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als der Naturstein selbst; das heißt: dieses Steinpapier mufte

a) eine dem Stein ähnliche Härte haben;

b) dem Wasser widerstehen, und doch die eben nöthige Feuchtigkeit einlassen oder einsaugen;

c) sich mit Scheidewasser nach Bedarf äßen, präparis ren, und sodann

d) auf der glattgepreßten oder geschliffenen Seite sich wie der Kehlheimer Kalkstein graviren laffen.

e) Es mußte ferner nach der Präparirung und Graviz rung mit fetten, öhlichten Theilen eingerieben oder eingewalzt werden können, und sollte doch an jenen Stellen, wo dieses nicht geschehen darf, den Grands bedingungen der Lythographie zufolge, das Fett nicht annehmen, und somit endlich

f) Abdrücke, wenn auch nicht in so großer Menge wie der Natur Stein, doch aber eine gewisse befriedigens de Anzahl derfelben liefern.

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Sennefelder erfand diesen Lack, brachte ihn auf gewöhn= liches Papier, nannte diese Erfindung Steinpapier, welches eine dunkelbraune Farbe hatte, und machte damit Abdrücke, wie viele? ist uns noch nicht bekannt.

Die Anwendbarkeit dieser schönen und sinnreichen Ers findung soll hier auch nur in Kürze angeführt werden.

Es ist bekannt, daß man sich bei der k. k. östreichischen Armee der Lythographie bereits in den leßten Feldzügen bes dient hat. Wie äußerst ungelegen es falle, diese schweren Steinplatten *) in erforderlicher Menge im Felde mit sich zu führen, liegt am Tage. Eben so begreiflich sind die Vors theile, welche das sogenannte Steinpapier gewähren wür. de, wenn es wenigstens zum Theil dasjenige leisten könn te, was der Naturstein wirklich leistet. Dieß Lestere "sey hier die Sache einer nähern Beleuchtung.

Vermag das Steinpapier 50 bis 60 reine gute Abdrüs ce, in chemischer Tusche oder auch in Graviermanier zu liefern, so wäre dadurch für die Geschwindigkeit verschies

*) Die Steinplatten werden für den gewöhnlichen militärischen Gebrauch von verschiedener Größe, und zwar von einer gans zen bis zu dem vierten Theil einer im ganzen Militärmaß aufgenommenen Sektion, wozu auch noch der nöthige Räum an den Rändern des Steines auswärts der Zeichnung ges rechnet werden muß, erfordert. Sie wiegen nach der Größe von 20 bis 100 Pfunde, sind 4 bis 11⁄2 Zoll dick, und haben eine Oberfläche von 140 bis 468 Quadrat¡ollen. £ft. milit. Zeitschrift. 1818. II.

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dener Arbeiten, sowohl im Hauptquartier, als bei der übrigen Generalität und sonstigen Branschen einer Armee fehr viel gewonnen. Es wäre zu weitschweifig hier alle diese Vortheile aufzuzählen; sie springen von selbst in die Augen; denn auf diese Art könnte z. B. eine wichtige ges heime Disposition ic. mittelst präparirten Papiers und chemischer Tinte durch einen einzigen Vertrauten geschrie. ben, von dem en Chef kommandirenden Generalen uns terfertigt, und in ein Paar Stunden 30 bis 6ọ Mal, dem Original vollkommen gleich, durch den sogenannten Um druck mittelst einer überall leicht fortzubringenden Handpresse rein abgedruckt, und sogleich an die Betreffenden expedirt werden; einen Positions - oder Lagerplan ¿c., der 20 bis 30 Mal rein zu kopiren wäre, könnte ein ein. giges Individuum auf derlei Steinpapier entweder mit chemischer Tusche zeichnen, oder mittelß des eigenen Stifts darauf graviren, und davon 20 bis 30 Exemplare, unter fich und dem Original vollkommen gleicher Abdrücke in eben derselben Zeit liefern als 20 bis 30 gewöhnliche Zeichs ner. Solche gestochene Pläne lassen sich sodann leicht und recht schnell illuminiren. Für die Vervielfältigung jes ner selten vorkommenden Gegenstände, von welchen eine sehr große Anzahl Exemplare nöthig wäre, könnte man immer auch noch die erforderliche Quantität von Steins platten, oder vielleicht jener, durch mehrerwähnten Eennefelder eest unlängst erfundenen chemisch zusammen, gesezten Metallplatten mitführen. Das Graviren selbst auf Stein und Steinpapier trifft beinahe ein jeder ges wöhnlicher Zeichner nach kurzer Übung, und bedient sich dazu der nächsten besten stählernen Spike, welche er ohne viele Umschweife sich selbst gleich zuschleifen kann.

