bis zum Zeughause. Vor dem Zeughause die 1., 5. und 9. Kompagnie des 2. Garde-Regiments zu Fuß, des Kaiser Alexander und Franz Garde-Grenadier - Regiments. Auf der Schloßbrücke eine Kompagnie des Garde-Füsilier-Regiments und dann am Lustgarten entlang, bis zur Schloßapotheke, die StammKompagnie des Lehrbataillons und die Potsdamer Unteroffizierschule, die ersten Kompagnien des Garde-Schüßen-Bataillons, des Garde-JägerBataillons und der Stamm des Berliner Garde-Landwehr-Bataillons, eine Fuß-Kompagnie der Garde-Artillerie, eine Kompagnie der reitenden Garde-Artillerie, ein Zug des Garde - Train - Bataillons und ein Zug des 3. Train-Bataillons, auf der andern Seite begann die Aufstellung beim Palais Seiner Majestät des Königs, auf dessen Rampe die Kadetten mit ihrer Fahne Plaz genommen hatten, mit dem 3. Garde-Ulanen-Regiment, welchem sich das ganze 2. Garde-DragonerRegiment bis zum Palais des Kronprinzen anschloß, dann folgten die Leib-Eskadron der Garde du Korps, eine Eskadron des GardeKürassier - Regiments, je eine Eskadron des 1. Garde - Dragoner-, des Garde-Husaren- und des 1. und 2. Garde-Ulanen - Regiments. Diese Aufstellung reichte bis zum Portal Nr. 4 des Königlichen Schlosses.

Vor dem Monument Friedrich des Großen stand ein Altar auf einem Teppich, zu beiden Seiten und hinter dem Monument die Deputationen der Truppentheile, welche die Fahnen empfangen sollten, in der Mitte der Linden vor der Akademie - Uhr die Artillerie- und Ingenieurschule, so daß die ganze Aufstellung eine Länge von über 1000 Schritt einnahm.

Vor der Schloßapotheke nahm die Leibkompagnie des 1. GardeRegiments zu Fuß ihre Aufstellung mit der Front gegen das Monument, vor derselben das Tambour- und Musikkorps des Regiments.

Unterdessen hatten sich die Feldwebel und Unteroffiziere aller Truppentheile und Deputationen, welche Fahnen empfangen sollten, in das Königliche Schloß begeben und dort die Fahnen aus den Sälen abgeholt, wo dieselben gestern angenagelt worden waren. Hierauf debouchirten sie mit den Fahnen aus dem innern Schloßhofe durch das Portal Nr. 5 und stellten sich in drei Gliedern zwischen die Musik und die Leibkompagnie des 1. Garde - Regiments zu Fuß. Im ersten Gliede standen 46 Fahnen, davon 14 Garde Fahnen,

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10 Standarten, 8 Fahnen der Füsilier - Regimenter, 6 Fahnen der Jäger und 8 Fahnen der Pionier - Bataillone. Im zweiten Gliede 48 Fahnen für die Infanterie Regimenter Nr. 41-56 und im dritten Gliede 48 Fahnen für die Infanterie-Regimenter Nr. 57–72.

Mit dem Schlage 12 Uhr trat Seine Majestät der König, gefolgt von sämmtlichen Königlichen Prinzen, mehreren anwesenden fremden Fürstlichkeiten, der Generalität, den General- und FlügelAdjutanten aus dem Palais und empfing an der Rampe den FrontRapport Seiner Königlichen Hoheit des Kronprinzen, Höchstwelcher die sämmtlichen Truppen kommandirte. Von dem auf erbauten Tribünen, an den Fenstern der Gebäude und hinter den Truppen in unabsehbarer Zahl versammelten Publikum wurde Seine Majestät, als er Allerhöchst bei der Akademie beginnend, die ganze Front der Truppen herunterging, mit nicht endenwollenden Hurrahs empfangen.

Nachdem die Besichtigung der Aufstellung beendet war, begann das Avanciren der 142 Fahnen unter Begleitung der Leibkompagnie des 1. Garde-Regiments zu Fuß, die Musik spielte den York'schen Marsch und marschirte in Front bis zu dem vor dem Monument Friedrich des Großen errichteten Altar.

Der Eindruck, welchen dieses Schauspiel auf die versammelte Menge machte, läßt sich mit der Feder nicht wiedergeben, das Hurrahrufen, welches donnerähnlich durch die Luft tönte, das Hüteschwenken, das Wehen der Tücher aus den Fenstern, zeugte von der Begeisterung, die jeden Einzelnen beim Anblick der wogenden Paniere der neu erstandenen Armee durchdrang, es war ein so ungeheuchelter Jubel, daß jedes preußische Herz mit Stolz erfüllt werden mußte; großartiger konnte der Beweis nicht geführt werden, daß dem preußischen Volke nichts über seinen König und die Stärke, sowie das Gedeihen seines Heeres geht.

So mancher der oppositionellen Volksvertreter hätte sich hier bereits die Belehrung, die ihm später erst das Jahr 1866 brachte, holen können.

Funfzig Schritt vor dem Altar angelangt, machten die Fahnen Halt. Das zweite Glied machte rechts, das dritte links um, und indem sie mit den Teten schwenkten, formirten sie auf diese Weise ein offenes Karree, in welches jeder Kommandeur mit den Offizieren vor, die Mannschaften hinter die Fahnen traten. Seine Majestät nahm neben dem Altare Plat, das Musikkorps des Garde- FüsilierRegiments mit den Sängern stellte sich hinter denselben, die Re

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