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12. Der Warenverkauf.

Verschleißergebnisse und Gewinne.

Der Verkauf der Waren der Linzer Fabrik, der schon in ihren Anfängen die Aufgabe gestellt worden war, die österreichischen Länder, zunächst Nieder- und Oberösterreich, mit Wollenzeugwaren zu versorgen und die Einfuhr solcher Produkte ausländischer Herkunft hintanzuhalten, durch das erste Fabriksprivilegium in Linz gestattet, erfuhr die erste bedeutende Erweiterungsmöglichkeit durch die im Jahre 1694 bewilligte Errichtung einer befreiten Niederlage in Wien, 630 wo die Wollenzeuge nicht nur im großen, sondern auch stückweise und vom Jahre 1697 an auch im kleinen (im Ausschnitt) feilgeboten werden durften. Durch das Patent vom 7. April 1707 wurde sodann der Verkauf ohne örtliche Beschränkung bewilligt, worauf alsbald die Errichtung eines neuen Warenlagers, und zwar in Graz erfolgte.

Die Schwierigkeiten, die sich der ausreichenden Bereitstellung der Fabrikswaren entgegenstellten,631 und die Kämpfe mit der Kaufmannschaft mußten, da sie für die Entwicklung des Betriebes von entscheidender Bedeutung waren, bereits in anderem Zusammenhang dargestellt werden.

Eine weitere von der Orientalischen Kompagnie errichtete Warenniederlage in Krems a. d. Donau nahm niemals einen großen Umfang an. Nach der Erweiterung des Betriebes folgte sodann die Eröffnung von Fabriksniederlagen in Brünn und Prag, im Jahre 1775 noch in Teschen, wo insbesondere der nahezu vergebliche Versuch gemacht wurde, ausländische Warenabnehmer zu erwerben.

630 Diese befand sich zunächst ,Am Peter', wurde von der Orientalischen Kompagnie auf den alten Fleischmarkt, wo sich die meisten größeren Niederlagen befanden, in das Haus Zur goldenen Rose' Nr. 740 und im Jahre 1803 in das nahegelegene Laurenzergebäude. verlegt.

631 Diese lassen wohl als sehr unwahrscheinlich erscheinen, daß die Niederlagen der Orientalischen Kompagnie im Orient, die auch nur einen kurzen Bestand hatten, sowie in Ofen und Triest für den Warenabsatz der Linzer Fabrik von nennenswerter Bedeutung gewesen sein könnten. s. F. M. Mayr a. a. O. S. 51.

Diese letzteren Niederlagen waren jedoch nicht wie die Linzer und Wiener als ,Konsumtionslager', demnach ständige Verkaufsstätten, sondern als Marktlager' nur für den Verschleiß zu den festgesetzten Marktzeiten eingerichtet.

Als die Zeugfabrik auch die Herstellung von Teppichwaren und anderen neuen Warengattungen begonnen hatte und für diese einen weiteren Kundenkreis zu erlangen hoffte, entstanden auch noch ständige Verschleißniederlagen in Pest 632 und in Mailand,633 letztere in Verbindung mit der Niederlage der k. k. Wiener Porzellanfabrik.

Neben diesen bestanden bis in die letzten Jahre des staatlichen Betriebes der Teppich- und Druckwarenfabrik, nachdem die Marktlager zu Graz, Brünn und Prag aus Ersparungsgründen in Kommissionslager umgewandelt worden waren, solche auch in Lemberg, Kronstadt in Siebenbürgen und (seit dem Jahre 1844) in Verona. Auch die Fabriksniederlage in Wien aufzulassen wurde bereits im Jahre 1840 in Erwägung gezogen,634 doch wurde dies mit Rücksicht auf den Ruf der Fabrik, die den Kampf um ihren Fortbestand noch nicht aufgegeben hatte, unterlassen.

Der Verkauf der Fabrikswaren fand zu allermeist auf den großen Märkten statt, auf welchen sich, namentlich seitdem Sorgenthal diesen seine besondere Aufmerksamkeit widmete, regelmäßig Beamte der Fabrik, ab und zu auch der Direktor selbst, einfanden, um Geschäfte abzuschließen, ständige Abnehmer zu finden und insbesondere auch Bestellungen auf bestimmte Warengattungen zu erhalten, um hiedurch bei

632 Diese wurde im Jahre 1839 aufgelassen und die Waren in Kommission gegeben, da fast nur zu Marktzeiten verkauft werden konnte und die Betriebskosten 14% des ganzen Absatzes betrugen.

