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Kriegsglück mit seiner wunderlichen Laune ist bald auf dieser, bald auf jener Seite. Man sieht es am Ende, sich gegen seine alten chooskinder erklären, die, aus Mangel an Vertrauen zu ihm, seiner Vorliebe nicht mehr werth schienen.

Die einfachste Erklärung so mancher Widersprüche mag in den persönlichen Eigenschaften der Feldherren und in dem Einfluß zu finden seyn, welchen die Ereig nisse der lezt vorhergegangenen Kriege auf sie haben mußten. Wie ganz anders würde die Sache ausgefallen feyn, wenn nur die Rollen der beiden Heerführer der Alliirten gewechselt waren; wenn Wellington das preußische Heer, Blücher das Niederländische kom. mandirte. Würde wohl der berechnende vorsichtige Wellington, geleitet durch die Grundfäße einer engli schen Politik, nach der Schlacht von Ligny seine Oper razionslinie nach dem Rhein aufgeopfert, würde er, an der Dyle in Flanken und Rücken angegriffen, den gewagten Marsch durch die Defileen nach St. Lambert gemacht haben? Würde dagegen der kühne entschlossene Bücher vor dem schwächeren Gegner einer zweiten Schlacht bei Quatre bras, nachdem er am ersten Tage Sieger geblieben, ausgewichen seyn?!

Daß sich der Verfasser darauf einließ, dem wahrscheinlichen Resultate nachzuspüren, welches der Feltzug auf einer der beiden äußeren Operazionslinien (Maubeuge und Rocroy) mit sich geführt haben könnte, ist ein Versuch, dem man nicht die Absicht einer Kritik unterlegen darf. Die Gelegenheit, eine Folge von Operazionen zu entwerfen, welchen sich wirk lich flatt gehabte Ereignisse so leicht zum Grund legen

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lassen, bei welchen folglich nicht Alles dem Idealismus anheim fällt, war eine zu anziehende Aufforderung zur Vervollständigung der Beurtheilung des Feldzuges, um sie unbenüßt von der Hand zu weisen.

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Wenn man sich in den Bemerkungen zu den statt gehabten Ereignissen hin und wieder bis in organische und taktische Details herunter geführt sieht; wenn hier in sogar Exkursionen vorkommen, welche den all. gemeinen Gang der Sache auf eine trockene Weise unterbrechen; so mag dieß Entschuldigung darin finden, daß, vor allem im Kriege, sehr oft die größten Resultate durch sehr geringfügig scheinende Ursachen veranlaßt find; daß in den meisten geschichtlichen Darstellungen diese oft tief unten liegenden Ursachen unbeachtet übergangen werden, und in dem Schimmer ihrer groBen Wirkungen verschwinden; daß endlich durch diese Gleichgültigkeit, sie zu erforschen, für die Kriegskunst manche nüßliche Lehre verloren geht. So lag z. B. das Mißlingen des ersten französischen Angriffs auf Hane sainte in der ungeschickten taktischen Ans ordnung der Truppen. Es ist aber sehr wahrschein. lich, daß der Kaiser die Schlacht von Waterloo gewonnen hätte, wenn bei diesem Angriff der englische linke Flügel geworfen wurde; wozu schon ein guter Anfang gemacht war. Welch ein Unterschied in den Resultaten, wenn der Kaiser Wellington zum Rückzug nöthigte, ehe die Preußen herangekommen!

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Der historische Erkurs ist vorzüglich deshalb aufgenommen, um den mächtigen Einfluß herauszuheben, welchen eine strenge Kriegszucht zu allen Zeiten auf die Ereignisse des Krieges ausgeübt hat. Da man

von der Disziplin bei manchen Heeren der heutigen Zeit kaum noch ein ärmliches Stückchen der Schale findet, so mag es erlaubt seyn, von dem Kerne, der so herrli che Früchte treibt, hin und wieder wenigstens in Schrif ten etwas zu kosten.

