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(Da die Seemächte früher, in vollem Bertrauen, daß Ludwig XIV. den gemeinschaftlich festge= seßten Theilungsvertrag aufrichtig angenommen habe, und nur allein'dessen Ausführung beabsichtige, keine Kriegsrüstungen gedacht hatten, so mußten sie sich, nach geringem Widerspruche, zur Nachgiebigkeit bequemen. Besonders wurden die Holländer durch den so überraschenden Verlust der Barrierepläge; und durch die einer Kriegsgefangenschaft ähnliche Zurückhaltung ihrer dortigen Befagungen, so aus der Fassung gebracht, daß sie schon am 22. Februar 1701 Philipp von Anjou einstweilen als König von Spanien erkann= ten. Das englische Parlament hatte damals dem Könige Wilhelm III. die Mittel zur Kriegführung noch nicht gewährt, und stets auf Erhaltung des Friedens ges drungen. So erfolgte dann auch von Seite Eng lands am 17. April die Anerkennung Philipps. Doch wollten die Seemächte hierdurch nur Zeit zu den Kriegsrüstungen, und zur Aufrichtung eines großen Bundes gegen Frankreich, gewinnen.

Der Herzog Victor Amadeus von Savoien schloß mit Frankreich einen Bundes- und Subsidienvertrag auf drei Jahre und gewährte dem Philipp von Unjou die Hand seiner Tochter Marie Louise Gabriele. Er gestattete den Franzosen freien Durchmarsch durch Savoien und Piemont, übernahm im Sommer 1701 den Oberbefehl über das französisch- spanische Heer in Ober- Italien, vereinigte mit demselben seine eigenen Truppen, und erhielt dafür monatliche Subsidien. Die Schweiz, der Pabst, Venedig, Genua, Toskana und Parma erklärten ihre Neutralität, und erkannten Philipp als faktischen König von

Spanien. Modena und Guastalla neigten sich zu Östreich. Aber der Herzog Karl IV. von Man= tua schloß im März 1701 mit Ludwig XIV. und Philipp von Anjou ein Bündniß, und nahm am 5. April 4000 Franzosen und Spanier in seine Hauptstadt als Besatzung auf. Die Herzoge von Savoien und Mantua wurden, als Lehenträger des deutschen Reiches, durch den kaiserlichen Reichshofrath wegen verlegter Vasallentreue zur Rechenschaft aufgefordert, und mit dem Verluste ihrer Leben, so wie mit der Reichsacht, bedrohet. Der Prinz Vaudemont, Karls II. Statthalter im Herzogthume Mailand, war wiederholt aufgefordert worden, dieses nun erledigte deutsche Reichsleben dem Kaiser zu übergeben. Der Prinz ergriff jedoch für Philipp von Anjou Partei, und öffnete den französischen Truppen alle festen Pläße des Landes.

Das deutsche Reich war durch Parteiungen im Innern zerrissen. Die Kurfürsten von Baiern und Köln verleiteten die fünf Kreise Kur. Rhein, Franken, Baiern, Schwaben und Ober- Rhein im August 1701 zu einer Vertheidigungs - Ussociazion. Diese Kreise versagten sodann dem Reichsoberhaupte den geforderten Beistand, und erklärten ihre Neutra lität. Der Kurfürst von Köln nahm, in Folge des erwähnten geheimen Bündnisses, im November 1701 sogar französische Besaßungen in seine festen Pläße Lüttich, Bonn, Nuys, Kaiserswerth, Zons, Rheinberg und Schloß Bruhl auf. Die Herzoge von Brauns schweig-Wolfenbüttel schlossen ebenfalls im Frühjahr 1701 mit Ludwig XIV. ein Bündniß, und ver sprachen demselben, für reichliche Subsidien, 12,000

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Mann ihrer eigenen Truppen. Doch wurden diese Für. sten im März 1702 durch hannoveranische und braunschweig-zellische Korps überwältigt, und unterwarfen sich am 19. April dem Kaiser durch einen Vertrag. Der Kurfürst Friedrich III. von Brandenburg Hatte am 6. November 1700 mit dem Kaiser ein Bünde niß unterzeichnet. Leopold erkannte denselben als Kös nig von Preußen; wogegen Friedrich dem Kaiser Hilfstruppen und jeden sonstigen Beistand versprach.

