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quartier gelangten, Berichten wiederholtes Versprechen ließen hoffen, daß die Übergabe der Festung sich lange genug verzögern werde, um vorher noch die Vertheidigungsanstalten an den bedrohten östreichischen Grenzen nach Möglichkeit vervollständigen, und die Aufstellung der vorhandenen Streitkräfte auf das zwecke mäßigste verändern zu können.

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Am 22. Jänner wurde in Roveredo Kriegsrath gehalten. Dieser fand es unmöglich, mit 31,000 Mann die lange Linie von Tion bis an die Küste des adriati schen Meeres gleich hinreichend zu decken, und erkannte die Nothwendigkeit, die Mehrzahl der Truppen zur Besetzung jenes Theiles dieser Linie zu verwenden, welHer durch Terränhindernisse am wenigsten geschützt war, und daher den feindlichen Angriffen zunächst ausgesetzt blieb. Auf dem rechten Flügel der Linie bot Tirol, mit Hochgebirgen umgeben, einem aus Italien nahens den Feinde nur wenige Eingänge, die alle leicht zu vers theidigende Engpässe waren. In diesem Lande hatten. sich bereits, wie schon erwähnt, 10,000 Milizen aufgestellt; auch der Landsturm war bewaffnet, und bes reit, dem Sammelpläßen zuzueilen. Das Land war übrigens durch die lange Anwesenheit des kaiserlichen Heeres an Lebensmitteln so erschöpft worden, daß man dem feindlichen Oberfeldherrn nicht die Absicht zutrauen konnte, seine Hauptmacht dahin zu führen, wo sie keinen Unterhalt gefunden hätte. Die dermalen an und auf dem Montebaldo stehende Division Joubert aber schien nicht stark genug, um den Verfuch zu wagen, in Mitte des strengen Winters durch die mit Schnee bedeckten Alpen in das Innere eines Landes zu dringen, dessen männliche Bevölkerung zur Vertheidigung der

Heimath gerüstet war, und in derselben durch das so sehr durchschnittene Terrån unterstüßt worden wäre.

Auf dieser Seite schien also jezt noch kein feindlis Her Angriff zu erwarten, und, wenn er wirklich geschah, kaum zu fürchten. Dem linken Flügel der Linie droheten weit bedeutendere Gefahren. Dort lu den die offenen, überall mit guten Straßen durchzo. genen, wohl bevölkerten, nahrungsreichen Landschaften der venezianischen Terra ferma und Friauls die Franzosen zu einer Unternehmung gegen InnerStreich ein, welcher, außer einigen wenig bedeutenden Flüssen, keine anderen Terränhindernisse entgegen ftanden; wo auch keine Volkserhebung zu erwarten. schien, welche der vorgedrungenen Kolonnen Flanken, Rücken und Verbindungen gefährdet hätte. Nach dem der Kriegsrath alle diese Umstände erwogen hatte', wurde der Beschluß gefaßt: „weil auf der Seite von Friaul die größte Gefahr drohe, dort auch den Haupttheil aller für jekt zu Gebote stehenden Streitkräfte zu versammeln."

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"In Tirol sollte der Gen. Baron Loudon mit 10 Bataillons, 15 Kompagnien und 2 Eskadrons, oder 7,428 Mann, verbleiben, und die Landmiliz sich mit den Linientruppen zur Vertheidigung der Grenze vers einigen. Die Verwendung der Truppen würde folgens de seyn: am linken Ufer der Etsch Gen. Vu kassevich mit 2,851 Mann bei Seravalle, am rechten Ufer Oberst Döller mit 1,400 Mann zwischen Belluno und Chizzola, — Oberst Wolf mit 992 Mann bei San Valentino, vorwärts Avio, auf dem Montebaldo, - Oberst Bianchi mit 1,665 Mann am Garda See, zur Besetzung von

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Nago, Riva und Torbole,

Oberst Brodanos

vich mit 530 Mann zur Bewachung der Judikarien, der Stellung Sant Albertó auf den Monte Du rone und des Postens Stenico an der Sarca. - Die Verschanzungen bei Seravalle, Chizzola und San Valentino sollten verbessert, vermehrt und mit Geschüß versehen, und die Organisirung der Landesschüßen mit größtem Eifer betrieben werden."-

"In der venezianischen Ebene an der Brenta würden alle übrigen östreichischen Streitkräfte sich zusammenziehen.“ Diese betrugen 34 Bataillons, 16 Kompagnien, 15 Eskadrons, oder 23,717 Mann. Noch am nämlichen Tage wurden die in Tirol, nach dem neuen Plane, überflüssigen Truppen zum Marsche nach Bassano beordert.

