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dem besten; aber was ist denn überhaupt damit gesagt. Ein Feiger taugt überall nichts; ein tapferer Mann auf einem schlechten Gaul ist aber ein Märtirer, ein Centauer mit lahmen Füßen, bei dem Geist und her: kulische Kräfte fruchtlos sind. Napoleon meinte zwar: es sen nichts leichter als Reiterei zu formiren. „On prend un cheval, on met un homme dessus, et le cavalier est fait." Er wird sich wohl durch die Erinnerungen aus seinen legten Feldzügen bei seinen eine samen Betrachtungen auf St. Helena von der Nichtigkeit dieses Sophism überzeugt haben.

Es muß der Reiter abgerichtet seyn, und sein Pferd. Er muß den Säbel zu führen, nicht bloße Lufthiebe mit dem Säbel zu machen verstehen; er muß reis ten, nicht bloß auf einem matten Gaul sich im Sattel erhalten können. Alles dieses braucht Zeit und fortge= feßte Übung. Die Reiterei muß die sorgfältigste Bildung erhalten. Sie ist ein wesentlicher Theil des Heeres; aber sie darf nicht den Kern desselben machen. Das Fußvolk ist der Knoten, um den sich Alles reihen muß, wenn wahre Haltung und Festigkeit hervors gehen soll. Infanterie allein kann viel, Reiterei wenig, Geschüt gar nichts. Aber eine Batterie von hundert Kanonen, die ohne alle Unterstüßung von eis ner Schwadron genommen würde, bricht von Infan= terie und Kavallerie unterstüßt, die Bahn zum Siege. Fußvolk, Reiterei und Geschüß sind Glieder eines Körpers, dessen Seele der Feldherr ist. Sind diese Glieder verhältnißmäßig gebildet, wirken sie zu gleichem Zweck nach dem kräftigen Willen einer große Seele, so kann man großer Erfolge gewiß seyn,

II.

Des

Prinzen Eugen von Savoyen militärische Original - Korrespondenz

ober

der Sieg bei Turin und die Eroberung Italiens 1706,

(S ch I u f.)

40. Eugens Tagsbericht an den Kaiser.
(Vom 1. bis 8. Oktober.)

Um 1.

Aus dem Feldlager bei Pizzighetone.

m1. Oktober. Die Urmee hielt Rafttag bei Lodi. Eus gen beschäftigte sich unaufhörlich mit der Sorge für den Unterhalt der Armee.-Oberstlieutenant St. Amour melde= te, daß er in Castel Leone keine Feinde getroffen und einige Munitionsvorräthe gefunden habe.

Um 2. narscirte der F. M. L. Prinz von Sachsengotha mit a königlich preußischen, 2 churpfälzischen, 1 sachsengothaischen Bataillon und dem kaiserlichen Regimen= te Geschwind nach Pavia zur Verstärkung des Belagerungskorps ab. Das schwere Geschüß hatte sich von Nos varra bereits dahin in Bewegung gefeßt. Der Oberstlieutenant Saint Amour war von Castel Leone gegen Bordolano vorgerückt. -Der Falkensteinsche Oberst Mistaut wurde mit 200 Pferden von Trino zur Ver

Stärkung des bei Jvrea stehenden Korps zu marschiren

beordert.

Am 3. hatte die Armee kaum den Marsh in das zu Bastione ausgesteckte Lager angetreten, als der fas voische Generaladjutant Marquis d'Andourne Eugen des F. 3. M. Dauns Meldung über die Einnahme Pas via's überbrachte. Die Besagung von 2000 Mann hatte freien Abzug erhalten; die spanischen Truppen wurden nach Valenza, die Franzosen nach Susa eskor tirt. Durch die Einnahme dieses wohlbefestigten Plazes wurde der Tesino befreit, und das ganz benachbarte Land gesichert. Eugen sendete den Generaladjutan ten sogleich mit dem Befehl an Daun zurück, 2 Regio imenter Infanterie und Küraffierregimens in Pavia als Garnison zu lassen, Infanterieregiment und 50

Pferde nach Novarra abzuschicken, den Oberstlieutenant Eben mit seinen Husaren nach Vigevano zu postiren, Dann selbst mit dem Überreste des Korps sollte, fo wie der erst gestern abmarschirte Prinz von Sachsengotha, sogleich bei der Armee zu Pizzighetone einrücken. Auch sollte Daun das schwere Geschüß und die Munition auf dem Po einschiffen, und mit den zur Schlagung zweier Brücken ober und unterhalb Pizzighetone über die Adda, und einer Brücke über den Po erforder= lichen Fahrzeugen auf diesem Flusse nach Pizzighetone abgehen lassen. General Zumjungen wurde mit eis nem starken Detaschement und Geschüß abgesender, um Arrona anzugreifen.