633 Im Jahre 1817 als Kommissionslager errichtet und im Jahre 1823 zunächst provisorisch als ständige Niederlage von Tüchern, Kasimiren, Teppichen, Merinos und anderen Wollenzeugen der k. k. Aerarial-Fabrik in Linz. Verkauft sowohl im kleinen als im großen und zu fixen Preisen eingerichtet.

634 Es bestand der Plan, nur Linzer Warenmuster in der Niederlage der Wiener Porzellanfabrik aufzulegen, die Waren selbst aber einigen vertrauenswürdigen privaten Handelsleuten in Kommission zu geben oder den ganzen Verschleiß einem erfahrenen Privaten, der durch die Wiener Zeitung gesucht werden sollte, gegen Kaution zu überlassen.

dem Betrieb den wechselnden Anforderungen der Mode Rechnung tragen und die Anhäufung großer Warenmengen nach. Möglichkeit verhindern zu können.

Übrigens wurden diese Märkte auch noch zu anderen Zwecken besucht. Die von der Direktion mit dem Marktbesuch betrauten Beamten hatten den Auftrag, vor Beginn der Marktzeit nachzuforschen, ob nicht ausländische Wollenzeuge eingelaufen wären und ob nicht neue Artikel vorkämen, die nachgeahmt werden könnten. Zwei bis drei Tage vor dem allgemeinen Verkauf sollten sie zu verkaufen beginnen. Nach dem Oktroi vom Jahre 1775 konnte die Linzer Fabrik eben in jedem Orte der Erblande zu und außer Marktzeiten in Stücken verkaufen, und so oft ihr hiebei Schwierigkeiten bereitet wurden, konnte sie stets mit Erfolg auf diese Begünstigung hinweisen.

Während das Absatzgebiet der Linzer Zeugwaren zur Zeit des privaten und auch des staatlichen Betriebes während der Geltungsdauer des Fabriksprivilegiums hauptsächlich Niederösterreich,635 sodann auch Ober- und Innerösterreich war, dehnte sich dieses in der Folge, namentlich vom letzten. Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts an insbesondere nach Osten und Süden aus und ist aus einzelnen noch vorhandenen Debitorenlisten zu ersehen, daß die Fabrik auch in fast allen größeren Städten und auch in vielen kleineren Orten Ungarns, Siebenbürgens und Kroatiens Abnehmer gefunden hatte.636 Der Handel war hier vorzugsweise in den Händen serbischer Kaufleute. Daneben bestanden auch Verbindungen mit größtenteils jüdischen Handelsleuten in Galizien und der Bukowina sowie in kleinerem Ausmaß, in Mähren, während die Handelsverbindung mit Böhmen sehr gering war.

Von den Teppichwaren der Fabrik ging ein großer Teil in die italienischen Provinzen Österreichs.

Der auf den einzelnen Märkten erzielte Warenabsatz war naturgemäß sehr verschieden, der der Wiener Märkte fast

635 So entfielen beispielsweise von den im Jahre 1748 abgesetzten 9269 Warenstücken 5522 auf Niederösterreich, 1700 auf Innerösterreich. 636 Schon im Jahre 1769 wurden in Ungarn und Siebenbürgen neben ausländischen Zeugwaren im Werte von 33.510 fl. solche aus der Linzer Fabrik im Werte von 106.296 fl. verkauft.

durchwegs die übrigen weitaus übertreffend. Diese brachten zumeist Einnahmen von über 100.000 fl., zeitweise auch bedeutend mehr,637 während die Grazer Märkte etwa die Hälfte, die übrigen kleinere Beträge, sehr oft unter 10.000 fl. einbrachten; insbesondere auf den Brünner und Prager Märkten machte sich alsbald die Konkurrenz der privaten Fabriken stark geltend. Der Besuch der Bozener Messe, der nur ab und zu erfolgte, brachte keinen größeren Gewinn und diente hauptsächlich zur Erwerbung von Mustern für nach Italien zu versendende Waren.

Außerhalb der Marktzeiten fanden größere Verkäufe fast nur in Wien statt, so daß die Einnahmen des Wiener Lagers für den Geschäftsgang der Fabrik bis in die Zeit der Einschränkung auf die Teppich- und Druckwarenerzeugung als entscheidend angesehen werden können.638

Erst in den letzten Jahren des eingeschränkten staatlichen Betriebes trat hierin eine Änderung ein, indem der Teppich- und Druckwarenverschleiß mit ungefähr 30.000 fl. jährlich in Mailand dem Wiener ungefähr gleichkam, während in Linz, Pest und Leipzig ungefähr 3000-6000 fl. erzielt wurden, an den übrigen Verkaufsorten kleinere Beträge, am wenigsten in Kronstadt mit kaum 200 fl.

