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man den Feind zu den langsamen, zeitraubenden Mis nenarbeiten, zwingt, und wie oft könnten diese Arbeiten durch kleinere und größere Ausfälle aus der Festuug gestört und zerstört werden? Haben aber die Reduten, wie sie es überall haben sollten, wo es der Terrain gestattet, selbst Minen Gallerien; ist man daher im Stande, dem feindlichen Minirer im unterirrdischen Kriege zu begegnen, so wird die Arbeit endlos. Zerstören auch die Belagerer durch Druckkngeln einen Theil der Minengänge, so vermögen sie doch nicht, sich in dem Minentrichter, der Wirkung des nahen Geschüßes wegen, zir verbauen, und ziehen deshalb nur geringen Vortheil. Noch größere Haltbarkeit würden diese Res duten erlangen, wenn sie von Sümpfen oder unableitbaren Überschwemmungen umgeben wären. Der Feind könnte dann auch nicht durch Minen gegen sie wirken, und sie würden für ihn völlig unangreifbar seyn. Er könnte demnach von der Seite, wo solche Reduten liegen, den Angriff auf die Festung gar nicht unternehmen. Man sieht leicht ein, daß die Eroberung einer Redute dem Feind noch nicht gestattete, gegen den Hauptwall der Festung vorzurücken, und daß er sich dreier Reduten bemeistern müßte, um dieses mit Sis cherheit zu bewirken. Er hat also auf drei Punkten die beschwerliche und zeitraubende Arbeit, die wie oben beschrieben, und nicht immer werden ihm seine Kräfte gestatten, sie gleichzeitig zu unternehmen.

Hat endlich der Feind sich dreier Reduten bemächtiget, so kann er gegen den Hauptwall vorstreiten. Es werden sich ihm hierbei freilich nicht alle die vielen AuBeuwerke der gewöhnlichen Festungen entgegenstellen; aber das Feuer des Hauptwalls wird noch in voller

Wirksamkeit seyn, da die Reduten bis nun die feinds lichen Batterien von ihm entfernt hielten. Ist der Hauptwall hinreichend mit Kasematten versehen, ist die Grabenvertheidigung gehörig gesichert, so wird der Widerstand noch immer so stark wie bei gewöhnlichen Festungen seyn. Ob der Umfang nach dem Bastionssystem angelegt, oder nach aus und eingehenden Wine Eeln fägeförmig geführt ist, darauf kommt an und für sich sehr wenig an. Die geraden Linien müssen immer durch Querwälle gedeckt werden, wenn das Geschütz vor dem Gellschuß doch einiger Maßën gesichert seyn soll, und hat der Feind einmal die zweite Parallele mit ihren Batterien beendigt, so liegt auf den Wällen der Fe= stung bald alles in Trümmern, sie mögen nun nach den Bastions- oder was immer für einem System erbaut seyn.

Sollte es nicht möglich seyn, das Geschüß auf den Wällen durch gedeckte Gallerien auf der angegriffe= nen Fronte zu sichern? Wenn starke Baumstämme in im voraus erbaute steinerne Grundlagen als Ständer eingelassen, das Ganze mit starken Baumstämmen bes deckt, und diese mit 3 bis 4 Fuß Erde überlegt würden, so könnten selbst 60Pfündige Bomben nicht durchschlagen, und das Geschütz wäre gesichert *). Auf glei= che Art könnte man das Geschüß decken, das auf den Gewölben der vorliegenden Reduten zur weitern Bestreichung des Feldes zu stehen hätte. Das für ein bis zwei Angriffsfronten nöthige Holz zu den Gallerien

*) Solche Werke waren bei Comorn erbauet worden. — Auch hatte man blendirte Batterien, 1811, bei dem Brückenkopfe von Leitmerik angelegt.

Anm. d. Red.

Fönnte leicht in der Festung, bis man es gebraucht, verwahrt werden. Die Besaßung würde in diesen Galferien eine sichere Unterkunft finden, und es würden nicht mehr Werke verlassen, weil die Besaßung nir gends eine Deckung vor den feindlichen Bomben und Kugeln findet.

Nächst einem einsichtsvollen tapfern Befehlshaber, einer muthigen Besatzung, einem guten Minen- oder Überschwemmungssystem verlängert nichts mehr die Vertheidigung, als gute wohleingerichtete Kasematten. Auch bloße Wohnkasematten verlängern schon die Vertheidigung ungemein, indem sie die Truppe schonen, und ihr Ruhe gewähren. Findet der Mann weder bei Tag noch Nacht Ruhe, so wird sein Körper in kurzem aufgerieben. Der Muth weicht mit der physischen Kraft. Wenn nun der Augenblick kommt, wo die Besaßung vorzüglich wirken soll; wenn es sich darum handelt, den Wallbruch zu vertheidigen, des Feindes Stürme abzuschlagen, ist Wille und Vermögen verschwunden, Jeder sehnt sich aus dem unwillkommenen Gefängniß.

