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der nöthigen Wagen sein Ubmarsch so verspätet, daß derselbe erst den 15. Morgens erfolgte.

Loudon war mit den vier Kolonnen schon am 14. in der Nacht aufgebrochen, um mit Ablauf der Konvenzion vor den Thoren von Neustadt zu seyn. Allein ein unvermuthet eingetretenes Regen- und Thaus wetter hielt den Marsch der Infanterie, und besonders jenen der Artillerie, durch Verschlimmerung der Wege so bedeutend auf, daß selbe am bestimmten Orte nicht zu rechter Zeit anlangen konnten; wodurch die getroffenen Maßregeln des überfalls größtentheils vereitelt wurden. Um nicht alle Früchte seiner Unternehmung gänzlich zu verlieren, eilte Loudon mit der bei sich has benden Kavallerie vor, und langte eben bei Neustadt an, als die Preußen im Abmarsche begriffen waren. Alsobald zum Angriff formirt, fandte Loudon einen Parlamentär an Golge, mit der Aufforderung, sich zu ergeben. Allein dieser General wies den Antrag zurück, bildete mit seinen Bataillons ein Quarree, nahm den Transport in die Mitte, und trat in dieser Verfassung seinen Marsch gegen Neiße an.

Vergebens waren alle Angriffe der östreichischen Kavallerie in dem durchschnittenen und vom Regen und Thauwetter erweichten, für selbe völlig ungünstig gewordenen Boden. Der Feind seßte, sich beständig ver theidigend, seinen Weg langsam fort, und erreichte glücktich den Ort Buchelsdorf. Hier kam ihm der von Loudon schon früher entsendete GM. Jaquesmain mit dem Kavallerie-Regimente Palfy im Rücken, und ver: legte den weitern Weg gegen Neiße. Golke jedoch, sich schnell fassend, schlug sogleich die noch offene Straße gegen Steinau ein, welchen Ort er auch, nach einem

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unbedeutenden Verluste von 40 Mann und 30 Wagen erreichte, und die Vereinigung mit dem Gen. Le Grand glücklich bewirkte. Die Unternehmung mißlang, so trefflich ihre Anlage auch war, weil es dem Zufalle, dessen Launen im Kriege oft eigensinnig die Berechnun gen des Feldherrn vereiteln, gefiel, zu Gunsten des Feindes zu interveniren. So muthvoll das Benehmen des feindlichen Generals übrigens auch war, so würde ihn doch nichts von dem Untergange gerettet haben, wenn die Kolonnen des FML. Draskowich zur bestimm ten Zeit hätten anlangen können.

Von Steinau marschirte Golge nach Ottma hau, und verlegte feine Truppen in die Dörfer an der Neiße. Loudon ließ die von den Preußen verlassenen Orte Neustadt, Leobschüß, Ratibor, u. f. w. beseßen, und zog sich mit der Hauptmacht wieder nach Jägerndorf zurück; allwo die Truppen bis zum Herannahen der bessern Jahreszeit in Kantonnirungsquartiere verlegt wurden, deren Ruhe nur unbedeutende Gefechte und kleine Überfälle unterbrachen. So z. B. überfiel der Rittmeister Friedrich, von Nadasdy Husaren mit einem Kommando von 60 Pferden zu Tarnowiß einen feindlichen Transport, und erbeutete 30 Pferde und den daselbst befindlichen Salzvorrath. Von da rückte er ge= gen Oppeln, überfiel ein preußisches Detaschement, und nahm Lieutenant und 13 Husaren gefangen.

Nach dem mit den Russen übereingekommenen Operazionsplane sollte ein Korps Östreicher von 35 bis 40,000 Mann, mit den Russen vereinigt, den Feldzug in Schlesien eröffnen, und gegen Berlin vordringen, während FM. Daun des Königs Hauptmacht auf sich ziehen, und in Sachsen festhalten sollte. Die ruffische

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und die östreichisch-schlesische Armee würden sodann eine der Festungen Breslau oder Glogau belagern, und mit deren Eroberung den Feldzug beschließen. Das nöthige Belagerungsgeschüß machte sich Östreich verbindlich, aus Mähren dahin zu schaffen. Sollte aber der König mit seiner Armee aus Sachsen nach Schlesien marschiren, so hätte Daun ihm sogleich zu folgen, und möglichst zu trachten, daß die Russen in ihren Belagerungsarbeiten nicht gestört würden. Es lag in dem Geiste der das inaligen Zeit, während der langen Ruhe der Winterquartiere derlei Operazionsplane zu entwerfen, aus dessen allgemeinem Umrisse schon hervorgeht, daß man nichts weniger als daran dachte, durch eine entscheiden= de Unternehmung ein entscheidendes Resultat herbei zu führen. Natürlich, daß die Wiederholung ähnlicher Ente würfe wieder ähnliche Erfolge erzeugte, und am Ende eines Rebenjährigen Kampfes die kriegführenden Mächte wieder auf den Status quo wie vor dem Beginne des Krieges zurückführte.

