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einen Rückfall in die Gewalt des Herrn begründen 54). Mit demselben Rechtsnachtheile waren in einigen Gesetzen die Ehen von Freigelassenen mit gemeinen Unfreien bedroht 55).

§. 29. Ministeriales *).

I. Seit dem Anfange der merowingischen Zeit tritt noch ein eigenthümliches Verhältniss der Abhängigkeit und der Freiheitsbeschränkung hervor, welches als Ministerialität bezeichnet wird. Es hat sich dieses Verhältniss nur allmählig entwickelt und daher erklärt sich auch, dass der Ausdruck ministeriales in den Quellen in sehr verschiedener Bedeutung gebraucht wird. Das Wort selbst scheint erst im vierten Jahrhundert als Bezeichnung gewisser niederen römischen Beamten aufgekommen zu sein 1), wurde aber bald bei den deutschen Völkern, welche in die Provinzen des weströmischen Reiches einwanderten, eingebürgert, jedoch zur Bezeichnung ganz anderer Verhältnisse angewandt.

II. Ministerialis heisst im Allgemeinen jede männliche und weibliche Person, welche einem Herrn zu irgend einer Dienstleistung verpflichtet altare liberum dimittendum, propter subitaneam mortem, et instituerit, ut post obitum ejus per manum sacerdotis . . . circa sacrum altare duci debeat, causa miserationis decrevimus, ut sicut Dominus eorum praeceperit, ita impleatur quia maxima merces nobis esse videtur, ut de servitio servi ad libertatem deducantur, eo quod redemptor noster servus fieri dignatus est, ut nobis libertatem donaret." Aehnlich gibt als Grund der Freilassung an Form. Marculf. II. 32:,,pro remedium animae nostrae"; ibid. II. 33:,,pro remissione peccatorum meorum." L. Rip. 58, s. oben Note 3. Meine Alterth., Bd. II. 240.

241. 271.

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54) Darüber, ob genügender Grund des Rückfalles vorhanden sei, konnte nur das Gericht erkennen. Auch sollte eine levis offensa" hierzu nicht genügen. L. Burgund. Tit. 4 §. 1. L. Wisig. V. 7 c. 9: libertatem revocari non licet: excepto si manumissori eum qui manumissus est, injuriosum et contumeliosum vel accusatorem aut criminatorem esse constiterit." Vergl. c. 10. (Si libertus injuriam faciat manumissori). Ibid. c. 11. „Ne contra patronum vel

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filios ejus testificari audeat manumissus."

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55) L. Alam. 18 §. 1:,,Si ancilla libera dimissa fuerit, per chartam aut in ecclesia, et post haec servo nupserit, ecclesiae ancilla permaneat." Unterscheidungen macht L. Rip. LVIII. 9. 10. Hiernach wird, wenn ein tabularius eine ancilla Ripuaria heirathet, nur seine Nachkommenschaft unfrei; heirathet er aber eine andere ancilla, so wird er selbst so unfrei wie diese.

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*) Die vorzüglichste Schrift ist: v. Fürth, die Ministerialen. ` Köln, 1836. (Eine Uebersicht der älteren Literatur findet sich in der Einleitung dieser Monographie). Mehrfache Berichtigungen siehe aber bei E. v. Schele, über die Abstufungen unter den Ministerialen des M.-A. Hannov. 1857; derselbe: über die Freiheit oder Unfreiheit der Ministerialen des M.-A. Frkf. a. M. 1868.

1) L. 5 Cod. Theodos. de divers. officiis (VIII. 7) a. 354: „,.. "... omnes autem, qui probaverint in militia, hi duntaxat, qui ministeriales et dagogiani et silentiarii et decuriones existunt."

ist, ohne dass man aus dem Vorkommen dieses Wortes allein schon auf eine Standesunfreiheit derselben schliessen dürfte. Zuerst findet man ministeriales, welche wirklich Unfreie sind. Es sind jene servi, welche

zunächst zur persönlichen Bedienung des Herrn oder überhaupt zu Dienstleistungen im Hause (ministerium domini) verwendet wurden und in besonderen Kunstfertigkeiten unterrichtet waren 2), oder denen die Aufsicht über den Hofhalt und die geringen Diener oder Knechte, die Verwaltung von Gütern, oder die Leitung einzelner Zweige der Haus- und Landwirthschaft oblag, woraus später die Majer ämter hervorgingen 2a).

