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mee von den Aspiranten zum Generalstab schon mitgebracht werden müssen, Staunen erregte, so darf man doch nicht zweifeln, daß die französische Kriegsverwaltung nur jene Kenntnisse von ih ren Generalstabsoffizieren fordert, welche sie, geleitet durch die Erfahrungen der leßten vierzig Jahre, bei den so mannigfältigen Verwendungen dieser Offiziere im Frieden und Kriege als unentbehrlich erkannt hat. Der französische Generalfab besteht aus 560 Offizieren. Sind diese Alle in den hier aufgeführten theoreti fchen Studien gründlich ausgebildet, und wissen sie alle iene praks tischen Aufgaben fertig und richtig zu lösen, so gereicht dieses den französischen Bildungsanstalten zum größten Ruhme; namentlich der politechnischen und der Militär-Spezialschule, so wie der Upplikagionsschule, welche dem Generalstabe so gelehrte Unterlieutenants zu seiner Ergänzung liefert. Wenn alles dieses theoretische Wissen der Jünglinge durch längere Dienste und Kriegserfahrung zur Reife gelangt ist, werden sie selbst schon zu höheren Chargen hinaufge stiegen seyn, und Frankreich dürfte sich in der Folge einer Menge von hochgebildeten Heerführern erfreuen. Wir überblicken hier zwar nur den Rahmen des Gemäldes, die Nomenklatur vieler Kennt nisse. Den innern Gehalt kann erst die Zeit in Thaten erproben.

I. Militärische Wissenschaft und Kunst. 1.) Des tail des besonderen Dienstes der Offiziere sowohl bei den Stäben im Innern, als bei den Armeen: Kenntniß aller Reglements des Dienstes. Im Innern: Aue Bureau Arbeiten bei dem Stabe einer Militär - Territorial - Divis sion: Korrespondenz, Stände der Truppen, Vefehle, Rapporte; Rekrutirung; Militärische Polizei und Justiz; - Truppen, inspektion; Instruktionslager und Manöver; Garnisons. und Sicherheitsdienst; Visitirung von Posten, Magazinen, Spitålern, Gefängnissen, Proviantanstalten, Kasernen, u. s. w. Bei den Armeen. Täglicher Dienst im Felde. Austheilungen; Ambulance; Verproviantirung; Untersuchung der Örtlichkeiten und Gebäude für die Verwaltungszweige. Dienst des General: quartiers: Wagenkolonnen; Botèn; Deferteure; Sauvegarden; Kriegsgefangene. — Kundschaftswesen. — Lager und Kantonniruns gen, nebst Verschanzung derselben. Marschordnung; Herstellung der Brücken und Wege; Führung der Kolonnen. Aus- und Eins schiffen der Truppen. Bürgerliche Vers

hältnisse.

Historisches Journal.

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Geodätische, topographische und statistische Urbeiten.

— 2.) Militär organisazion Frankreichs und der eu ropäischen Hauptmächte, in allen ihren Unterabtheilun 4) Operazionen:

gen.

3.) Taktik aller Waffen.

-

Feldzugsplane; Strategische Punkte, Linien, Bewegungen; Gren

sen; feste Pläke; kleiner Krieg; große Armeebewegungen; Posisionen; Schlachten; Rückzüge; Flußübergänge. Kantonnirungen. Gebirgskrieg. Belagerungen. Vertheidigung der Festungen. Küstenvertheidigung. - 5.) Rekognozirungen aller Art, mit

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6.) Fortifi

diesfälligen Planen, Berichten, Journalen. Fazion: Feldbefestigung. Permanente Befestigung. Minenwesen. Kriegsbrücken auf fester Unterlage. 7.) Artillerie in allen Theilen. Erzeugung der Geschüße, Lafetten, Fuhrwerke. Organis sazion und Verwendung. Ballistik. Pulver und Salpeter. Munitionserzeugung. Fabrikazion der Handwaffen. Kriegsbrücken auf beweg lichen Unterlagen. 8.) Militärverwaltung: auf dem Friedensfuß: Rekrutirung. Remontirung. Fuhrwesen. Verpfle= gung. Spitäler. Entlassung aus dem Dienste. Auf dem Kriegsfuß: Organisazion der Verwaltung einer Urmee. Leistun gen und Lieferungen in Geld und in Naturalien. Zahlungen. Ausz theilungen. Unterhaltsmittel der Truppen. Fuhrwerke der Armee und vom Lande. Umbulancen und Spitäler. Depots der Kriegsgez fangenen. Kriegszahlamt. Seldpost. Übergang vom Friedens auf den Kriegsfuß. 9.) Militäriustiz. Kriegs- und Revisions. Gerichte. Militärgefängnisse und Strafanstalten.

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II. Astronomie, physische und politische Geo: graphie und Statistik. Die Erste ziemlich ausgedehnt, in Theorie, sowohl als im praktischen Gebrauch der Instrumente und Berechnung der Beobachtungen, - die weite und dritte in erschöpfender Genauigkeit, besonders in den militärischen Theilen.