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In Europas Norden entbrannte damals der Krieg zwischen dem russischen Czar Peter I. und dem schwedischen Könige Karl XII., an wels chem die übrigen nordischen Mächte Theil nahmen. Der König Friedrich IV. von Dänemark hatte im März 1700 den Herzog Friedrich von Hol ftein Gottorp, den Schwager und Schüßling Karls XII., angegriffen, Friedrichsstadt und Gottorp genommen, und belagerte sodann Töningen. August, der Kurfürst von Sachsen und König von Polen, der mit Dänemark und Rußland verbündet war, brach in die schwedische Provinz Liefland ein, und bombardirte Riga. -Dem Herzoge von Holstein kamen die verbündeten Schweden, Engländer, Holländer, Hannoveraner und Braunschweiger mit Truppen und Flotten zu Hilfe. Die Dänen, obwohl durch kursächsische Truppen unterstüßt, wurden zum Rückzug genöthigt. Als die Verbündeten Koppenhagen bedrohten, schloß der Dänen - König am 18. August 1700 den Frieden zu Travendael. Das mals hatte Czar Peter ebenfalls den Schweden Krieg erklärt, und fiel nach Ingermanland ein. Karl XII. aber schlug noch im Spätherbst die Ruffen bei Narwa,

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vertries 1702 die Polen und Sachsen aus Liefland, und stürzte 1704 den König August von Polens Throne, auf welchen er den Stanislaus Leszinski erhob.

Philipp von Anjou hatte am 14. April 1701 seinen Einzug in Madrid gehalten. Die Gesandten des Papstes, der Könige von Portugal, Schweden und Dänemark, der Republik Holland, und einiger italies nischen Fürsten brachten ihm ihre Glückwünsche dar. Im Juni schloß Philipp mit dem Könige Don Pedro II. von Portugal eine Allianz auf zwanzig Jahre. Mit französischer Hilfe wurden nun einige Anstalten getroffen, um die spanischen Häfen und Küsten gegen künftige Angriffe und Landungen in Vertheidi gungsstand zu sehen. Am 6. November empfing Philipp seine Braut, Marie Louise Gabriele von Savoien, in Figueras, und am 7. wurde dort die Vermählung vollzogen.

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Der Kampf um das spanische Erbe begann, ohne daß von irgend einer Seite der Krieg erklärt worden wäre, in Italien. Nachdem das kaiserliche Manifest die ausschließenden Rechte des Hauses Östreich der Welt im klarsten Lichte dargestellt hatte, führte Prinz Eus gen von Savoien das in Tirol bei Roveredo versammelte Heer in einem Staunen erregenden Marsche über die tridentinischen Alpen nach der Ebene an der Etsch, bei Vicenza und Verona. Die Bestimmung dies fer Truppen war, die in die deutschen Reichsle ben Mantua und Mailand eingedrungenen fremden Truppen zu verjagen, beide Herzogthümer zu besehen, und den Herzog von Savoien zu seiner Pflicht gegen Kaiser und Reich zurückzuführen. Die Republik Venedig hatte den kaiserlichen Truppen den

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friedlichen Marsch durch ihr Gebiet zugestanden. Aber die vereinigten Truppen von Frankreich, Spanien und Savoien stellten sich dem Prinzen Eugen in den Weg. Um seine Aufträge zu erfüllen, mußte er sich durch Gewalt der Waffen die Bahn öffnen. Eugen siegte über den französischen Marschall Catinat bei Carpi (am 9. Juli), über Marschall Villeroi bei Chiari (am 1. September), und beseßte die Herzogthümer Ma ntua, Guastalla und Mirandola. Im September erbob sich in Neapel das Volk gegen die Herr schaft Philipps von Anjou, unterlag jedoch gar bald der von dem dortigen Vice-Könige, dem Duca di Medina Celi, angewendeten Waffengewalt.

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Die Seemächte hatten die Unterhandlungen mit Frankreich bis zum Herbste 1701 fortgesetzt, ohne daß auf irgend einer Seite eine aufrichtige Neigung für den Frieden, oder eine Hoffnung denselben zu erhalten, genähret worden wäre. Zeitgewinn für die Rüstungen war der einzige Zweck, welchen die unterhandelnden Parteien zu erreichen strebten. Damals hatten die Seemächte bereits mit dem Könige von Dänemark und verschiedenen deutschen Fürsten Verträge abgeschlofsen, durch welche sie von denselben, gegen gewisse Subsidien, ansehnliche Truppenmassen erhielten. Auch wur den in England und Holland die Rüstungen im Heere und auf der Flotte thätigst fortgesett. Endlich am 7. September 1701 wurde im Haag die große offs und defensive Allianz zwischen Ostreich, England und Holland unterzeichnet. Die Seemächte verpflichteten sich, die spanischen Niederlande als eine Vormauer für Holland, das Herzogthum Mailand als ein an den Kaiser zurückgefallenes Reichslehen, dann

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