Abbildungen der Seite
PDF
EPUB

am 11. Oktober mit seinem kleinen Korps von Elsterwerda auf, und marschirte an diesem Tage 2 Meilen bis Dobrilugk; am 12. Oktober 34 Meilen nach Luck a u. Von hier aus verließ am folgene den Tage der Oberste U i h a z y mit seiner Abtheis lung die Hauptkolonne. Er hatte den Befehl, über Golfen, Baruth gegen Mittenwalde zu ziehen, und auf dem Wege so viel Kriegssteu ern wie möglich einzutreiben, während FML. Hadik am 13. Oktober mit der Hauptkolonne 24 Meilen bis Lübben marschirte. Hier traf er solche Anordnungen und Anstalten, als wäre seine Absicht, längs dem rechtem Ufer der Spree einen Kordon gegen Frankfurt an der Oder zu ziehen.

Am 14. aber sehte er vor Tagesanbruch feinen Marsch auf dem linken Ufer der Spree, auf der geradesten und kürzesten Straße, nach Berlin fort; nachdem er eine Abtheilung Husaren nach Beeskow geschickt hatte, um sich der dortigen Brücke über die Spree zu versichern, und zugleich die Gegend gegen die Oder zu beobachten. Er kam an diesem Tage 3 Meilen bis Bucholz. Auf dem Marsche dahin schickte FML. Hadik eine Abtheilung nach Neu Schadow an der Spree rechts ab, durch welche er dort alle Eisenguß- Öfen und sonstige Maschinen zur Erzeugung von Eisenmunizion zerstören ließ. 230 Bomben, 800 Haubiß Granaten, 1900 Kugeln und 25 messingene Stückkugelformen wurden nach Lübben transportirt, und der Rest des Vorrathes, noch über 2000 Bomben und viele unbrauchbare Haubißgranaten, wurde in die Spree geworfen.

Am 15. jog FML. Hadik in einem starken Marsche Östr. milit. Zeitsch. I. 1835.

[ocr errors]

von 4 Meilen bis Königs- Wüsterhausen. Von hier aus erhielt der Oberste Ujhazy den Befehl, ge= gen die Potsdamer Straße auf Berlin zu marschiren, um die Stadt vom Potsdamer Thore aus zu allarmiren. Da die Straße von Wüsterhausen nach Berlin durch eine offene freie Gegend führt, und dem General Alles daran gelegen seyn mußte, Berlin so lange unentdeckt wie möglich zu erreichen, so wandte er sich am 16. Oktober, nachdem er lange vor Tags aufgebrochen war, von der Hauptstraße rechts ab in den königlichen Wald, und gelangte nach einem Marsche von 4 Meilen durch die Alleen desselben unbemerkt am Ausgange des Waldes vor das schlesische Thor von Berlin.

FML. Hadik, der den Plan zu seinem Marsche nach Berlin, der feindlichen Hauptstadt, und alle dabei zu nehmenden Maßregeln, schon früher sehr genau übers legt hatte, traf bei seinem Einrücken in jede Marschstazion solche Anstalten, die es kaum denkbar machten, daß die Absicht seines Marsches in Berlin früher bekannt seyn sollte, als er selbst vor den Thoren dieser Hauptstadt stände. Wirklich war auch nur ein dunkles, unerklärtes Gerücht von einem sich nähernden feindlis chen Kavallerietrupp dem Stadtkommandanten von Berlin, G. von Rochow, zu Ohren gekommen, gegen welchen dieser die Verdopplung der Thorwachen für hinreichend hielt. Daher stieß Gen. Hadik auch durchaus auf keine Voranstalten zu seinem Empfange vorwärts der Stadt, und konnte bei dem Herausbrechen aus dem Walde diesseits des Floßgrabens seine Truppen so vortheilhaft aufstellen, daß die Vorhut bis zur Brücke über den Floßgraben vorgeschoben werden konnte, fo=

mit nur 6 bis 700 Schritte von dem schlesischen Thore entfernt stand; während die übrigen Truppen zugleich so aufgestellt und vertheilt waren, daß, ohngeachtet sei ner Nähe, die Stärke seiner Abtheilung nicht allein nicht ausgenommen werden konnte, sondern diese auch mehrfach so stark erschien, als sie wirklich war.