III. Allmählig besonders aber in der karolingischen Zeit erlangten die Ministerialen der grossen geistlichen und weltlichen Herren, insbesondere aber die Ministerialen an den königlichen Höfen eine solche Bedeutung, dass sich die Ministerialität allmählig als ein besonderes Standesverhältniss entwickeln konnte. Schon in der merowingischen Zeit wurden selbst die geringeren Ministerialen des fränkischen Königs, wozu man auch die von demselben unterhaltenen gemeinen Kriegsleute (milites) rechnete, den lidis und freien Romanis tributariis gleichgestellt 3): es bestanden aber in dieser königlichen Ministerialität

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2) L. Sal. Herold. T. 11 §. 6: „Si quis Majorem, Infestorem, Scantionem, Mariscalcum, Stratorem, Fabrum ferrarium, Aurificem sive Carpentarium, Vinitorem vel Porcarium vel Ministerialem furaverit aut occiderit." Ibid. §. 7: ,,Si vero majorissam aut ancillam ministerialem.“ L. Sal. Emend. Tit. 11 §. 6: ,,Si quis puerum aut puellam de ministerio dominorum furaverit." L. Burgund. Tit. 10 §. 1: Si quis servum natione barbarum occiderit lectum ministerialem sive expeditionalem 55 sol. inferat." L. Alam. Tit. 33:,,Si feminis quae in ministerio Ducis sunt, aliquid contra legem factum fuerit, qui hoc fecerit, omnia tripliciter eis componat, quod aliis Alamannorum feminis simpliciter componere debeat." L. Alam. 79 setzt das Wehrgeld der höheren pastores, des seniscalcus, mariscalcus, coquus, faber, aurifex und spatarius auf 40 sol. L. Rothar. c. 76:,,De aldiis et servis ministerialibus dicimus, qui docti domi nutriti aut probati sunt." Ibid. c. 130. 131.,,Si quis servum ministerialem probatum aut doctum domi occiderit, componat sol. 50. De alio vero servo ministeriali, qui secundus ejus invenitur esse, et tantum nomen ministeriale habet, si quis occiderit, componat sol. 25." Siehe auch L. Wisigoth. Lib. II. Tit. 4 c. 4. vard. Confess. c. 21. Vergl. v. Fürth, S. 16 flg.

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Leg. Edo

2a) Vergl. C. F. L. Wippermann, das Recht der Majerämter (officia villatica). Göttingen, 1857.

Capp. Pacto

3) Siehe die in Note 2 angeführten Stellen der L. Salica. Leg. Sal. addita regis ignoti (Pertz, Legg. II. 12) c. 1: „Si quis puerum regis aut libertum occiderit .. aut Romanum ingenuum vel tributarium aut militem sol. 100 culp. jud." Dass auch die Karolinger solche milites in grosser Anzahl an ihrem Hofe unterhielten, bezeugt ausdrücklich Hincmar, de ordine palatii (in Walter, Corp. Jur. III. 769) c. 27. Bei den Langobarden wurden nur die höheren Ministerialen den aldiis gleich geachtet. Rothar. c. 76 (siehe Note 2). Dasselbe sagt von den ministeriellen Frauen (amba, ambahtania, 8. militunia) Chlodovech. Capp. (Pertz, II. 4 u. 5) c. 7 §. 2:,,De puellas militunias, vel litas (c. 9 ibid.:,,sive Romanas") haec lex de medietate servetur."