III. Geodäfie und Topographie. In der Ersten: die sphärische Trigonometrie, Optik, Messungen der Basis, Win: kel und Höhen. Gebrauch aller Winkelmeßinstrumente und des Barometers, und diesfällige Berechnungen; - in der zweiten: Aufnahme einer Gegend mit Instrumenten; Nivellirung; Verfers tigung der Plane.

IV. Angewandte Deskriptiv-Geometrie: ¡Civils und Militär-Baukunst; Straßenbau; Architekture und Per die Kenntniß und Berechnung der wichtig:

spektiv-Zeichnung;

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sten und gebräuchlichsten Maschinen.

V. Geschichte und Sprachen. In der Ersten die alls gemeine Völkergeschichte, und die Geschichte der älteren und neues ren Kriege; von der Zweiten: französische Sprache: korrekter Styl und sehr leserliche Schrift; lateinische Spras che Erklärung der Autoren zweiter Klasse; — deutsche Spra che: Lesen und Schreiben; die wesentlichsten Regeln der Syntaxis; Thema und übersehung; grammatische Analyse; deutsch Sprechen.

Arbeiten, welche die Kandidaten auf dem Ter

nach dem Gedächtnisse ausgeführt.

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rän, öder unter den Augen der Prüfungskommis fion, zu fertigen im Stande seyn müssen. 1.) Diensts liche Korrespondenz; die bei einem Stabe nöthigen Register; Trups penausweise; Tableaur der Bewegungen. 2.) Befehle zu Märs schen und Schlachten; Berichte über militärische Operazionen. 3.) Ausstecken der Lager, mit Zelten und mit Baraken. - 4.) Tor pographische, statistische und historische Ausarbeitung einer von der Kommission gestellten, die Kriegskunst betreffenden Aufgabe; mit Reise-Journal, Planer und Aufnahme mit dem Meßtische, oder mit der Buffole. 5.) Croquis einer militärischen Stellung, blos 6.) Grundriß des Entwurs fes einer Redute oder Lunette, und des Defilements dieses Wers fes. 7.) Grundriß der Konstruksion eines Minenbrunnens und einer Minengallerie. — 8.) Aufnahme eines Militärgebäudes; nebst einem dasselbe beschreibenden Memoire. - 9.) Plan einer Festung; nebst einem historischen und militärischen Memoire über diesen Plaß. Entwurf der Verproviantirung desselben für eine Belagerung, der Ausrüstung desselben mit Geschüß, Munizion und allem zur Vertheidigung nothwendigen Material, so wie der erforderli chen Besatzung. 10.) Grundriß einer Schiff- oder Floß-Brücke, einer fliegenden Brücke, oder Fähre. 11.) Plan, Profil und Voranschlag einer Belagerungsbatterie, mit Pulvermagazin. 12.) Plan und Aufriß einer Lafette, nebst Rohr und Proze. 13.) Ausführlicher Bericht über eine Untersuchung, welche in einem Spital, Kaserne, Verpflegsmagazin, Strafgefängniß, oder in einer fonstigen Militäränstalt vorgenommen worden. — 14.) Stereogra phische Proiekzionen auf dem Äquator, auf einem Meridian und auf einem Horizonte. 15.) Projekzion durch Abwickelung eines Kegels, nach den Methoden von Flamstead, oder vom Dépôt de la guerre. 16.) Entwurf einer Weltkarte von den natürlichen Eintheilungen der Erdkugel, mit Benennung der wichtigsten Bergketten und Gewässer. 17.) Physische, militärische und statistis sche Karte (Eintragung auf leeren Karten) von Frankreich, und von den Bassins des Rheins, der oberen Donau, des Po, und des Ebro; mit Angabe der wichtigsten Militäranstalten, Festun gen, strategischen Punkte und Linien. 18.) Geologische Karte des Baffins der Seine, mit einem Durchschnitt des Terräns des geologischen Bassins von Paris. 19.) Berechnung eines mit dem Repetizionskreise oder dem Theodoliten gemessenen Dreieckes, Berechnung der Längen, Breiten und Azimuths seiner Spiken, und Bestimmung der Verschiedenheiten des Niveaus, gegründet auf die von dem Kandidaten gemachten Beobachtungen. 20.) Zwei Grundrisse der Militärbaukunst; deren einer lavirt. 21.) 3wei

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Schattenrisse; wovon ebenfalls einer lavirt. 22.) Zwei Perspek tivrisse, der Eine nach einem topographischen Pläne, der Zweite nach der oben (unter Nummer E) verlangten Aufnahme eines Mis litärgebäudes. 23.) 3wei Grundrisse von Maschinen, wovon Einer nach einer Aufnahme, mit dem Schattenrisse und der Dars stellung. 24.) Ausführung einer Landschaftzeichnung mit Bleis stift oder Farben, welche die Ansicht einer militärischen Posizion darstellt.

