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che in ihrer Heftigkeit nach, sie wurde nicht weiter gefürchtet, und es erkrankten nur noch Einzelne 1).

An demselben Tage, nämlich am 1. September, Danzig, den war die Krankheit in Danzig, funfzig Meilen weiter 1. September. östlich, und griff auch hier so vernichtend um sich, dafs sie in kurzer Zeit an 3000 Einwohner wegraffte 2). Andere sagen sogar 6000, doch gelten diese, für Danzig gewifs zu hohen Angaben wahrscheinlich von einem gröfsern Theile Preussens. Darf man einem ungenannten Berichterstatter Glauben beimessen 3), so liefs die Seuche schon nach fünf Tagen nach, und überhob dann die Einwohner der tödtlichen Angst, die bis zur Wiederkehr der Besinnung überall nur das Unrechte und Schädliche zur Abwendung der Gefahr ergreifen liefs.

Ende den 6. September.

Augsburg, den 6. September.

Köln.

In Augsburg finden wir das Schweifsfieber am 6. September. Es währte auch hier nur sechs Tage, warf gegen 1500 Einwohner auf das Krankenlager, und tödtete von ihnen mehr als die Hälfte, man sagt gegen 800 *). In Köln ganz um dieselbe Zeit, wie aus den Aeufserungen des Grafen von Newenar, eines dortigen Prälaten hervorgeht, der seine Schrift über diese Krankheit am 7. September beendigte 5). In Strafsburg aber um etwa zehn Tage früher, näm- Strafsburg, lich den 24. August. Hier erkrankten in einer Wo- den 24. Auche gegen 3000 Einwohner, doch starben nur sehr wenige ❝).

gust.

In Frankfurt a. M. wurde gerade (vom 7. Sep- Frankfurt a. M., den tember an) die Herbstmesse gehalten, als dort die 7. September.

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3) Kronica der Preussen, fol. 191. b.

4) Stettler, II. S. 33. - 5) Bei Gratorol. fol. 74. b. 6) Gruner, It. p. 25., nach handschriftlichen Chroniken.

Verbreitung.

Schweifssucht herrschte ), woher denn die auch in neuerer Zeit 2) wiederholte Meinung entstand, die reisenden Kaufleute hätten die Krankheit von da durch ganz Deutschland vertragen, und in eben diesem Mefsverkehr wäre die wesentlichste Ursache der grofsen Verbreitung der Schweifsfieberseuche zu finden. Nach den angeführten Thatsachen bedarf eine so kleinliche Ansicht keiner Widerlegung. Das Schweifsfieber war flüchtiger, als die damaligen Fracht- und Reisewagen auf ungebahnten, grundlosen Landstrafsen, denn „es konnte so bald kein Gerücht von der Krankheit wohin kommen, so kam die Krankheit mit 3)."

Zwischen den angedeuteten Gränzen blieben wahrscheinlich nur einzelne Städte und Dörfer von der Schweifsfieberseuche verschont, und es möchten vielleicht nur wenige Jahrbücher dieses an grofsen Ereignissen so fruchtbaren Zeitalters aufzufinden sein, in denen der gewaltigen Geifsel des Jahres 1529 nicht auf irgend eine ausdrucksvolle Weise Erwähnung geschähe. Doch war das Schweifsfieber nach der Art grofser Volkskrankheiten ohne allen Zweifel sehr ungleich verbreitet, und es liegt am Tage, dafs je weiter nach Süden es im Ganzen desto milder wurde, wie denn auch alle die Orte, in denen es später ausbrach, ohne Vergleich weniger litten, als die in den ersten Tagen des September und in den letzten des August heimgesuchten, denn will man auch die schwüle Hitze nach dem 24. August, die doch wahrscheinlich nicht lange anhielt, weniger in Anschlag bringen, so

1) Franck, fol. 253. a.

2) Von Joseph Frank, in der neuesten Ausgabe seiner Praxeos medicae universae Praecepta. Vergl. Gruner, It. p. 28. 3) Klemzen, S. 254.

lag doch der Hauptgrund seiner anfänglichen grofsen Bösartigkeit in der gewaltsamen Behandlung der Kranken, deren Unzweckmässigkeit man glücklicher Weise bald erkannte. In Marburg erkrankte nur ein Bür- Marburg. ger an der Schweifssucht, und auch dieser genas 1);

in Leipzig aber kam die Seuche entweder gar nicht, Leipzig. oder sehr viel später, vielleicht im October oder November zum Ausbruch, denn die dortigen Aerzte geben in ihren Flugschriften ganz deutlich zu erkennen, dafs sie die Krankheit gar nicht aus eigener Beobachtung gekannt haben 2), und als erst das Gerücht ging, der gefürchtete Feind sei in die Mauern dieser Handelsstadt nicht eingedrungen, so kamen von nah und fern Schaaren von Fliehenden, um hier Schutz und Sicherheit zu suchen, wiewohl der Ort an sich durchaus nicht zu einer Zufluchtsstätte geeignet war, denn die Sumpfluft, die aus seinen Stadtgräben aufstieg, erzeugte schon damals in den engen und finsteren Gassen viele langwierige Krankheiten 3).