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auch Rangstufen 4), und namentlich wurden die höheren Hofbeamten, wie z. B. in Bayern die „Adelschalken", d. h. Edelknechte, besonders diejenigen, welchen die Leitung einzelner Zweige der königlichen Hofhaltung und die Aufsicht über die niederen königlichen Ministerialen anvertraut war, in vielfacher Weise ausgezeichnet 5), ja selbst über die mittleren Freien erhoben, in die königliche Trustis aufgenommen, auch häufig in Staatsgeschäften verwendet, und den übrigen fideles und nobiles beigezählt 6). Selbst die geringeren Ministerialen des Königs und anderer Herren wurden als eine waffenfähige und kriegerische, daher später sogar als eine ritterliche Standesclasse betrachtet 7). Es wurden nämlich die Ministerialen unter der allgemeinen Bezeichnung „vassi" mitbegriffen, und sie sind es, auf welche insbesondere die Bezeichnung „vassi qui intra casam serviunt" geht 8). Sie waren ihrem Herrn (senior) auch zu Waffendiensten verpflichtet, hatten aber überhaupt, gerade so wie die fürstlichen Gefolgsleute (comites) zur Zeit des Tacitus, Anspruch auf angemessenen

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4) Ueber die Verhältnisse der Ministerialen der fränkischen Könige vergl. besonders Hincmari (Episcop. Remensis), Epistola de ordine Palatii, bei Walter III. p. 761. Die höheren (den übrigen vorgesetzten) Ministerialen heissen bei Hincmar c. 27,,capitanei ministeriales;" die übrigen ibid. c. 17:,,sub ipsis vel ex latere eorum ministeriales." Die ministeriales palatini wurden im Verhältniss zu einander als pares bezeichnet, Karol. M. Cap. de ministerialibus palatinis (Pertz, I. 158) c. 1.

5) Decr. Thassil. c. 7: „De eo, quod ut servi principis, qui dicuntur Adelschalk, suum habeant weregeldum, juxta morem quem habuerunt sub parentibus ejus, et ceteri minores weregildum juxta legem suam ita constituit."

L. Wisigoth. II. t. IV. c. 4:,,Servo penitus non credatur . . . exceptis servis nostris, qui ad hoc regalibus servitiis mancipantur, ut non immerito palatinis officiis liberaliter honorentur: i. e. stabulariorum, gillonariorum, argentariorum, coquorum quoque praepositi: vel si qui super hos superiori ordine s. gradu praecedunt."

6) In dieser hohen Stellung findet man namentlich bei den Franken nach dem Zeugnisse des Gregor von Tours nicht nur die majores domus, sondern alle hohen Hofbeamten, die Oberkämmerer u. s. w.

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7) Vergl. oben Note 3. Cap. Pipini Reg. Ital. circ. a. 793 c. 36:,,Servi qui honorati beneficia et ministeria tenent et caballos, arma, scutum et lanceam, spatam et senespasium habere possunt." Dass auch andere hohe Herren, ausser dem König, milites und Hofbeamte hielten, zeigt L. Anglosax. Edovardi Confess. c. 21 (20) bei Schmid, p. 288: ,,Archiepiscopi, Episcopi, Comites, Barones milites suos et proprios servientes, sc. dapiferos, pincerEine Urkunde

nas, camerarios, pistores et cocos sub suo friborgo habeant." des König Dagobert, in Schilter, comment. ad Jus feud. Alam. p. 361, deren Aechtheit jedoch nicht feststeht, spricht schon von einer ministerialis reda, quae et militaris dicitur.“

8) Siehe oben §. 10 Note 83.

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Hincmar c. 27:,,Et ut illa multitudo, quae in palatio semper esse debet, indeficienter persistere possit, his tribus ordinibus fovebatur. Uno videlicet, ut absque ministeriis expediti milites anteposita dominorum benignitate et sollicitudine qua nunc victu, nunc vestitu, nunc auro, nunc argento, modo equis vel caeteris ornamentis saepius porrectis."

(Vergl. auch v. Fürth, S. 34. 35.)

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Unterhalt an seinem Hofe, und auf Verabreichung von Waffen, Kleidern und Pferden, und wurden mitunter sogar auch mit Benefizien (Dienstgütern) belehnt 9). Mehrfache Bezeichnungen solcher Ministerialen deuten auf ihren Unterhalt am Hofe ihres Herrn hin, wie z. B. buccellarius 9a).

IV. Der Hofdienst hiess überhaupt ministerium 1o), officium 11), auch militia 12), entsprechend dem sicher uralten deutschen Worte Amt13).

