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vollziehen; da er, im beständigen Gefechte mit Wolfersdorf, sich nur langsam zurückziehen konnte. Zum Unglück ward auch ihm das Pferd unterm Leibe erschofsen, und er hierauf gefangen genommen.

An die Spitze der von allen Generalen entblöß, ten, zu einem kleinen Häuflein zusammen geschmolzes nen Truppen sette sich Major Arnim, und führte elbe über den Bober bis gegen Reisdorf. Allein hier von allen Seiten umringt, mußten auch sie sich gefangen geben. Selbst der Kavallerie, welche unter Kommando des Gen. Malachowsky über den Bober ge= gangen war, gelang es nicht, sich zu retten. Immer mehr und mehr von den östreichischen Truppen einges schlossen, wurde sie, nach einer tapfern Gegenwehr, endlich auch überwältigt und gefangen. Nur ein kleis ner Theil der Husaren von Gersdorf und der Drago= ner von Platten, unter Anführung des Majors Ow stien, war so glücklich, nach Jauer zu entkommen. Einige hundert Mann Infanterie, welche einzeln zu flüchten Gelegenheit fanden, sammelten sich ebenfalls dort, und zogen dann vereint nach Breslau zurück. Diese Wenigen ausgenommen, fielen alle Preußen in die Hände der Sieger: der kommandirende General der Infanterie de la Motte Fouqué, die Ges nerale Schenkendorf und Malachów sky, Obersten, Oberstlieutenant, 14 Majors, 46 Hauptleute, 150 Lieutenants, 1 Auditor, 3 Regimentsärzte, Feldprediger und 8,318 Mann vom Feldwebel abwärts; ferner: 67 Geschüße (31 drei-, 10 sechs, 17 zwölfpfündige Kanonen und i sechs-, 6 zehn, 2 zwölfpfündige Haubißen), mit 38 Munis zionswagen, 34 Fahnen und 2 Standarten:

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Der Verlust der Östreicher betrug an Todten: 18 Stabs- und Oberoffiziere und 750 Mann vom Feld= webel abwärts. Blessirt wurden 8i Stabs- und Obers offiziere und 2,114 Gemeine und Unteroffiziers.

So war nach einem blutigen Kampfe von weniger als sechs Stunden (von zwei bis dreiviertel auf acht Uhr Morgens) das Lager bei Landshut mit allen Schanzen erobert, und das ganze Korps des Generals Fouqué vernichtet. Dieser Verlust war empfindlich, und der Anfang des Feldzuges verhängnißvoll für den König.

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III.

Ueber Geschichte, besonders Kriegsgeschich= ihre Quellen und Hilfswissenschaften.

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Von Joh. Bapt. Schels, E. E. Major.

1. Begriffe und Grundsähe.

Die Geschichte ist die möglichst vollständige Sammlung vergangener Begebenheiten, in einer wissenschaft= lichen und pragmatischen Darstellung ihrer Ursachen und Folgen, und ihres érkannten, oder doch vermutheten Zusammenhanges. Sie begreift die Ereignisse aller Zeis ten in der Natur, im Menschenleben, in der Politik, -Religion, Justiz, im Kriege, in den Gewerben, im Handel, in Künsten und Wissenschaften. Diese Reihen von Thatsachen verketten sich entweder zur allgemeis nen Historie der Welt und Menschheit; oder sie fondern' sich ab in die Spezialgeschichten einzelner Völker, Länder, Stände, Kulturzweige, Wissenschaften und Künste. —

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Die Universalgeschichte umfaßt die gesamm ten vergangenen Thatsachen in ihrem nothwendigen Zusammenhange. - Die Ethnographie trägt die Geschichte jedes einzelnen Volkes besonders vor. In der Staatengeschichte werden die politischen

Grenzen eines Staates zum Rahmen für dessen eigene Geschichte angenommen. Die Biographie stellt die Schicksale, Handlungen und Eigenschaften einer merkwürdigen Person: eines Regenten, Feldherrn, Staatsmannes, Gelehrten dar. -Die Kulturges schichte kann alle Zweige der Kultur im öffentlichen und Privatleben, in Wissenschaft und Kunst, - jes den Stand, jedes Gewerbe, jede gemeinnüßige Ber fchäftigung, zum Gegenstande wählen.

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Die Vaterlandsgeschichte soll, -- ohne die historische Wahrheit zu beeinträchtigen, ohne Mißgė: schick zu verschweigen oder zu bemänteln, doch im. mer die Gefühle der Vaterlandsliebe und des Nazionale stolzes anzuregen bemüht seyn. Sie soll die weisen Maßr regeln der Regenten, ihre Mäßigung im Glücke, ihre Standhaftigkeit bei Unfällen, den Patriotismus, die treue Ergebenheit, die Bürgertugenden aller Stände, mit Wärme schildern, - den Waffenruhm des Hee res im Siege, dessen ausharrende Entschlossenheit uns ter den Schlägen des Schicksals, verherrlichen, den Großthaten der Heerführer und Krieger den verdienten Lorbeer reichen, und alle diese geschichtlichen Erinnes rungen durch die Kraft einer lebensvollen Darstellung tief in die Gemüther der patriotischen Leser einprägen.

Die Kriegsgeschichte endlich muß, wenn östreichische Offiziere Szenen aus derselben bearbeiten, einen doppelten Zweck haben: 1.) den allgemeinen: zum wissenschaftlichen Unterrichte und zur geistigen Ausbil dung ihrer Kameraden beizutragen; 2.) den besondes ren: den durch die Thaten so vieler Jahrhunderte er: rungenen Ruhm des vaterländischen Heeres in seiner wahren, über einzelne widrige Zufälle und über die Öftr. milit. Zeitsch. 1. 1835.

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Launen des Glückes weit erhabenen Würde darzustellen. Zwar sind schon viele öftreichische Feldzüge als ler Jahrhunderte nach Originalquellen beschrieben wor den. Doch finden sich in deren langen Reihe noch bedeutende Lücken. Auf dem weiten Felde unseres Nazionalruhmes blieben der Geschichte noch viele Lorbeeren zu sammeln übrig, und die Gräber so mancher unserer Hel den entbehren noch die verdienten Siegeskronen.

In der Geschichte schreiten, gleich als in einem Spiegel, die Ereignisse aller Zeiten in ununterbroche ner Folge unseren Blicken vorüber. Reiche, welche die Welt beherrschten, vergehen. Könige, die ihre siegreis chen Waffen von einem Ende der bewohnten Erde zum anderen trugen, steigen ins Grab. Der Eroberer, der Weise, der Tyrann, der Menschenfreund, Alle ver sinken in das ewige Dunkel. Ruinen und Gräber sind die Denkmale verschwundener Reiche und Völker. — Diese endlose Reihe von Entstehen und Vergeben folgt jedoch gewissen Gefeßen, in sicheren Verhältnissen. Je des Ereigniß hatte Ursachen, die dasselbe vorbereiteten, -jede Handlung einen Beweggrund, welcher, mit der Ausführungsweise vereint, den Ausgang bestimmte. Die nämlichen Ursachen ziehen noch immer die gleichen Folgen nach sich. So wirkt ein verflossenes Jahrhundert auf die folgenden durch geschichtliche Lehre und Beispiel.

Die Geschichte muß den Zusammenhang der einzelnen, durch reine und echte Quellen überlieferten, der Aufbewahrung für die Nachwelt werthen Begeben= heiten, und die innere Folge, wie Eine aus der Anderen hervorging, und wieder Ursache der nächsten wur de, darstellen. Der Geschichtsforscher muß seine Quellen nach ihrem Umfang, Inhalt und Wer

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