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das Königreich Neapel und den Küstenstrich längs Tos, kana, den sogenannten Stato degli presidii, sammt den spanischen Inseln im mittelländischen Meere: Sizi lien, Sardinien, u. f. w., zu erobern, - nicht eher Friede zu machen, bis der Kaiser eine binlängliche und billige Genugthuung, die Seemächte hingegen völlige Sicherheit für ihre Länder, Schifffahrt und Handelsgeschäfte erhalten hätten, und die nöthigen Vorkehrun= gen herbeigeführet worden wären, damit die Kronen Frankreichs und Spaniens nie auf einem Haupte vereiniget werden könnten. Alle europäischen Mächte, und besonders das durch die Usurpazion der italienischen Lehen schwer verleßte deutsche Reich, wurden eingeladen, diesem Bunde beizutreten.

Nun erkannten die Seemächte auch den König von Preußen in dieser seiner neuen Würde, und derselbe trat am 30. Dezember 1701 der großen Allianz bei. Das englische Parlament hatte bis jetzt noch nicht mehr als die Stellung der den Holländern trak, tatenmäßig schuldigen 10,000 Mann Hilfstruppen bewilliget. Aber Ludwig XIV. reizte damals das brittis sche Volk dadurch zur größten Erbitterung auf, daß er nach des abgesetzten Königs Jakobs II. Stuart Tode († am 16. September 1701 zu St. Germain en Laye) dessen Sohn Jakob III. als König von England er kannte. Gegen diesen Bruch des Ryswicker Friedens protestirten Schweden, Holland und vor Allen EngLand. Das Parlament bestättigte nun im Jänner 1702 nicht nur die große Allianz, sondern bewilligte auch die Gelder für 80,000 Soldaten und Matrosen, welche zur Unterstügung der Alliirten gegen Frankreich bestimmt wurden. Das politische System Englands erlitt

auch dann keine Underung, als König Wilhelm III. am 19. März 1702 starb, und dessen Schwägerinn, die Prinzessinn Anna Stuart, den Thron bestieg.

Auch das deutsche Reich ermannte sich endlich. Zu Nördlingen schlossen sich im März 1702 die Kreise Franken, Schwaben, Östreich, Ober-Rhein und Kurs Rhein, dann am 8. Mai der Kurfürst von Trier, entz lich am 1. August auch der westphälische Kreis, der gro Ben Allianz an, und verpflichteten sich, ihre Kontine gente zum Bundesheere zu stellen. Aber die Unter handlungen, durch welche der kaiserliche Gesandte Graf Schlick den baierischen Kurfürsten von Frank, reich abzuziehen, und für die große Allianz zu gewin nen suchte, blieben vergeblich. Auch dessen Bruder, der Kurfürst von Köln, achtete nicht auf die im Jan. ner 1702 an ihn erlassenen kaiserlichen Mandate, welche ihn aufforderten, die französischen Truppen aus feinen Städten zu entfernen, seine Verbündung mit Frankreich aufzuheben, sich den kaiserlichen Anordnungen zu fügen, auch ihn zur Verantwortung über sein bisheriges politisches Benehmen vorluden, und im Weigerungsfalle mit dem Verluste seiner Würden und Länder bedrohten. Wirklich wurden endlich, wegen fort. währendem Ungehorsam des Kurfürsten, dessen Unters thanen durch ein neues kaiserliches Mandat von allen Pflichten gegen ihren Landesherrn auf so lange entbunden, bis derselbe die kaiserlichen Befehle in ihrem ganzem Umfange erfüllt haben würde.

Damals erfolgten auch die Kriegserklärungen: in der ersten Hälfte des Mai 1702 von Östreich, England und Holland gegen Frankreich,

von Frankreich gegen die Alliirten,

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am 3. Juli

am 6. Oktober

vom deutschen Kaiser und Reiche gegen Ludwig XIV. König von Frankreich und gegen dessen Enkel den Duc Philipp von Anjou, der sich den Titel eines Königs von Spanien angeeignet hatte.

