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94 Polit. und kirchl. Reden aus dem Anfange des 16 Jahrh.

4) Die Rede Scheurl's erschien gedruckt Bononiae 1506 4. Ich benußte ein (auf der v. Ponickauischen Bibliothek zu Halle befindliches) Exemplar der zweiten Auflage, welche unter dem Titel: ,,Libellus De Laudibus Germanie et ducum Saxonie editus a Christophoro Scheurlo Nürembergensi Jurisutriusque Doctore. Fortes Fortuna Formidat", im Juni 1508 zu Leipzig bei Martin Lanzperg erschien.

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Ausgang des Petrus Ravennas.

Petrus Ravennas verließ Greifswald im Früh jahr 1503. Herzog Bogislav X. beschenkte ihn mit 100 Ducaten und einem Pferd, auch war ihm ein offenes Empfehlungsschreiben, eine Art Paß, eingehändigt.

Als Kurfürst Friedrich von Sachsen von der Reise des berühmten Italieners vernahm, schickte er an denselben Boten mit der Einladung, Wittenberg zu berühren. Petrus folgte gern und wurde sehr ehrenvoll von dem Kurfürsten und seinem Bruder Johann empfangen. Wenn wir Ortuin Gratius, der in seiner Criticomastir hierüber berichtet, Glauben beimessen dürfen, empfingen die Fürsten Petrus schon vor der Stadt und führten ihn unter großem Pomp in dieselbe ein. Am 3. Mai hielt Petrus

Gewalt des Römischen

seine Vorlesung: Ueber die Papstes und des Kaisers1). Bald gab er auch den Bitten der Fürsten nach, an der neugegründeten Hochschule Wittenberg Lehrvorträge zu halten. Doch scheint es nicht, als ob Petrus ein ordentliches Lehramt (eine Lectura ordinaria) an derselben übernommen habe, er ist weder bei der Universität immatrikulirt, noch wird er irgendwo als Ordinarius Vitebergensis be

zeichnet, dagegen findet sich sein Sohn Vincentius zu Anfang des Wintersemesters 1503/4 als „Vincentius de Thomais Ravennas utriusque iuris doctor paduensis" in die Wittenberger Matrikel eingetragen und wurde der= selbe am 1. Juni 1504 zum Rector der Universität erwählt. Als vor Ostern 1505 D. Nicolaus Marschalk Wittenberg verließ, erlangte Vincentius das Ordinariat des Coder und behielt dasselbe bis zu seinem Abzug. Walburgis 1507 succedirte ihm D. Hieronymus Schürpf Petrus las daher in Wittenberg bloß extraordinarie und mag dieß seinen doppelten Grund darin haben, daß ihm in Padua seine ordinaria lectio iuris canonici offen gehalten war und daß er bei Herzog Bogislav X., dessen Universität er soeben mit der ausgesprochenen Absicht, nach Italien zurückzukehren, verlassen hatte, nicht durch Annahme einer ordinaria lectio an einer andern Hochschule anstoßen wollte. Daher tragen auch des Petrus Vorlesungen in Wittenberg einen anderen Charakter, als die herkömmlichen und vorschriftsmäßigen eragetischen Hauptcollegia jener Zeit. Zunächst nämlich trug er seine ,,Sermones extraordinarii“ vor d. H. Reden über verschiedene religiöse und moralische Themata und das sind wohl die Vorlesungen, welche Kurfürst Friedrich und sein Bruder Johann fleißig besuchten. Ferner aber lehrte er auf Grundlage seiner eigenen Compendien des Civilund des canonischen Rechts. Das Compendium iuris civilis erschien schon im Jahr 1503 zu Wittenberg im Druck2); ebenso Ende Aprils 1504 die ersten Theile des Compend. iuris canonici3)

Auch andere seiner Werke ließ Petrus während des Aufenthalts in Wittenberg dort und in Leipzig drucken. Unter seinen Wittenberger Freunden sind Nikolaus