9) Sowohl höhere, als geringere Ministerialen hatten mitunter Dienstgüter. Cap. Karol, M. de villis a. 812 (Pertz, I. 181) c. 10:,,Et qualiscunque major habuerit beneficium." Ibid. c. 50: „Et ipsi poledrarii, qui liberi sunt, et in ipso ministerio beneficia habuerint, de illorum vivant beneficiis . . . Et qui hoc non habuerit, de dominica accipiat provendam.“

9a) Buccellarius, bucellarius, von bucca, frz. la bouche, Mund, ist eine in den letzten Zeiten der römischen Herrschaft nicht seltene Bezeichnung für bewaffnete Ministerialen und Söldlinge (stipatores) überhaupt. Vergl. Böcking, Notit. dignit. Orient. I. p. 207. II. Occid. 727. 1045. 1070. Einen bucellarius des Aetius, Occylla, erwähnt Gregor. Tur. II. c. 8. Buccella in der Bedeutung von panis, ein rundes Brod, jetzt noch sog. Mundbrod, erscheint in Cap. Lib. VI. c. 194. Der buccellarius entspricht daher dem fränkischen companeus, L. Sal. Herold.: de homine in hoste occiso LXVI. 2, und dem fränkischen conviva, dem Hausgenossen, Hausgesind eines Herrn, in Chlodowig c. 6 de consiliatoribus (Pertz, II. 3); vergl. auch conviva regis, oben §. 11 Note 8; sowie auch dem dänischen himthiga (= der im heim, engl. home, Haus erzogen ist), welcher auf dem in the illustrated London News 1858. Jan. 23. Vol. XXXII p. 76 Nr. 899 abgebildeten Runenstein als königlicher Gefolgsmann erscheint; vergl.,,ministerialis domi nutritus" in Rothar c. 76 (hier oben Note 2); „manupastus" in Henr. I. (anglosax.) c. 66 §. 6; in angelsächsischen Urkunden festing, feasting men (z. B. Kemble, I. Nr. 216. 223); gefedne men (Du Cange, v. manupastus); cininges fedesel (Aethelbyrt. c. 12); hlafaetan, Brodesser, gebrödeter Diener (Aethelbyrth. c. 25); beefeaters, bekannte Bezeichnung der k. engl. Leibtrabanten. Für das Wort buccellarius, welches im westgoth. Palimpsest c. 310 erscheint: ,,Si quis buccellario arma dederit", substituirt die L. Wisig. Lib. V. tit. 3 c. 1 als synonym, und nicht etwa einen älteren engeren Begriff erweiternd, wie mitunter hat behauptet werden wollen, die Umschreibung: „,si quis ei, quem in patrocinio (die bekannte Uebersetzung von mundium) habuerit, arma dederit." Hiernach kann „,buccellarius" auch als Uebersetzung von Muntmann aufgefasst werden. Buccellarii ecclesiae hiessen die pauperes,

die sich einer Kirche commendirt hatten. Noch im XVIII. Jahrhundert findet sich in Frankreich der Ausdruck:,,avoir la bouche à la cour." Vergl. De Pétigny, de la loi des Wisigoths in der Revue historique de droit français et étranger. Paris, 1855. liv. III. p. 213. Siehe unten Note 24.

10) Siehe die Stellen in Note 2.

11) Z. B. L. Wisig. II. t. IV. c. 4: officium palatinum, s. Note 5.

12) Dieses Wort gebraucht besonders Gregor. Tur., z. B. IV. 43 (36): „de cujus (Mummoli) militiae origine altius quaedam repetenda putavi." Daher heissen selbst ministerielle Frauen milituniae, s. Note 3.

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18) Das Wort Amt (Ampacht, Ambt) tritt zuerst hervor in der Form ambacti," synon. von clientes oder devoti, bei den Galliern, in Caesar, de bello gallico V. 15; sodann in den malbergischen Glossen und dem Texte eines merowingischen Zusatzgesetzes zur Lex Salica (Pertz, Legg. II. 12) c. 5; bei Merkel,

Daher erklären sich auch die Bezeichnungen der Hofbediensteten als ministeriales, officiales, d. h. Amtleute oder Beamte 18a).

