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erzielt worden war und der Betrieb unter Anwendung aller möglichen Ersparungsmaßregeln eine ertragsreichere Fortsetzung finden sollte, der mit der Linzer Fabrik geschlossene Vertrag zunächst bis zum Jahre 1782 aufrecht und wurde sodann auf den Wunsch der Neustädter Interessenten auf weitere vier Jahre ausgedehnt.713 Die Linzer Fabrik hatte. den Verschleiß der Neustädter Waren in ihren eigenen Fabriksniederlagen zu besorgen und zu fördern, ja sogar für einen festgesetzten Absatz zu haften, was ihr keineswegs zusagte; auch die Neustädter Fabrikskasse und Buchhalterei vereinigte sie mit den ihrigen. Sie erweiterte den Spinnereibetrieb für die Neustädter Fabrik und verbesserte deren Betriebseinrichtungen.714 Die Zahl der Webstühle stieg von 74 im Jahre 1781 auf 275 im Jahre 1785, die Zahl der für die Fabrik beschäftigten Arbeitskräfte stieg bis zum Jahre 1787 auf nahezu 5000, der Jahresverschleiß auf mehr als 200.000 fl. und in den Jahren 1784 und 1785 ergab sich mit Einschluß der festgesetzten 4% des Einlagskapitals ein Nutzen von ungefähr 15%.715

Der Fortbestand der Fabrik konnte nun infolge der Unterstützung durch den Staat als gesichert gelten und die Linzer Fabrik, welche die Konkurrenz dieses Unternehmens, das unter der guten Leitung eines ehemaligen Spinnereifaktors als Mitdirektors stand, namentlich auf den Brünner Märkten bereits deutlich wahrzunehmen vermochte, dachte daran, das Vertragsverhältnis zu lösen. Als die Interessenten jedoch zu Beginn des Jahres 1786 um eine weitere Verlängerung des Vertrages mit der Linzer Fabrik auf weitere zehn Jahre baten, widersetzte sich Sorgenthal auch der Erfüllung dieser Bitte nicht, zumal da, wie die Hofkanzlei hervorhob, Zeugfabriken dem Staate wegen des großen Bedarfes an gezwirnter Ware, die sonst aus England und Sachsen gebracht worden war, wegen der Einfuhrverbotsgesetze besonders nötig

713 Vortrag der Hofkammer vom 21. Oktober 1781 und 15. Mai 1782. St. R. 2517 v. 1781 und 1557 v. 1782.

714 Die Fabrik erzeugte zumeist nur sechs Hauptgattungen von Zeugwaren, stand also in dieser Beziehung der Linzer Fabrik weit nach. 715 Im Jahre 1786 betrug der Gewinn 25.590 fl. Nach einem Berichte Sorgenthals vom 12. September 1787. Ib. 34. 1787. Okt. 469.

wären und weil der Wohlstand der Neustädter Fabrik auch Nacheiferung erwecken würde.

Auf Grund einer kaiserlichen Verfügung wurden nun neue Abmachungen veranlaßt, die zu einem neuen Vertrag vom 31. Juli 1786 führten, der am 30. November dieses Jahres mit kleinen Änderungen die kaiserliche Genehmigung erhielt.

Die Linzer Fabrik wurde demnach ermächtigt, der Neustädter von sechs zu sechs Monaten Unterstützungen vorschußweise zu 4% bis zur Höhe von 25.000 fl. zu gewähren (während erstere selbst nur gegen 6% Geld aufnehmen konnte), auch sollten die Ertragsüberschüsse zum Kapitalskonto des Neustädter Betriebes geschlagen werden. Vor allem aber sollte. der Fabriksfonds rasch vergrößert werden, da er in dem Ausmaße von 102.000 fl. für den Betrieb durchaus nicht mehr hinreichte.716

Nach dem Vorschlag der Linzer Fabrik sollte der Neustädter Fabriksfonds zunächst mit 250.000 fl., sodann nach Beschluß der Mehrheit der Interessenten mit 300.000 fl. festgesetzt werden und dieses Kapital in 50, später 60 Aktien zu 5000 fl. eingeteilt und mit sämtlichen Aktionären ein zehnjähriger Kontrakt abgeschlossen werden, ,eine Vorkehrung, die', wie Sorgenthal meinte, gewiss bei allen Aerarial-Fabriken dem vorgesetzten nützlichen Endzwecke entsprechen würde.717 Die Vergrößerung des Fonds wurde auch tatsächlich rasch erreicht und die Mährisch-Neustädter Fabrik ersuchte daraufhin im Jahre 1788 zur Vergrößerung ihres Betriebes um die Überlassung des Klosters Brugg bei Znaim um den Schätzungswert.718

