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Volkserkrankungen unvorbereitet entgegentreten, und die Meinung, dafs die gegenwär tige Heilkunde das vollgültige Ergebnifs aller früheren Bestrebungen sei, in ihrer ganzen Unwahrheit bestehen lassen. Es sind auch nicht blofs die allgemeinen Erkrankungen, welche in der Reihe der Jahrhunderte in verschiedenartiger Ausbildung hervortraten; die Einsicht in jede einzelne Krankheit, sie mag in grofsen oder in kleinen Verhältnissen vorkommen, gewinnt an Klarheit durch die Erkenntnifs ihrer zeitlichen Entwickelung. So möge sich denn auch die Aufmerksamkeit und der Fleifs für Wahrheit und Wissenschaft begeisterter Aerzte der historischen Forschung allgemeiner zuwenden, und ihr an Hochschulen und Akademieen die Stellung zugestanden werden, die ihr bei der hohen Wichtigkeit ihrer Gegenstände als einem weitausgebreiteten Zweige der Naturforschung gebührt!

Ob die vorliegende Untersuchung über eine der denkwürdigsten Krankheiten diesen Ansichten entspricht, muss ich dem Urtheile meiner Leser auheim stellen. Die Geschichtforscher werden erkennen, welche Lebensstimmung der Völker sich durch grofse Begebenheiten' hindurchzieht, und den Aerzten

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wird sich das Bild eines Leidens enthüllen, dem unter den Krankheiten dieser Zeit kein gleiches zur Seite steht. Ich habe durchweg den Geist und die Würde des sechzehnten, in Sieg und Trauer grófsen Jahrhunderts im Auge behalten, und rechne auf Nachsicht und Wohlwollen, welches mir schon durch freundliche Beihülfe in der Nähe und Ferne in höherem Mafse zu Theil geworden ist, als mein inniger Dank auszusprechen vermag.

Berlin, den 5. Januar 1834.

H.

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ERSTES ERKRANKEN.

1485.

Sound, drums and trumpets, boldly and cheerfully,
God, and Saint George! Richmond and victory!
SHAKSPEARE.

1. Ausbruch.

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Als die Schlacht bei Bosworth am 22. August 1485 über Englands Geschick entschieden hatte 1), wurde die Freude des Volkes über Heinrich's Sieg durch eine mörderische Krankheit getrübt, welche die Reihen der Streiter lichtete, und als folgte sie dem Kriegszuge, innerhalb weniger Wochen von Wales bis in die Hauptstadt des Reiches vordrang. Es war ein überaus hitziges Fieber, das nach kurzem Froste die Kräfte wie mit einem Schlage vernichtete, und während schmerzhafter Magendruck, Kopfweh und schlafsüchtige Betäubung hinzutraten, den Körper in übelriechenden Schweifs auflöste. Dies alles geschah innerhalb weniger Stunden, und niemals blieb die Entscheidung über Tag und Nacht aus 2). Unerträglich war den Kranken die innere Hitze, doch brachte ihnen jede Abkühlung den Tod, und als man nun sah,

1) Grafton, Vol. II. p. 147. 155. - 2) Hall, p. 425.

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