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Die sowohl in Berlin als anderwärts eingegan= genen Kontribuzionsgelder betrugen im Ganzen gegen 300,000 Thaler. Sie wurden von dem Gen. Hadik,

nach Abschlag der 25,000 Thaler, welche für die Truppen bestimmt und an diese vertheilt wurden, von Hoyers werda aus an die E. E. Feldoperazionskasse in Baußen abgeführt. Es ist gänzlich ungegründet, daß, wie einige auswärtige Schriftsteller jener Zeit behaupten, ein grofer Theil dieser Gelder dem FML. Hadik auf dem Rückmarsche wieder wäre abgenommen worden.

Der FML. von Hadik, dem vor Allen die Ehre dieser, von dem schönsten Erfolge gekrönten, kühnen Unternehmung gebührt, hatte dieselbe, wie schon früher erwähnt, mit Einsicht, Überlegung, Vorsicht und Klugheit eingeleitet, und bei der Ausführung sich als einen kenntnißreichen, kriegserfahrenen, muthigen und ta pfern General erwiesen, indem er bei dem Angriffe auf die feindlichen Bataillone in der Stadt an der Spis Be seiner Reiterei der Erste in die feindlichen Reihen einbrach. Aber auch seinen Truppen von jeder Waffengattung gehört die rühmlichste Erwähnung; sie hatten, nach dem letzten Berichte Hadiks an den Prinzen von Lothringen, dem er übrigens an jedem Tage eine Meldung über den Gang seines Unternehmens eingeschickt hatte, an Muth, Tapferkeit, Bereitwilligkeit, Ausdauer und Gehorsam jede gerechte Forderung übertroffen. Alle Offiziere vom General bis zum jüngsten Fähnrich, so wie die gesammte Mannschaft, waren von einer gleichen Ergebung beseelt; und daher kam es auch, daß ein solcher Handstreich auf so weite Entfer nung möglich war, ohne Exzesse von irgend einer Art im Gefolge zu haben.

Die Kaiserinn Königinn, in Allem groß, war es vorzüglich in ihren Belohnungen klug ausgeführter mannhafter Kriegesthaten. Nachdem sie den Bericht des Oberbefehlshabers der Armee, des Prinzen Karl von Lothringen, über den glücklichen Erfolg der Unternehmung Ha= diks nach Berlin empfangen hatte, erließ sie folgendes huldvolle Handschreiben an denselben :

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Wir haben dir andurch unsere ob der von dir so „klug und wohl ausgeführten Unternehmung gegen Ber„lin geschöpfte gnädigste Zufriedenheit, und daß uns „die hierbei von den Generalen, Offiziers und Gemei „nen nicht nur erwiesene standhafte Tapferkeit, sondern „auch der von lekteren in sothaner occasion bezeigte blin „de Gehorsam und eingezogene Betragen zu „ausnehmendem Wohlgefallen gereiche, zu erkennen zu geben, das Vergnügen machen wollen, und „beziehen uns des Weitern auf jenes, was sowohl dir, ,,als unserm Oberstfeldzeugmeister Baron von Marschall ,,durch unsern Hofkriegsrath diesfalls zukommen wird, ,,dir mit kaiserlich königlicher Huld und Gnade gewo"gen bleibend.“

,,Maria Theresia."

FML. von Hadik erhielt als erste Anerkennung seines erworbenen Verdienstes das Großkreuz des neu errichteten militärischen Marien Theresien- Ordens. Eine Menge Beförderungen belohnten den größeren Theil der Stabs- und Oberoffiziere, die sich bei dieser Gelegen= heit ausgezeichnet hatten.