Um unsern Lesern hinlänglich verständlich zu seyn, wenn von der Stadt Berlin und von den Bewegungen Hadiks in ihr die Rede ist, dürfte es nöthig seyn, eine kurze Beschreibung dieser Hauptstadt, ihrer Lage, und ihrer Avenüen von jener Seite hier einzuschalten, von welcher die Östreicher sich ihr näherten. *)

Berlin liegt in einer Sandebene, 123 Fuß über dem Meere, auf beiden Seiten des Spreeflusses, wels cher die Stadt und Vorstädte in zwei große Hälften fcheidet. Sie besteht aus fünf miteinander verbundenen Städten: Berlin, Köln, Friedrichswerder, Neustadt und Friedrichsstadt; dann vier Vors städten: Königs-, Spandauer, Stralau ers und Louisen, sonst Köpeniker-Vorstadt; ist bei, nahe 1 Meile lang, 1 Meile breit, und mit einer 14 Fuß hohen Ringmauer eingefaßt, aus welcher 13 Landthore, 2 Wafferthore und eine Pforte führen. Wir haben es hier nur mit zweien dieser Städte: Berlin und Köln, dann mit der Stralauer- und Louis sen-Vorstadt, und von den Thoren mit dem schle=

*) Die dem gegenwärtigen Auffage beigefügte Skizzè zeigt jenen Theil der Stadt, welchen die Östreicher betraten, und ist die Nedukzion eines Kampagne-Plans, der während der Anwesenheit des FML. von Hadik in Berlin à la vue aufgenommen worden ist.

sischen und dem Kotbußer Thore zu thun; weil es nur diese Gegenstände waren, mit welchen die Östrei cher bei ihrem damaligen Aufenthalte in Berlin in Be rührung kammen.

Die Stadt Berlin liegt auf dem rechten Ufer der Spree; stromaufwärts vor ihr liegt die Stra lauer Vorstadt, welche an ihrem äußersten Ende, unweit von der Ringmauer, mit der Louisen-Vorstadt in geringer Entfernung von dem schlesischen Thore durch eine Brücke verbunden war, auf deren Mitte sich eine Zugbrücke befand. Die Louisen - Vorstadt liegt auf dem linken Ufer der Spree, und breitet sich vorwärts der Stadt Köln aus, die, ebenfalls auf dem linken Ufer liegend, durch mehrere Brücken mit Berlin zusammen hängt.

Zu der Luisen-Vorstadt führt von Außen das schlesische Thor; gleich rechts neben demselben steht die zuerst erwähnte Brücke. Das erste Thor links von dem Schlesischen ist das Kotbußer Thor. Zwi schen diesen beiden Thoren war innerhalb der Ringmauern ein großer freier Plaß, auf welchem die Östreicher, nachdem sie das schlesische Thor forcirt hatten, sich aufstexten.

Vor dem schlesischen Thore und auf ungefähr 6 bis 700 Schritte von demselben, zieht der sogenannte Floßgraben vorbei, der, nachdem er die ans dem königlichen Walde kommende und gegen das schlesische Thor führende Straße durchschnitten hat, unterhalb der Stadt in die Spree fällt. Zwischen ihm, über den eine steinerne Brücke führt, und dem schlesischen Thore steht rechts und links neben der Straße eine Reihe von Häufern. Dort, wo die Spree zwischen der Stras

Iauer und Louisen-Vorstadt die Ringmauer durchbricht, hat man außerhalb dieser Leßtern eine nahe ungehinderte Aussicht auf die Brücke, welche die beiden genannten Vorstädte mit einander verbindet. Der königliche Wald, oder, wie er jeßt auf den Planen der Stadt genannt ist, die Bergheide mit ihren Alleen, geht beinahe bis zu dem erwähnten Floßgraben. Hier nun, diesseits des Floßgrabens und in den Alleen der Bergheide, hatte FML. Hadik seine Truppen so aufmarschiren lassen, daß ihre Stärke durchaus in der Entfernung nicht zu beurtheilen war, und dieß um so we niger, als die Vorsicht war gebraucht worden, vor dem Walde Truppen von beinahe allen Waffengattungen zu zeigen.

Gleich nach seiner Ankunft schickte FML. Hadik einen Trompeter in die Stadt, mit der Anforderung einer Brandschaßung von 300,000 Thalern; verlangte vor Ablauf einer Stunde die Bezahlung dieser Summe, so wie das alsbaldige Erscheinen von vier Abgeordneten der Stadt vor ihm; drohte, widrigenfalls gleich nach Verlauf dieser Zeit die Stadt zu beschießen, und alle Zwangsmittel zu ergreifen, zu welchen ihn der Kriegsgebrauch berechtigte.

Erst nach anderthalb Stunden kam der Trompeter aus der Stadt zurück, und brachte folgende schriftliche Antwort von dem Präsidenten, dem Bürgermeister und dem Stadtrathe von Berlin: „daß, da man von ,,der Richtigkeit und Authenticität des erhaltenen Be,,fehls nicht überzeugt sey, der Magistrat um so weni„ger eine Antwort zu ertheilen im Stande sey, als ,,derselbe dermalen noch unter den Ordre des in Loko „befindlichen Gouverneurs stände, welchem der angeb

« ZurückWeiter »