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Am 7. meldete der Marquis de Langallerie, daß der Feind Guastalla verlassen, und seine im Ferras resischen am Po gestandenen Truppen zurückgezogen habe. Das Schloß von Casale hatte sich an 6. an den Herzog von Savoyen mit Kapitulation ers geben. Die Thore auf der Seite gegen die Stadt warr den sogleich von den Belagerern beseßt. Am 7. mar schivte die Garnison in Parade durch die gelegte Brez sche aus, und wurde kriegsgefangen. Sie bestand aus mehr als hundert Offizieren und weitausend Mann. Siebzig Kanonen und eine große Menge von Kriegsbedürfnissen fielen in die Hände der Sieger.

Das Wetter hatte sich zwar in den ersten Tagen des Dezembers etwas besser angelassen. Aber dies se Veränderung war von keiner Dauer. Abwechselnd überschwemmten immer neue Regengüsse das Land. Da nun der böse Zustand der Witterung, vereint mir der späten Jahreszeit und mit der beschwerlichen Aufbringungder Lebensmittel, alle fernern Kriegsunternehmungen unmöglich machte, so beschloß Eugen, den Feldzug zu enden, um den durch die vielfältigen Märsche, noch mehr aber durch die Mühseligkeiten,

Endlich empfiehlt der Prinz den Generalen die strengste Mannszucht. Der Erbprinz von Hessen, welcher am Oglio mit seinem Korps stand, wurde beauftragt, Bordolono zu befestigen, eine Brücke über den Oglio zu schlagen und zu Cremona's Einschließung mitzuwirken. Der Marquis Vis, konti hatte den Oberbefehl über alle im Piacentinischen, Parmesanischen u. s. f. einquartierten Truppen, worunter sich auch der größte Theil der Preußen befand.

welche die letzten Wochen hindurch die üble Witterung herbeigeführt hatte, ganz erschöpften Truppen die so nöthige Erholung zu verschaffen.

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In ihren Kantonirungen bereiteten sie sich nun für künftige Ereignisse, und erwarteten mit Sehnsucht die Wiederkehr des Frühlings, der sie zu neuen Waffenthaten und, dessen waren sie unter Eugens Führung gewiß, zu neuen Sies gen auffordern würde.

45. Übersicht der Begebenheiten in Italien bis zur Kapitulation der französischen Armee und der Räumung des Landes, im März und April 1707.

Eugen begab sich nun nach Mailand. Er war vom Kaiser zum Generalgouverneur der Lombardie ers nannt worden. Das Kastell bei dieser Hauptstadt vertheidigte sich sehr lebhaft. Eugen sorgte nicht allein dafür, daß die Truppen in ihren Winterquartieren hinreichend genährt wurden; sondern er belegte auch alle Italienischen Staaten, welche sich eine besondere Anhänglichkeit an die französische Regierung hatten zu Schulden kommen lassen, mit starken Geldkontributionen, von welchen dann der Sold der Truppen bestrit ten wurde. Der Herzog von Mantua, feiner schwes ren Vergebungen als Lebensträger des römischen Reiches wohl bewußt, hielt sich selbst in Mantua nicht mehr sicher, sondern begab sich nach Verona. Das Gebiet des Herzogs von Parma wurde späterhin gegen. eine beträchtliche baare Geldsumme von dem größten Theil der einquartierten Truppen befreit, und diese in die Gegenden zwischen Mantua, und Cremona verlegt..

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Der Herzog von Savoyen hatte sich schon nach

der Eroberung Casale's nach Turin begeben, und Eugen widmete sich in Mailand den Regierungsgeschäften mit ununterbrochener Thätigkeit. Da geschah gegen Ende des Jahres von französischer Seite der erste Antrag zur Räumung von ganz Italien. Eugen meldete hierüber dem Kaiser unterm 22. Dezember aus Mailand folgendes: „Übrigens hat der Feind unter dem Namen, eis ne Auswechslung der Gefangenen vorzunehmen, zwei Generalen, benanntlich St. Pater und De Javaliere, zu mir arter geschickt, welche mir aber anstatt der vermeinten Auswechslung im Namen des Prinzen von Baudemont beigebracht, daß mir selbiger eine gänzli che Aufhebung des Krieges in Italien anerbieten ließe, mit dem Offert, daß zuvörderst das übrige, was Frankreich noch von Mailand besize, sogleich restituirt, daß mithin dieser Staat Euer Kaiserlichen Majestät völlig überlassen, sodann aber auch dem Herzog von Savoyen feine übrigen Landen als das ist: Savoyen, und die Grafschaft Nizza, gleichmäßig zurückgegeben werden sollen. Nun habe ich hierauf geantwortet, daß ich und erdeuter Prinz Baudemont nicht dahier seyen, Frie-= den zu machen, sondern den Krieg noch weiter fortzus führen. Wenn er hierinfalls aber von seinem Prinzipalen positive Ordres hätte, so dürfte ich ohne Euer Kaiferlichen Majestät Allergnädigsten Befehl nichts anhöz ren, weil Dieselben auch hierinfalls nichts troktiren würden, ohne deren hohe Alliirte darüber zu vernchmen. Zu geschweigen, daß derlei Proposition nicht als lein auf die hierstehenden feindlichen Korps, sondern auf das ganze Werk ankommen müßte, indein man wohl wüßte, daß man gegenwärtigen Krieg nicht wes gen Italien, sondern wegen der spanischen Monarchie Öst. milit. Zeitschrift 1818. II,