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10.) Neuester Versuch mit Congrevischen Rake: ten und Perkussionsgewehren in Frankreich. Nach dem Moniteur hielt der Herzog von Orleans am 23. Dezember 1834, in Begleitung des Generals Gourgaud, auf der Esplanade des Schlosses von Vincennes Revue über die in dieser Festung als Besaßung befindliche Artillerie und Infanterie. Auch wurden, zum Schlusse der Schulen von 1834, Versuche mit Congrevischen Raketen nach einem neuen Verfahren gemacht, und dann die Flinten nach dem Modell von Charrois probirt. Zuleht ward noch eine Übung mit Mörsern nnd Kanonen vorgenommen. Der Moniteur spricht über diese Versuche folgende Meinung aus: Durch die neue Vervollkommnung scheinen die Congrevischen Ra Feten, bei einem Kriege auf offenem Felde und bei günstigem Ter: rän, wahre Vortheile darzubieten. Doch läßt sich sehr zweifeln, daß die Raketen jemals die Weite und Richtigkeit des Schusses unserer Feuerschlünde erreichen werden. Sie werden wahrscheinlich in der Folge einen Theil unserer Kriegsvorräthe ausmachen, aber nur als Nebensache, und für gewisse Umstände berechnet. Der Krons prinz ließ auch im Laufe des Tages drei Feldbatterien, so wie ein Bataillon des 46. Linien-Regiments mit Perkussionsflinten, manövriren. Man verlangte schon lange für die Armee die Annahme eines Systems, wo man sich der tragbaren Waffen unter Umständen bedienen könnte, welche bisher diesen Waffen den größten Theil ihrer Wirksamkeit entzogen. Man weiß, daß mehr als einmal die Infanterie, deren größte Kraft, vorzüglich in der Des fensive, in ihrem Feuern besteht, durch den Regen entwaffnet ward. Die Nazion, die zuerst mit guten Perkussionsflinten ins Feld rücken würde, dürfte gegen die Anderen mit gewöhnlichen Flinten große Vortheile haben. Es ist aber sehr schwer, ein gutes Perkussionssystem für die Armee einzuführen, und der Beweis liegt darin, daß Preußen, das darüber mehrere Versuche gemacht hat, jekt darauf verzichtet haben soll. Frankreich fährt in seinen Versu chen fort, und macht sie in einem großen Maßstabe. Ein erstes Muster ward in einer unserer Waffenfabriken verfertigt. Man hat 1,200 Flinten an die Truppen abgeliefert, und seit einem Jahre

zahlreiche Versuche damit gemacht. 600 Flinten, von einem andern Muster, wurden an das Bataillon des 46. Regiments abgeliefert, das heute (am 23. Dezember) zu Vincennes im Feuer exerzirte Diese Versuche sind noch nicht geendigt, und werden wahrscheinlich noch den ganzen Winter fortdauern."

11.) Roberts neu erfundener Perkussionsappa: rat für Kanonen. über diese Erfindung geben das Maiheft 1834 des Bulletin de la société d'encouragement, und das erste Oktoberheft 1834 von Dinglers politechnischem Journal ausführli, che, mit Zeichnungen begleitete Berichte. Wir theilen hiervon einen gedrängten Auszug mit. Um die albekannten Nachtheile zu be feitigen, welche mit dem Loszünden der Geschüße durch die Lunte, oder durch das Zündlicht, verbunden waren, hat man seit mehre ren Jahren bei verschiedenen Artillerien die Zündkapseln ans zuwenden gesucht. Diese wurden auf das Zündloch geseßt, durch den starken Schlag eines feitwärts am Rohre um einen Zapfen befestig ten Hammers entzündet, und pflanzten das Feuer, mittelst einer Stoppine, durch die ganze Länge des Zündloches und die Hülle der Patrone fort. Über das durch das Zündloch entweichende Gas warf dann den Hammer mit Gewalt zurück, und beschädigte des fen Zapfen. Uuch schleuderte es die Überreste der Kapseln und Stov pinen nach allen Seiten; wodurch mancher bedienende Artillerist im Gesichte verwundet wurde. Man suchte zwar, durch eine bes fondere Vorrichtung, es zu bewirken, daß der Hammer nach jedem Schlage früher in seine vorige Stellung zurücksprang, als das Gas aus dem Zündloche herausdrang; aber ein solcher Mechanismus mußte sehr zusammengefeßt, und daher gebrechlich seyn; folg lich konnte man auf seine Dauer in der Schlacht nicht mit Sicher heit rechnen. Dann war eine solche Kanone, nach eingetretener Unbrauchbarkeit des Hammers, auch nicht alsogleich wieder nach der alten Methode, mit Zündkraut durch Lunte oder Zündlicht, abzufeuern, und dieselbę blieb also, da der Apparat zur Perkuss fion nicht sogleich herzustellen war, wenigstens für diesen Tag unbrauchbar. Es war daher wünschenswerth, eine neue Art von · Hammer auzuwenden, bei welchem die Dauer gesichert, und die von dieser Zündart herbeigeführten Beschädigungen der Manns schaft vermieden würden; und eine Stoppine zu ersinnen, wels che sowohl durch den Schlag des Hammers, als im Falle, wenn dieser durch irgend einen Zufall, z. B. durch eine feindliche Kus gel getroffen, dennoch undienstbar würde, auch auf die bisher gewohnte Art: durch Lunte oder Zündlicht, in Feuer gefeßt werden könnte.

Die neue Erfindung des Herrn Robert besteht nun darin,

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