Nach obiger Einteilung des Fabriksfonds hatte Sorgenthal für die Linzer Fabrik 14 Aktien 719 und von den übrigen älteren Interessenten Philipp Josef Langwieder 7, 2 je 2 Ak

716 Die Anteile der privaten Interessenten an dem Einlagskapital waren auf 42.000 fl. gesunken, der der Linzer Fabrik nach wie vor 60.000 fl. 717 Vertrag in H. K. A. Cam. 34. 1787. Jan. 106.

718 Obwohl die Fabrik hiebei Unterstützung fand, scheint es zu dieser Überlassung nicht gekommen zu sein (ib. 34. 1788. Mai 19).

719 Als der Gewinnanteil der Linzer Fabrik auf 33.004 fl. 26 kr. angewachsen war, legte diese noch 6995 fl. 34 kr. zu und erhielt hiefür wie für die Einlagen und Vorschüsse 20 Aktien, von welchen sie

tien. Zu diesen Interessenten kamen nun noch sechs neue, drei Frauen mit je einer Aktie, zwei mit je vier Aktien, darunter der Großhändler und ,Warenkonsument der MährischNeustädter Fabrik Adam Güglleuthner, und endlich der Wiener Niederlagsverwandte Josef v. Weinbrenner mit 14 Aktien.

Als die Interessenten baten, daß es Sorgenthal, dessen Leitung und Kenntnissen die Fabrik ihren Aufschwung verdankte, gestattet werde, sich auch als privater Gesellschafter an dem Unternehmen zu beteiligen, wurden sie von der Hofkanzlei wie auch vom Staatsrate, obwohl an der bekannten Rechtschaffenheit Sorgenthals, wie Freih. v. Eger ausdrücklich betonte, niemand zweifelte, abgewiesen.720

Den Aktionären sollten 4% Zinsen halbjährig ausbezahlt werden, ein Viertel des Gewinns einmal im Jahre, während die Mehrheit der Stimmen nach drei Jahren über die Ausbezahlung des ganzen Gewinns beschließen sollte. Als Deputierte der Sozietät hatten Sorgenthal und der Aktionär Langwieder und als dessen Stellvertreter Güglleuthner die Administration zu leiten. Die Auslagen für das Fabrikspersonal sollten 2% des Einlagsfonds nicht übersteigen. Bei Beratungen der Sozietät über wichtigere oder unter den Deputierten strittige Gegenstände sollte zwar die Mehrheit der Stimmen entscheiden, jedoch nicht nach der Anzahl der Aktien derselben, sondern nach der Zahl der Personen mit mindestens drei Aktien. Bis Ende Juli 1793 sollte ein Beschluß über den Weiterbestand der Fabrik und dessen Bedingungen gefaßt werden.721

Die Linzer Fabrik konnte nun bei dem guten Fortschreiten des Neustädter Industriewerkes hoffen, die Früchte. ihrer eifrigen Bemühungen zu ernten.722 Es kam jedoch anders.

jedoch sechs einem ihrer Hauptgläubiger Josef v. Weinbrenner überließ.

720 Vortrag der Hofkanzlei vom 4. Dezember 1786. St. R. 4971 v. 1786. 721 H. K. A. Cam. 34. 1787. Jan. 106.

722 Bericht Sorgenthals über die Neustädter Fabrik. H. K. A. Cam. 34. 1787. Okt. 469.

Schon im Jahre 1787 übernahmen zwei der Hauptinteressenten die Aktien der Neustädter Fabrik und auf deren Wunsch erhielt die Linzer Fabrik den Auftrag, ihre Gelder aus dem in seinem Bestand nunmehr gesicherten Unternehmen. nach und nach herauszuziehen. Die 14 Aktien wurden der Neustädter Fabrik im Jahre 1788 übergeben, die Gewinnanteile der Linzer Fabrik wurden mit kaiserlicher Bewilli gung der Neustädter Fabrik teilweise belassen,723 mit Ende Juli 1789 der Sozietätskontrakt aufgelöst, die Ratentilgung im Jahre 1795 beendet, worauf auch die Überwachung der Buchführung und der Hauptkasse aufhörte. Die Linzer Fabrik hatte im ganzen einen Gewinn von 36:752 fl. bezogen, also infolge unzureichender Verwertung ihrer Gelder einen nicht unbedeutenden Verlust bei der Unterstützung eines Kon-. kurrenzunternehmens erlitten.

