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mit den Vorräthen gütlich, die, auf die Besaßung vers wendet, den Widerstand verlängert, und die Gesundheit und das Leben von Hunderten erhalten haben würs den. Man führe den Mann täglich vor den Feind, und er wird muthig und willig seyn, wenn er gut ge= nährt wird, Wein und Branntwein erhält, und von drei Nächten zwei ruhen kann. Der Mangel entmuthet und nicht die Gefahr, und der Vorgeseßte, der für seine Truppe sorgt, wird von ihr geliebt, wenn er sie auch oft mehr als nöthig Gefahren bloßstellt. In un» fern humanistischen Zeiten sollte man doch mehr auf die Erhaltung des Mannes bedacht seyn. Wo ist das Heer, das nicht mehr auf Transporten und in Spitälern als vor dem Feinde verloren; und was ist hiervon Ursache, als Mangel an Nahrung, an Bekleidung, an Vorsorge?

Vorliegende kasemattirte Reduten, verbunden mit einem Minen- oder überschwemmungssystem, von einer tapfern Besaßung vertheidigt, können allein im Festungskriege wieder das Gleichgewicht zwischen dem Angriff und der Vertheidigung einiger Maßen herstellen. Man erinnere sich, was die nicht kasemattirte, aber tapfer vertheidigte vorliegende Redute in der Bes lagerung von Schweidniß geleistet. Die Vervielfältigung und künstliche Einrichtung nahe liegender Außen· werke kann hierzu nicht führen. Mittelst solcher kase= mattirten Reduten läßt sich aber auch jeder Plaß, der mit Mauern und Gräben umschlossen ist, ohne gro ße Kosten und in kurzer Zeit zu einer sehr þaltbaren Festung umwandeln.

Auf diese Art befestigen wirklich die Preußen dermalen Cöln. Die hohen, starken, mit Thürmen vers

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sehenen Mauern, der breite und tiefe Graben machent den Plas sturmfrei. Die weit vorgelegten kasemattirten Werke werden den Feind vom Plaße entfernt halten, und die Wirkung des Feuers schwächen. Unermeßliche Summen würde es gekostet haben, die alten festen Mauern einzuwerfen, um ein Vaubanisches Bastionssystem zu erbauen; nur geringe werden erforderlich seyn, um durch weit vorgelegte Werke dem Plage eine große Haltbarkeit zu geben. Die Festungen, die von allen Seiten angegriffen werden können, sind ohnehin nicht die strategisch und taktisch zweckmäßig gewählten; man wird demnach Easemattirte Werke nur auf einen Theil des Umfangs vorzulegen bemüßigt seyn. Da man nicht viel kasemattirte Reduten benöthigt; da diese Redu ten nur eine Besatzung von 3 bis 400 Mann bedürfen, so wird man leicht einsehen, daß eine mit solchen Reduten umgebene Festung nicht mehr Besaßung braucht, als eine gewöhnliche mit ihren vielfältigen Außenwerten. Ein Staat, der wie Frankreich viele Festungen þat, muß bei ausbrechendem Kriege sie größten Theils burch Landwehren, die jedoch im Frieden gebildet wer den müssen, befeßen. Wo nur wenige feste Pläge sind, kann das stehende Heer zur Besetzung wohl noch zureichen; aber man wird dann auch gut thun, aus den Landwehren die Hälfte der Vertheidiger zu nehmen. Die türkischen Festungen, vorzüglich die kleinen, wers den meist durch die Einwohner, urd meist sehr gut vertheidigt. Vei den zwei Belagerungen Wiens, durch die Türken waren unter den Vertheidigern bürgerliche Artilleristen und Schüßen. Die ganze akademische waf fenfähige Jugend kämpfte vereint mit der Besagung. Warum benügt man nicht mehr die Einwohner zur

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Bertheidigung?- Fehlt es nicht an Vaterlandsliebe überhaupt, so wird es auch nicht an Bereitwilligkeit zur Vertheidigung der Vaterstadt fehlen. In Saragossa war jeder Einwohner Soldat. Das zarte Geschlecht selbst mischte sich unter die Vertheidiger. Carthage, Numantia, Sagunt wurden durch die Bürger vertheidiget. Sie begruben sich nach dem heldenmüthigsten Widerstande in den Ruinen ihrer Häuser. Übergabe war ihnen verhaßter als Tod. Sie wollten sterben, da sie nicht mehr als Freie zu leben vermochten.

