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Schon bei der ersten Aufstellung waren also zur Vertheidigung einer von Natur sehr starken Stellung beinahe 18,000 Mann mehr verwendet (aus der ersten von den oben angeführten Ursachen), als der Gegner zu ihrem Angriffe nahm. Es würde diese Anhäufung von Truppen in der ersten Linie erklärbar seyn, wenn ein Theil derselben hinter dem in der Luft stehenden rechten Flügel echelonirt gewesen wäre. Dieß war aber nicht der Fall; denn dieser Mangel gab die Veranlassung, daß gleich Anfangs der Schlacht die Hälfte der Haupts reserve ins Feuer gebracht werden mußte.

Um fünf Uhr, also zwei Stunden nach Beginn der Schlacht, befand sich gegen jene 40,000 Franzosen der ersten Linie bereits die ganze preußische Armee mit 90,000 Mann engagirt. Die Ursache war zum Theil, daß die Franzosen den linken Flügel nur schwach beschäf

tigten, während sie auf die Mitte und den rechten Flügel ihre Hauptanstrengungen richteten. Hierdurch be= fanden sich die ins Gefecht gebrachten Streitkräfte fol: gendermassen vertheilt:

Rechter Flügel und

Centrum

Linker Flügel

von Sombreuf gegen

von St. Am and bis Tongrines in 1. Linie.

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Als nach fünf Uhr die dem preußischen rechten Flügel drohende Gefahr abgewendet war, wurde wieder eine Reserve gebildet. Sie bestand aus etwa 12 Bataillons und 12 Eskadrons.

Die oben unter Nr. 2 angeführte Ursache des Verlustes der Schlacht gibt zu folgenden Betrachtungen Anlaß:

Zwischen fünf und sechs Uhr hatte der Feind seine Absichten entwickelt, und man hatte auf preußischer Seite die bestimmte Überzeugung, daß Ligny und St. Amand die entscheidenden Punkte seŋen. Denn die fortdauernde Heftigkeit der Angriffe von Girard zur Umgebung der rechten Flanke, von Vandamme zur Wegnahme der beiden St. Amand, und von Gerard zur Eroberung von Ligny, endlich der Auf

marsch der Garden zwischen Fleurus und St. Am and, zeigten deutlich, daß die Schlacht auf dem rechten und nicht auf dem linken Flügel entschieden werden sollte. Die schwachen, nicht ernstlich wiederholten Angriffe Grouchy s auf diesem Lehteren, lieferten ges wißermassen eine Gegenprobe hierzu.

Wenn daher um fünf Uhr in dem hartnäckigen Bestreben des Feindes, den rechten Flügel und die Mitte zu überwältigen, in seiner Vernachlässigung des linken Flügels, und in der bereits eingetretenen Aufzehrung aller preußischen Reserven ein mächtiger Ber weggrund lag, Abtheilungen des 3. Korps als Referven in die Nähe von Bry zu ziehen, so wurde um sechs Uhr diese Maßregel gebietend, als man den Anmarsch einer feindlichen Kolonne über Billiers (ErI on), als man bald darauf die französischen Garden von neuem bei St. Amand erblickte, und als man zu gleiz cher Zeit von Wellington und Bülow die Nach richt erhielt, daß auf Unterstüßung von ihnen nicht mehr zu rechnen sey. Die Ausdehnung des linken Flü gets, um den erwarteten Bülowschen Korps Raum zum Aufmarsche zu geben, wurde jezt ganz überflüssig.

Wenn um sechs bis halb sieben Uhr der Befehl zur Rechtsschiebung der disponiblen Abtheilungen des 3. Korps gegeben wurde; so konnten 12 bis 18 Bataillons mit der zugehörigen Artillerie um sieben Uhr, spåtestens halb acht Uhr, auf der Höhe von Bry`hinter Ligny eintreffen. (Die zwölfte Brigade stand nur 1,000 Schritte, die neunte und zehnte 2 bis 3,000 Schritte von dem Punkte entfernt, wo die französischen Garden am Abend durchbrachen).