In Italien hielt Prinz Eugen im Jänner 1702 die Stadt Mantua enge umschlossen. In der Nacht vom 1. auf den 2. Februar überrumpelte er Cres mona, und nahm dort den Marschall Villeroi gefangen. Dessen Nachfolger im Kommando des französischspanischen Heeres, Duc de Ventome, bemühte sich lange vergebens, durch seine Bewegungen den Prinzen zur Aufhebung der Blockade von Mantua zu nöthigen. Dabei gewannen jedoch die Franzosen einige unbedeus tende Vortheile über einzelne kaiserliche Korps: so der Marquis Tessé am 22. März bei Sant Antonio über den General Graf Trautmannsdorf, und am 26. Juli Vendome selbst, begleitet von Philipp von Anjou und dem Herzog von Mantua, bei Santa Vittoria am Crostolo, unweit Reggio, über den Genes ral Marchese Visconti. Dann hob Eugen die Einschließung Mantuas auf, und lieferte am 15. August dem Duc, in Gegenwärt Philipps von Anjou, bei Luzzara eine Schlacht. Vendome verlor Lager und Schlacht-feld, befeßte jedoch am 17. Auguß die Stadt Luzzara, und am 9. September auch Guastalla. Philipps Anwesenheit hatte es nicht vermocht, das französisch spanische Heer zu irgend einer denkwürdigen That anzufeuern. Er kehrte Anfangs Oktober nach Spanien zurück, und die beiderseitigen Heere bezogen im No vember die Winterquartiere. Ein französisches Geschwader unter dem Ritter Forbin hatte Triest, ohne Erfolg, bombardirt, und sich bemüht, durch Kreuz

züge im adriatischen Meere die Zufuhren der östreich ischen Armee aufzufangen.

In Deutschland griff der Prinz Vollrath von Nassau - Saarbrück im April mit dem deutschen Exekuzionsheere den vom Reiche abgefallenen Kurfürsten von Köln án, und eroberte am 15. Juni Kaiserswerth. Die freie Reichsstadt Köln hatte ihre Neutralität erklärt, und sich gegen jede Beein trächtigung derselben von Seite der Franzosen, mit einer starken Besaßung niederrheinischer und westphälischer Kreistruppen gesichert. Der Markgraf Ludwig von Baaden, mit der kaiserlichen Armee am Ober-Rheine eroberte, im Beiseyn des römischen Königs Joseph, das seit dem Mai angegriffene, durch zwölf Wochen wirklich belagerte, Landau am 10. Seps tember. Der Kurfürst von Baiern überrum: pelte am 8. September die freie Reichsstadt Ulm, und beseßte in den folgenden Wochen Biberach, Memmingen, Günzburg, Dillingen, und mehrere andere schwäbische Orte. Während Ludwig von Baaden Fort Louis berannte, hatte sich Marschall Catinat mit einem französischen Korps bei Straßburg aufgestellt. Um die Vereinigung mit dem baierischen Kurfürsten auszuführen, bemächtigte sich der Marquis Villars mit der Vorhut in der Nacht vom 12. auf den 13. Oktober Neuenburgs am Rheine, ging mit einem Korps bei Hüningen über den Fluß, und lieferte am 14. Oktober dem Prinzen von Baaden bei Friedlingen eine Schlacht. Jedes der beiden Heere hatte auf einem anderen Theile des Schlachtfeldes Vortheile erfochten, und Beide schrieben sich daher den Sieg zu. Aber die nächsten Folgen dieses Tages enr Öftr. miltt. Zeitsch. I. 1835.

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schieden für die Kaiserlichen; denn die Vereinigung der Franzosen mit den Baiern blieb für dieses Jahr gehindert.

Nach der gewaltsamen Beseßung von Ulm war auf dem deutschen Reichstage die Uchtserklärung der Brüder und Kurfürsten von Baiern und Köln zur Sprache gekommen. Nur durch die vom Kaiser Leopold geübte großmüthige Schonung blieb diese Strafe damals noch von den Fürsten abgewendet. Erst am 29. April 1706 wurde vom Kaiser Joseph I. die Acht gegen beide Brűder ausgesprochen.

Am Nieder. Rheine und in den Niederlanden führten Ludwigs XIV. ältester Enkel: der Duc de Bourgogne, und Marschall Boufleurs die französischen Heere. Im Juni wurde von den Verbündeten der Franzosen Überfall auf Nimwegen gehindert. In Flandern belagerten die Lehtern im August Hulst vergebens. Nachdem der Herzog von Marlborough den Oberbefehl über das alliirte Heer ans getreten, eroberte dasselbe Ende Juli das Kastell von Grevenbroich, im August das Schloß von Weerdt, und Maseyk, im September Sto= chem und Benloo, im Oktober Rüremonde, Stephans werth und Lüttich, und im November Andernach. Damals wurde auch Bonn von den Alliirten berannt, und Rheinberg, nach einer vom 22. bis 30. Oktober fortgesetzten Beschießung, den Winter hindurch so enge eingeschlossen, daß der Plaß am 9. Februar 1703 kapitulirte. In Lothringen hatte Graf Lallard mit einem französischen Korps die Hauptstadt Nancy am 1. September gezwungen, eine französische Garnison aufzunehmen. Ein gleich dro

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