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Dieß wären also im wesentlichen die Hauptvortheils des Steinpapiers in militärischer Hinsicht. Auf welche andere verschiedene Arten es allenfalls noch weiters zu be. nüşen wäre, würden Versuche beim wirklichen Gebrauche, und bei weiterer Vervollkommnung zeigen. Hier wird nur noch wiederholt bemerkt, daß die Verfertigungsart dieses Steinpapiers, und, worauf es eigentlich ankömmt, das hiebei angewendete Bindungsmittel ein Geheimniß Sennefelder's ist, welches er bisher unsers Wissens noch Niemanden entdeckt hat..

Ein kaiserl. öftreichischer Offizier hat erft neuerlich nach vielfältigen Versuchen eine Art Steinpapiers erfunden, womit er bereits 30 bis 40 reine Abdrücke erzielt. Der Durch ihn erfundene Lack ist von blendender Weiße, läßt fich leicht graviren, und vorzüglich schön erhält man dars

auf die Schrift oder andere kräftige Striche. Die Zubes reitung feines Steinpapiers kann in kurzer Zeit geschehen, indem der Lack bald trocknet. Der Erfinder nennt ein auf diese Art bereitetes Papier: Stein Lack = Papier, und weiß es zum Zwecke des Gravirens auf eine ganz eigene Art zu behandeln. Auch von mit diesem Lacke übers sogenem Holze hat er schon gelungene Abdrücke gemacht.

In wie weit sich dessen weitere Ideen nämlich: a) durch den Umdruck mit seinem Steinlackpapier, mittelst einer eigens zubereiteten Schwärze oder anderer Farbe, auf die Natursteinplatte den Abdruck des Gravirten in die Hunderte oder Taufende zu brine gen; dann

b) fein Steinlackpapier auch für die Feldmesserei überhaupt, vorzüglich aber für die militärische Mappirung anwendbar zu machen, endlich aber

c) eine Art Firnisses zu erfinden, womit die Abdrücke vollkommen trocken und haltbar gemacht (in der Sprache der Kupferdruckerkunst; daß die Farben nach dem Abdrucke gar nicht mehr lassen), mithin mittelst meh, rerer Steinplatten Plane oder sonstige Zeichnungen mit Farben oder schon illuminirt drucken zu können, fich realisiren dürften, wird die Folge lehren.

Diese Aufgaben sind an sich selbst schwer. Aber wer hätte vor dreißig Jahren noch auf die schönen Produkte der jest wirklich existirenden Lythographie gedacht? Und welche Gränzen sind in dem Gebiete der Kunst, in dem Felde der Erfindungen dem unermüdeten Forscher gesteckt ?

V.

Literatur.

1. Handbuch für den Offizier zur Belehrung im Frieden, und zum Gebrauch im Felde. Her ausgegeben von R. v. L. (Rühl von Lilienstern). Erste Abtheilung, Berlin bei G, Reimer 1817. 8. 611 S.

De

er durch mehrere militärische Schriften bereits rühm, lich bekannte Verfasser hat mit vorliegendem Werke einem von angehenden Offiziers oft gefühlten Bedürfnisse ento sprochen. Der junge Krieger erhält durch diese, mit eben so vieler Sachkenntniß und Erfahrung, als Fleiß und Ums ficht entworfene Arbeit einen Rathgeber, dessen emsiges Studium und zweckmäßige Befolgung gewiß Jeden in den Stand sehen wird, den mannigfaltigen dienstlichen Fors derungen seines Standes überall Genüge leisten zu kön

nen.