Als Güglleuthner Edler v. Oftensheim, nunmehr Direktor der Neustädter Fabrik, im Namen der Fabriksgesellschaft, die nach Ablauf der Geltungsdauer des ersten Privilegiums 724 im Jahre 1793 ein neues ohne zeitliche Beschränkung erhalten hatte, unter Berufung auf ein angebliches Versprechen Kaiser Josefs und unter Hinweis auf eingetretene Preisreduktionen und auswärtige Verluste im Jahre 1795 um Überlassung des letzten Gewinnanteiles der Linzer Fabrik ansuchte und sich hiebei als den einzigen Retter der ihrem Untergang nahe gewesenen Fabrik bezeichnete, wurde er abgewiesen. Wie das Direktorium in publicis hervorhob, könne nur das Ärar als Retter dieser Fabrik angesehen werden, das selbst den Fruchtgenuß der 60.000 fl. dem Besten der Fabrik widmete, einem siebenjährigen Gewinn entsagte und nur die Hälfte des zu Buch gebrachten Gewinns mit 61jährigem Interessenverlust forderte. Auch der Staatsrat sah keine Ursache, neue Opfer zu bringen. Es wurde denn auch Güglleuthner .bedeutet, daß die Fabrik,durch die großmütigen aerarischen. Unterstützungen in einem sehr aufrechten Stand sich befindet

723 St. R. 3422 v. 1789.

724 Es war dem ersten im wesentlichen gleich, enthielt die üblichen Fabriksbegünstigungen, überdies aber auch die Sicherung des Spinnbezirkes (10 Meilen im Umkreis) nach Abschluß entsprechender Spinnkontrakte (Konzept in H. K. A. Cam. 34. 1795. Mai 728).

und daß die Staatsfinanzen den Verzicht um 4703, fl. nicht zuließen.725

es handelte sich

Die Art des Fabriksbetriebes, der in der Folge auch auf die Erzeugung von Tüchern und Kasimiren ausgedehnt wurde, blieb nach wie vor der der Linzer Fabrik sehr ähnlich, der Reingewinn belief sich in den folgenden Jahren mehrmals auf mehr als 12% und die Linzer Fabrik erhielt ihren Anteil in kleinen jährlichen Beträgen bis zum Jahre 1800 zurück, womit die Verbindung der beiden Industrieunternehmungen vollständig aufhörte. Nachdem die Fabrik schließlich in das Eigentum Güglleuthners übergegangen war, wechselte sie alsbald mehrmals ihren Besitzer.726

16. Die Rentabilität der Linzer Fabrik.

a) Die Verzinsung des Stammkapitals.

Da die Frage der Rentabilität des Linzer Fabriksunternehmens nicht nur so lange sich dieses in privaten Händen befand, sondern größtenteils auch zur Zeit des staatlichen Betriebes für deren Schicksale und Fortbestand von entscheidender Wichtigkeit war, mußte diese bei der Darstellung der Geschichte der Fabrik bereits in eingehenderer Weise erörtert werden.

Es erübrigt demnach hier nur noch, in kurzer Zusammenfassung einen durch die bereits erwähnten Widersprüche in der Beurteilung der finanziellen Lage und Leistungen allerdings einigermaßen getrübten Überblick zu bieten. Vollständige Klarheit über diese Frage zu erreichen, ist wegen der Mängel der einstigen Buchhaltungsarbeiten der Fabrik und auch der heute noch größeren Lücken in den Ertragsnachweisungen nicht minder unmöglich als zur Zeit der Auflassung der Fabrik oder der namentlich von Sorgenthal unternommenen Aufklärungsversuche.

725 Vortrag des Direktoriums vom 26. September 1795. St. R. 3563 v. 1795.

726 Einige Angaben über die weitere Fortsetzung des Betriebes bei Engl a. a. O. S. 158 ff., bei J. A. Demian, Darstellung der österreichischen Monarchie nach den neuesten statistischen Beziehungen (1804) I/2. S. 102 und auch bei J. Slokar, Geschichte der österreichischen Industrie (1914) S. 327 f.

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