Noch ist ein Wort über die für das Niederschreis ben gewählte Form zu sagen. Es ist nämlich der ges schichtliche Theil in zwei Kolonnen nebeneinander ges fest, um die Anordnungen, die Bewegungen, u. s. w., welche bei den verschiedenen Heeren zu gleicher Zeit statt fanden, oder welche in gegenseitiger Beziehung zu ein, ander stehen, in demselben Momente vor Augen zu führen, und die Beurtheilung dadurch zu erleichtern. Der so hartnäckig bestrittene Punkt, daß die Aliirten nicht überfallen worden seyen, löset sich bei dieser Darstel, lungsart nicht allein von selbst, sondern auch auf die auffallendeste Weise.

Stärke und Eintheilung der französischen Armee in dem Feldzuge von Waterloo 1815.

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Das Verhältniß der Waffengattungen war demnach folgendes: Nahe an Infanterie und Reiterei, über Artillerie, Genie-Korps. An Geschüß auf 1,000 Mann etwas über 3 Stücke.

Eintheilung.

Diese Truppenmasse war eingetheilt: in 4 Linien-Korps, aus allen Waffen bestehend; in Infanterie-Reserve, mit zugehöriger Artillerie; in Kavallerie-Reserve, mit ihrer Artillerie;

in die Garden, zusammengesezt aus allen Waffen.

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Bestand eines Linien-Korps: an Infanterie 3 bis 4 Divisionen; Reiterei 1 Division; so viel Sechspfünder Batterien als Divisionen; eine Zwölfpfünder-Reserve-Batterie; die nöthigen Detaschements vom Geniekorps, Gensdarmerie und Ambulance-Trän. Bestand einer Infanterie-Division: 2 Brigaden, jede zu 4 bis 9 Bataillons; 1 Sechs. pfünder Batterie von 8 Geschützen; 1 Genie Kompagnie.

Bestand einer Kavallerie-Division: 2 Brigaden, jede zu 2 Regimenter; das Regiment zu 2, 3 bis 4 Eskadrons, meistens nur 3 Eskadrons; 1 Sechspfünder reitende Batterie von 6 Geschützen.

Bei einzelnen Brigaden und Regimentern, fanden unbedeutende Ausnahmen (vermindernde) statt.

Die numerische Stärke eines Bataillons war im Durchschnitt 5oo Mann; die einer Eskadron 130 Mann; die einer Infanterie-Division 4,000 bis 5,000 Mann; einer Kavallerie-Division 1,500 Mann. Auf jedes Geschüt kamen 20 Mann von der Artillerie.

Linien-Korps.

1. Korps Erlon. 4 Infanterie, 1 Kavalle. rie-Divisionen mit 32 Ba taillons, 11 Eskadrons.,

2. Korps Reille. 4. Infanterie-, 1 Kavalierie: Divisionen mit 42 Bataillons, 14 Eskadrons.

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Zu diesen Summen gehören noch die der GenieKompagnien, Gendarmes-Detaschements, Equipagenträn, u. f. w.

Infanterie-Reserve.

6. Korps Lobau: 3 Infanterie Divisionen, 5 Batterien, wovon 2 Reserve-Batterien sind; Leßtere Zwölfpfünder-Batterie zu 8, und 1 reitende zu 6 Ge= schüßen. Jeder Infanterie Division war eine Sechspfünder Fuß-Batterie zugetheilt, außerdem 1 Kompag nie vom Geniekorps. Bei den Reserve-Batterien befan= den sich ebenfalls ́1 Genie- und 1 Ouvrier-Kompagnie. 24 Bataillons Infanterie 11,000 Mann

Artillerie 770 "

11,770 Mann, 38 Geschüße.

Kavallerie Reserve.

:

Getheilt in 4 Korps, jedes zu 2 Divisionen; die Division zu 2 Brigaden und einer reitenden Bat

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