Um 4. Marsch nach Cava curta bei Pizzighetone. Oberstlieutenant St. Amour wurde beordert, sich jen seits der Adda zwischen Pizzighetone und Cremona so aufzustellen, damit er die Gemeinschaft beider Pläge

unterbreche. Die Reiterei arbeitete an Faschinen, In Pavia waren 4000 Säcke Mehl, vieles Gefchüg und Kriegsgeräthschaften erobert worden. —

Am 5. in der Nacht faßten 600 Mann Infanterie bei Ghiera d'Adda vor Pizzighetone Posto, drangen dann weiter in die Kontreskarpe und den bedeckten Weg hinein, stürzten sich in den Grchen, überstiegen das äußere oder Kronwerk, und zwangen den Feind sich in feine innere Werke zurückzuziehen. Eugen ordnet? sogleich die nöthigen Arbeiten an, um sich in den eroberten Werken festzusehen. Als der Herzog von Saz voien den Prinzen auf der Rekognoszirung der Festung begleitete, wurde der Erstere von einer Musketenkugel am Arme verwundet. Das Schloß Verva hat sich mit 55 Mann und 8 Kanonen ergeben, wodurch der Po bis Casale frei wurde.

Um 6. wurden 900 Mann Infanterie und 200 Grenadiere zu einer Unternehmung auf die Stadt Pizzighetone kommandirt. Zwei Grenadierkorporale untersuchten den Wassergraben der innern Werke vor der Ghierra d'Adda. Das Wasser reichte ihnen nur bis an den Gürtel. Die Grenadiere legten nun sogleich Sturm an. Unterstüt von den übrigen Kommandirten drangen sie durch den Graben, hieben die Pallisadenum, erstiegen unter dem heftigsten Feuer des Feindes die innern Werke, und drangen in die Stadt. Der Feind eilte sich über die Brücke zu ziehen, verlor aber noch mehrere Todte und Gefangene. Diese glanzende Waffenthat war unter der Anführung des Obersten von Schwes rin vom k. preußischen Regiment Fürst Anhalt, der eben den Tag hatte, ausgeführt. Kaum war die Stadt ers obert, als die Infanterie bis an das Ufer der Adda vor

drang, und sich troß des feindlichen Feuers zu verschanzen und Batterien zu errichten begann. Lecco ers gab sich an den pfälz. Dragoner Major Seidlig. Dem F. 3. M. Daun wurde der Befehl gefchickt, sein Korps auf dem Marsche Halt machen zu lassen, für seis ne Person aber ins Hauptquartier zu eilen. Dem Kommandanten von Pavia, Oberst Häindl, wurde aufgetragen, auf der Hauptstraße nach Voghera über den Po eine Brücke schlagen zu lassen. -Der Erbprinz von Hessen erhielt den Befehl, wenn er Quastalla ohne langen Zeitverlust nicht einnehmen könne, seinen Marsch über Reggio nach Pavia fortzusehen.

Am 7. erhielt der F. 3. M. Daun die Weisung, mit seinem Korps nach der Brücke zu marschiren, die so eben bei Pavia über den Po geschlagen wurde. Der Ge= neral Prinz von Darmstadt mit drei Kavallerieregimen= tern, der F. M. L. Prinz von Sachsengotha mit 6 Bataillons, so wie auch 2 Bataillons der Garnison von Pavia, erhielten dieselbe Bestimmung. Der Oberstlieutenant St. Amour befeßte die vom Feinde verlassene Feste Bordolano, Major Seidlig blokirte das Fort Fuentes.

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Am 8. traten alle beorderten Truppen den Marsch nach Pavla an. Aus Piemont wurden die Zurüstun gen angezeigt, welche der Feind in den Thälern von Susa und Perouse zu machen schien, um aufs neue in die Ebene hervorzudringen. Er legte nämlich große Maga= zine an, und sammelte immer mehr Truppen. In Tou lon wurden 15 Kriegsschiffe ausgerüstet, um die Infanterie nach Finale die Genua überzuführen.

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