Die Ausführung dieser Beschlüsse hatte bereits be gonnen, als am 23. Jänner im Hauptquartier Rove. redo die Nachricht eintraf: „daß 10,000 Franzosen in Padua, 9,000 in Vicenza eingerückt seyen, und daß der Vortrab der Lesteren sich bereits Bassano nahe."In Folge dessen wurde sogleich eine neue Marschdispofizion hinausgegeben. Die Hauptzüge derselben, und die dadurch zu erreichenden Resultate waren folgende:

Bei Bassano an der Brenta stand damals schon der Gen. Bajalich mit 2 Bataillons, 4 Kompag nien, 9 Eskadrons Husaren und 2 Kanonen. Gen. Köblös marschirte mit seinen 8 Bataillons durch die Sette comuni, und sollte durch das Val astico, über Marostica, eben am 23. Jänner Bassano erreichen. Die neue Disposizion trug ihm auf, im Falle die linke, unter Massena in Vicenza eingetroffene, feindliche Kolonne ihm den Weg nach Bassano verlegen wollte, sich

diefen mit Gewalt zu öffnen. Gen. Graf Mi t« trowsky hatte bereits am 22. zu Borgo di Val suggana den Befehl erhalten, seine 4 Bataillons,

Eskadron so in Marsch zu sehen, daß die verschie denen Abtheilungen derselben spätestens am 25. und 26. in Bassano eingetroffen wären. Von der Etsch sollte der Gen. Fürst Reuß mit 10 Bataillons 4 EsEadrons am 25. Jänner aufbrechen, und durch das Val Arsa und Val suggana am 28. Jänner Bassano errei chen. Die Generale Ocskay mit 4 Bataillons, und Seckendorf mit 4 Bataillons, 6 Kompagnien, 2 Eskadrons würden am 24. ihre Truppen bei Roveredo versammeln, am 25. nach Trient, und dann, einen Marsch hinter der Kolonne des Fürsten Reuß, durch das Val suggana marschiren, folglich am 29. Jänner in Bassano eintreffen. Eben dahin wurden bestimmt 1 aus dem Innern am 23. im Val suggana ankommendes komponirtes ungrisches Bataillon; dann die aus Voralberg zu erwartende Brigade des Gen. Baron Graffen, deren erste Kolonne am 31. Jänner, die zweite am 3. Februar zu Landeck einzutreffen hatten.

Am 25. Jänner wurde diese Disposizion nur in so weit abgeändert, daß Gen. Ocskay mit seiner Brie gade einen Marsch hinter der Brigade Seckendorf zurückblieb, daher erst am 30. Jänner in Bassano einrücken konnte, und daß er 2 seiner Bataillons in dem Val suggana zur Besetzung von Caldonazzo, Borgo und Grigno zurücklassen mußte. —

Die Stellung, in welcher alle diese Truppen sich vereinigen sollten, lag vorwärts der Stadt am rechten Ufer der Brenta. Sie stüßte sich links bei Ungaran an den Fluß selbst, rechts an die von den Gebirgen der Sette coÖstr. milit. Zeitsch. I. 1835.

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muni herablaufenden Höhen, und war wohl verschanzt. Wenn eine feindliche Übermacht früher dieser Stellung nahte, als das ganze Korps in derselben vereinigt wäre, und wenn daher die bereits dort eingetroffenen Truppen zur Vertheidigung zu schwach wären, sollten sie den Rückzug an die Piave nehmen. In diesem Falle mußten die Generale derselben dann Sorge tragen, die Zugänge von Feltre und Fonzaso gegen Belluno durch starke Abtheis lungen zu sichern.

Am nämlichen Tage (den 25. Jänner) wurden auch dem Gen. Loudon die leßten Verhaltungsbefehle ertheilt: „Der General sollte die Zugänge des Montebaldo, in den Stellungen bei San Valentino, Chizzola und Seravalle, so lange als möglich erhalten. Würde der. Rückzug über Roveredo nach Calliano nothwendig, so müsse tiefer Marsch so langsam ausgeführt werden, daß die Magazine von Trient gerettet, und die vielleicht noch durch das Val suggana gegen Bassano marschirenden Truppen früh genug davon benachrichtiget werden konnten, um für die Sicherheit ihres Rückens zu sorgen. Die von Natur starke Stellung bei Calliano folle dann wenigstens so lange vertheidigt werden, damit der F3M. Alvinky alle jene Truppen aus dem Bal suggana an die Brenta, und von da an die Piave führen könne. Müßte auch die Stellung von Calliano verlassen werden, so solle sich Gen. Loudon in jene am Bache Lavis (l'Avisio) zurückziehen.“

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Derlette Bote von FM. Wurmser aus Mantua war am 24. Jänner angekommen, und hatte Nachricht gebracht, daß die Garnison mit Lebensmitteln bis 28. Jänner versehen sey; daß der Feldmarschall aber suchen. werde, sich noch einige Tage länger zu halten.“

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