Marschalk 4), Chilian Reuter aus Mellerstadt 5) und Herrmann Trebelius aus Eisennach) hervorzuheben, welche die Drucke der Schriften des Lehrers mit lobpreisenden Gedichten zierten. Marschalk schrieb auch die Vorrede zum Compend. iur. civil. Petrus hinwieder bemühte sich, die Sächsischen Fürsten, den ersten Kanzler der Universität Wittenberg Göswin v. Orsoy, Präceptor der Antonierherrn zu Lichtenberg, den Kurfürstlichen Rath Heinrich v. Bünau, den Kurfürstl. Secretär Degenhardt Pfefs finger und Andere mit Lobgedichten zu verherrlichen.

Mit viel Selbstgefühl erzählt Petrus, daß er ein sehr vornehmes Auditorium in Wittenberg gehabt habe. Entrüstet gedenkt er eines Sächsischen Gelehrten der auf die Frage der Kurfürsten, ob er Petrus schon lesen gehört, sofort antwortete:,,Nein, Erlauchtester Fürst, obwohl ich es wußte, daß er lese -." Im Sommer 1506 kam die Pest nach Wittenberg und wüthete so stark, daß die Universität am 7. August (in die Udalrici episcopi) nach Herzberg verlegt wurde. Schon vorher aber hatte Petrus Wittenberg verlassen. Im Juli hatte er seine Vorlesungen über das Compend. iuris civilis mit den Worten geschlossen: „Wie ihr seht, liebe Zuhörer, vertreibt uns die Pest von der Universität. Seiner Zeit gedenke ich das begonnene Werk, will's Gott, zu vollenden.“7)

Petrus wendete sich nach Köln. „Ortuin Gratius schilderte die große Spannung, mit welcher man dem öffentlichen Auftreten des Ankömmlings entgegensah. Der Tag der ersten Vorlesung brach an. Ein sehr ge räumiger Hörsaal vermochte nicht die Menge der Hinzueilenden zu fassen. Dicht gedrängt standen sie im Innern und bis weit über die Thüre hinaus im Freien: Mancher suchte sich einen Plaß auf den Aesten der Bäume

vor den Fenstern, mancher im Sparrenwerk des Daches. Dem gewaltigen Getöse, welches durch das Zusammenströmen so vieler Menschen entstanden war, folgte plöt lich lautlose Stille. Petrus war erschienen und begann zu sprechen. Wie ein majestätischer Strom floß seine Rede, Alles lauschte mit gespanntester Aufmerksamkeit. Und als er geendet hatte erscholl ein gewaltiger Beifallssturm, wie er in Köln kaum noch gehört war.

In Folge dessen beeilte sich der Nath der freien Reichsstadt, den wandernden Gelehrten für die Univer sität auf längere Zeit zu gewinnen. Petrus übernahm es, in beiden Rechten außerordentlich zu lehren und erhielt dafür eine — allerdings nicht hohe Besoldung 8).

Hierauf wurde Petrus am 3. Dez. 1506 bei der Universität immatrikulirt und ihm ,,ob reverentiam personae" die Inscriptionsgebühr erlassen 9).

Petrus las nun über sein Compendium iuris canonici. Doch scheint die Vorlesung nur darin bestanden zu haben, daß Petrus das Buch dictirte und einzelne Zusäße und Erläuterungen anschloß.

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Auch seine Sermones extraordinarii" trug er wieder vor und besorgte im Winter 1506 auf 1507 den Druck derselben, sowie einiger anderer damit verbundener Werke (Repetitio cap. Inter alia; Libellus de potestate papae et imperatoris; Clypeus contra Caium Doctorem) 10). Wir erfahren aus dem Schluß des Werkes, daß Petrus und seine Gattin Lucretia der Welt Valet gesagt und das Gewand der Brüder und Schwestern vom Orden des heil. Franciscus, der soge nannten Tertiarier, genommen hatten. Der Drucker vollendete seine Arbeit in den ersten Wochen des Februar 1507.

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