6. In den Niederlanden.

Es ist auffallend, dafs die Niederlande von dem Schweifsfieber *) um ganze vier Wochen später heimgesucht wurden, da doch hier der Handelsverkehr mit England, will man diesen überhaupt in erheblichen Anschlag bringen, ungleich bedeutender war, als in den deutschen Nordseestädten. Denn in Amster

1) Dies geht aus einem Briefe von Euricius Cordus an den hessischen Kammersecretair Joh. Rau von Nordeck hervor, am Ende der zweiten Auflage seines Regiments.

2) Magnus Hundt schlofs die seinige am 7. October.
3) Bayer von Elbogen, Cap. 7.

4) Man nannte es dort die ingelsche Sweetsieckte, oder die sweetende Sieckte.

Amsterdam, den 27. September.

dam erschien es erst am 27. September Vormittags, während die Stadt in einen dichten Nebel eingehüllt

war), und ganz gleichzeitig, vielleicht um einen Tag Antwerpen. früher, in Antwerpen, wo man am 29. September einen feierlichen Umzug hielt, um durch Gebet noch gröfseres Unheil von der Stadt abzuwenden. Es waren nämlich in den letzten Tagen gegen 4 bis 500 Menschen am englischen Schweifse gestorben 2). Man könnte glauben, der feuchte Boden Hollands und seine undurchdringlichen Nebel hätten die Seuche noch weit früher angelockt, als das hohe und heitere Land zwischen den Alpen und der Donau, oder das weit entlegene Preussen, aber die Entwickelung der Volkskrankheiten folgt keiner menschlichen Berechnung, keiner ärztlichen Ansicht! In den Städten um Amsterdam soll das Schweifsfieber erst nach dem Aufhören des Sterbens in dieser Stadt zum Ausbruch gekommen sein, d. h. fünf Tage nach dem 27. September, und so können wir ohne erheblichen Irrthum annehmen, dafs die Seuche in den letzten Tagen dieses Monats und den ersten des October über das ganze Gebiet der Niederlande, mit Einschlufs von Belgien verbreitet war 3). Alkmaar und Waterland blieben frei *), wie ohne Zweifel auch in England und Deutschland

Schol.

1) Forest. L. VI. Obs. VII. Schol. p. 157. Obs. VIII. c.
158.
P.
Wagenaar, T. II. p. 508.

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3),, Laquelle (la suette)

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s'estendit par le pays d'Oostlande,

de Hollande, Zeelande, et autres des pays bas, on en étoit endedens vingt et quatre heures mort ou guarry, elle ne dura en Zeelande pour le plus que 15 jours, dont plusieurs en moururent.“ Le Petit, T. I. Livr. VII. p. 81.

4) Forest. a. a. O.

einzelne Orte von dem Schweifsfieber verschont wor

den sind.

So wunderbar wie das erste Auftreten des eng- Dauer der lischen Schweisses war nun auch aller Orten die Epidemie. beispiellos kurze Zeit seines Verweilens. Denn so wie er in Amsterdam nur fünf Tage, in Antwerpen und in vielen deutschen Städten, wie wir gesehen haben, nicht viel länger wüthete, so konnte er wohl nirgends seine Herrschaft länger, als etwa funfzehn Tage behaupten, er offenbarte also auch hierin seine schon in den früheren Erkrankungen kundgegebene Eigenthümlichkeit. In diesen kurzen Zeitraum kann jedoch nicht das vereinzelte Vorkommen der Krankheit mit einbegriffen werden, denn wenn ein glaubwürdiger Zeitgenosse versichert, das Schweifsfieber habe einige zweimal, andere dreimal oder selbst viermal befallen), so möchte schon hieraus auf eine längere Dauer seines Verweilens zu schliefsen sein, wenn vielleicht auch in einigen Orten die Seuche nach mehrtägigem Wüthen plötzlich abbrach, so dafs keine vereinzelten Erkrankungen mehr vorkamen.

7. Dänemark, Schweden und

Norwegen.

Der Ausbruch des Schweifsfiebers in Dänemark 2) fällt auf die letzten Tage des September, denn am 29sten dieses Monats starben daran in Kopenhagen 400 Einwohner 3), auch wurde Helsingör nicht

1) Erasm. Epist. Libr. XXVI. ep. 58. col. 1477. b. Zerbst dauerte das Schweifsfieber ebenfalls nur fünf Tage. ner, It. p. 29.

2) Er hiefs dort den engelske Sved."

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3) Frederik I. Histori. S. 181. Dieselben Worte bei Huit

feld, T. II. S. 1315.

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