Im Auslande Linzer Fabrikswaren zur Abnahme zu bringen, ist niemals in bedeutenderem Umfang gelungen.

Der erste größere Exportversuch der Ärarialfabrik fand im Jahre 1773 statt, indem diese durch Vermittlung eines der bedeutendsten jüdischen Kaufleute in Triest, Joachim Hirschl, Waren nach Sinigaglia brachte,639 die jedoch wegen

637 Wohl die größte Einnahme brachte der Wiener Jubilate-Markt des Jahres 1786 mit 210.388 fl., während im folgenden Jahre nur mehr 172.212 fl. erzielt wurden.

638 So betrugen beispielsweise die Verschleißeinnahmen des Betriebsjahres Juni 1759 bis Mai 1760 (im Ausmaß von 400.612 fl.) in Wien (ohne Bruchteile) 241.828 fl., in Graz 62.595 fl., in Linz 53.077 fl., in Krems 18.033 fl., in Brünn 16.596 fl. und in Prag 8478 fl. Im folgenden Jahre stieg (von einer Gesamtsumme von 571.487 fl.) das Ergebnis in Wien auf 320.206 fl., in Graz auf 77.776 fl., in Linz auf 66.315 fl., in Brünn auf 58.702 fl., in Prag auf 26.549 fl. und in Krems auf 21.938 fl., woraus große lokale Absatzschwankungen zu ersehen sind. 639 Es wurden diesem Waren im Werte von 20.000 fl. gegen Verschrei

der hohen Preise neben den englischen und sächsischen nicht bestehen konnten. Bald darauf wurde eine größere Partie Fabrikswaren (namentlich Chalonstoffe) nach Smyrna gesendet, um dort selbst zur Hälfte gegen Filo d'Angora getauscht zu werden. Der größte Teil der Waren kam jedoch im Jahre 1776 wieder von Smyrna zurück, ebenso auch die Waren, welche im Jahre 1782 das Wiener und Konstantinopolitaner Handlungshaus Willishoven nach Cherson und Kilianova zum Verkauf gegen Barzahlung oder Retourwaren gebracht hatte.640 Auf die Anregung, in das als Zollausland zu betrachtende Mailändische zu verkaufen,641 erklärte die Direktion im Jahre 1780, daß dies ohne Preisherabsetzung (von ungefähr 10%) nicht möglich sei; eine solche wurde aber der Fabrik in keinem der bezeichneten Fälle bewilligt, weshalb auch der kurze Zeit betriebene Handel in die Türkei im Jahre 1795 aufgegeben wurde.

Wie sehr hiebei die österreichische Regierung die Wollwarenindustrie um diese Zeit bereits für export fähig hielt und die Ausfuhrbestrebungen zu unterstützen gewillt war, ist daraus zu ersehen, daß vom 1. Mai 1783 an für im Inland versponnene erbländische und ungarische Wolle eine AusfuhrPrime von 1/2 fl., für daraus verfertigte Tücher, Zeuge oder

bung seines Hauses auf 10 Jahre mit 4% Skontro überlassen. St. R. 2849 v. 1772.

640 Die Fabrik wollte im Jahre 1781 an dieses Handlungshaus einige Artikel anfänglich mit Verlust nach Konstantinopel schicken, um bekannt zu werden und wohlfeil zu scheinen'. Die Hofkammer wies die Fabrik jedoch hierauf zurecht: In solchen Antrag kann um so weniger condescendirt werden, als dieses einerseits nicht der Weg ist, einen Vertrieb und stärkeren Verkehr zu bewirken, andererseits aber bei jeder wohl eingeleiteten Fabrique ohne Rücksicht auf die Gattung deren Käufern immer gleiche Preise festgesetzt bleiben müßen' (zum Fabriksprotokoll Juli-September 1781. H. K. A. Cam. 34. 1781). Sorgenthals im Unmut über die unzufriedene Weberschaft gemachte Bemerkung, daß er im Jahre 1780 eine Bestellung auf Chalonwaren, die jährlich im Werte von 40.000 Piastern nach Konstantinopel geliefert werden sollten, ausschlagen mußte, weil die Weber diese Warenherstellung nicht übernehmen wollten, scheint nach obigem Vorschlag nicht recht glaubwürdig (St. R. 1832 v. 1781).

641 Schon im Jahre 1772 war für nach Mailand und Mantua gebrachte Linzer Fabrikswaren die Hälfte der Maut gebühr erlassen worden.

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