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Dinge erfordern konnte.

Daß das erste Korps eine dasselbe zur Selbstständigkeit erhebende Formazion hatte, kam wahrscheinlich daher, daß es beinahe ganz aus den belgischen Truppen bestand, welche noch nach französischer Organisazion aus allen Waffen zusammen geseßt waren.

Der Feldzug von Waterloo.

Einleitung.

Als sich im Frühjahre 1815 die Heere beinahe aller europäischen Mächte den Grenzen Frankreichs näherten, um die Wiederentthronung Napoleons mit der Gewalt der Waffen zu erzwingen, entschloß sich dies ser, dem Angriff seiner übermächtigen Gegner zuvorzukommen, und durch einen überraschenden Schlag den Theil ihrer Streitkräfte zu lähmen oder zu vernichten, der ihm am schnellsten gefährlich werden konnte. Es war dieser die in den Niederlanden hart an der franzősischen Grenze schlagfertig bereit stehenden englischen, preußischen und holländischen Armeen, welche die Bestimmung hatten, über Maubeuge gegen Paris vorzubringen, sobald die Heere des Ober- und MittelRheins in Verfassung seyn würden, die Operazionen gleichzeitig zu beginnen. Mit dem 1. Juli hoffte man, den Feldzug eröffnen zu können.

Alle von den Alliirten gegen Frankreich in Bewegung gesetzten Heere zählten zusammen eine Million und 39,000 Mann. Hiervon befanden sich 267,000 Mann in den Niederlanden, und zwar 209,000 Mann zur Theilnahme an dem Feldzug, die übrigen 58,000 Mann aber zur Beseßung der Festungen bestimmt. Diese

die nördlichen Grenzen Frankreichs bedrohenden Streit kräfte waren in zwei Heere getheilt, wovon das Eine, unter der Benennung niederländisches Heer, aus Engländern, Hanoveranern, Holländern, Braunschweigern, Nassauern, Dänen und Hanseaten bestehend, den Befehlen des Herzogs von Wellington untergeordnet war; das Andere aber, Niederrhei nisches benannt, und ganz aus Preußen gebildet, durch den Marschall Blücher kommandirt wurde. Bei dem Ersteren waren zur Zeit des Anfangs der Feindseligkeiten die Kontingente von Dänemark und den HanfeStädten noch nicht eingetroffen.

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Die Gesammtmacht Frankreichs betrug beim Ausbruch des Krieges nicht mehr als etwa 350,000 Mann, wovon nur 180,000 Mann schlagfertig, die übrigen aber, noch in ihrer Organisazion begriffen, in den Feftungen vertheilt standen. Weitere 300,000 Mann solle ten im Laufe des Sommers von den Kammern verlangt, ausgehoben, und bis zum Spätjahre organisirt werden. Für die Ausführung des gegen die Niederlande beabsich tigten Schlages versammelte Napoleon von jenen 180,000 Mann zu Anfang Juni nahe an 116,000 Mann vor dem Angriffspunkte Charleroi.

In diesem Zeitpunkte (5. Juni) hatten die hier in Szene tretenden Heere folgende

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Von Uth nach Nivelles etwa 11 Lieues.

Von Brüssel nach NivelLes etwa 7 Lieues.

Von Grammont nach Ni velles etwa 10 Lieues.

Von Namur nach Fleu

rus etwa 5 Lieues.

Von Charleroi nach Fleu

rus etwa 3 Lieues.

Von Ciney nach Fleurus

etwa 11, Lieues.

Von Lüttich nach Fleu

rus etwa 21 Lieues.

Von Hanut nam Fleu

rus etwa 12 Lieues.

Bei dieser Vertheilung der gegenseitigen Streitkräfte bedurfte der französische Kaiser wenigstens

*) Eine Lieue ju 2,000 Toisen oder 5,000 Schritten.

viermal mehr Zeit zur Versammlung feiner Armee vor einem der Angriffspunkte an der Sambre, als die Alliirten für die Zusammenziehung ihrer beiden Urmeen auf einen gemeinschaftlichen Vereinigungspunkt. Jedes der alliirten Heere, einzeln genommen, konnte noch weit schneller versammelt fenn; das niederrheinische in sechsunddreißig Stunden, das niederländische sogar in vierundzwanzig Stunden; während die franzősische Armee hierzu wenigstens acht Tage bedurfte. Überdieß war jede dieser Armeen für sich allein schon zahlreich genug, um der französischen, wenn sie Angriffs= weise zu Werke gehen sollte, so lange Widerstand zu leisten, bis die Andere ihr zu Hilfe kommen konnte. Die Gefahr, in den Kantonnirungen überrascht zu werden, schien daher für die Alliirten nicht wohl möglich. Auch hielt man überhaupt den Fall der Iniziative von französischer Seite nicht für wahrscheinlich. Sollte er jedoch eintreten, so erwartete man den Angriff auf einer der drei Operazionslinien von Maubeuge, Charle= roi, oder Rocroy.

Ungeachtet nach allem Diesen für die Franzosen keine Wahrscheinlichkeit vorhanden war, die Alliirten in ihren Kantonnirungen zu überraschen, auf wel che Prämisse der Feldzugsplan des französischen Kais fers gegründet war, - gelang es diesem doch, mit feiner Urmee auf dem Angriffspunkte der inneren Operazionslinie zu erscheinen, als die Alliirten noch nicht an die Möglichkeit eines ernsthaften Angriffs glaubten.

Ehe wir zu der gedrängten Darstellung des Feldzugs selbst schreiten, wollen wir, unter Zugrundlegung der wirklich stattgehabten Ereignisse, den Gang auszumitteln suchen, welchen der Feldzug, auf einer de

beiden äußeren, von den Alliirten ebenfalls fupponirten, Operazionslinien geführt, hätte nehmen können. Operazionslinie über Maubeuge.

Wir beginnen mit der äußern linken über Maubeuge. Sie trifft in die Mitte der Kantonnirungen des niederländischen Heeres.

Franzosen.

120liirte.

Erster Operazionstag

Zum Beginn der Operazion konnte die französische Ur mee am Vorabend des ersten Tages auf folgenden Punkten versammelt seyn:

Rechter Flügel: 3. und 4. Korps, hinter der Sambre bei la Buiffiere und Hantes, auf der Straße von B ́e a umont nach Binch.

Centrum: 6. Korps, Gar: den, Reserve-Kavallerie, ebenfalls auf dem rechten Ufer bei Solre fur Sambre, auf der Straße von Beaumont nach Mons.

Linker Flügel: 1. und 2. Korps vorwärts der Sambre bei Maubeuge, an der Stras fe von Mons.

Das kaiserliche Hauptquartier in Beaumont.

Mit Eintritt der Dunkelheit konnten bei Solre sur Sam bre und Hantes die nöthigen Brücken geschlagen werden, und der Übergang gleich nach Mitternacht beginnen. Da die Reiterei, und selbst die Infante: rie, sich zugleich der Furthen be, dienen konnte, und da die feind

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