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führe. Ich zweifelte dahero auch nicht, wenn ich auch ersagte Proposition an Euer Kaiserliche Majestät übers schicken würde, daß darauf keine weitere Antwort erfolgen würde."

„Indessen habe ich mich in alle Wege beslissen, mich dieser Leute loszumachen, welche dann auch heute wieder von hier abgehen thun, da inzwischen ich publis zire, daß sie obgedachter Maßen bloß allein der Aus-wechslung halber hier gewesen wären. - Ich gebe auch dem Herzog von Savoyen hievon Nachricht. Damit aber demselben alle Lust, mit ihnen etwa zu reden, benommen werde, so habe ich keine Zeit verloren, beide Generals auf das schleunigste wieder zurückzuschicken, Euer Kaiserlichen Majestät aber hievon allerunterthänigst Bericht zu geben.”

Der Herzog von Savoyen äußerte sich hierüber gegen Eugen in einem Schreiben aus Turin vom 31. Dezember, welches in französischer Sprache abgefaßt ist, folgender Maßen: „Der Antrag, welcher von Seite des Feindes wegen einer Neutralitätserklärung für Ita= lien gemacht worden ist, scheint mir außerordentlich genug, und in jeder Hinsicht schlecht ausgedacht. Daraus kann man wohl ersehen, daß Frankreichs Ministes rium nicht mehr das ist, was es einst war. Ich bin überzeugt, daß Sie nicht werden unterlassen haben, diesen Antrag dem Wiener Hofe vorzulegen, und es wäre mir angenehm, wenn Sie mir zu wissen machten, ob ich davon etwas meinen Ministern in England bes kannt geben soll,"

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Eugen reiste in der Mitte des Jänners 1707 nach Turin ab. Die französische Armee, welche noch in Italien stand, befand sich in einer mißlichen Lage:

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schwach an der Zahl; größten Theils in den wenigen noch beseßten Punkten als Cremona, Mantua, Sabionetta, Valenza, Castell Mailand, Schloß zu Modena, Finale, Nizza, Susa blokirt; - von ihrem Vaterlande und den dortigen Hülfsquellen gänzlich ab= geschnitten. Die Belagerung des Schlosses von Modena wurde im Jänner ernstlich betrieben. Die Mauern wurden an mehreren Stellen Bresche geschofsen, und die Besaßung übergab am 6. Februar nach der ihnen von den Generalen Fels und Langallerie bes willigten Kapitulation dieses Schloß. Sie betrug noch 500 Mann, die mit Waffen und Bagage auszogen, und nach Mantua eskortirt wurden. - Auch Seffos la ergab sich bald darauf an die Alliirten, und dessen Besatzung wurde kriegsgefangen.

Das Castell von Mailand, in welchem der Marquis von Florida kommandirte, zeigte sich zum hartnäckigsten Widerstand entschlossen. Aber auch von Seite der Alliirten wurden sehr große Vorbereitungen zu dessen Angriff gemacht. Der Herzog von Savoyen war durch eine Unpäßlichkeit abgehalten, den Oberbefehl über diese Belagerung, so wie er es gewunschen, selbst zu führen. Eugen gab daher die beschlossene Reis se nach Wien auf, kam am 28. Jänner nach Mailand zurück, und übernahm in Person die obersten Anordnungen zu diesem Unternehmen. Er übertrug dem F. 3. M. Daun die Leitung der Belagerung. Vom 12. Februar an wurde das Castell aus einer großen Mens ge Geschüß unausgeseßt beschossen. Aber die Belager ten wehrten sich mit der größten Tavferkeit bis zum 11. März.

Die Unterhandlungen über die Räumung Italiens

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