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Durchbrechen des feindlichen Centrums geordnet.

Angriff auf Ligny.

Die Division Pecheur vom 4. Korps greift Ligny in der Fronte an.

8 Bataillons Grenadiere der Garde überschreiten den Ligny Bach, das Dorf links neben fich lassend, unterstüßt von 48 Geschüßen der reitenden Urtillerie und 20 Eskadrons Kürasfieren unter milhaut.

Zugleich mit diesem Stoße gegen die Mitte der feindlichen Stellung, umgeht die Division Girard zum dritten Mal die rechte Flanke derselben, und Grouchy wirft sich auf die lin= ke (Sombreuf),

Die Angriffe auf die beiden Erfreren haben einen vollständigen Erfolg. Der auf Sombreuf, wobei noch ein kleiner Theil des eben ankommenden 6. Korps Zum Gefecht kommt, wird ab: gewiesen.

Die im Dorfe befindlichen preußischen Bataillons, von den feindlichen Garden im Rücken genommen, müssen dasselbe ver lassen.

Die Mitte der Stellung wird zwischen dem 1. und 3. Korps durchbrochen. Die schwere Reiterei des Feindes macht den Widerstand der sich in Massen schließenden Infanterie, die keis ne Reserve mehr zu ihrer Auf-" nahme findet, vergeblich.

Ein Versuch des Kommandi renden, mit 6 in der Eile gesam melten Eskadrons (vom i.Korps) die feindliche Reiterei auf Lig, ny zurückzuwerfen, mißlingt, und Blücher selbst kommt auf einen Augenblick in die Gewalt des Feindes.

Der Rückzug wird auf allen Punkten angetreten. Die Infan: terie bewirkt denselben in Massen geschlossen. Von der Artille rie gehen 15 Cèfchüße verloren.

Bei eingetretener Dunkelheit. Die Garden und Milhaut Serfolgen in der Richtung auf das obere Ende von Bry.

Der Rückzug des Feindes wird burch vorgeschobene Batterien so viel als möglich beunruhigt. Um zehn Uhr hört das Ge schüßfeuer auf.

Ofte. mifit. Zeitsch. I. 1835.

Das Dorf Bey mit seinen Defileen bleibt bis Nachts ein Uhr zur Deckung des Rückzugs von der 3. Brigade, und der Kavallerie des 1. Korps beseßt. um eben diese Zeit verläßt das 3. Korps feine Stellung, und zieht sich auf Notre Dame du Moad nach Gemblour zurück. Das 1. und 2. Korps 30gen bis Tilly und Gentin nes. Die 2. Brigade stellte sich bei Marbais auf.

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In der Nacht trifft das Korps bei Gemblour ein. Es hatte diesen Tag 5 bis 7 Meilen marschirt.

Bemerkungen über die Schlacht von Ligny.

1.) Französische Armee.

Der Zweck der Schlacht war von französischer Seite: die preußische Armee in eine Lage zu verseßen, welche ihr eine nachdrückliche, unmittelbare Theilnahme an dem bevorstehen Kampfe mit der Wellingtonischen Armee unmöglich machte.

Dieser Zweck konnte erreicht werden, entweder durch einen taktischen Sieg; wenn dadurch die Schlagfertigkeit der preußischen Armee für die ers ften paar Tage vernichtet wurde, oder durch einen strategischen; indem man sie in einer Richtung aus ihrer Stellung warf, welche sie beim Rückzuge von dem niederländischen Heere entfernte.

Das Erstere ließ sich nicht wohl erwarten; da die französische Armee um 30,000 Mann schwächer war, als die in einer sehr starken Stellung befindliche preu ßische, und da die Leßtere den Tag nach der Schlacht eine Verstärkung von 34,000 Mann frischer Truppen zu erhalten gewiß war..

Das Lettere war nicht allein leichter, sondern auch mit geringeren Opfern zu erreichen.

Die Einleitung zur Schlacht war von dem Kaiser auch für eine strategische Entscheidung getroffen. Das dem Marschall Ney zugetheilte 1. Korps sollte diese in der rechten Flanke der Stellung, auf dem Wege bewirken, den ihm die Division Girard (vom 2. Korps)

bahnte. Ein gleichzeitiger Angriff mit den Garden bei Groß- St. Amand oder Ligny, so wie er wirklich ausgeführt wurde, würde den Sieg vervollständigt haben. Als unmittelbare Folgen erblickt man die sehr wahrscheinliche Vernichtung des ersten preußischen Korps, die theilweise auch das zweite getroffen haben würde,, und die Zurückwerfung gegen Namur oder Mastricht.