Die Kaiserinn Königinn begnehmigte vollkommen die Vertheilung der zum Geschenke für die Truppen be stimmten 25,000 Thaler, und da FML. von Hadik für sich nicht das Mindeste genommen hatte, so bestimmte Östr. milit. Zeitsch. I. 1835. R

die Kaiserinn Königinn ihm aus eigenem Antriebe ein Geschenk von 3000 Stück Dukaten, und schrieb eigenhándig ad marginem des Berichts über die Austheilung des Geldes: „die Austheilung ist sehr mode„rat gewesen, und sehr schon von ihme, „daß er nichts genommen; resolvire ihme „also 3000 Tukaten.“

Thielen,

f. f. Premier-Rittmeister, zugetheilt dem Generalquartiermeisterskabe.

II.

Einige Betrachtungen über Feldmanöver.

Die Jahre des Friedens sind nach einer gewiß höchst richtigen Würdigung nicht ganz geeignet, den Soldaten für seinen schönen Beruf vollkommen heranzubilden, und schwierig bleibt in dieser Hinsicht stets die Anwendung des praktischen Saßes: daß man sich im Frieden für den Krieg bilden solle; so wie denn auch die Verwirklichung des alten Sprichwortes „Si vis pacem, para bellum" leicht gesagt, aber schwer auszuführen ist. Die Praxis liegt hier in beständigem Kampfe mit der Theorie. Finanzielle Rücksichten, ein schwacher Truppenstand, und eine ausge= dehntere Dislokazion sind, nebst verschiedenen anderen Umständen, als eben so viele Hindernisse für die tüchtige Ausbildung des Kriegers anzusehen. An diese reihet sich aber, als ein noch weit unangenehmerer Erfahrungssag, der falsche Wahn so Mancher: daß nur der Krieg den Soldaten erziehe; so wie anderseits die leidige Beobachtung: daß tiefe Friedensruhe meist zu entgegengesezten Beschäftigungen leitet, und bei Vielen das Bedürfniß nach weiterer militärischer Ausbildung er stickt. Nur dann, wenn die Wahrscheinlichkeit eines Krieges uns ernst entgegentritt, und die lockende Aussicht gewährt, die intellektuellen Kräfte bald in Wirksamkeit gesezt zu sehen, erwacht gewöhnlich der Drang

nach höherem Wissen in unserer Brust, und deutlicher tritt die Nothwendigkeit hervor, sich in den Berufspflichten zu vervollkommnen:

Aber ewig neu stellt sich das Wesen des Krieges auch dem erfahrensten Militär dar; nie lernt derselbe genug; immer wechseln die Fälle, und daher auch die ohnehin nur bedingte Anwendung der Regeln, und nirgends ist ein unaufhaltsames Fortschreiten auf der Bahn des Wissens so unerläßlich, als gerade in unserem Stande.

Die Lehren unserer Wissenschaft werden jedoch nur in dem Maße anschaulich und nußbringend, als man felbe auf verschiedenem Boden, und unter den mannigfaltigsten Voraussetzungen anwendet. Theoretische Unterweisung bahnt den Weg, und das Studium der Kriegsgeschichte seßt uns in den Stand, die begange nen Verstöße früherer Zeiten richtig zu beurtheilen, und uns selbst vor solchen Fehlern zu hüten. Aber damit hat der Staat noch keineswegs die begründete Überzeugung erlangt, daß seine Truppen und deren Führer dermaßen ausgebildet seyen, um ihnen die Erhaltung des Thrones unbesorgt anvertrauen zu dürfen. Deßhalb zwecken dann auch alle wohlberechneten Wehranstalten was immer für eines Landes darauf ab, sich durch Wa f fenübungen im Großen, während der Ruhe. des Friedens, geschickte Generale und kriegsgeübte Heere zu erziehen, und so entstanden die Feldmanö, ver, welche von jedem denkenden Militär als der Born angesehen werden, aus welchem alles Gute und Schöne quillt, das ein Heer im Laufe des Krieges an den Tag zu legen Gelegenheit findet.

Über die Nüßlichkeit der Feldmanöver bemerkt ein anerkannter militärischer Schriftsteller: „daß nur sie es

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