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so viel angebaut, daß der jährliche Bedarf von ungefähr 150.000 Stücken bald gedeckt werden konnte.528

An den sehr zahlreichen Versuchen, inländische Farbstoffe zu gewinnen, so namentlich dem Krapp- und Waidbau, war die Fabrik, wie es scheint, nicht unmittelbar beteiligt; im Jahre 1798 machte sie nicht ungünstige Versuche, Roteibenholz aus der Gegend von Spital am Semmering zum Färben zu verwenden, im Jahre 1805 versuchte die Fabrik die,wilden Kastanien' statt Roggenmehl zur Schlicht in der Teppichmanufaktur zu verwerten.

Ein im Jahre 1812 unternommener Versuch, in der Fabrik Tinte für die Hofstellen in Wien zu erzeugen und dadurch eine neue Quelle des Gewinnes zu erschließen, fand keine Fortsetzung.

11. Waren und Preise.

Wie bereits in der Darstellung der Entwicklung des Fabriksbetriebes ausgeführt werden mußte, suchte die zunächst für die Erzeugung des Cadis, eines minder feinen wollenen Zeuges, ausdrücklich privilegierte Fabrik schon von den ersten Anfängen an die Zahl der Waren zu vergrößern, zumal nachdem ihr die Aufgabe zugedacht war, den inländischen Bedarf an Wollenzeugwaren aller Art zu decken. Neben Cadis trat als wichtigster Artikel alsbald der Kronrasch 529 (die Fabrik wird kurz auch als Cadis-, später als Kronrasch

528 Der Weberkardenbau hat sich in Oberösterreich seit dieser Zeit nicht nur bis heute erhalten, sondern im Bergland und dessen Vorland an der Donau auf ein Gebiet von mehr als 400 ha (mit über 70 Millionen Stücken) ausgedehnt. S. Statistisches Jahrbuch des k. k. Ackerbauministeriums für das Jahr 1911. Wien 1912. S. 31.

529 Kronrasch und Scharschet waren auch unter den Waren des von J. J. Becher gegründeten Manufakturhauses und vermutlich auch unter den Erzeugnissen der von W. Schröder eingeführten englischen Wollenmanufaktur. S. auch Hans Hatschek, Das Manufakturhaus auf dem Tabor in Wien (Staats- und sozialwissenschaftliche Forschungen. Herausgegeben von Schmoller. VI. Bd. 1. Heft. Leipzig 1886). S. 36, 76 und II. v. Srbik, Wilhelm von Schröder (Sitzungsberichte der phil.-hist. Klasse der kais. Akademie der Wissenschaften in Wien. 164. Bd. 1910) S. 67 ff., 160.

fabrik bezeichnet) sowie Scoti und Sarschet (Serges), sodann Flanelle, ferner auch Crepon und Beuteltücher sowie auch andere ganzwollene oder harrasene Zeugwaren, wie in dem Privilegium der Orientalischen Kompagnie vom 6. November 1724 ausdrücklich hervorgehoben wird.

Von der Orientalischen Kompagnie wurden hierauf, um 'der Konkurrenz des Auslandes zu steuern, die Zahl der Warengattungen und deren verschiedene Qualitäten rasch weiter vergrößert, im Jahre 1730 wurden bereits 30 verschiedene ausländische Waren' erzeugt.

Im Jahre 1736 wurden in der Linzer Fabrik hergestellt: Kronrasch (3 Qualitäten und verschiedene Farben), Flanell (4 Qualitäten, auch gedruckt), -Ponceau (2 Gattungen), Bockings Boy, Jesuiter-, gezwirnt, und Wollenzeug, Minoritenzeug. Sarges differente Qualität und Farben', Scotti, weiß und schwarz, Sarge imperial, gefärbt und gedruckt, Ordinari Cadis von allen Farben, Soye von allen Farben, Cyperloy (wohl Cyper-Soye), weiß und schwarz, Rasch Numero 12 in allen Farben, ebenso Crepons, Etamin, Quinet und Kallamank aller Sorten, Concent, meliert, schwarz gestreift und einfärbig, Barcan allerhand Qualität, Engel-Saget (Engelsath), Ganzcamelot mit filo d'Angora und Halbseidencamelot allerhand Sorten und Farben, ebenso Halbeamelot, Polomit und Droquet. meliert und einfärbig, ferner Overkucken, Berova, Crep di Dames, Spanniolet, Wurshet, Buracan Perpetuel, Mohr, Challon', Gesundheitszeug, Halstücher von Crepon und Beuteltücher in drei Breiten.530