Aber auch jenen Jünglingen, die, zwar noch nicht Soldaten, doch von der Zukunft vielleicht aufgerufen werden dürften, sich der Vertheidigung des Vaterlandes zu widmen, ist dieses Buch mit Grund zu empfehlen. Sie werden durch dasselbe schon frühzeitig auf die Masse von Kenntnissen aufmerksam gemacht, welche man in dem Sols datenstande braucht, wenn man anders seinen Posten mit Ehren bekleiden will. Eben die Übersicht des weiten Fels des des militärischen Wissens, welche dieses Buch verschafft, dürfte dann auch zur Zerstörung des sich leider noch immer hie und da äußernden Vorurtheile, als brauche man für diesen Stand am wenigsten zu studieren, ausgiebig bei: tragen.

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Der Verfasser handelt in der ersten Abtheilung seines schäßbaren Werkes vom Gefechte, und unter. fucht zuerst die allgemeinen Bedingungen desfelben. Gefecht ist das Hauptelement des Krieges. Hier wie überall bestimmen Zweck, Mittel und Umstände jede Handlung. Aber nicht immer ist Sieg der Zweck des Gefechtes, sondern die Erfüllung des erhaltenen Befehls.

Des Gefechtes erste Bedingung ist die Bewaffnung; die Art des Wechselverhältnisses zwischen Freund und Feind die weite, so wie bes" Kampfpläßes Beschaffenheit die dritte Der Verfasser zeigt, wie die mannigfaltigere Benuhung des Terrains zum Gefechte der neuern Kriegs. kunst höhere Vollendung beweise; wie des Vodens Bee schaffenheit nur für den gefahrbringend werde, der ihn nicht zu beurtheilen und zu gebrauchen verstehe, und wie dermalen die Kunst, Positionen aufzufinden, weniger wich tig fen, als die Kunst auf jedem Terrain zwedz mäßig zu manövriren. Er kömmt sodann zu dem Einfluß der Witterung und Jahreszeit auf das Terrain, und der hierdurch mehr oder weniger entstehenden Im. praktikabilität des Bodens, auf den Einfluß der phys fifchen Beschaffenheit des menschlichen Körpers, der Le. bens- und Kriegsbedürfnisse, so wie auf jenen der geifti. gen Eigenschaften, des Gemüthes und des Karakters. Er bemerkt sehr richtig, wie man im Kriege noch immer viel zu wenig auf die Leßteren achte, und sie zu benußen suche.

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Nach dieser Art von Einleitung geht der Verfass ser auf die Truppen oder Waffenarten über. Im ersten Abschnitte handelt er von den Truppen und Waffen im Allgemeinen. Er bemerkt den Unterschied der leichten und schweren Truppen, und wie ihre verschiedene Eigenthümlichkeit geschlossene Massen und zerstreute Haufen erzeuge ; den Unterschied, der Schußund Truzwaffen; die Eigenthümlichkeiten und den Ges brauch des blanken Gewehrs, und dessen Grundformen die Eigenthümlichkeiten des Schießgewehres; die für deffen vortheilhaften Gebrauch wesentliche Bedingungen; endlich die gewöhnliche Eintheilung der Truppenarten. Der zweite Abschnitt ist dem Fußvolk ge, widmet. Hier wird zuerst von den Vorzügen, so wie von den Mängeln des Fußvolkes gehandelt. Es wird der Sah aufgestellt, daß man dasselbe als die Hauptwaffe einer Armee betrachten müsse. Es wird dessen Bewaffnung, wel che sich sowohl zum Gefechte in die Ferne als in die Nähe eignen foll, untersucht. Des Verfassers Meinung zu Folge ist des Infanteristen Hauptwaffe das Feuergewehr, und dessen sehr wesentlicher Bestandtheil bleibt, ungeachtet al. ler Einwendungen neuerer Schriftsteller, das Bajonett. Die so häufig angepriesene Pike sey nur für den Land. sturm als Hauptwaffe zu empfehlen. Bei der Bewaffnung Des Infanteristen verwirft der Verfasser das gewöhnliche Seitengewehr, an deren Stelle er Faschinenmesser, wie solche bei der königl. sächsischen Artillerie eingeführt sind,

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