Titan, Band 2

Cover
in der Buchhandlung des Commerzien-Raths Matzdorff, 1801
 

Andere Ausgaben - Alle anzeigen

Häufige Begriffe und Wortgruppen

Beliebte Passagen

Seite 9 - Alle herrliche Zustände der Menschheit, alle Bewegungen, in welche die Liebe und die Freundschaft und die Natur das Herz erheben, alle diese durchging er früher in Gedichten als im Leben, früher als Schauspieler und Theaterdichter denn als Mensch, früher in der Sonnenseite der Phantasie als in der Wetterseite der Wirklichkeit; daher als sie endlich lebendig in seiner Brust erschienen, konnt' er besonnen sie ergreifen, regieren, ertöten und gut ausstopfen für die Eisgrube der künftigen Erinnerung.
Seite 13 - Wahrheiten, zerschmolzen herumschwammen - mit ruchloser Kraft vermögend, alles zu wagen und zu opfern, was ein Mensch achtet, weil er nichts achtete...
Seite 159 - Tauben süß-schauernd in seinem Bade, aber in der Ferne standen die Wälder wie gerüstete Heere fest und ihre Gipfel wie Lanzen. — Majestätisch schwammen durch das Blau die silbernen Inseln, die Wolken, und auf der Erde schritten Schatten riesenhaft über Ströme und über Berge — im Tale blitzte die Rosana und rollte in den Eichenhain. - Er trat ins warme Tal hinab, die Weiden schäumten, und ihr Same spielte in seiner Wolken-Flocke, eh...
Seite 179 - Norden dämmerte die Sonne hinter den Orkaden - rechts nebelten die Küsten der Menschen — als ein stilles, weites Land der Seelen stand das leere Meer unter dem leeren Himmel - vielleicht streiften Schiffe wie Wasservögel über die Fläche, aber sie liefen zu klein und weiß unter dem Schleier der Ferne - Erhabene Wüstenei! über dir schlägt das Herz größer! — Auch du gehst fort, bleiche Sonne, und als ein weißer Engel hinab ins stille Kloster der Eismauern des Pols und ziehest dein blühendes,...
Seite 213 - Welt schweb' ich still! Vor mir donnert der Rhein, hinter mir das Wetter - die Stadt Gottes mit unzähligen glänzenden Türmen liegt vor mir - tief in der Ferne stehen auf ewigen Tempeln weiße helle Götterbilder und der hohe König der Götter, der Montblanc, und der auf die tiefe Erde herabgeworfene Rhein steigt als ein weißer Riesengeist wieder auf und hat...
Seite 10 - Blute; er stürzte sich in gute und böse Zerstreuungen und Liebeshändel und stellte hinterher alles auf dem Papier und Theater wieder dar, was er bereuete oder segnete; und jede Darstellung hölte ihn tiefer aus, wie der Sonne von ausgeworfenen Welten die Gruben blieben.
Seite 135 - Menschen auf einem Hügel und neben ihm zwei leere Pferde weidend. Mein Auge wurde naß, da es sich auf zwei getrennte, einander von Bergen verdeckte Menschen richten konnte, beide schmachtend und träumend, er die heilige Zukunft in Süden suchend und sie ihre in Norden; indes für mich wie für einen Gott alles nur Gegenwart war. Ich riß ein Blatt aus diesem Buch, schrieb darauf: »Eile, Jüngling, die schöne...
Seite 118 - Prosaiker sind, welche in dieser Liederkonkordanz so sprechen. Die Poesie aber muß frei sein und bloße Form, und es muß ihr — wenn man sie nicht wie einige Teufel von mehr Herz als Kopf zum Stoff verkörpern will — jede Empfindung, auch die allersittlichste, darzustellen zugelassen sein. Ist es nicht unbillig, darum von bloßen Darstellungen auf das Herz zu schließen und den Dichter nicht von dem Menschen abzusondern, da man doch in weit...
Seite 129 - Naphthaquellen. So ging es selig dahin — in der weißen busenwarmen Nacht. Ich wußte nicht, welches Land unter mir grüne. Ich wühlte mich noch tiefer in den silbernen Dampf. Ein paarmal wälzte sich der Blütenrauch von Gärten herauf. Einmal fuhren Waldhörner wie Blitze durchs Gewölk und tanzten nahe vor mir wie Geister in der Luft. Lange war es still. Wieder klingelte ein Glockenspiel, also aus einer zugedeckten Stadt unter mir. Dann wurd

Bibliografische Informationen