Dieses Heranziehen des linken Flügels mußte und

konnte ebenso geschehen, wie es der Herzog von Wels lington nachher bei Waterloo mit den Truppen seines rechten Flügels machte. Durch diese Maßregel sette er sich allein in Stand, die oft wiederholten StőBe gegen sein Centrum zu pariren.

Wie wenig die Theilnahme des spät eingetroffenen sechsten feindlichen Korps diese Maßregel zu stören vers mochte, geht schon daraus hervor, daß das dritte preus Bische Korps seine Stellung bis Mitternacht beseßt hielt, obgleich das Centrum der Armee durchbrochen und zum Theil im Zustande der Auflösung war. (Preußisches Militär-Wochenblatt von 1818 Nr. 87.)

Bemerkenswerth ist, daß auch auf dem linken Flü gel, obgleich das Gefecht hier sehr unbedeutend war, dennoch alle 4 Brigaden des 3. Korps zugleich an demselben Theil nehmen mußten. Keine einzige blieb unberührt in Reserve. Durch diese nachtheilige Anordnung konnte der Armeekorps-Kommandant leicht in eine Lage versetzt werden, wie der kommandirende Feldherr·selbst, nämlich: daß auch der lehte Rest seiner in Reserve ges stellten Truppen, durch die Kommandeurs ihrer Briga= den verwendet, unbemerkt seiner Hand entschlüpfte.

Die Methode, alle Abtheilungen eines Armeekorps, hier 4 Brigaden, gleichsam in auf gleicher Höhe be= findlichen Kolonnen, mit ihren Spißen auf einmal ins Gefecht zu bringen, und zwar auf einem Terrän, das mit der Hälfte (2 Brigaden) hinreichend ausgefüllt wäre, während man die andere Hälfte unberührt in Reserve behielte, hat große Nachtheile. Ist die Spite einer Brigade einmal im Feuer, so läßt der Brigadier die Queue, welche seine Reserve formirt, wenn er sie auch nicht voreilig verwendet, doch nicht gerne zur

Unterstützung anderer Punkte des Schlachtfeldes aus den Händen. Wird eine solche Verwendung aber drin. gend, und der Korpskommandant hat die Protestazionen der Brigadiers niedergeschlagen, so müssen dennoch, in dem kritischen Augenblick des Gebrauches der Reserve, vielleicht aus zwei bis drei verschiedenen Brigaden, von mehreren Punkten des Schlachtfeldes her, Bataillone und Batterien zusammengeholt, und in ein fremdartiges Ganzes, unter einem ihnen ungewohnten Kommandeur, vereinigt werden. Daß eine solche Reserve, wenn ihre Formazion auch nicht immer allein den hier genannten Schwierigkeiten unterliegt, doch nie mit Schnelligkeit, Ordnung und dem Nachdruck auftreten kann, wie selbstständige, geschlossene, von Anfang der Schlacht zu diesem Zwecke bestimmte Truppenabtheilungen, unterliegt keinem Zweifel.

Daß während der Schlacht niemals eine bedeutende Anzahl Reiterei versammelt wurde, ist ein allgemein gemachter Vorwurf. Es scheint dieß darauf gegründet, daß die Reiterei nicht als Waffengattung im Großen vereinigt, sondern in die Armeekorps versplittert war. Daher findet man sie auch zu gleicher Zeit auf allen Punkten des Schlachtfeldes. Zwar wurde sie während der Schlacht größeren Theils auf den rechten Flügel, und hinter die Mitte der Stellung gezogen, blieb dabei aber in kleine Abtheilungen vereinzelt.

Einen entscheidenden Einfluß auf die Wendung der Schlacht hatte auch das unter Nr. 3 angeführte vor-eilige übergehen, aus einer mit Mühe bestandenen Vertheidigung zum Angriff.

Als nämlich die französischen Garden um halb sieben Uhr Abends die Nähe von St. Amand verlassen,

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