Daß der Kaiser diesen kleinen taktischen Sieg beabsichtigte, beweiset schon die späte Angriffsstunde : drei Uhr Nachmittags. Denn wenn der Sieg auch schon nach drei bis vierthalb Stunden entschieden werden konn te; so hinderte dennoch die herannahende Nacht, demfelben die verderblichen Folgen für den Feind zu geben, ohne welche sich der beabsichtigte Zweck nimmer genügend erreichen ließ.

Dem ungeachtet war der Kaiser zur taktischen Entscheidung gezwungen; weil durch das Ausbleiben des 1. Korps, und das anfängliche Zurücklassen des 6. bei Charleroi, die strategische schwer wurde. Jene, mit dem sinkenden Tag ausgeführt, hatte nun auch kein an deres Resultat mehr, als nur das theilweise, die Stellung des Gegners zu beseßen. Der Zweck der Schlacht war verfehlt.

Wichtige Gründe müssen den Kaiser abgehalten haben, die strategische Entscheidung auch ohne das 1. Korps in dem Augenblicke zu wagen, als er um halb sieben Uhr Abends, nachdem das Räthsel der in der Richtung bon Quatrebras erschienenen Kolonnen beruhigend gelöst war, seine Garden nach Ligny zurückführte. Er konnte sich mit diesen, der Division Girard fol. gend, eben so schnell in die rechte Flanke der preußischen Stellung werfen, als wieder bis Ligny zurückmar

schiren; wie er es that. Das Dorf Bry würde dann genommen, und den Preußen am 17. ein Rückzug auf Wavre nicht leicht möglich geworden seyn. Die Entfernung der Garden aus dem Centrum konnte keine Nachtheile herbeiführen, da sie in diesem Augenblicke durch das eben von Charleroi eintreffende 6. Korps erseßt wurden.

Das anfängliche Zurücklassen dieses Korps scheint auf den Fall berechnet gewesen zu seyn, daß Rey die Wellingtonische Armee schon bereit gefunden, und deshalb eine Verstärkung bedurft hätte. Man muß sich aber fragen, warum der Kaiser, wenn er doch dem Marschall Ney zwei Korps zur Disposizion stellen wollte, nicht das 6. Korps (statt dem 1.) zum Angriff bei St. Amand bestimmte, und es gleich mit zur Schlacht zog. Auf Heppignies dirigirt, würde es die Division Girard zur rechten Zeit unterstüßt haben, und Marschall Ney, dem sodann seine 43,000 Mann ganz überlassen blieben, hätte nicht allein nöthigenfalls sich gegen Nivelles sichern können; sondern er wäre auch, -nicht mehr zur Unterstüßung des Kaisers verpflichtet, im Stand gewesen, bei Quatre bras kräftiger und entschlossener zu Werke zu geben. Es würden nicht, wie es jest der Fall war, am Tage einer doppelten Schlacht wei Armeekorps, 30,000 Mann, auf den Schlachtfeldern gefehlt haben; das Eine, indem es zu spät herangezogen wurde, das Andere, indem es einen unnüßen Hin und Hermarsch machen mußte.

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Eben so schwer, wie die hier schon genannten An= ordnungen zur Schlacht von Ligny, ist die so späte Angriffsstunde zu erklären.

Das Gelingen der ganzen Unternehmung beruhte

auf Schnelligkeit und Überraschung, auf der Hoffnung, die preußisch Armee, welche für sich allein schon der französischen überlegen war, angreifen zu können, ehe alle ihre vier Korps vereinigt waren. *) Und dens noch blieb der ganze Vormittag unbenußt.

Es war, als hätte sich mit der so glücklich gelun genen Überraschung der preußischen Armee am 15. Morgens alle jene rastlos drängende Thätigkeit aufgezehrt gehabt, welche die Karakteristik dieses Feldzugs seyn mußte. Denn von der Einnahme von Charleroi an sind alle weitere Schritte durch eine Berderben bringende Zögerung bezeichnet.

2.) Preußische Armee.

Obgleich die preußische Armee am 15. in ihren Kantonnements überrascht wurde, so hatte sie sich den= noch bis zu 90,000 Mann so schnell gesammelt, daß sie bei dem späten Vorrücken der Franzosen am 16. nicht mehr zur Schlacht gezwungen war. Ihr Rückzug hinter die Dyle konnte nicht gehindert werden. Die Vers einigung mit dem 3. Korps (von Namur), würde Morgens acht Uhr zwischen Gembloux und Gentin nes, jene mit dem 4. Korps (von Hanut) am Ende des Tages bei Wavre statt gefunden haben.

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Ein Rückzug hinter die Dyle erscheint nicht als so ungereimt. (streichische Milit. Zeitschrift.) Mit Tagesanbruch begonnen, war die Vereini gung mit der niederländischen Armee am 17. Morgens nicht zweifelhaft, und in dieser Vereinigung lag für die alliirten Feldherrn das leichteste sicherste Mittel zum

*) Siehe Gourgaud Campagne de 1815.

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