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Vorwort.

Wenn ich auf den folgenden Blättern den Versuch

unternommen habe, die wechsel vollen Schicksale und den Betrieb des ältesten auf fabriksmäßiger Grundlage aufgebauten textilindustriellen Unternehmens Österreichs, der Linzer Wollenzeug fabrik, zu schildern, ferner die Anfänge der Verarbeitung der Baumwolle in größeren Betrieben im 18. Jahrhundert in den österreichischen Alpenländern, insbesondere in Niederösterreich, wo die Wiege dieses zeitweise die erste Stelle einnehmenden Industriezweiges der habsburgischen Länder stand, darzustellen, endlich den Beginn und die langsame Ausbreitung der österreichischen Zuckerindustrie bis in den Beginn des 19. Jahrhunderts zu verfolgen, gebe ich mich der Hoffnung hin, damit einige kleine, aber doch verwert bare Bausteine für die noch einer grundlegenden Ausarbeitung entbehrende neuere Wirtschaftsgeschichte der österreichischen Länder, zugleich ein Stück eingehender Geschichte der Wohlfahrtspolizei des absolutistischen Staates geliefert zu haben. Das Band, welches die Geschichte der zwei genannten Industriezweige mit der des großen Linzer Industriewerkes verknüpft, ist die von Kaiser Karl VI. privilegierte Orientalische Kompagnie.

Ein näheres Eingehen auf die Entstehung und Entwicklung der ja gewiß verhältnismäßig wenig zahlreichen, auf der Grundlage vergesellschafteten Kapitals zustandegekommenen industriellen Unternehmungen des 18. Jahrhunderts dürfte insbesondere deren außerordentlich große wirtschaftliche Bedeutung rechtfertigen. Diese erhellt am deutlichsten aus der einigen eingeräumten Monopolstellung, wobei es sich um die Erzeugung allgemein verbreiteter Gebrauchsgegenstände handelt, lag aber auch in der allmählichen Verbreitung neuer Produktionszweige sowie neuer Arbeits- und Organisations

weisen.

Wenn diese Bausteine Einschlüsse aus älteren Perioden vielleicht in einem den üblichen Umfang überschreitenden Ausmaße enthalten, so rührt dies daher, daß ich den Versuch, das charakteristische Zeitkolorit wenigstens teilweise zu erhalten, vor das Bestreben stellte, mit durchaus modernen Ausdrücken, die doch vielfach als Anachronismen wirken müßten, und mit Theorien und Anschauungen zu arbeiten, die der behandelten Zeitperiode durchaus fremd wären. Es sollten vornehmlich die realen Verhältnisse im Spiegel ihrer Zeit dargestellt und dieser möglichst ungetrübt erhalten werden, dies um so mehr, als der vollständige Abdruck von Quellen auf das äußerste beschränkt wurde und eine systematische Herausgabe solcher in größerem Umfange gegenwärtig wohl nicht zu erhoffen ist.

Wenn daneben allgemeine gesetzgeberische Maßnahmen, die ja übrigens auch zum großen Teile bereits der Vergessenheit entrückt sind, nur in geringerem Ausmaße Berücksichtigung fanden, so wurde dies einerseits dadurch veranlaßt, daß wenigstens auf den hier behandelten Gebieten von einer zielsicheren und ausdauernden Industriepolitik des 18. Jahrhunderts kaum gesprochen werden kann, anderseits aber auch dadurch, daß die Befolgung allgemeiner Normen in sehr beachtenswertem Umfange durch von Fall zu Fall getroffene Entscheidungen ersetzt oder unwirksam gemacht wurden. Da die archivalische Forschung, welche die Grundlage der folgenden Darstellung bildete, leider zum größten Teile auf Aktenstücke staatlicher Herkunft beschränkt sein mußte, konnten wohl lückenlose Bilder nicht geschaffen werden, doch ergab sich hiefür die Möglichkeit, der Stellungnahme der österreichischen Regierungen zu den ihnen neuen Problemen und ihrer Tätigkeit auf dem Gebiete der Behandlung industrieller Unternehmungen, die sehr verschiedenartig und nicht immer fördernd gewesen ist, eine genauere Beachtung zu schenken.

Ich erfülle eine angenehme Pflicht, wenn ich am Schlusse dieser Zeilen für die freundliche und ungemein liberale Unterstützung bei der langwierigen Benützung der sehr umfangreichen archivalischen Quellen den Herren Sektionsräten Dr. Moritz Faber und Dr. Gustav Bodenstein des Hofkammerarchivs (Archiv des k. u. k. gemeinsamen Finanzministeriums),

Herrn Hofrat Dr. Hans Schlitter sowie Herrn Sektionsrat Dr. Tankred Stokka und Herrn Haus-, Hof- und Staats-Archivar Dr. Roderich Gooß des k. u. k. Haus-, Hof- und Staats-Archivs, Herrn Universitätsprofessor Dr. Heinrich Kretschmayr, Direktor des Archivs des k. k. Ministeriums des Innern, Herrn Staatsarchivar Dr. Viktor Thiel, Leiter des k. k. StatthaltereiArchivs in Graz, der Verwaltung des Museums FranciscoCarolinum in Linz und den Herren Direktoren des oberösterreichischen Landesarchivs, kaiserlichen Rat Dr. Krackowizer und Dr. Ignaz Zibermayr meinen wärmsten Dank ausdrücke. Für einige wertvolle Beiträge und Hinweise bin ich überdies Herrn k. u. k. Generalkonsul Karl v. Peez zu aufrichtigem Danke verpflichtet.

Wien, 25. April 1918.

Der Verfasser.

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