Zur Vertheidigung der Festungen wären auch jene Krieger zu verwenden, die durch Alter, Wunden oder Eleinere Gebrechen nicht mehr zu Felddiensten geeignet, dermalen in den Invalidenhäusern versorgt, oder mit Gnadengehalten betheilt, ohne weitern Nugen für den Staot ihre Zeit in Unthätigkeit hinbringen. Ein Mann, der nie weite Märsche zu machen, nie einen Tornister zu tragen braucht, der unter drei Nächten wenigstens zwei, von der Einwirkung der Witterung gesichert, auf seinem Lager ruhet, wird mit ziemlich bedeutenden Gebrechen und im vorgerückten Alter noch die Waffen zu tragen vermögen, und wird sie auch gerne tragen, wenn er als Veteransoldat in VeteranenRegimentern Vortheil, Ehre und Auszeichnung ge= nießt. Wenn man diese Veteranen Regimenter als die Ersten der Armee betrachtete und behandelte, wenn man Leute von schlechtem Betragen nie in sie aufnäh. me, und sie von ausgezeichneten, altgedienten Offizieren befehligen ließe, so würden sie im Belagerungskriege gewiß ganz ausgezeichnete Dienste leisten, und durch Tapferkeit allen übrigen Truppen vorleuchten. Auf den Ererzier- und Paradepläßen würden diese Ve

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teranen - Regimenter freilich den übrigen nachstehen; aber auf den Ererzir und Paradepläßen zu glänzen, ist auch nicht die Bestimmung des Soldaten, und kein Staat wird sein Kriegssystem nach solchen Rücksichten gestalten.

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Ein sturmfreier Hauptwall; bombenfreie Kasemat ten zur Sicherung der Mannschaft und Unterbringung der Bedürfnisse; ein Minen oder Überschwemmungssystem; statt der vielen Außenwerke, weit vorliegende Easemattirte Reduten; vor allem aber eine tapfere Besaßung unter einem einsichtsvollen Befehlhaber: das sind die Mittel und Erfordernisse zu einer langwierigen Vertheidigung. - Wir wünschen, daß Männer vom Fache diese hingeworfenen Ideen verfolgen, und, abgesehen von jedem Vorurtheil- und eingewurzelten System, sich bestrebten, die Vertheidigung mit dem Angriff ins Gleichs gewicht zu bringen. Vauban war ein großer Mann und großer Kriegsbaumeister; aber er würde wahrscheinlich der Erste nun darauf denken, sein System umzustalten, und gegen den so sehr überlegenen dermaligen Angriff zu stärken. Wir müssen großen Männern in Geist und Sinn, nicht in Wort und Buchstaben folgen. Ein Vauban des neunzehnten Jahrhunderts muß ein Anderer als der des siebenzehnten seyn. Das sklavische Nachtreten erstickt allen Geist, lähmt alle Erfindung. Warum sollten wir uns nicht eigene Bahnen brechen? Wir sehen das Ziel: suchen wir die Mittel es zu erreichen.. Wird auch viel Unhaltbares vorgeschlagen, so wird doch bei dieseo Vorschlägen gedacht. Man findet endlich, wenn man auch lange geirrt: und der Zweck dieses Aufsatzes ist erreicht, wenn wir veranlassen, zu denken und zu suchen.

II.

Historische Ski z ze

der

königlichen schwedischen Urmee,

und

Übersicht ihres gegenwärtigen Zustandes.

(Befchu B.)

Um zu jener Zeit die erste Errichtung dieser Reserves Truppen zu beschleunigen, baten die Stände den König, den Gouverneurs der Provinzen aufzutragen, daß sechs Monate nach der öffentlichen Kundmachung des erwähnten Geseßes alle bisher befreiten Güter (Oroderade) vorläufig roterade, das heißt zur Rekru tenstellung angeschlagen, und die von jedem dieser Güs ter zu liefernde Anzahl bestimmt würde, damit diese Reserve im Falle der Fortdauer des damaligen Krieges aufs schnellste ausgeboben werden könnte. In jedem Gouvernement würde zur Ausführung dieser Maßres geln eine eigene Kommission aus Personen von allen vier Klassen der Reichsstände, die in der Provinz ans fäßig wären, zusammengeseßt. Bei der Verhande lung selbst müßten die Grundsäße, welche bei den schon vorher militärpflichtigen Gütern (roterade) üblich wa ren, genau beobachtet werden. Die Lasten der Aushebung und des Unterhalts der Truppen follten unter die

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