Die Art und Weise, wie die Festungskommandanten oft ihre Besahungen verwenden, trägt nicht wenig bei, sie recht bald zu Grunde zu richten, und den Fall der Festung zu beschleunigen. Sie machen im Anfang sehr eft große Ausfälle, wo doch wenig. beim Feind zu zerstören ist, und das Zerstörte ohne sonderliche Mühe wieder hergestellt wird. So fällt ein Theil der Besatzung auf freiem Felde; ein Theil wird wegen Beschwerlichkeit des Rückzugs meist gefangen. Kleine Ausfälle, in einer Nacht zwei, drei Mal wiederholt, nur von ein Paar hundert entschlossenen Leus ten unternommen, wirken mehr als die großen Ausfälle.

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Führen die Belagerer ihre Arbeiter durch Landvolk, so werden diefe steten Beunruhigungen das Vorschreiten der Arbeiten ungemein verzögern. Was die Besaßungen ebenfalls ungemein zu Grunde richtet, ist das Überladen der Werke mit Mannschaft. Oft ist ein Sturm noch gar nicht möglich; die Flintenkugel kann den Feind nicht erreichen, und doch sind die Werke voll Leute, die dem feindlichen Geschüß nußlos Preis gege ben sind, und zu nichts dienen, als die Verwirrung zu vermehren, und den Artilleristen in seinem Geschäft zu beirren. Eine verhältnißmäßige Zahl Doppelhaken in den Außenwerken, Schüßen mit gezogenen Röhren im bedeckten Weg, Bereitschaften von Infanterie auf Punkten, die dem Feuer weniger ausgefeßt sind, und der Feind wird nicht die Werke vor der Zeit nehmen. Rückt die Gefahr eines Sturmes näher, dann muß freilich die Besaßung des bedeckten Weges oder eines Werkes verstärkt werden; aber auch dann muß man die Mannschaft so lange als möglich schonen. Wenn der Sturm beginnt, kann der Feind nicht mehr auf das zu sturmende Werk feuern. Es ist nicht schwer. u berechnen, wie lange der Feind braucht, an das stürmende Werk zu gelangen. Man kann darnach die Entfernung der Vertheidiger bemessen.

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Die zweckmäßige Schonung der Besaßung ist ein Hauptmittel zur Verlängerung der Vertheidigung. Durch eine Sturmlücke, die gehörig vertheidigt wird, dringt kein Feind in eine Festung. Aber nur selten werden die Sturmlücken vertheidigt, und eben so selten, wenn es doch geschieht, zweckmäßig. Man füllt gemeiniglich die Lücke mit Menschenkörpern, ehe noch der Stürmende aus dem Graben heransteigt. Das gibt num

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dem feindlichen Gefchüße einen wirksamen Spielraum. Die Kugeln, Bomben und Granaten machen in der Sturmlücke bald die Lebenden zu Todten. Niemand will mehr vor zur Vertheidigung des Wallbruchs. Die Beschwerlichkeit der Ersteigung macht den Stürmenden meist den größten Aufenthalt. Widerstand finden sie entweder keinen oder nur sehr schwachen, und so wird die an sich beschwerlichste und gefahrvollste Unterneh mung meist zu einer sehr leichten. Die Sieger ernterr indeß den Ruhm, als hätten sie die größten Gefahren und Beschwerden überwunden. Sie hüten sich wohl, zu sagen, wie leicht es ihnen geworden, und die Bestegten haben ihren guten Grund zu verschweigen, wie leicht sie es gemacht. Anders würde es seyn, wenn die Sturmlücke durch spanische Reiter oder sonst eine Vorrichtung gesperrt und bloß beobachtet würde. Erst wenn die Belagerer aus dem Graben hinansteigen, und das Feuer thret Batterien schweigt, sollten die Ver= theidiger aus den nächst gelegenen Deckungen und Kasematten vorrücken, und den Ballbruch besetzen. Jeht ist der Vortheil der Waffen und Lage ganz auf Seiten der Vertheidiger. Sie erwarten auf der Höhe den mühsam hinaufklimmenden Feind. Sie können seine ohnehin gebrochene Ordnung durch herabrollende Bomben und Granaden gänzlich verwirren. Sie können festen Fußes die mühsam Hinanklimmenden leicht hinabstürzen. Sie haben keine Überflügelung zu besorgen. Es kämpft Mann mit Mann, Stirn an Stirn, und ist der Muth gleich, so muß bei dem Vortheil der Lage der Erfolg für die Vertheidiger seyn. Keine Sturmlücke wird erstiegen, die ernsthaft vertheidiget wird. Der Feind wird bald die fruchtlosen Stürme aufgeben,

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