Grundriss der griechischen Litteratur, Band 2

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Häufige Begriffe und Wortgruppen

Beliebte Passagen

Seite 25 - Es wird mir aus allem, was Sie sagen, immer klarer, daß die Selbständigkeit seiner Teile einen Hauptcharakter des epischen Gedichtes ausmacht. Die bloße, aus dem Innersten herausgeholte Wahrheit ist der Zweck des epischen Dichters : er schildert uns bloß das ruhige Dasein und Wirken der Dinge nach ihren Naturen, sein Zweck liegt schon in jedem Punkt seiner Bewegung; darum eilen wir nicht ungeduldig zu einem Ziele, sondern verweilen uns mit Liebe bei jedem Schritte.
Seite 694 - Tragödie offenbar viel besser aus, sie exponieren sich geschwinder, und ihre Züge sind permanenter und fester. Die Wahrheit leidet dadurch nichts, weil sie bloßen logischen Wesen ebenso entgegengesetzt sind als bloßen Individuen.
Seite 694 - Oedip und in der Antigone bloß die kalte Königswürde. Man kommt mit solchen Charakteren in der Tragödie offenbar viel besser aus, sie exponieren sich geschwinder, und ihre Züge sind permanenter und fester.
Seite 53 - Uns Bewohner des Mittellandes entzückt zwar die Odyssee, es ist aber nur der sittliche Teil des Gedichtes, der eigentlich auf uns wirkt; dem ganzen beschreibenden Teile hilft unsere Imagination nur unvollkommen und kümmerlich nach. In welchem Glänze aber dieses Gedicht vor mir erschien, als ich Gesänge desselben in Neapel und Sizilien las...
Seite 71 - Wahrheitsliebe, den es athmet, durch die strenge Bestimmung und feste Verkettung einer so langen Reihe von Gedanken und Beobachtungen dieser Art und dieses...
Seite 24 - Das macht überhaupt die Heiterkeit der Homerischen Götter und die Ironie in der Verehrung derselben aus, daß ihre Selbständigkeit und ihr Ernst sich ebenso sehr wieder auflösen, insofern sie sich als die eigenen Mächte des menschlichen Gemüts dartun und dadurch den Menschen in ihnen bei sich selber sein lassen
Seite 694 - Es ist mir aufgefallen, daß die Charaktere des griechischen Trauerspiels, mehr oder weniger, idealische Masken und keine eigentliche Individuen sind, wie ich sie in Shakespeare und auch in Ihren Stücken finde.
Seite ix - Ein großer Mann ist in jeder Gattung und in jedem Zeitalter eine Erscheinung, von der sich meistenteils gar nicht, und immer nur sehr unvollkommen Rechenschaft ablegen läßt. Wer möchte es wohl unternehmen zu erklären, wie Goethe plötzlich dastand, der Fülle und Tiefe des Genies nach, gleich groß in seinen frühesten wie in seinen späteren Werken?
Seite 689 - Gemütsfreiheit, und indem er unsre Tätigkeit nach einer einzigen Seite richtet und konzentriert, so vereinfacht er sich sein Geschäft um vieles und setzt sich in Vorteil, indem er uns in Nachteil setzt.
Seite 25 - Eine Haupteigenschaft des epischen Gedichts ist daß es immer vor und zurück geht, daher sind alle retardirende Motive episch. Es dürfen aber keine eigentliche Hindernisse seyn, welche eigentlich ins Drama gehören. Sollte dieses Erforderniß des Retardirens, welches durch die beyden Homerischen Gedichte überschwenglich erfüllt wird, und welches auch in dem Plan des meinigen...

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