Das Oberkommando der russischen Armee erhielt in diesem Jahre FM. Soltikov, von dem man hoffte, er werde mehr als seine Vorgänger den gehegten Erwartungen entsprechen. Für die östreichisch-schlesische Armee traf die Wahl eines Kommandirenden den eben: so ausgezeichneten als unermüdet thätigen FML. Lo us don, welcher in Anerkennung seiner so vielseitig bes währten Feldherrntalente, mit Übergehung mehrerer seiner Vordermänner, zum Feldzeugmeister und selbsts ständigen Kommandanten dieser Armee ernannt wurde.

Obgleich der Feldzug nach dem entworfenen Operazionsplane in Verbindung mit den Russen eröffnet werden sollte, so konnte Loudons kühner und unterneh,

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mender Geist doch unmöglich seine Entwürfe jenen des immer zögernden Soltikovs unterordnen; besonders da die Vereinigung mit demselben, nach der damali. gen Gewohnheit der russischen Feldherren, so spät als möglich auf dem Kampfplaße zu erscheinen, vor der Mitte des Commers gar nicht zu erwarten war. Um daher nicht so lange Zeit in Unthätigkeit zuzubringen, Eeschloß Loudon, den Feldzug allein, und zwar mit der Belagerung von Glah, zu eröffnen. Durch die Eroberung dieser Festung, war nicht nur den fers neren Bewegungen eine sichere Basis gegeben, sondern auch die Vereinigung mit den Rufsen erleichtert.

Nach den Ansichten Tempelhofs, Jominis und Resows hätte Loudon zwar den Plan gefaßt, mit der Belagerung von Glas den Feldzug zu bes ginnen, allein vor Allem für nothwendig erachtet, fich früher des Lagers bei Lands hut zu bemächtis gen.*) Dieß lag aber keineswegs im Plane des öftreiche

*) Loudon se décida donc à ouvrir la campagne par le siège de Glatz, pour se frayer ainsi le chemin de la Silésie, et pour seconder les opérations des Russes, supposé que l'on réussît à leur faire prendre la route ́du Breslau, au lieu de celle de Glogan, où ils devaient marcher d'après le premier plan dont on était convenu. A l'époque où Loudon conçut ce projet hardi, c'est-à-dire, vers la fin du moi de mai, une grande partie de l'armée du Prince Henri cantonnait encore sur les rives du Bober, et il était à craindre que les Prussiens occupant encore Landshut et les gorges des montagnes, le Prince ne concertât avec Fouqué une expédition en Bohême, pour forcer Loudon à lever le siège de Glatz. Il vit donc que, pour

ischen Feldherrn, welcher, bei einem Angriffe auf Landshut, mit Recht auf die vereinte Macht des Prinzen Heinrich und Fouqués zu stoßen befürchten mußte, die fein gewagtes Unternehmen ohne Zweifel scheitern ger macht hätte. Mit weit mehr Wahrscheinlichkeit des Ers folges konnte Loudon sich dem Feinde in der Grafschaft Glas entgegen stellen, und in einer gewählten festen Stellung zugleich die Belagerungsarbeiten decken.

Der allerdings mögliche Einfall der Preußen bei Trau= ténau wäre lange nicht von so wichtigen Folgen gewes fen, als gedachte Schriftsteller vorausseßen; da erstens Trautenau durch FML. Wolfersdorf beseßt war, und dieser nöthigenfalls durch die Truppen, welche in der Gegend von Gitschin kantonnirten, leicht unterstüßt werden konnte; - zweitens Loudon, im Falle eines feindlichen Einbruches, bei Zeiten mit einem Theile seiner Armee aufbrechen, dem Gen. Fouqué entgegen gehen, ihn vereint mit Wolfersdorf angreifen, und in Böhmen jene Katastrophe bereiten konnte, welche ihm das Schicksal bei Landshut vorbehalten hatte. Wenn nun dennoch die Erstütmung des Lagers bei Landshut der Eroberung jener Festung vorausging, so lagen dies sem Ereignisse Ursachen zum Grunde, deren Herbeifüßrung Loudon weder voraussehen, noch seinem Gegner zumutben konnte: —

Als Sammelplaß für die nach Schlesien bestimmte Armee wurde Königgräß in Böhmen ge= wählt, wohin aus dem Lager bei Hohenplok, wel

assurer le succès de son entreprise, il fallait commencer par s'emparer du poste de Landshut. Retzow.

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