Wie der Kommerzienhofbuchhalter im Jahre 1762 ausführte, machten die Wiener Kaufleute ihre Bestellungen bei der Linzer Fabrik nach den mutmaßlich von fremden Kaufleuten ihnen zugekommenen Mustern. Dahero dann die Waren auch nach selbigen getaufet und mit nehmlichen barbarischen Namen beleget worden, wie sie auf der zahlreichen Lista der Lintzer Waren verzeichnet sind. 531 Aus Handels

530 H. K. A. Veritas cum utili in compendio. Gedruckte Vorschläge über die Lotterien der Orientalischen Kompagnie. 1737. Litt. I.

531 H. K. A. Buchhalterische Meinung. Zu dem Handbillet vom 24. Januar 1762. Kommerz, N.-Oe. 88.

rücksichten behielt die Fabriksdirektion die großenteils noch heute in Gebrauch stehenden ausländischen Warenbenennungen bei.

Ohne daß die Zahl der von der Fabrik hergestellten Warengattungen eine wesentliche Veränderung erfuhr, verschwanden einige derselben und traten andere an ihre Stelle. 532 Außer dem in obigem Verzeichnis fehlenden vielbegehrten billigen Halbrasch waren dies zur Zeit der Übernahme der Fabrik in den staatlichen Betrieb die als Carole, Amiens, Griset und Gros de Naples bezeichneten Waren, zu denen nach kurzer Zeit und noch unter Stegners Fabriksleitung (bis etwa 1760) noch Strock, Serge de Nimes und Serge de Rome. hinzutraten sowie auch Halbseidendamast und Felpe oder Velpel.

Wie am besten aus einzelnen noch vorhandenen gedruckten Preisverzeichnissen der Fabrik zu ersehen ist, blieben die Zeugwarengattungen großenteils dieselben während der Gesamtzeit des unverminderten staatlichen Betriebes.

Die wichtigsten Warengattungen blieben die geköperten oder croisierten Zeuge Kadis (auch Cardis),533 Halbrasch (Ras), Rasch Nr. 12, Chalon 534 und insbesondere der Kronrasch 535 (fein und ordinär).

Zu diesen geköperten Zeugen zählen ferner mehrere

532 Ob einige Warengattungen nicht unter geänderten Bezeichnungen wieder erscheinen, konnte nicht mit voller Sicherheit festgestellt werden.

533 Kadis wurde in allen Farben hergestellt und namentlich für Winterkleider verwendet; zu Beginn des 19. Jahrhunderts stellte die Fabrik dessen Erzeugung ein, nahm sie jedoch später wieder auf.

534 Rasch (nach der Stadt Arras benannt), aus Kamm- und Streichgarn hergestellt, ist ein gemeines Wollenzeug, als Kleider futter, für Bettdeckencouverts, Fensterrouletten etc. verwendet. Chalon ist etwas feiner und stärker appretiert, daher glänzend und wurde namentlich in Ungarn viel verkauft.

335 Der Kronrasch ist ein leichtes, geköpertes Wollenzeug, dessen Kette aus Waschwolle, dessen Einschlag aus Streichwolle besteht, und das gewalkt und gerauht wird, damit es tuchartig erscheine. In allen Farben hergestellt, diente es als Kleiderstoff, insbesondere für den Bauernstand, grün gefärbt namentlich für Handwerkerschürzen.

Serge- oder Serschearten,536 der Scotto,57 der dem Chalon sehr ähnliche Soy..

Zu den leinwandartig gewebten oder glatten Zeugen der Linzer Fabrik gehören von den genannten der Konzent (Consent, sonst auch Polamit genannt),538 Quinet 539 und Etamin,540 ferner der Barkan 541 und der Kamelot (Camelot),542 von welchen die beiden letzten auch mit Verwendung von Seide (als Halbseidenbarkan und -kamelot) hergestellt wurden. Dem Kamelot ähnlich waren endlich auch noch die als Gros de Naples bezeichneten feineren Gewebe.

Zu den glatten Zeugen der Linzer Fabrik gehören ferner

536 Serge Nr. 13 und Serge imperial, später auch Serge-Beryll mit aufgedruckten Mustern, wurde hauptsächlich in Ungarn für Weiberröcke und Bettdecken verwendet. Feinere, meist schwarze Serschegewebe waren Serge de Rome und Serge de Nimes, später auch Serge de Berry. Serge-Beryll wurde mehrfarbig gedruckt. Nach Lueger. Lexikon der gesamten Technik. 2. Aufl. VIII. Bd. S. 884 zählen Serge wie auch Kalamanken zu den atlasbindigen Zeugen.