Sie wurden auch zur familia gerechnet, worunter man die Gesammtheit aller Dienstpflichtigen, Hörigen und Unfreien eines Herrn, das Hofgesinde im weitesten Sinne begriff, und hiessen daher auch familiares 14).

V. Schon in der merowingischen Zeit findet man vier höhere Hofämter besonders ausgezeichnet 15); 1) das Amt des siniscalcus, senescalcus, Seneschall 16) oder major domus s. comes palatii 17), dapifer 18), fer

L. Sal. als c. LXXXII., als Uebersetzung von „,femina ministerialis" durch amba, ambatonia u. s. w. Vergl. Grimm, Vorrede zu Merkel, L. Salica,

р. ХХХІІІ.

,,ambet

13a) Noch im XIII. Jahrhundert hiessen die Träger der Hofämter liute." Siehe das Gedicht: Meyer Helmbrecht (Saec. XIII.) in der Ausg. v. F. Keinz, 1865, Vers. 1537.

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Herold. I. 3
Grimoald,

14) Zuerst erwähnt die familia in diesem Sinne die L. Sal. de mannire. Gregor. Tur. V. 20:,,ex familia Mainacharii." c. 5:,,Si quis familias, terras etc. per 30 annos possederit." Diese Bezeichnung blieb auch in den späteren Jahrhunderten, z. B. erwähnt Frider. I. Sent. de bonis mensae episcop. Worm. c. 1153 (Pertz, Legg. II. 95), als Zeugen,,ex familia sancti Petri," einen advocatus, pincerna, dapifer u. A. Daher erklären sich auch die Bezeichnungen als Petermänner, Märtensmänner u, dergl. Auch domesticus, später Hausgenosse, erscheint mitunter in diesem Sinne. Oft aber ist domesticus ein hoher Amtstitel.

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15) Vergl. über die geschichtliche Entwickelung der einzelnen Hofämter, besonders: v. Fürth, p. 36.

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16) Der sini- oder senescalcus erscheint zuerst in der Lex Alam. Chlotar. LXXXI. 3 (Karol. 79. 3) als Aufseher über die anderen ,vassos in domo." Die Bedeutung von scalc, Schalk, servus, Diener, steht fest. Die Ableitung von sene ist aber zweifelhaft. Einige denken an goth. sins, senex, Alter major sc. domus, wie z. B. in Altgesell Obergesell; Andere an ein oberdeutsches Sen, Sune (Malberg. Son, Sonesti) familia, Gesinde, auch grex, Heerde in der Schweiz noch die Senne, der Senn; wonach Seneschalk den einer,,familia“ vorgesetzten Diener bezeichnen würde. Letztere Erklärung stimmt mit der Bedeutung des synon. truchsess überein. (Siehe Note 20). Jedenfalls hatte der Seneschall die oberste Leitung des ganzen Haushaltes seines Herrn : vergl. Hincmar, de ord, pal. c. 23: „Maxima tamen cura ad senescalcum respiciebat, eo quod omnia caetera, praeter potus vel victus caballorum ad eundem Senescalcum respiceret."

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17) Den major nennt schon L. Sal. Herold. XI. 6 (siehe Note 2), und zwar, wie es scheint, ihn von infestor unterscheidend, was bei der bald eingetretenen Vervielfältigung der Hofämter nicht befremden kann; ebenso erscheint ibid. §. 7 eine majorissa; in L. Rip. LXXXVIII. (90) „major domus“ stets an erster Stelle. Jedes Mitglied der fränkischen königlichen Familie hatte seinen eigenen major domus: auch wohl mehrere zu gleicher Zeit. Vergl. Gregor. Tur. IX. 36, woselbst Childebert II. den Hofstaat seines Sohnes Theodebert anordnet. In der karolingischen Zeit wurde die Bezeichnung als comes palatii die gebräuchlichere; Hincmar, de ord. palat. c. 16. 21; siehe unten Note 31. In demselben Sinne wird mitunter auch „,actor fisci" gebraucht. Siehe unten Note 36.

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18) Die Bezeichnung dapifer findet sich in den Legibus Barbarorum

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