537 Gröberer, zumeist grüner Wollenstoff für Kleidungen, nach venezianischen Mustera.

538 Mit gezwirntem, oft mehrdrähtigem Kettenfaden und einfachem Schuß (schwarz und auch in Farben und gestreift) hergestellt. hautpsächlich für Sommerkleider und Weiberröcke verwendet. Gepreßte Konzentzeuge mit eingepreßten Figuren wurden daneben auch als Möbelstoffe verwendet.

539 Quinet, dem Konzent ähnlich, wurde auch mit eingepreßten Figuren hergestellt, vorwiegend blau und scharlachrot, für Weiberröcke, Männerschlafröcke, Kamisole, in Ungarn für Vorleibchen der Weiber viel verwendet.

540 Ein leichtes, durchsichtiges Gewebe, als Frauenkleiderstoff dienend. 541 Barkan (Baracan oder Barragan), aus besonders stark gedrehtem Garn, mit mehrfachen Fäden, in allen Farben und auch gewässert oder moiriert hergestellt, wurde als Kleiderstoff wie auch als Möbelstoff verwendet.

542 Meist mit dreidrähtiger Kette und doppeltem Einschlag hergestellt, wozu auch Angorawolle verwendet wurde. Der Erzeugung besonders feiner, sogenannter Brüsseler Kamelots widmete Sorgenthal seine besondere Aufmerksamkeit. Dreger, Künstlerische Entwicklung der Weberei und Stickerei. Wien 1904. S. 114 erwähnt nur, daß im 18. Jahrhundert noch in Italien und den Niederlanden diese Stoffart erzeugt wurde.

der Crepon,543 vermutlich auch Grisette, das Jesuitenzeug,544 endlich die Beuteltücher, 545

Flanell, der im Vergleich insbesondere zu Manufakturen Frankreichs und Englands eine untergeordnete Rolle spielte und zu Anfang des 19. Jahrhunderts in der Linzer Fabrik überhaupt nicht mehr erzeugt wurde, wurde sowohl glatt als auch geköpert, gefärbt und auch gedruckt hergestellt.546

Zu den fassonierten Zeugen zählen die Kalamanken (auch Callamanques), die nach Patronen als geblumte und gestreifte sowie auch als broschierte Gewebe (mit gefärbten Einschlagfäden) hergestellt wurden,5+7 sowie die feineren ebenfalls gezogenen, figurierten und geblumten Karole 548 und die als Amiens oder auch Droguet bezeichneten Gewebe.549 Droguet wurde auch als Halbseidenstoff, der Damast der Linzer Fabrik nur als solcher hergestellt.550

Tuchartiges Zeug ist der Strock,551 samtartiges die in mehreren Arten (auch mit Angorawolle) erzeugten Velpel oder Felpe.552

In den ersten Zeiten des staatlichen Betriebes wurden auch halbwollene und halbleinene Waren, wie Castor, Rasche

543 Ein grobes Wollenzeug, schwarz und in Farben hergestellt, hauptsächlich für Frauengewänder verwendet.

544 Ein rauhes und grobes Wollenzeug, das nur schwarz hergestellt und an Klöster abgeliefert wurde.

545 Aus verschieden feinen Wollsorten hergestellte. für die Müllerei bestimmte Gewebe.

546 Zumeist aus grober Wolle hergestelltes tuchartiges Gewebe, das auch für Kleider und als Unterfutter verwendet wurde.

547 Diese wurden namentlich für Weiberröcke in Ungarn und Siebenbürgen, später auch in Galizien verwendet.

548 In zahlreichen Dessins, schwarz und in allen Farben hergestellt, wurden diese namentlich als Beinkleider- und Westenstoffe benützt, gestreift auch als Möbelüberzugstoffe.

549 Ebenfalls mit zahlreichen Dessins (Blumen, Vögel u. a.) figuriertes gezogenes Gewebe, zumeist für Weiberkleider verwendet.

550 Zumeist aus weißer Seide und verschieden gefärbter Wolle, auch weiß geblumt.

551 Ein dickes geripptes Gewebe von verschiedenen Farben, zumeist für Beinkleider verwendet.

552 Mit zwei doppelten Ketten in verschiedenen Farben und auch figuriert, geschnitten oder ausgezogen hergestellt, namentlich als Ersatz für Pelzwerk verwendet.

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